Xiongnu
Hsiung-nu (chin. Xiong-nu <=> "Schreckliche Sklaven") ist die chinesische Bezeichnung für jene Reiternomaden, die zwischen dem 3. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert weite Teile Zentralasiens kontrollierten. Sie wurden nach Niederlagen gegen die Chinesen und benachbarte Stämme aufgesplittert und zum Teil westwärts abgedrängt.
In Europa wird für diese Gruppen oftmals der Begriff Hunnen verwendet. Auch die heutigen Turkvölker sehen in ihnen - mehr oder minder berechtigt - ihre unmittelbaren Vorfahren. Aber faktisch ist weder die Identität der Hsiung-nu mit den europäischen Hunnen noch der alleinige Anspruch der Türken auf ihre Geschichte sicher gegeben. Es handelte sich stets um Nomaden, die sich aus verschiedenen ethnischen und kulturellen Gruppierungen zusammensetzten und sich je nach politischer Großwetterlage in rudimentären Staatswesen organisierten, trennten und neu organisierten.
Ursprünge der hunnischen Völker
Es spricht aber heute vieles für eine Herkunft der Turuk, Hsiung-nu und Hunnen aus der heutigen Mongolei und der angrenzenden Altai- und Sajangebirge. Diese als "Hunnen" bezeichneten Völkerschaften werden verschiedentlich mit verschiedenen Namen bezeichnet. Doch im Grundsatz gilt: es wird immer der gleiche Stammesverband beschrieben. Nachfolgend seien hier die bekanntesten Volksbezeichnungen aufgeführt: Hun <=> Huna <=> Khuni <=> Chuni <=> Suni <=> Sunni <=> Hunny <=> Gunny <=> Hiung-nu <=> Hsiung-nu <=> Xiong-nu <=> Xiyon
Aber auch die Namen ihrer frühsten Teilstämme sind uns überliefert worden, die später die als Hunnen bezeichneten Völker beerben sollten. Nachfolgend seien die wichtigsten Teilvölker genannt:
- Uiguren <=> Uange, Bugu oder Pugo, Bayegu oder Baiyrku, Tunlo oder Tongra, Sygye
- Seyanto oder Scha’to <=> Kibi, Tölös oder Tele, Dubo oder Dabo bzw. Tuba
- Telegiten <=> Dolange, Husye, Higye, Adye oder Eduz, Baysi
- Jakuten <=> Iski-Saqa, Guligan oder Kurykan
Die Hsiung-nu gingen also wie die ihnen verwandten Hunnen aus einer Verschmelzung verschiedener Altai- und Sajanvölker hervor. Dort vermischten sich über mehrere Jahrhunderte etliche indogermanische Gruppen (Saken, Sarmaten) einerseits und proto-mongolische Volksteile aus der Taiga sowie aus dem chinesischen Randgebiet vertriebene Viehzüchter andererseits. Die so genannten "Chieh" oder "Chi-Chi-Hunnen", einer der 19 Stämme der Hsiung-nu-Konföderation wurden zum Beispiel an ihren langen Nasen und vollen Bärten erkannt (349 v. Chr.).
Im 8. Jahrhundert v. Chr. verzeichnet man am Altai bereits Pferdeschirrungen und das Fehlen fester Siedlungen. Den Chinesen waren diese Barbaren unter den nacheinander benutzten Sammel-Bezeichnungen "Jung", "Ti" und "Hui" und "Hiu-yun" bekannt. Die Ti werden beispielsweise in zwei Feldzügen (714 und 541 v. Chr.) als zu Fuß kämpfend beschrieben. Die Hsiung-nu - laut gängiger Überlieferung ein "Zweig" der oben aufgeführten Stämme - waren überwiegend als Reiternomaden anzusehen. Doch einige von ihnen werden in Transbaikalien als sesshaft beschrieben.
Vorgeschichte
Als legendenhafter Stammvater der Hsiung-nu und der Hunnen gilt Chungvi Khan, der erstmals 1800 v. Chr. erwähnt wird. Im Jahre 1766 v. Chr. soll in Inschriften der chinesischen Xia-Dynastie erwähnt worden sein, dass Kia, 17. Mitglied dieser Dynastie, entmachtet wurde. Laut dieser (mehr in den Bereich der Legenden zuverweisende]] Aufzeichnung begründete dessen Sohn Sunni nun mit 500 Stammesangehörigen den eigenständigen "Hui-Stamm". Dieses "Hui-Volk" wurde wohl zum tragenden Stamm der späteren Hsiung-nu und der Hunnen, da vor allem die heutige türkische Turkologie sie als solchen bezeichnet. Sunni begründete vielleicht auch den bedeutenden "Tuyku-Klan", auf den sich vor allem die Herrscher der Hsiung-nu und der Hunnen zurückführten. Dieser war mit dem Klan der "Aschina-Chuni" eng verwandt und auf diesen Klan führten sich alle späteren Herrscher der "Gök-Türken") zurück.
Für etwa 1399 v. Chr. werden die ersten Ansätze eines späteren "Hunnen-Staates" im Hochland von Ordos erkennbar. Für 1200 v. Chr. wird dieses lose Nomadenreich von chinesischen Chronisten erstmals erwähnt.
679 v. Chr. riefen die "Huan-Hun" eine Kuriltai in Tsi ein. Sie übernahmen nun die Rechtsvorschriften von Chou. 665 v. Chr. beginnt die Herrschaft der als "Huan-Hun" bezeichneten Völker in Tsi, die bis 643 v. Chr. andauern sollte.
Um 318 v. Chr. wird zum ersten Mal ein historisches Dokument überliefert, das nicht in den Bereich der Legenden zu verweisen ist: Der Grenz-Vertrag zwischen den Chinesen und Hsiung-nu wird unterzeichnet.
Die Hsiung-nu
Um 300 v. Chr. setzte sich nun bei den Steppennomaden der Hsiung-nu die Volksbezeichnung "Hunne" durch, während die alte Bezeichnung "Turuk" nur noch auf den hunnischen Erbadel angewendet wurde. Für diese Zeit werden von den Chinesen auch vier hunnische Stämme (Xu-la, Lan, Hiu-bu, Siu-lin) verzeichnet, sie unterstanden meist den "Tanhu" <=> den Königen der östlichen Hsiung-nu.
Im 3. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Hsiung-nu unter Tu-men (Teoman) und seinem Sohn Mao Tun (209 - 174 v. Chr.) ein großes Reich, das mehrfach Han-China bedrohte. Dieses Reich der verschiedentlich als "Groß-Hunnen" (türkisch: Büyük Hun) bezeichneten Hsiung-nu umfasste formal rund 18.000.000 km². Sein Schwerpunkt war die Mongolei, speziell das westmongolische Gool Mod, das sich in der Nähe des Mongolischen Altais befand und das zentralmongolische Ötüken'de Noyon-Uul (dem heutigen Noin Ula).
Die Hauptrivalen der Hisung-nu bei der Reichsgründung (vgl. Mao-dun) waren die gleichfalls nomadischen Stämme der Yüe-tschi im Raum des heutigen Kansu, die als Söldner der Chinesen galten.
Die Herrscher entstammten dem "Suylyanti-Klan", einem Unterklan der Tuyku, und begründeten nun jene alttürkische Tradition, die alle nachfolgenden Steppenvölker nach ihnen für ihre "Nomadenreiche" übernehmen und ausbauen sollten; erst im 13. Jahrhundert würde diese Tradition durch die Militärschläge der Mongolen Dschingis Khans zerschlagen werden.
Für das Hsiung-nu-Reich Mao-tuns (Mete Bagatir, Maotun, Batur) sind uns durch die chinesischen Schriftgelehrten des Altertums zwei Banner überliefert worden, die sich allerdings sehr ähnlich waren: Goldfarbene und Rote Tücher mit einem Drachen in der Mitte, die sich die beiden Hsiung-nu-Herrscher von den Chinesen entliehen hatten. Vor der Reichsgründung führten die Stämme der Hsiung-nu und der Hunnen weiße Tücher, in denen mittig ein goldener Wolfskopf aufgelegt war.
Es werden bei den Hsiung-nu auch Elemente eines frühen Staates verzeichnet. In bestimmten Bereichen galten einheitliche Gesetze und Strafen. Ferner führte Mao-tun eine schnell einsetzbare militärische Gefolgschaft ("Ordu") ein und es wurde eine starke Zentralverwaltung mit mehreren Rangstufen geschaffen, die unter Mao-tuns Sohn Ki-ok (Laosheng, reg. 174-161 v. Chr.) ausgebaut wurde. Letzter führte auch eine Form staatlicher Abgaben (Steuern) ein.
Doch über die unterworfenen Stämme herrschten die Tuyku- und Aschina-Fürsten nur formal, denn in der Praxis bestanden die eingegliederten Stämme weiter, die Hsiung-nu tauschten nur die jeweilige Führungselite aus. Das Hsiung-nu-Reich umfasste laut chinesischen Chroniken vier Völkerschaften und zerfielen in 24 Klans. Die bedeutenden von ihnen waren: Suylyanti, Kuyan, Lan, Suybu, Tsulin, Taychi, Uyti und Tsetszuy .
177 v. Chr. teilte Mao-tun dem chinesischen Herrscher schriftlich mit, dass in seinem Reich nun 26 Völker lebten, die nun alle "Hunnen" seien; die alten Stammesnamen "Türük", "Türkü" usw. seien nur noch die Bezeichnungen des Adels.
Die Chinesen nannten diese Steppennomaden aus dem Norden "Xiong-nu", das bei uns als Hsiung-nu Eingang in die Geschichtsbücher fand. Die Chinesen der Han-Zeit beschrieben die Hsiung-nu als "kampfeslustige, kraftvolle Menschen mit unterentwickelter Kultur", jedoch sei das "Kriegshandwerk bei ihnen äußerst hoch entwickelt". Besonders die Reiterei und die Kunst des Bogenschießens wurden von den Chinesen hervorgehoben.
Mao-tun starb 174 v. Chr. und dessen Sohn Ki-ok (auch: Laosheng) trat die Nachfolge an. Unter Ki-oks Regierung griffen die Hsiung-nu 160 v. Chr. ihre Erzfeinde an, und durch den endgültigen Sieg über die Yüe-tschi lösten sie eine wahre Völkerwanderung aus, als sie die Yüe-tschi aus der heutigen chinesischen Provinz Kansu vertrieben. Ki-ok fand bei diesem Feldzug den Tod.
In der Zeit zwischen 141-128 v. Chr. ließen sich die Yüe-tschi ihrerseits in Baktrien nieder, wo auch die mitgerissenen Saken (Teile der Skythen) verblieben. Viele Skythen zogen es jedoch vor, in den Westen abzuwandern und in ihrem Gefolge zog ein kleines turkstämmiges Völkchen mit: die Saqa-Urakar, deren Königstitel "Makar" war.
Nach wiederholten Auseinandersetzungen besiegte Han-China die Hsiung-nu und drängte diese in ihr eigentliches Stammland zurück: 119 v. Chr. erlitten die Hsiung-nu unter Mao-tuns Enkel Yizhixie (126 - 114 v. Chr) eine schwere Niederlage beim heutigen Urga in der Mongolei, da der Schan-yü den Chinesen unter dem Feldherrn Huo Qubing eine ungefährdete Durchquerung der Gobi nicht zugetraut hatte.
In diesen Auseinandersetzungen wurde auch die Kontrolle über die Seidenstraße ein wichtiger ökonomischer Faktor für die Hsiung-nu, so dass sich die Chinesen dort festsetzten (102/101 v. Chr. und 73 - 94, letzteres unter General Pan Chao).
Um 60 v. Chr. zerfiel der Herrschaft der Hsiung-nu in 5 Horden durch eine Folge von Bruderkämpfen, die von China gefördert wurden. Es gelang unter Hu-han-ye (58 - 31 v. Chr.) noch einmal eine vorübergehende Einigung. Hu-han-yeh ging an den Hof des Han-Kaisers Chinas, unterwarf sich und triumphierte so über seine Rivalen (51 v. Chr.). Eine Horde unter Chih-chih (die Chi-Chi-Hunnen) blieb jedoch unabhängig und ließ sich in der Nachbarschaft der Alanen am Tschu nieder, wo Chih-chih 35 v. Chr. von den Chinesen überrascht und getötet wurde.
Im späteren Turkestan – damals noch "Turan" genannt – sind uns einige Inschriften der Hsiung-nu überliefert worden. Meist waren es Bezeichnungen der Macht: Dabei wurden die Vorläufer der späteren türkischen Runen verwendet und die meisten Wörter lauteten Turan Hun (Turan-Hunnen) beziehungsweise Yabgu Turan Hun (Prinz der Turan-Hunnen). Dies beweist, daß sich die Hsiung-nu zu diesem Zeitpunkt noch als Hunnen gefühlt haben müssen und das es bei ihnen als völlig normal galt, sich als solche zu bezeichnen; aus diesen "Turan-Hunnen" sollten die späteren Hephthaliten hervorgehen.
Die Hsiung-nu hatten sich aber mit der Zeit bedeutend verändert. Auf ihren langen Zügen hatten sie sich mit anderen – meist indogermanischen - Völkern vermischt und begannen nun, deren Kultur zu übernehmen. Sie gewannen dadurch eine gewaltige Volkskraft, die auch ihrer eigenen, unterentwickelten Kultur zugute kam: Die Hsiung-nu waren zu intelligenten Reitervölkern geworden, die zugleich Viehzüchter und Ackerbauern, aber auch gefürchtete Krieger waren.
Sie begannen feste Städte zu errichten und mit ausländischen Staaten regen Handel zu treiben. Unter anderem gründeten die Hsiung-nu die Orte Ordu Balyk und das weiter nördlichere Kara Balagasum, das alte Kuz Ordu. Aber auch Städte wie Kara Hotscho, Kaschgar und Jarkand wurden von ihnen gegründet. Die Städte Özkand und Aulie Ata zeugen davon, dass die Hsiung-nu ein Volk türkischer Sprache waren; aus dem kleinen Oasenörtchen Aulie Ata wurde in späterer Zeit die bedeutende kasachische Millionenstadt Alma-Ata.
Im Jahre 1957 fand man in Gool Mod, dem einstigen Heer- und Hauptlager des Hsiung-nu-Schan-yü durch Zufall eine riesige Gräberstätte der hunnischen Hsiung-nu. Darunter auch das Grab des zwanzigsten Schan-yü, der 37 n. Chr. verstarb. Dieses Grab wurde zwischen 2001 und 2002 von einer französisch-mongolischen Forscher-Gemeinschaft freigelegt. Dabei wurde unter anderem festgestellt, dass die Hsiung-nu eine fortgeschrittene Kultur hatten und nicht das "kulturlose Volk" waren, als das sie üblicherweise dargestellt werden (obschon das Grab kurz nach seiner Fertigstellung geplündert wurde, fanden sich dort 250 Gegenstände; beispielsweise feine Goldschmiedearbeiten und chinesische Schlangenornamente, die die Drachen- und Tiersymbolik der Steppenvölker ablöste, und die die Beziehungen der Hsiung-nu zu China aufzeigten, da auch ein chinesischer Spiegel dem Grabe beigelegt war).
Ein anderes bedeutendes Gräberfeld der Hsiung-nu ist zwischenzeitlich auch in Noin Ula (älter Noyon Uul) gefunden worden.
Diskussion über die Identität von Hsiung-nu und Hunnen
Es herrscht keine völlige Einigkeit über die Identität der Hsiung-nu mit den europäischen Hunnen. Gewisse Indizien sprechen jedoch stark dafür, dass beide Völkerschaften identisch waren:
- beide Stämme sprachen türkisch (siehe hierzu auch: Hunnische Sprache),
- beide Völker wurden von ihren Nachbarn mit den gleichen Schimpfwörtern bedacht,
- ihre Wanderung ist bis auf die Lücke von etwa 180 Jahren nachvollziehbar und
- laut Altheim existieren Briefe sogdischer Handelsleute aus dem 4. Jahrhundert, welche die Wörter "Hsiung-nu" und "Hunnen" synonym verwendeten.
Die "Hun" werden laut Haussig in einer chinesischen Chronik auch als Unterstamm der Sien-pi verzeichnet, so dass die europäischen Hunnen durchaus auch im Kontext des Sien-pi-Reiches formiert worden sein könnten. Die von den Wolgabulgaren übermittelten Klannamen "Dulo" und "Ermi" weisen laut Altheim nur auf eine mittelasiatische Herkunft hin, speziell auf die Tul-oq, eine Untergruppe der On-Oq, sowie auf den Balchaschsee .
Sprachverwandtschaften des Hunnischen
Es spricht aus sprachlicher Hinsicht heute vieles für eine Herkunft der Turuk, Hsiung-nu und Hunnen aus der heutigen Mongolei und der angrenzenden Altai- und Sajangebirge. Zum Beispiel, dass vor allem die Russen die Völker der heutigen Türken, Mongolen und Tungusen noch in der hiesigen Zeit als "hunnische Völker" zusammenfassen.
Doch dürften vor allem die heutigen Mongolen und Türken mehr mit den Hunnen verwandt sein, als beispielsweise die Tungusen. Das ergibt sich aufgrund vieler übereinstimmender Begriffe des Grundwortschatzes.
Turuk-Hunnisch | Göktürkisch | Türkisch | Mongolisch | Deutsch |
---|---|---|---|---|
hun | hun | halk (aus dem Persisch-Arabischen) | hün | Mensch, Volk |
ulus | ulus | ulus | uls (altmongolisch: ulus) | Lager, Stamm, Volk, Nation |
tengri, tanry | tengri, tanry | tanrı | tenger (daneben auch alttürkisch: tengri) | Himmel, Gott |
kok oder qoq | kök oder qök | gök, mavi (aus dem Persischen) | höh (daneben auch alttürkisch: qök) | blau, Himmel |
tengeriz, dengiz | tengis | deniz | tengis (mongolisches dalai nur noch in der Religion) | Meer |
khan oder qan | khan | han | haan oder xaan (daneben auch alttürkisch: qan) | Herrscher, König |
khaghan oder qaqan | khaghan | kağan | haan oder xaan (altmongolisch: hagan; daneben auch alttürkisch: qagan) | Herrscher, Kaiser |
khanum oder qanum | khanum oder qanum | hanım | khatan (daneben auch alttürkisch: qanum) | vornehme Dame, Herrscherin; heute auch Bedeutung von: Ehefrau |
ordu | ordu/orda | ordu | ördö | Horde, Heer, Armee |
orta | orta | orta | örtö | Gemeinschaft |
altun/altyn | altyn | altın | altan (daneben auch alttürkisch: altyn) | Gold, golden |
su | su | su | us (daneben auch alttürkisch: su) | Wasser |
ak | ak | ak | aq | weiß |
khara | khara, qara | kara | har (daneben auch alttürkisch: qara) | schwarz |
Diese Auflistung beweist, dass vor allem die Alt-Türken als sprachliche "Erben" der Turuk-Hunnen bzw. der Hsiung-nu anzusehen sind. Die heutigen türkischen Hoch-Sprachen, Türkisch, Aserbaidschanisch, Turkmenisch (= Oghusisch) und Usbeko-Uigurisch weisen aufgrund ihrer frühzeitigen Islamisierung seit dem 8. Jahrhundert einen großen arabisch-persischen Einfluss auf. Doch bereits in den Sprachen der Tataren, Kasachen und Kirgisen (= Kyptschakisch) nimmt dieser islamische Einfluss bereits merklich ab und in den Sprachen der Altai-Türken (= Kirgis-Kyptschakisch) fehlt er völlig. Die letzteren zeigen vielmehr einen fließenden Übergang ins Mongolische, während die nordöstliche türkische Sprache, das Nordtürkische, unter anderem die Sprache der Jakuten, einen großen tungusischen Spracheinfluss aufweist (damit könnten weitläufig die Turksprachen der hiesigen Zeit im aller weitesten Sinne als "hunnische" Sprachen betrachtet werden).
Bei den europäischen Nachfahren der alten On(o)guren, den Tschuwaschen, ist für den Laien die hunnisch-türkische Herkunft dieses Wolgabulgarischen nicht mehr und für einen türkischen Muttersprachler kaum noch zu bemerken - zu sehr gingen die alten Hunno-Bulgaren in den benachbarten slawischen und finnischen Sprachen auf, während das hunno-bulgarische Donaubulgarische auf dem Balkan völlig verschwand.
Siehe auch: Geschichte der Mongolei, Hunnen