Vogesen


Die Vogesen (frz. les Vosges , dt. auch Wasgenwald) sind ein Kammgebirge in Frankreich. Sie durchziehen die Regionen Elsass, Lothringen und die Freigrafschaft Burgund (Franche-Comté). Die Grenze zum Pfälzerwald bildet die Zaberner Steige. Geologisch werden auch die Buntsandsteinbereiche des südlichen Pfälzerwald noch zu den Vogesen gezählt, die Grenze zum Wasgau wird hier vom Muschelkalk bestimmt.
Geographie
Allgemeines


Die Vogesen gliedern sich in zwei Teilgebiete, die nördlich des Breuschtals liegenden Nordvogesen und die südlich des Breuschtals liegenden Südvogesen. Die Nordvogesen, auch Sandsteinvogesen genannt, erreichen am Donon (1009 m) ihre größte Höhe. Da sie kaum von eiszeitlichen Gletschern berührt wurden, ist die Buntsandsteindecke erhalten geblieben. Die Berge der Nordvogesen sind zumeist tafelartig geformt. In den Südvogesen liegen die höchsten Erhebungen der Vogesen. Höchste Erhebung ist der Große Belchen (frz. Grand Ballon) bei Gebweiler (frz. Guebwiller), daher auch Gebweiler Belchen, mit 1424 Metern Höhe. In der Nähe des Elsässer Belchens (frz. Ballon d'Alsace) mit einer Höhe von 1250 m entspringt die Mosel, ein Nebenfluss des Rheins. Weitere Gipfel sind der Hohneck mit einer Höhe von 1362 m, der Kastelberg (1350 m), sowie der Kahle Wasen (frz. Petit Ballon), 1267 m hoch. Die Berge der Südvogesen haben die charakteristische Form einer Rundkuppe, die durch Erosion und Gletschertätigkeit zu erklären ist.
Entstehung
Entstanden ist das Mittelgebirge im Tertiär (genauer Eozän) vor ca. 50 Millionen Jahren durch eine tektonisch bedingte Anhebung, aus der heraus zunächst ein mit dem Schwarzwald zusammenhängendes Gebirge resultierte. Dann senkte sich der Oberrheingraben ab, der die beiden Bergzüge bis heute räumlich trennt. Die Anhebung hatte auch die Entstehung des französischen bzw. süddeutschen Schichtstufenlandes zur Folge.
Glazialmorphologie

Die Vogesen gehören zum Typus der glazial überprägten Mittelgebirge und sind ein Vertreter des amorikanischen Gebirgssystems. Sie sind das erste große Hindernis für die feuchten Luftmassen vom Atlantik und haben deshalb stärkere Niederschläge als der benachbarte Schwarzwald. In den vergangenen Eiszeiten gab es deshalb auch eine stärkere glaziale Aktivität.
Vegetation
Wie in fast allen Gebirgen der gemäßigten Zone hängt die Vegetation auch in den Vogesen von den Höhenstufen ab:
- Die kolline Stufe, auch Eichenwaldstufe genannt, in der früher wärmeliebende Eichenmischwälder standen, sind heute aufgrund ihrer Lage in Kulturlandschaften umgewandelt.
- Die nachfolgende montane Stufe wird auch Buchenwaldstufe genannt. Der vorherrschende Buchenwald ist durchsetzt mit Tannen Bergulmen Fichten, Bergahornen und Eichen. Aufgeforstet wird heute aber fast ausschließlich mit Fichten.
- In den Vogesen bildet die Buche die Waldgrenze. Durch Pollenanalysen konnte nachgewiesen werden dass es in den Vogesen anders als im Schwarzwald relativ großflächige primär waldfreie Gipfelbereiche gibt. Ein schmaler Streifen entlang des Kammes, oberhalb von etwa 1250 - 1300m ist natürlich waldfrei. Vielerorts wurden diese waldfreien Flächen durch Beweidung noch vergrößert. Durch die hohen Windgeschwindigkeiten in den stark exponierten Kammlagen werden die Buchen mit zunehmender Höhe immer kleinwüchsiger und fehlen schließlich ganz. Bedingt durch das atlantisch getönte Klima hat die Fichte hier nie eine große Rolle gespielt. Die Fichte hat zwar ein natürliches Vorkommen in den Vogesen tritt aber im Vergleich zum Schwarzwald stark zurück. Die Gipfelheiden der Vogesen zeichnen sich durch zahlreiche botanische Raritäten aus unter anderem finden sich zahlreiche Glazialrelikte.
Vergleich Schwarzwald - Vogesen


Im Vergleich zwischen Schwarzwald und Vogesen fällt auf, dass der Niederschlag in den Vogesen etwas stärker ist als im Schwarzwald. Dies liegt an der exponierten Lage der Vogesen, wodurch die Luft vom Atlantik abgefangen wird, und durch Steigungsregen einen Teil ihrer Feuchte verliert. Während der Eiszeiten führte dies auch zu einer stärkeren Vergletscherung der Vogesen. Während die einander zugewandten Seiten der beiden Gebirge ähnlich steil sind, da hier jeweils der Rhein als Vorfluter dient und somit die Erosionskraft vergleichbar ist, kann man an den Außenseiten deutliche Unterschiede erkennen. Der Schwarzwald fällt deutlich flacher ab, da sein östlicher Vorfluter die Donau ist, die wegen ihres schwachen Gefälles und des langen Weges bis zum Schwarzen Meer eine deutlich geringere Erosionskraft hat als der Rhein. Auf der Seite der Vogesen dient jedoch die Mosel als Vorfluter, die dann wiederum in den Rhein mündet. Daraus folgt eine stärkere fluviatile Zerschneidung der Westvogesen als des Ostschwarzwaldes. Im Unterschied zum Schwarzwald findet sich in den Vogesen ein in Nord-Süd-Richtung verlaufender Kamm. Dieser Kamm entstand, bzw. entsteht durch beidseitige erosive Zerschneidung. Am Kamm können sich durch den Wind die gefürchteten Schneewächten - überhängende Schneebretter bilden - die ein Gefahr für Wintersportler darstellen können. Anders als der Schwarzwald, der praktisch überall bis in die Gipfellagen dauerhaft besiedelt ist, findet um den Vogesenkamm herum lediglich Almwirtschaft statt: Die Kühe werden im Winter abgetrieben, die "fermes" geschlossen, die Kammstraße "route des cretes" wird nicht vom Schnee befreit und verschwindet teilweise unter Skipisten (Kastelberg). Auch in tiefer gelegenen Regionen ist die Besiedlung und Bewirtschaftung (Forst- und Weidewirtschaft) weit weniger intensiv als im Schwarzwald (die Vogesen sind "wilder" als der Schwarzwald), erst in den Täler sind Besiedlung und Industrialisierung vergleichbar.
Besiedelung
In vorrömischer Zeit war das Gebiet von Kelten, nach der römischen Zeit auch von Alemannen und Franken besiedelt. Später bildete dann der Kamm der Vogesen für mehr als tausend Jahre die Sprachgrenze zwischen dem deutschen und dem französischen Sprachraum (Straßburger Eid). Insbesondere nach dem letzten Wechsel der Landeszugehörigkeit der Regionen Elsass und Lothringen hat der Gebrauch des in den Ostvogesen üblichen deutschen Dialektes nachgelassen - es gibt aber auch Bemühungen, diese Entwicklung aufzuhalten.
Flora und Fauna
Die Vogesen sind in den unteren Regionen stark bewaldet. Auf den höher gelegenen (über 1000 m NN) Bergkuppen und dem die Vogesen von Norden nach Süden längs durchziehenden Vogesenkamm sind Bäume rar: Neben Buschwerk findet sich hier vor allem extensiver Bewuchs mit Heidelbeergesträuch u.a.
Wirtschaft
Während die Täler der Vogesen schon lange besiedelt sind und schon früh industrialisiert wurden (z.B. Textil, Bergwerke), finden sich auf mittleren Höhen verstreute "fermes" - Bauernhöfe aus Stein gebaut, mit weiten, flachen Dächern. In den mittleren Höhen wurden auch Steinbrüche betrieben, deren Weiterführung sich aber heute nur noch in wenigen Fällen lohnt. Auf den weitgehend unbewaldeten Höhen findet Almwirtschaft statt, anders als im etwa gleich hoch gelegenen Schwestergebirge Schwarzwald sind die höchsten Lagen oft nicht dauerhaft besiedelt. Die meisten dieser hochgelegenen Almhütten befinden sich entlang des Vogesenkammes und bieten als "ferme auberge" einfaches Essen an ("Roigabraggeldi" = Bratkartoffeln) und gelegentlich auch Unterkunft. Insgesamt ist die landwirtschaftliche Nutzung der oberen Regionen weniger intensiv, was dazu beiträgt, dass die Landschaft oft wild wirkt: Steine und Felsblöcke sind nicht beiseite geschafft, Sträucher und Ginster überwuchern die Hänge, auch der Wald ist vielfältiger als der Schwarzwald mit seinen namensgebenden Fichten.
Wirtschaftlich ist für die höheren Regionen damit vor allem die touristische Nutzung: überwiegend lokaler Tourismus und aus den Beneluxländern, für die die Vogesen die nächste höhere Erhebung darstellen. Im Winter werden dafür Skigebiete angeboten, die für ein Mittelgebirge z.T. sehr groß sind (z.B.: La Bresse - Hohneck und Gérardmer mit jeweils ca. 20 Liften). Die geringe Schneesicherheit gleicht man mit Schneekanonen aus. Es gibt zahlreiche Langlaufloipen. Im Sommer kann man in den Vogesen wandern, klettern (Rocher de Martinswand), mit dem Gleitschirm fliegen u.ä. Die Ostabhänge mit ihren Weinhängen und pittoresken Dörfern profitieren von deutschen Touristen.
Geschichte
In der Geschichte bildete der Kamm der Vogesen für zweitausend Jahre die Sprachgrenze zwischen dem germanischen (später deutschen) und dem romanischen (später französischen) Sprachraum.
Im Ersten Weltkrieg waren die Vogesen Schauplatz fürchterlicher Kämpfe. Auf der Ostseite der Vogesen liegen große Kriegsfriedhöfe (Hartmannswillerkopf, zum Beispiel), und auch heute noch an vielen Stellen deutlich sichtbar sind die Schützengräben, in denen sich die Feinde oft nur wenige Meter voneinander entfernt gegenüber lagen. Auf der Westseite des Vogesenkammes verläuft kurz unterhalb der Gipfel die Route des Crêtes (Gratstraße), eine alte Militärstraße, die von den Franzosen als Versorgungsstraße ihres Militärs bei der Verteidigung gegen die von Osten anrückenden Deutschen gebaut wurde. Anders als die meisten anderen Straßen verbindet sie keine Orte untereinander. Heute ist diese Straße eine beliebte Touristenstrecke, vor allem für Motorräder. Im Winter wird sie, da nicht wirklich wichtig, stellenweise nicht vom Schnee geräumt, z.T. gehen dann auch Skipisten darüber (Kastelberg).
Naturparks
Zwei Naturparks liegen in den Vogesen: der Parc des Ballons des Vosges und der Parc des Vosges du Nord. Der Naturpark Vosges du Nord bildet zusammen mit dem auf deutscher Seite liegenden Pfälzerwald das grenzüberschreitende Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges du Nord.
Namensverwandtschaften
Das 88. Departement in alphabetischer Reihenfolge (Vosges) ist nach dem Gebirge benannt. Die Vogesen erstrecken sich aber auch auf die Departements Haut Rhin (68) und Bas Rhin (67)
Literatur
Allgemein
- Association philomathique d'Alsace et de Lorraine (Hrsg.) (1963): Le Hohneck. Aspects physiques, biologiques et humains.
- Eggers H. (1964): Schwarzwald und Vogesen. Ein vergleichender Überblick. Braunschweig.
- Dubois, G. u. C. (1955): La géologie de l'Alsace. Strasbourg
Glazialmorphologie
- Flageollet, J.-C. (1988): Quartäre Vereisungen in den lothringischen Vogesen: Anzahl, Ausdehnung und Alter. - In: Eiszeitalter und Gegenwart, Bd. 38. S. 17-36
- Rahm, G. (1967): Die Vergletscherungen des Schwarzwaldes im Vergleich zu denjenigen der Vogesen. - In: Al. Jb. 1966/67, S.257-272.
- Seret, G. (1985): Die eiszeitlichen Vergletscherungen der lothringischen Vogesen und ihre Stratigraphie.
- Firbas, F., Grünig, G., Weischedel, I. u. Worzel, G. (1948): Beiträge zur spät- und nacheiszeitlichen Vegetationsgeschichte der Vogesen. Stuttgart
Vegetation
- Bogenrieder, A. (2001): Schwarzwald und Vogesen – ein vegetationskundlicher Überblick. – In: Mitt. d. bad. Landesverbandes f. Naturkde. u. Naturschutz, Bd. 17, H. 4.
- Frankenberg, P. (1979): Schwarzwald und Vogesen. Ein pflanzengeographisch-floristischer Vergleich. (=Arb. z. rhein. Ldkde. H. 47)
- Hummel, J. (1927): Pflanzengeographie des Elsaß im Rahmen seiner Florenelemente. Heidelberg
- Ißler, E. (1942): Vegetationskunde der Vogesen. Jena