Arche Noah


Die Arche Noah war nach dem biblischen Buch Genesis, Kapitel 6-9 ein von dem Patriarchen Noah gebauter schwimmfähiger Kasten. Das Wort „Arche“ leitet sich aus dem lateinischen Wort für Kasten (arca) ab.
Die biblische Arche
Noah wurde der biblischen Überlieferung gemäß von Gott auserwählt und vorgewarnt und rettete in der selbstgebauten Arche seine Familie, die aus acht Personen – ihm selbst, seiner Frau, seinen drei Söhnen Sem, Ham und Jafet sowie deren Ehefrauen bestand, und viele Tierpaare vor der Sintflut, an deren Ende die Arche im Gebirge Ararat strandete.
Die Arche war gemäß der Bibel 300 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30 Ellen hoch. Setzt man die Elle mit nur 44,5 Zentimeter an (einige meinen, die alte Elle sei eher 56 Zentimeter oder 61 Zentimeter gewesen), dann wäre die Arche 133,5 Meter lang, 22,3 Meter breit und 13,4 Meter hoch gewesen. Sie wäre also fast halb so lang gewesen wie der Ozeandampfer Queen Elizabeth II. Dieses Verhältnis von Länge zu Breite (6 zu 1) wird heute noch im Schiffbau benutzt. Dadurch hatte die Arche einen Bruttoraumgehalt von fast 40.000 m³. Ein solches Schiff hätte schätzungsweise in etwa die gleiche Wasserverdrängung wie der 269 Meter lange Ozeanriese des 20. Jahrhunderts, die Titanic.
Die Frachschiffe der Etrusker hatten etwa 30 Tonnen Tragfähigkeit. Die Schiffe der Griechen und Römer rund 1000 Jahre später maximal 75 Tonnen Tragfähigkeit, an so einem Schiff bauten 20 bis 40 Mann über 1 Jahr. Kein Schiff der alten Zeit hätte einem Vergleich mit der gewaltigen Arche standgehalten. Sie hatte dem biblischen Bericht zufolge, da sie von innen durch zwei zusätzliche Böden verstärkt war, drei Decks und verfügte dadurch über eine Bodenfläche von ungefähr 8.900 Quadratmeter. Um diese Fläche zu belüften, zu beheizen und trocken zu halten bei täglich vielen Tonnen an Schweiß und Urin von mehreren Millionen Tieren ga es keinerlei Technik.
Als Holz wurde für die Arche hebräisch Gopher verwendet. Um was es sich botanisch dabei für einen Baum handelt, ist heute nicht mehr bekannt. Um dieses Schiff in Pontonform mit Tieren bis 6 Meter Höhe und 5 Tonnen Gewicht zu beladen, gäbe es höchsten 2 Decks im Gegensatz zu den 3 Decks der Bibel. Damit schwere Tiere ins unterste Deck laufen können, ist eine begehbare Rampe von 15% Steigung mit etwa 100 m Länge notwendig. Bleiben die schweren Tiere dagegen auf den oberen Decks und bewegten sich panisch zu einer Seite, dann kentert die Arche.
Um ein Schiff dieser Größe mit Steinäxten und Keilen (Sägen gab es erst ab 500 AC) nur aus Holz ohne Stahl zu bauen, benötigt man etwa 8.000 m³ bis 10.000 m³ fertig behauene Balken und Bretter, entsprechend etwa 25.000 m³ geschlagenes Holz bzw. mindestens 20.000 große Bäume. Der längste tragende Balken unter den Schiffsplanken hat 5 - 6 Meter, das erfordert ein Schiff mit 5 biegesteifen Längswänden. Zusammen mit dem Transport zur Werft hätten 4 alte Greise allein für die Holzbeschaffung über 500 Jahre gebraucht, zusätzlich zu den Jahrzehnten das behauene Holz zu einem Schiff zusammen zu bauen. Frisches Holz hat einen Schwund von 3 % bis 8 % quer zur Faser und kann deswegen im Schiffbau nicht verwendet werden, es wurde mindestens 10 Jahre gelagert.
Im Mittelmeerraum wachsende Bäume sind in 15 bis vielleicht 30 Jahren groß gewachsen und damit reif zur Holzernte. Diese Stämme haben nur wenige Altersringe, das Holz ist sehr weich und fault binnen weniger Jahre. Man betrachte nur die Fensterrahmen und Türen spanischer Ferienhäuser, nach 20 Jahren ist das Holz am Ende jeglicher Nutzbarkeit. Dagegen wachsen z.B. die Bäume in nördlichen arktischen Wäldern in 80 bis 160 Jahren zur vollen Größe heran, das Holz hat entsprechend viele Jahreringe und ist im Vergleich zum Mittelmeerholz sehr hart und dauerhaft. Noah hätte die Holzmenge nicht einmal mit einer trockenen überdachten Lagerflächen heranschaffen können, bereits während der Holzbeschaffung wären die ersten Mengen weggefault.
Ein Schiff ohne Antrieb ist hilflos Wind und Wellen ausgeliefert. Die Stürme auf dem Mittelmeer sind nicht zu unterschätzen, sie haben manche Yacht in hochfester Kunststoffverbundbauweise zu Kleinholz zerlegt und große moderne Fährschiffe bei Maschinenausfall wie etwa in Livorno direkt vorm sicheren Hafen versenkt. Dazu kommt das Trinkwasserproblem, allein die diversen Elefanten saufen 2 m³/Tag. Für die Dauer der Sintflut wäre die Phantasiearche der Bibel über 1,5 m hoch mit Trinkwasser gefüllt und hätte damit den wesentlichen Teil der möglichen Nutzlast aufgebraucht ohne das Problem der Frischhaltung zu lösen.
Angeblicher Verbleib
Der Legende nach sollen sich Überreste der Arche noch heute im Gebirge des armenischen Hochlands befinden, das darum immer wieder Abenteurer anzieht. Die dort vom Kreationisten Charles Willis 1972 gefundenen Beweise mit Photos und Fundstücken der Arche Noah wurden als ein Aprilscherz der „Kölnische Illustrierte Zeitung“ vom 1. April 1933 entlarvt. So berichtete zum Beispiel im Oktober 2003 die russische Zeitung Prawda von einer russischen Expedition der Neizvestnaya Planeta TV Company, die nicht nur Ankersteine, sondern auch die Arche selbst 30 Kilometer entfernt vom Berg gefunden haben will. Auch Erich von Däniken berichtete in seinem Bestseller Erinnerungen an die Zukunft im Jahre 1968 vom angeblichen Fund einiger antiker Holzplanken an der Südseite des Ararat.
Bis heute hat jedoch keine dieser vorgeblichen Entdeckungen je einer kritischen Untersuchung standgehalten, oftmals wurden vorgebliche Teile der Arche als plumpe Fälschungen entlarvt. Die Geschichte von der Arche Noah wird heute von vielen Theologen als Mythos angesehen, dessen Bedeutung nicht in dem historischen Gehalt, sondern in der theologischen Aussage gesehen wird, dass Gott die Menschheit nicht ein weiteres Mal der Vernichtung anheimgeben wird, sondern seine Schöpfung unter dem Friedenszeichen des Regenbogens bewahrt.
Einige evangelikale Strömungen, insbesondere – aber nicht ausschließlich – in den USA, halten aber an der Geschichtlichkeit der Sintflut fest. Auch bibeltreue christliche Gemeinschaften, wie Freikirchen, die Siebenten-Tags-Adventisten und die Zeugen Jehovas nehmen den Bericht im 1. Buch Mose wörtlich.
Andere Quellen
Sintflut und Arche im Neuen Testament
Auch im Neuen Testament der Bibel wird die Arche Noah erwähnt. Gemäß dem Evangelium nach Matthäus soll Jesus von Nazaret die folgenden Worte gesprochen haben:
- Damals, vor der großen Flut, aßen und tranken die Menschen, sie heirateten und wurden verheiratet – bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging. Sie ahnten nichts davon, bis die Flut hereinbrach und alle umbrachte. So wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein. (Matt. 24, 38-39, zit. nach der Neuen evangelistischen Übersetzung)
Insbesondere evangelikale Christen werten dies als Zeugnis dafür, dass Jesus die Sintflut und den Bau der Arche für ein reales Ereignis hielt.
Gilgamesch-Epos
Auch das auf frühestens ca. 2000 v.Chr. zurückdatierte altsumerische Gilgamesch-Epos berichtet von einer Sintflut, die Arche wurde aus dem Holz der Hütte gezimmert, die Flut dauerte wenige Tage. In diesem Bericht, der möglicherweise eine Vorlage für die biblische Sintflut lieferte, erhält Utnapischtim vom Gott Ea den Befehl, eine Arche zu bauen (Quelle):
- Mann von Schuruppak, Sohn Ubara-Tutus!
Reiß ab das Haus, erbau ein Schiff,
Laß fahren Reichtum, dem Leben jag nach!
Besitz gib auf, dafür erhalt das Leben!
Heb hinein allerlei beseelten Samen ins Schiff!
Das Schiff, welches du erbauen sollst -
Dessen Maße sollen abgemessen sein,
Gleichgemessen seien ihm Breite und Länge;
Du sollst es wie das Apsû bedachen!
Die Maße dieser Arche weichen somit von denen der biblischen ab. So ist z.B. die Grundfläche nicht rechteckig, sondern quadratisch. Utnapischtims Arche erreicht schließlich folgende Dimensionen:
- Ein Feld groß war seine Bodenfläche,
Je zehnmal zwölf Ellen hoch seine Wände,
Zehnmal zwölf Ellen ins Geviert der Rand seiner Decke.
- Ich entwarf seinen Aufriß und stellte es dar:
Sechs Böden zog ich ihm ein,
In sieben Geschosse teilt' ich es ein.
Auch Utnapischtim strandet mit seiner Arche schließlich auf einem Berggipfel.
Nachbau
Der Niederländer Johan Huibers hat für fast 850.000 Euro das in der Bibel beschriebene Schiff gemäß den Größenangaben aus 1. Mose Kapitel 6 im Maßstab 1:2 nachgebaut. Es ist 70 Meter lang, 9,60 Meter breit und 12,70 Meter hoch und wurde aus 1.200 Bäumen gefertigt. Der Erbauer plant bereits einen weiteren Nachbau im Maßstab 1:1, ob er dabei wie Noah nur eine Steinaext verwendet und die Stämme im Keilen spaltet, das blieb sein Geheimnis.
Siehe auch
Weblinks
- Bericht der russischen Zeitung Pravda über die Noah-Expedition (englisch)
- Kritik bisheriger Fundberichte aus dem Talk.Origins-Archiv (englisch) (siehe insbesondere CH500 bis CH505.6)
- Fred Hartmann und Reinhard Junker: "Passten alle Tiere in die Arche Noah?" (Aufsatz aus kreationistischer Sicht)
- "Die Arche Noah – optimal konstruiert?!" (Vortrag des Kreationisten Werner Gitt im MP3-Format)
- "Das sonderbarste Schiff der Weltgeschichte" (Aufsatz von Werner Gitt)