Drittes Reich
Der Begriff Drittes Reich ist ein zeitweilig von den Nationalsozialisten benutzter Propagandabegriff, der bis heute in der Umgangssprache wie auch von Historikern für die Zeit des Nationalsozialismus angewandt wird. Er bezeichnet das Deutsche Reich vom 24. März 1933 bis zum 8. Mai 1945 (ab 1943 Großdeutsches Reich). Die Bezeichnung Großdeutsches Reich wurde bereits ab 1938 nach dem Anschluss Österreichs verwendet.
Der Begriff geriet in den Nazi-Kontext durch Dietrich Eckart. Dieser prägte 1919 als Gründungsmitglied der NSDAP den Begriff "Drittes Reich" als einen Kampfbegriff, womit vor allem eine Verbindung von chiliastischer Esoterik und politischem Ziel gemeint war. Zitat: Im deutschen Wesen ist Christ zu Gast - drum ist es dem Antichristen verhaßt. (ein Anklang an die Offenbarung des Johannes.) Durch das Buch von Arthur Moeller van den Bruck erlangte das Wortpaar weitere politische Bedeutung, vor allem für Propagandazwecke. Damit sollte suggeriert werden, dass der von den Nationalsozialisten propagierte Staat in der Nachfolge des von Otto I. (912–973) gegründeten und bis 1806 in Form des Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation) bestehenden, als erstes Reich gedachte, und des 1871 unter Federführung Bismarcks als konstititutionelle Monarchie gegründeten Deutschen Reichs als Kleindeutsche Lösung (ohne Österreich) als sogenanntem zweitem Reich von 1871 stehe.
Tatsächlich war Deutschland unter dem Regime der Nationalsozialisten lediglich die dritte Staatsform des 1871 gegründeten Deutschen Reichs nach der Monarchie von 1871 bis 1918 (vgl. Deutsches Kaiserreich) und der sich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges daran anschließenden ersten deutschen Demokratie auf pluralistisch-parlamentarischer Grundlage, der Weimarer Republik. Insofern war das sogenannte Dritte Reich die letzte Periode im von 1871 bis 1945 bestehenden Deutschen Reich - in diesem Sinne des als zweites Reich gedachten Staates.
Das NS-Regime benutzte den Begriff nur kurze Zeit. 1939 wies das Reichspropagandaministerium die reichsdeutsche Presse mehrfach an, den Begriff Drittes Reich zukünftig zu meiden, weil Gegner des nationalsozialistischen Regimes dessen Ewigkeitsanspruch mit dem Begriff Viertes Reich persifliert hatten. Wörtlich hieß es in der Begründung: "Die tiefgreifende Entwicklung, die seitdem stattgefunden hat, wird dieser historisch abgeleiteten Bezeichnung nicht mehr gerecht." Am 10. Juli 1939 "wurde der Wunsch des Führers wiederholt, den Begriff "Drittes Reich" nicht mehr zu verwenden."
In der 29. Auflage der Geflügelten Worte von Büchmann aus dem Jahre 1943 heißt es dazu: "Es waren weniger die nationalen Kreise selbst als ihre Gegner, die das Wort häufiger, und zwar mit einem hämischen Unterton gebrauchten. Adolf Hitler und die N.S.D.A.P. haben ausdrücklich nie von sich behauptet, sie würden das Dritte Reich herbeiführen, auch amtlich ist nur selten davon gesprochen worden. Trotzdem spricht man volkstümlich im In- und Auslande bis heute von der Zeit seit der Machtergreifung (30. Januar 1933) nur vom Dritten Reich."
Auch nach 1945 setzte sich der Begriff dann weitgehend als Bezeichnung für die Zeit der NS-Diktatur von 1933 bis 1945 fort. Die nichtdistanzierte Verwendung dieses Namens ist jedoch umstritten.
Die Nationalsozialisten propagierten auch den Begriff Tausendjähriges Reich, da es nach den Vorstellungen Adolf Hitlers tausend Jahre Bestand haben sollte: Tatsächlich dauerte es zwölf Jahre.
Am 21. März 1943 verlangte das Reichspropagandaministerium von der Presse die zukünftige Verwendung der Bezeichnung Das Reich analog zum englischen Ausdruck Empire. Ab Juni 1943 wurde auch der Begriff Großdeutsches Reich allgemein verwendet (schon ab Frühjahr 1938 nach dem Anschluss Österreichs). Der offizielle Name lautete hingegen bis 1945 Deutsches Reich.
Herkunft des Begriffes
In seinem Buch Das dritte Reich (1923) beschrieb Arthur Moeller van den Bruck eine Verbindung aus Nationalismus und Sozialismus, die als so genanntes Drittes Reich die Nachfolge des Kaiserreichs antreten sollte, das mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg zu Ende gegangen war.
Literatur
- Eberhard Aleff: Das 3. Reich ,Edition Zeitgeschehen, 20. Auflage Hannover 1970, Fackelträger Verlag, ISBN 3-771-620-20-1
- Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus., Berlin 1998, ISBN 3-11-013379-2 (Seite 157 - 160)
Weblinks
- Die WWW Virtual Library Zeitgeschichte - Schwerpunkte "Drittes Reich", Holocaust und Zweiter Weltkrieg
- "Das Dritte Reich - Deutschland unter dem Nationalsozialismus - Geschichte, Bedeutung, Quellen" shoa.de
- Umfangreiche Zeitleiste shoa.de
- Schulpolitik im Dritten Reich am Beispiel von Maria-Theresia Gymnasium in Augsburg