Lateinisches Patriarchat von Jerusalem
Der Lateinische Patriarch von Jerusalem ist einer der römisch-katholischen Patriarchen des Ostens.
1054 trennte das Morgenländische Schisma die christlichen Kirchen. Der Orthodoxe Patriarch von Jerusalem und die drei andern Patriarchen des Ostens bildeten die Orthodoxe Kirche, der Patriarch von Rom die Römisch-Katholische Kirche.
1099 wurden Jerusalem von den Kreuzrittern erobert und das Königreich Jerusalem errichtet. Neben der weltlichen Hierarchie wurde unter dem Lateinischen Patriarchen eine geistliche Hierarchie errichtet. Mit der Zerstörung des Königreichs 1291 wurde das Lateinische Patriarchat nicht länger benötigt, dennoch wurde ein entsprechender Ehrentitel vergeben, zu dem seit 1374 die Basilika Sankt Laurentius vor den Mauern in Rom als Titularkirche gehört.
1889 erlaubte das Osmanische Reich der Katholischen Kirche, ihre Hierarchie in Palästina neu zu errichten. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem ist nun das Oberhaupt der römischen Katholiken in Israel und den Palästinensergebieten. Die meisten römischen Katholiken in dieser Region sind Palästinensische Christen. Der derzeitige Patriarch ist Michel Sabbah, der erste Palästinenser in diesem Amt. Die Residenz des Patriarchen liegt in der Jerusalemer Altstadt, während das Priesterseminar 1936 nach Beit Jala, 10 Kilometer südlich von Jerusalem, verlegt wurde.
Kirchliche Hierarchie im Kreuzfahrerpatriarchat
Patriarch von Jerusalem
Während der Existenz des Königreichs Jerusalem war das Patriarchat in vier Erzbistümer gegliedert: Tyrus, Caesarea, Nazaret und Petra, sowie einer Anzahl weiterer Bistümer. Der Patriarch beherrschte ein Viertel der Stadt Jerusalem (das Heilige Grab und dessen Umgebung) und hatte unter sich eine Reihe von Suffraganbistümern:
- Bischof von Lydda und Ramlah (auch Bischof von St. Georg genannt)
- Bischof von Betlehem
- Bischof von Hebron
- Bischof von Gaza
- Abt des Tempels
- Abt vom Berg Zion
- Abt vom Ölberg
Erzbischof von Tyrus
Vor den Kreuzzügen unterstand der Bischof von Tyrus traditionell dem Patriarchen von Antiochia, aber als Teil des Königreichs Jerusalem und nicht des Fürstentums Antiochia wurde es dem Patriarchat Jerusalem zugeordnet. Zum Erzbistum gehörte die Diözese Phoenicia. Der bekannteste Erzbischof von Tyrus war der Historiker Wilhelm von Tyrus (1175-1186). Traditionell war der Patriarch erst Erzbischof von Tyrus oder Caesarea. Auch der Erzbischof von Tyrus hatte eine Reihe von Suffraganbistümern unter sich:
Ein bekannter Bischof von Akko war der Chronist Jacques de Vitry.
Erzbischof von Caesarea
Wie bereits erwähnt, waren die Patriarchen von Jerusalem zuvor gewöhnlich Erzbischöfe von Tyrus oder Caesarea. Einer der Erzbischöfe von Caesarea, der Patriarch wurde, war Heraclius (1180-1191). Die Erzbischöfe von Caesarea hatten unter sich vor allem die Suffraganbistümer:
- Bischof von Palaestrina.
- Bischof von Sebaste
Erzbischof von Nazareth
Das Erzbistum Nazareth residierte bis 1109 in Beisan. Zu seinen Suffraganbistümer gehören:
- Bischof von Palaestrina II
- Bischof von Tiberias
- Abt vom Berg Tabor
Erzbischof von Petra
Dieses Erzbistum diente als Diözese für Palestrina III, dem Gebiet Oultrejourdain und traditionell auch dem Koster St. Katharina am Berg Sinai – auch wenn der Einfluss der Kreuzfahrer selten bis dorthin reichte.
Liste der Lateinischen Patriarchen von Jerusalem
- Arnulf von Chocques (1099)
- Daimbert von Pisa (1099-1102)
- Ehremar (1102)
- Daimbert von Pisa (erneut) (1102-1107)
- Ghibelin von Arles (1107-1112)
- Arnulf von Chocques (erneut) (1112-1118)
- Garmond von Picquigny (1119-1128)
- Stephan (1128-1130)
- Wilhelm I. von Malines (1130-1145)
- Fulko (1146-1157)
- Amalrich (1157-1180)
- Heraclius von Caesarea (1180-1191)
Da Jerusalem 1187 verloren ging, zog der Patriarch nach Akko um.
- Vakanz 1191-1194
- Aimar der Mönch (1194-1202)
- Soffred (1202-1204)
- Albert Avogadro (1204-1214)
- Raoul von Merencourt (1214-1225)
- Gerald von Lausanne (1225-1238)
- Vakanz 1238-1240; (Jacques de Vitry wurde ernannt, war aber nie im Amt)
- Robert von Nantes (1240-1254)
- Jacques Pantaléon (1255-1261), der spätere Papst Urban IV.
- Wilhelm II. von Agen (1261-1270)
- Thomas Agni von Cosenza (1271-1277)
- Johannes von Versailles (1278-1279)
- Elias (1279-1287)
- Nikolaus von Hanapes (1288-1294)
Da Akko 1291 verloren ging, zog der Patriarch nach Zypern und nach 1374 nach Rom um, und das Lateinische Patriarchat war bis 1847 lediglich ein Titularbistum.
- Antony Bek (1306-1311), auch Fürstbischof von Durham in England von 1284 bis 1310
- der Kustos der Franziskaner im Heiligen Land (der Großmeister der Ritter vom Heiligen Grab) war ab 1342 durch die Päpstliche Bulle Gratiam agimus Klemens’ VI. der tatsächliche Inhaber des Titels (solange nicht jemand anders diesen Ehrentitel bekam).
- Elie de Nabinal (1342-1348)
- Philippe de Cabassole (gest. 1372)
- Philippe d'Alençon (gest. 1397)
- Bertrande de Chanac (?-1401?)
- Francisco Climent Sapera (1420-1429?)
- ...
- Rodrigo Carvajal (1523-1539?)
- ...
- Gian Antonio Facchinetti de Nuce (1572-1585), später Papst Innocenz IX.
- Scipione Gonzaga (1585-?)
- Francesco Cennini de' Salamandri (1618-1645?)
- Vakanz oder unbekannt 1645-1653
- Camillo Massimo (1653-1677)
- Bandino Panciatici (1689-1698?)
- Francesco Martelli (1698-1717?)
- ...
- Vincent Louis Gotti (1728-1729)
- Pompeo Aldrovandi (1729-1734)
- Thomas Cervini (1734-1751)
- Thomas de Moncada (1751-1762)
- Georgius Maria Lascaris (1762-1795)
- ...
- Michele di Pietro (1800-1821?)
- Francesco Maria Fenzi (1816-1829?)
- Augustus Foscolo (1830-1847)
Wiederherstellung des patriarchalen Residenz in Jerusalem 1847
Wiederherstellung der lateinischen Hierarchie 1889
- Luigi Piavi (1889-1905)
- Vakanz 1905-1907
- Filippo Camassei (1907-1919)
- Luigi Barlassina (1920-1947)
- Vakanz 1947-1949
- Alberto Gori (1949-1970)
- Giacomo Giuseppi Beltritti (1970-1987)
- Michel Sabbah (seit 1987)
Liste der Erzbischöfe von Tyrus
- Odo (?-1124)
- Wilhelm (1127-1130)
- Fulko (1130-1146)
- Raoul (1146; seine Wahl wurde nicht bestätigt)
- Peter (1146-1164)
- Friedrich (1164-1173)
- Wilhelm von Tyrus (1174-1186)
- unbekannt einige spätere Erzbischöfe wurden vermutlich in Europa nach dem Fall Jerusalems ernannt
- Joscius (c. 1198)
- Simon (1217-1227)
- Peter von Sergines (?-1253?)
- Nikolaus Larcat (c. 1253?)
- Gilles (1253-1266)
- Johannes (?-1272?)
- Bonacourt (?-1290?)
Liste der Erzbischöfe von Caesarea
- Balduin (1101-1107)
- Ebremer (1107-1123?)
- Gaudentius (c. 1140)
- Balduin II. (?-1156?)
- Harvey (1157-1173)
- Heraclius (1173-1180)
- Monachus (1181-1194)
- Peter I. (c. 1207)
- Peter II. (c. 1230)
- Lociaumes (1244-1266)
Liste der Erzbischöfe von Nazareth
- Bernhard (ca. 1120)
- Wilhelm (1129-1138)
- Robert (1138-1151)
- Robert II. (1151-?)
- Attard (?-1159)
- Letard (1160-1190)
- Nikolaus (ca. 1230)
- Hugo (ca. 1234)
- Heinrich (1244-1268)
- Guido (?-1298)
- Wilhelm von St. Johannes (1298-?)
- Peter (ca. 1326)
- Peter II. von Neapel, O.P. (1330-1345)
- Durand, O.Carmelitanus (1345)
- Richard (1348)
- Wilhelm Belvaise (Balvaysius), O.P. (1366-1368)
- Johannes Salamonius, O.P. (1368-1388)
- Johannes de la Ville (de Urbe)(1390-1400)
- Paulus de Aretio, O.M. (1400)
- Johannes Theodoricus, O.Crister (1412)
- Johannes Mexius, O.M. (1423)
- Francus Insterius (1423)
- Augustinus de Favaronibus, O.Erem. (1431)
- Marinus Ursinus (1445)
Liste der Erzbischöfe von Petra
- Guerric (1168-?)
- keine weiteren Erzbischöfe namentlich bekannt