Vegane Ernährung
Vegane Ernährung ist eine Form der vegetarischen Ernährung, bei der auf den Konsum jeglicher Lebensmittel verzichtet wird, deren Produktion die Nutzung von Tieren bedingt. Vegane Ernährung ist ein Teil des Veganismus.
Menschen, die sich vegan Ernähren, vermeiden den Konsum von Fleisch, Milch, Eiern, Gelatine und anderen tierischen Lebensmitteln. Einige wenige Veganer konsumieren Honig, was andere Veganer vermeiden. Weiter gefasst achten viele Veganer auch bei Kleidung (Leder, Wolle) und anderen Gegenständen des Alltags auf Tierproduktefreiheit (Waschmittel, Putzmittel, Kleinbildfilme, Kleber, Farben etc.).
Wortursprung
Das Wort vegan wurde durch Donald Watson geprägt und leitet sich vom englischen Begriff vegetarian ab. (siehe Veganismus: Wortursprung)
Oft wird - meist von Menschen, die sich noch nicht mit dem Veganismus beschäftigt haben - anstatt des Wortes vegan das Wort veganisch verwendet. Dieses Begriff wird jedoch von den meisten vegan lebenden Menschen als falsch angesehen.
Spezielle Formen veganer Ernährung
Vegane Rohkost
Vegane Rohkost beschränkt sich auf die pflanzlichen Teile einer Rohkosternährung.
Frugan / Fruitarisch
Fruganismus unterscheidet sich vom "klassischen" Veganismus dadurch, dass nur Früchte gegessen werden, die schon am Boden liegen. In Frage kommen da zum Beispiel Fallobst oder Nüsse. Dadurch soll wohl verhindert werden, dass den Bäumen, Sträuchern usw. Nährstoffe entzogen werden bzw. der ökologische Kreislauf gestört wird. Bei fruganer Ernährung muss besonders darauf geachtet werden, dass alle nötigen Nährstoffe in der richtigen Menge dem Körper zugeführt werden. Auch wenn diese Ernährungsform eher Modellcharakter hat, gibt es Menschen, die sich hauptsächlich frugan ernähren.
Biologisch-vegane Ernährung
Biovegane Ernährung beschränkt sich auf Lebensmittel, die unter Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte produziert wurden. Insbesondere schließt das Konzept bioveganer Ernährung die Haltung von Tieren bei der landwirtschaftlichen Produktion der Lebensmittel aus. Dieses Konzept steht damit anderen Konzepten ökologischer Landwirtschaft, (z.B. Demeter-Landbau) entgegen.
Anzahl der Veganer
Laut einer Umfrage leben etwa 170.000 (1995) in Großbritannien und Nordirland (The Realeat Survey, 1984–1995. Conducted by Social Surveys (Gallup Poll)), nach jüngsten Aussagen der Vegan Society mehr als 200.000 (2005).
Laut veganwelt.de gibt es in Deutschland zwischen 250.000 und 460.500 Veganer (ca. 0,3 %-0,5 %), in den USA ca. 0,9 %, und die Tendenz ist steigend.
Die angeführten Zahlen sind nicht sehr verlässlich.
Gründe für Vegane Ernährung
Politisch-Philosophischer Veganismus
Ein großer Teil der Menschen, die Veganismus praktizieren, tut dies als Konsequenz der Forderung von Tierrechten oder Antispeziesismus.
„Natürliche Ernährung“, menschliche Biologie
Viele Veganer sind der Überzeugung, dass der Mensch biologisch eher einem sehr anpassungsfähigen Fruktivoren (Fruchtfresser) als einem Omnivoren (Allesfresser) gleiche. Sie führen an, dass Körperbau, Zähne sowie Verdauungstrakt mehr denen von Fruktivoren glichen. Die Fähigkeiten, körperfremdes Cholesterin auszuscheiden und größere Mengen Harnsäure zu spalten, ist beim Menschen verglichen mit anderen Omnivoren eingeschränkt.
Die meisten Veganer vertreten zudem die Ansicht, dass es nicht natürlich sei, die Muttermilch anderer Spezies zu trinken. Dies begründet sich unter anderem darauf, dass (je nach Quelle) 66 % bis 80 % der erwachsenen Weltbevölkerung (geschätzte 10 % bis 15 % in Deutschland) wegen Laktoseintoleranz Tiermilch nicht ohne Beschwerden verdauen können. Die Fähigkeit, Laktose (Milchzucker) zu verdauen, nimmt mit zunehmendem Alter ab. Bei Kindern wird das verantwortliche Verdauungsenzym Laktase normalerweise in ausreichender Menge produziert. Generell verringert sich die erzeugte Laktasemenge mit zunehmendem Alter, jedoch je nach Weltregion unterschiedlich: Während z. B. ein Großteil der erwachsenen asiatischen Bevölkerung keine Milchprodukte mehr verträgt, bereitet in nördlichen Bereichen (bei den meisten Bewohnern Europas und des nahen Ostens oder Menschen europäischer/nahöstlicher Abstammung) die Milchzuckeraufnahme überwiegend keine Probleme, allerdings sind etwa 70 % der Europäer ab dem Alter von 60 Jahren von Laktoseintoleranz betroffen.
Ein Erklärungsversuch dafür geht davon aus, dass die Laktoseintoleranz eigentlich eine Schutzfunktion darstelle – durch „Abschaltung“ der Milchzuckerverarbeitung bei ausgewachsenen Lebewesen soll die Milchversorgung der nachwachsenden Generationen nicht gefährdet werden. Während dieser Schutz bei allen Säugetierarten vorkommt, ist er bei einigen Teilen der menschlichen Weltbevölkerung jedoch aufgrund einer vor ca. 6.000 Jahren entstandenen und weitergegebenen Genmutation auf Chromosom 2 nicht mehr wirksam. Wann eine derartige Mutation stattgefunden hat, ist umstritten; die Wissenschaft geht entweder von einer einzigen Mutation etwa 4.500 v. Chr. im Nahen Osten oder von mehreren, voneinander unabhängigen Mutationen gegen 4.000 v. Chr. in Schweden und auf der arabischen Halbinsel aus. Vom Ursprung aus breitete sich die Mutation in der eurasischen Bevölkerung aus, gemeinsam mit der Viehwirtschaft.
Gesundheitliche Aspekte
Viele Veganer vertreten die Ansicht, dass ihre Ernährung besonders gesund sei und das Risiko ernährungsbedingter Krankheiten senke. Kritiker des Veganismus bezweifeln, dass vegane Ernährung die optimale Kostform hinsichtlich gesundheitlicher Aspekte darstelle und verweisen auf mögliche Mangelerscheinungen. Eine eindeutige Aussage kann dazu, vor allem angesichts der geringen Zahl an aussagekräftigen Studien über die Bedarfsdeckung an Nährstoffen bei veganer Ernährung, heute noch nicht endgültig getroffen werden.
Da Vegetarier schon länger in die öffentliche Wahrnehmung getreten sind und auch eine wesentlich größere Gruppe darstellen, sind hier erheblich mehr wissenschaftliche Daten verfügbar. Veganismus ist erst seit wenigen Jahren populär geworden und ist somit ein ziemlich junges Thema, mit dem sich die Wissenschaft ebenfalls erst seit kurzer Zeit intensiver beschäftigt. Einzelfälle über Fehlernährung und Mängel sind bekannt, gestritten wird aber darüber, ob sie auf die Masse der Veganer übertragen werden können.
Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich dadurch, dass der Begriff der veganen Ernährung in sehr vielen verschiedenen Nebenbedeutungen benutzt wird und damit auch manchmal Ernährungsweisen wie Makrobiotik, Schnitzer Intensivkost, anthroposophische Ernährungslehre und insbesondere Rohkost bezeichnet werden. All diese Ernährungsformen enthalten vegetarische oder vegane Elemente, unterscheiden sich aber dennoch so sehr, dass sie in gesundheitlicher Hinsicht nicht miteinander vergleichbar sind.
Aus den oben genannten Gründen sind negative und positive Berichte über die Bedarfsdeckung bzw. Mangelvermeidung von „veganer Ernährung“ getrennt aufgelistet.
Gesundheitliche Vorteile veganer Ernährung
Für eine vegane Diät könnten aus gesundheitlichen Gründen eine Allergie gegen tierisches Eiweiß sprechen, beispielsweise bei Neurodermitis.
Die „American Dietetic Association“ und die „Dietitians of Canada“ kommt in ihrem Journal [1][2] zu dem Schluss, dass „vegetarische Ernährung (ovo-lakto, lakto, vegan) gesund ist, dem Bedarf angemessen und für einen Gesundheitsvorteil sorgt, weil sie vor zahlreichen Krankheiten schützt.“ Ihren Publikationen nach ist „eine angemessen geplante Art der vegetarischen Ernährung für jede Lebensphase geeignet, inklusive der Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und in der Pubertät“.
Da insbesondere tierisches Protein die Kalziumausscheidung aus dem Körper unterstützt, sollte sich eine Ernährung ohne tierisches Eiweiß positiv auf die Kalziumbilanz auswirken. So wird bei veganer Ernährung zwar aufgrund der fehlenden guten Quellen weniger Kalzium aufgenommen, eine Bedarfsdeckung durch geringe/keine Kalziumausscheidung ist dennoch möglich [3]. Gerade deswegen wird ein hoher Verzehr von tierischem Eiweiß mit Osteoporose in Verdacht gebracht. Weiterhin korreliert Milchverzehr positiv mit Prostatakrebs und Brustkrebs [4].
Gesundheitliche Risiken
Einige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass bereits fleischlose, also vegetarische Ernährung (bei der auf z. B. Eier und Milch nicht verzichtet wird), in der Schwangerschaft die Gefahr eines Mangels an Eisen, Zink, Kupfer [5] sowie an Vitamin B12 [6] mit sich bringt, weshalb schwangeren Vegetarierinnen neben einer sorgfältigen Ernährungsplanung insbesondere der regelmäßige Verzehr von Milchprodukten und Fisch angeraten wird. Der Veganismus kann einen solchen jedoch nicht vertreten. Die Gefahr der Mangelernährung rührt dabei weniger von einer zu geringen Aufnahme der genannten Stoffe her, als von deren bei fleischloser Ernährung geringeren Speicher- und Bioverfügbarkeit [7].
Ein sehr umstrittenes Thema ist, ob der Veganismus die Gefahr von Osteoporose steigere. Aufgrund des Verzichts auf Kuhmilch in der Ernährung und einiger anderer tierischer Calciumquellen wird angenommen, dass dem Körper nicht genügend Calcium zum Knochenaufbau und -erhalt zugeführt werde. Eine Studie, die zeigt, dass Osteoporose nicht häufiger vorkommt als bei Omnivoren, bestätigt diese theoretische Überlegung jedoch nicht [8].
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät für jede Lebensphase von einer veganen Ernährung grundsätzlich ab [9].
Vegane Lebensmittel
Vegane Lebensmittel sind generell alle Lebensmittel, die frei von tierischen Produkten wie Fleisch, Milch oder Eiern sind.
Fleischalternativen
- Avocado (für Sandwiches usw.)
- Austernpilz (auch als Kalbfleischpilz bezeichnet)
- Seitan
- Tempeh
- Texturiertes Soja
- Tofu
- Yuba
Milchalternativen
Eialternativen
Alternativen zu Honig
- Zuckerrübensirup
- Agavendicksaft
- Löwenzahnhonig
- Kunsthonig ("Invertzuckercreme")
Quellen
- ↑ Journal of the American Dietetic Association, Volume 103, Number 6, 748 – 765 (2003)
- ↑ Position of the American Dietetic Association and Dietitians of Canada: Vegetarian diets
- ↑ „Ernährung neu entdecken“, Prof. Walter Veith, 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart (1996), S.67
- ↑ Deutsche Übersetzung des ADA Positions-Papiers
- ↑ Eisen-, Zink- und Kupferstatus: Ovo-Lacto-Vegetarisch
- ↑ Corinna Koebnick: Einfluß der Kostform auf den Vitamin-B12- und Folatstatus in der Schwangerschaft
- ↑ Nutrient intake and nutritional status of vegetarians and low-meat eaters consuming a diet meeting preventative recommendations
- ↑ Vgl. Dyett, Patricia Adelle: Developing a valid screening tool for assessing nutritional adequacy and osteoporosis risk among vegans in the United States. (Diss.) Loma Linda University (CA)/USA, (UMI ProQuest) 2005
- ↑ DGE: Ist vegetarische Ernährung für Kinder geeignet?
Literatur
- Grube, Angela: Vegane Lebensstile. Diskutiert im Rahmen einer qualitativen/quantitativen Studie, ibidem-Verlag, Stuttgart 2006, 150 Seiten
- Langley, G. (1999): Vegane Ernährung. Göttingen
- Povey, R./Wellens, B./Conner, M. (2001): Attitudes towards following meat, vegetarian and vegan diets: an examination of the role of ambivalence. In: Appetite 37(1), S. 15–26
- Schmitt, Beate (2003): Ohne Milch und ohne Ei – Allergien und Laktose-Intoleranz. Rezepte und Praxistipps für den Familienalltag. Darmstadt: Pala-Verl. (2. Aufl.)
- Wiegand, Arnold (2006): Vegan + Sport, Vegane Ernährung und Ausdauersport. Tipps für eine optimale Ernährung und Ausdauersport von einem Ausdauerprofi (Schwimmen bis 26 km, Laufen bis 162 km, Triathlon-Ironman). Verlag: BOD, Norderstedt ISBN 3-8334-4129-1
Weblinks
Wikis zu veganer Ernährung
- Wikibooks: Veganes Leben – Lern- und Lehrmaterialien
- www.veganwiki.net Produktdatenbank veganer Lebensmittel als Wiki
- de.veganwiki.org Deutschsprachige Version des VeganWiki
Vegane Organisationen
- www.vegansociety.com (englisch) Vegane Gesellschaft Englands
- www.vegan.at Vegane Gesellschaft Österreich
- www.biovegan.org Biologisch-Veganes Netzwerk für Garten- und Landbau, über bioveganen Anbau (Permakultur)
Wissenschaftliche Publikationen über vegane Ernährung
- www.univie.ac.at/ave ave – Arbeitskreis vegane Ernährungswissenschafter
- www.tierrechte.telebus.de/ Aufsatz zur vegetarischen und veganen Ernährung von Dr. med. E. W. Henrich
- www.ugb.de Artikel zur Nährstoffversorgung bei veganer Ernährung
- Nährstoffversorgung bei (ovo)-lakto-vegetarischer und veganer Ernährung Das Online-Familienhandbuch: Nährstoffbedarf von Kindern
- Gesund mit reiner Pflanzenkost? - Beleuchtung der Vor- und Nachteile des Veganismus
Literatur zum Thema Veganismus
- Veganes Küchenlexikon
- www.veganissimo.vegan.de u.a. die bekannte Veganissimo-Reihe, mit ausführlicher FAQ
- www.tierbefreier.de Die Tierbefreier e.V. Thema: Veganismus
- www.veganwelt.de Veganwelt, Deutschlands größte vegane Online-Rezeptdatenbank und anderes