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Gemeiner Bocksdorn

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Gemeiner Bocksdorn
Gemeiner Bocksdorn (Lycium barbarum)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Vorlage:Subclassis: Asternähnliche (Asteridae)
Vorlage:Ordo: Nachtschattenartige (Solanales)
Vorlage:Familia: Nachtschattengewächse
(Solanaceae)
Vorlage:Genus: Bocksdorn (Lycium)
Vorlage:Species: Gemeiner Bocksdorn
Wissenschaftlicher Name
Lycium barbarum
L.

Der Gemeine Bocksdorn (Lycium barbarum) ist ein Nachtschattengewächs (Solanaceae) aus der Gattung der Bocksdorne (Lycium). Die Pflanze ist ein Neophyt, also zu uns eingewandert, und wird auch Chinesische Wolfsbeere genannt. In China heißt sie 宁夏枸杞 (ning xia gou qi: Gouqi aus Ningxia), im englischsprachigen Raum Goji. Ihre Frucht enthält mehrere pharmakologisch wirksame Substanzen und sie ist Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin.

Vorkommen

Nach Ellenberg ist der Gemeine Bocksdorn eine Volllichtpflanze, er zeigt Wärme, Frische, Schwachbasen, Stickstoffarmut bis mäßigen -reichtum. Er kommt vorwiegend in und nahe den Städten Ostdeutschlands vor, verwildert an Mauern und Zäunen. Weniger häufig sieht man ihn im Westen Deutschlands. Er verträgt weder Salz noch Schwermetalle[1].

Wo die eigentliche Heimat des Bocksdorns liegt, ist unklar, wahrscheinlich ist sein natürlicher Standort von Südosteuropa bis China zu finden. Von dort breitete er sich als Kulturpflanze nach ganz Asien, Europa, Nordamerika, Nordafrika und Australien/Neuseeland aus.

Beschreibung

Blüte des Bocksdorn

Der Gemeine Bocksdorn ist ein sommergrüner Strauch, der zwei bis vier Meter hoch werden kann. Seine rutenförmigen, meist stachligen Äste hängen bogenartig herab und tragen längliche, lanzettförmige lange graugrüne Blätter, die 2 bis 3 cm breit und 3 bis 10 cm lang werden und einzeln oder gegenständig am Ast sitzen[1][2].

Blüte

Die Blütezeit des Gemeinen Bocksdorn ist von Juni bis August. Der Blütenstand enthält eine oder mehrere fünfzählige, zwittrige (hermaphroditische) Blüten, die jeweils auf einem 1 bis 2 cm langen Stiel sitzen. Der Blütenkelch ist 4 bis 5 mm im Durchmesser, glockenförmig und zweilappig. Die Blütenkrone ist violett und trichterförmig, mit 5 bis 6 mm langen sich spreizenden Blütenblättern, die am Rand fast unbehaart sind. Der Kelch hat eine Länge von 8 bis 10 Millimetern, die Staubgefäße und Griffel stehen daraus leicht hervor[1][2].

Früchte und Lebensraum

Der Gemeine Bocksdorn in Thomés Flora von 1885

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Bienen) oder Selbstbestäubung. Die leuchtendroten oder orange-gelben, länglichen bis eifömigen, 0.4 bis 2 mm breiten und 5 bis 12 mm langen Früchte reifen von August bis Oktober und verbreiten ihre Samen mithilfe der Tiere, von denen sie gefressen werden. Jede einzelne Frucht enthält 4 bis 20 braungelbe runde Samen mit einem Durchmesser von etwa 2 mm[1][2].

Auf dem Bocksdorn wurden Schmetterlingsraupen der Arten Manduca sexta, Manduca quinquemaculatus und des Totenkopfschwärmers beobachtet[3]. Als Schädlinge kommen Läuse der Gattungen Aphis und Paratrioza vor.

Unterarten

Vom Gemeinen Bocksdorn gibt es zwei Unterarten.

  • L. barbarum var. auranticarpum K.F.Ching: Diese Unterart kommt nur in China vor. Die Blätter sind eher schmal und fleischig. Nur 4 bis 8 Samen befinden sich in den orange-gelben Früchten.
  • L. barbarum var. barbarum L.: Die Blätter sind eher breit, dünn oder sogar papierartig. Die Anzahl der Samen pro Frucht liegt höher als 15. Die Früchte haben eine rote Farbe[2].

Synonyme

Mehrere Pflanzenbeschreibungen werden inzwischen in der Art L. barbarum zusammengefasst:

  • Lycium chinense Miller
  • Lycium halimifolium Miller
  • Lycium lanceolatum Veillard
  • Lycium turbinatum Veillard
  • Lycium vulgare Dunal

Es wird vermutet, dass auch Lycium europaeum L. mit dem Gemeinen Bocksdorn identisch ist.

Inhaltsstoffe

β-Sitosterol
Datei:Solasodin.svg
Solasodin

Frühere Vermutungen, der Bocksdorn würde Hyoscyamin enthalten, wurden bereits widerlegt, das Gerücht hält sich aber weiterhin hartnäckig. Eine starke Giftigkeit kann daraus nicht abgeleitet werden, ebenso wenig aus den geringen Mengen Withaferin A, die gefunden wurden[4]. Vergiftungsfälle sind nicht bekannt, der Fruchtsaft ist von vielen Herstellern erhältlich.

In den Früchten finden sich unter anderem

Verwendung

Reife Bocksdorn-Beeren

Bocksdorn wird in China zum Kochen und in der Naturheilkunde verwendet. In den nordwestchinesischen Provinzen Gansu, Ningxia, Qinghai und Innere Mongolei wächst der Bocksdorn im Übermaß. Im Sommer und Herbst werden die Früchte geerntet und in der Sonne getrocknet, bis die Haut völlig geschrumpelt ist[5]. Was die Verarbeitung in der Küche angeht, werden die Früchte gekocht oder, wenn es süße sind, auch roh gegessen; einige Varianten scheinen recht sauer zu sein. Blätter von Jungpflanzen sollen auch als Blattgemüse verwendbar sein.

Traditionell nehmen die Chinesen getrocknete Bocksdornbeeren gegen hohen Blutdruck und Blutzucker, bei Augenproblemen, zur Unterstützung des Immunsystems und zur Vorbeugung und Behandlung von Krebs. Als Einzeldosierung werden 6 bis 15 Gramm der getrockneten Beeren als Absud, in Wein oder als Tinktur angegeben. Die moderne Wissenschaft hat sich für die Inhaltsstoffe interessiert und viele Hinweise auf medizinische Wirksamkeit gefunden. Alle genannten Wirkungen sind in Laborstudien, meist von Autoren chinesischer Nationalität, belegt[5]. Leider gibt es nur eine, wenig aussagekräftige klinische Studie zur Wirksamkeit gegen Krebs[6]. Die ophtalmologischen Wirkungen sind aufgrund des Zeaxanthin-Gehalts plausibel.

Quellen

  1. a b c d Bundesamt für Naturschutz, FloraWeb. Auf http://www.floraweb.de/datenservice/artenhome.xsql?suchnr=3555&
  2. a b c d Flora Of China Project, Flora Of China. Vol. 17. S.~303, auf http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=200020536
  3. G. S. Robinson u.a.: HOSTS - a database of the hostplants of the world's Lepidoptera. Auf http://www.nhm.ac.uk/research-curation/projects/hostplants/
  4. B. Bös: Giftpflanzen.COMpendium. Auf http://www.giftpflanzen.com/lycium_barbarum.html
  5. a b J. P. Hou: The Healing Power of Chinese Herbs and Medicinal Recipes. ISBN 0789022028, Haworth Integrative Healing Press, 2005, S. 152 ff.
  6. R. Moss: A Friendly Skeptic Looks At Goji Juice. Auf http://chetday.com/gojijuice.htm
Commons: Gemeiner Bocksdorn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien