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Kult

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Kult (v. lat.: cultus [deorum] Götterverehrung, aus colere anbauen, pflegen), auch Kultus, umfasst die Gesamtheit aller religiösen Praxis.


1. Definition

Obwohl der Begriff "Kult" im Allgemeinen für die Bezeichnung von religiösen/spirituellen Handlungen benutzt wird, wird er in der Alltagssprache weiter gefaßt und auch auf andere Arten von ritualisierten Handlungen angewandt. Ein "Kult" umfasst in jedem Fall folgende drei Aspekte:

  • ein Objekt (um das sich der Kult dreht)
  • eine Gruppe von Individuen (die diesen ausführen)
  • eine Reihe mehr oder weniger ritualisierter Handlungen

a. Religiöse/spirituelle Kulte

Zu kultischen Handlungen versammeln sich Menschen, um mit einer überirdischen Wesenheit (Gottheit oder andere) in Verbindung zu treten, mit dem Ziel, sie gewogen zu stimmen oder zu einer bestimmten Handlung zu motivieren. Meist folgt eine Kulthandlung einem tradierten und ritualisierten Ablauf.

Religiös motivierte Kulte werden allgemein über das von ihnen verehrte Objekt definiert. Sie auch: Gottesdienst, Dionysoskult; Dämonenkult, Ahnenkult, Totenkult, Heiligenverehrung.

b. Profane Kulte

Ein Kult kann sich auch um weltliche Objekte, lebende Personen oder Institutionen herum bilden, wodurch diesen einen quasi-religiösen Status verliehen wird.

Siehe auch: Herrscherkult, Personenkult, Starkult.

c. Objektkult

Gegenwärtig erfährt der Begriff Kult in bestimmten Bereichen der Alltagskultur eine Aktualisierung im Sinne von "Geheimwissen" um ein Objekt.

Es gibt Kultfilme mit einer eingeschworene Fangemeinde, die den Film schon hundertmal gesehn hat und jede Textzeile mitsprechen und -singen kann, während den meisten anderen Leuten diese Verehrung unbekannt oder fremd ist. Mit der kultischen Verehrung und Zelebrierung ihrer Kultobjekte, Kultmarken, Kultprodukte u.v.a. grenzt sich die Gemeinde der Anhänger bewusst vom Rest der ahnungslosen Welt ab, amüsiert sich an ihren Insiderwitzen, die außer ihnen keiner versteht.

Das "Kult"-Attribut verleiht den Objekten einen besonderen Nimbus, der sie zu vermeintlich einzigartigen Artikeln macht, die sich aus der Masse heben. Wer sich am Konsum (Volkswirtschaft) dieses Artikels beteiligt, beteiligt sich letztlich an der Kommunion der Kult-Gemeinde. Damit entspricht dieser Kult-Teilnehmer einerseits in weiten Zügen dem Wesen des Kultes aus (1.). Andererseits widerspricht dieser Gebrauch dem Kultbegriff in seinem Kern, da er das Kultobjekt im Wortsinn "profaniert".

d. Andere

Last but not least gibt es ein Rollenspiel mit dem Namen Kult, welches von Horror und dunklen Kulten handelt.


2. Inhalte von Kulten

Kult kann bestehen aus Ritualen, Opfern, Gebeten, Rezitation oder Inszenierung von Mythen, sakraler Musik und kultischem Tanz.

Ebenfalls zum Kult gehört die Pflege der weltlichen Symbole des Kultobjektes: seines Ortes (Sakralbau, Altar), seines Bildes (Ikone), sowie die Einhaltung geheiligter Zeiten in Form von Festen und Fasten. Meist sind besondere Personen mit der Rolle der Traditionspflege betraut (Priester).

Neben mehr oder weniger ritualisierter und teilweise starr vorgegebenen Handlungen gehört zum Kult andererseits eine gewisse Spontaneität, Ekstase, Besessenheit, Erneuerung (Reformation) und Erweckung.


3. Soziale Funktion von Kulten

Kulte und Kulthandlungen haben eine wichtige Aufgabe für die Gemeinschaft, insbesondere für den sozialen Zusammenhalt von Gruppen.

Kulthandlungen wie Prozessionen, kommunikative Zeremonien (Umarmung), kultisches Essen und Trinken, symbolische Gegenstände (Kerzen etc.) schaffen eine Basis der Gemeinsamkeit. Dazu kann ein "intellektuelles Ritual" wie die Predigt treten.

Kultisch begangene Passageriten (Geburt, die Aufnahme in die Gemeinschaft der Erwachsenen, Ehe, Mutterschaft, Tod) dienen der Bestätigung und Vergewisserung der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft.

Die Ausführung eines Kultes unterliegt weithin akzeptierten Normen. Konventionen regeln die angemessene Kleidung, Speise, Feiertagsregeln, auch die Zugehörigkeit und Akzeptanz etc. Das Auftreten fremder Kultusgemeinschaften durch Migration kann aufgrund großer Unterschiede in religiösen Praktiken zu Auseinandersetzungen führen, welche einerseits die Toleranz herausfordern, andererseits die Kultgemeinschaften zusammenschweißen.