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Edvard Grieg

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Edvard Grieg
Portrait, gemalt von Eilif Peterssen (1891)

Edvard Hagerup Grieg (* 15. Juni 1843 in Bergen, Norwegen; † 4. September 1907 in Bergen) war ein norwegischer romantischer Komponist. Er integrierte – ähnlich Mussorgsky und dem Mächtigen Häuflein in Russland – die Volksmusik seiner Heimat mittels derer typischen Elemente wie der Verwendung leerer Quinten, scharf betonter Tanzrhythmen und dem eigentümlichen Schwanken zwischen modalen und Dur- Molltonarten in die klassische Musik. Seine Harmonik war dabei für die damalige Zeit teilweise recht gewagt. Er gilt vor allem im Ausland somit als der norwegische Komponist schlechthin, war und ist aber in Norwegen selbst nicht unumstritten. Seine Musik war von den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts bis heute, trotz mancher Kritik von professioneller Seite betreffs mangelnder motivisch-thematischer Entwicklung und Schwächen in der Formbeherrschung, immer sehr populär. Am bekanntesten sind die Orchesterwerke Peer-Gynt-Suite 1 und 2, die Suite Aus Holbergs Zeit, sowie das Klavierkonzert in a-moll. Seine Lyrischen Stücke für Klavier waren früher in der Hausmusik weit verbreitet. Ferner sind die Sonate für Klavier e-moll, die Ballade für Klavier g-moll, sowie das Streichquartett op. 27 zu erwähnen. Grieg trat außerdem europaweit erfolgreich als Dirigent und Klavierinterpret eigener Werke auf.

Leben von Edvard Grieg

Kindheit

Edvard wurde im Jahre 1843 als viertes von fünf Kindern im westnorwegischen Bergen geboren. Sein Vater Alexander war Kaufmann und britischer Konsul in Bergen. Er führte den von seinem aus Schottland eingewanderten Großvater 1779 gegründeten Fischhandel fort. Seine Mutter Gesine (geb. Hagerup) wurde als junges Mädchen von ihren Eltern zur Ausbildung zu Albert Methfessel nach Hamburg geschickt. Sie trat in Bergen mit Erfolg als Pianistin und Sängerin auf und war einer der angesehensten Klavierlehrer der Stadt. Sie veranstaltete in ihrem Haus allwöchentliche Musizierkreise, bei denen neben Instrumentalwerken auch Teile aus Opern aufgeführt wurden. In seiner 1903 erschienenen autobiographischen Skizze Mein erster Erfolg misst Grieg den Eindrücken, die er in dem lebhaften Handels- und Kulturzentrum sammelte, eine entscheidende Bedeutung für seine musikalische Inspiration zu:

„So z. B. vermochte ich, wenn mir als kleinem Jungen erlaubt war, zu einem Begräbnis zu gehen oder einer Auktion beizuwohnen, ganz genau zu berichten, welchen Eindruck der Vorgang auf mich gemacht hatte. Wenn man mir untersagt hätte, diesen kindlichen Instinkten nachzugehen, wer weiß, ob meine Phantasie nicht unterdrückt und in eine andere Richtung getrieben worden wäre, die meiner wahren Natur fremd war.“ [1]

Ab dem sechsten Lebensjahr erhielt er von der Mutter regelmäßigen Klavierunterricht. Mit neun Jahren begann er erste eigene Kompositionen zu entwerfen. Aus seiner Jugendzeit sind nur 3 Klavierstücke (3 klaversykker) aus dem Jahr 1858 erhalten.

Seine Schulzeit verlief eher ungünstig. Nach der Grundschule absolvierte er die Tanksche Schule, eine an Neuen Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften ausgerichtete Realschule, welche dem künstlerisch-musikalisch veranlagten Edvard weniger entgegen kam.[2] Seinem Interesse an Musik und Komposition begegneten die Lehrer teilweise mit Spott und Zynismus. Grieg im Jahre 1903 zu seiner Schulzeit:

„Seine Rauheit, seine Kälte, sein Materialismus – alles das war für meine Natur so abschreckend.“[3]

Aufgrund dessen musste er die dritte Klasse wiederholen. Die schlechten Erfahrungen, die Grieg hier machte, wirkten später in Autoritätsproblemen mit den Lehrern am Leipziger Konservatorium nach und führten zu Unsicherheiten bezüglich der eigenen Leistungsfähigkeit.[4] Der Besuch und die positive Beurteilung der musikalischen Anlagen des Jungen durch Ole Bull, den bekannten Geiger und Vorkämpfer einer eigenen norwegischen Musik und Kultur im Jahr 1858 führten schließlich auf Anraten Bulls zu Griegs Besuch des Leipziger Konservatoriums.[5]

Ausbildung in Leipzig

Von 1858 bis 1862 studierte er am Konservatorium Leipzig, bei Louis Plaidy, Ernst Ferdinand Wenzel und Ignaz Moscheles. 1862 kehrte er nach Bergen zurück.

Nach der Ausbildung

Ein Jahr später übersiedelte er nach Kopenhagen. Entscheidende musikalische Impulse vermittelte ihm dort die Begegnung mit dem früh verstorbenen Rikard Nordraak. 1864 gründete er zusammen mit Hans Christian Andersen und anderen Musikern in Kopenhagen die Konzertgesellschaft zur Pflege neuer skandinavischer Musik. 1866 erfolgte ein Umzug nach Christiania (Oslo), wo er 1867 seine Cousine Nina Hagerup heiratete. 1869/70 hielt er sich als Stipendiat in Rom auf, wo er Franz Liszt begegnete. Ab 1874 lebte er mit Staatssold als freischaffender Komponist teils in Bergen, teils in Oslo, teils in Lofthus am Hardangerfjord.

Er unternahm Reisen durch ganz Europa als Pianist und Dirigent. Von 1880 bis 1882 war er Dirigent des Orchesters der Musikgesellschaft „Harmonie“ in Bergen. 1885 bezog Grieg das Haus mit Namen Troldhaugen im Weiler Hop südlich von Bergen, welches heute das Grieg-Museum beherbergt. Edvard Grieg starb am 4. September 1907 in Bergen an einer Lungenkrankheit.

Werk

Unter zeitweiliger Einbeziehung der Volksmusik seines Heimatlandes schuf er eine spezifische Musiksprache. Griegs größte Bedeutung liegt in der Klavier- und Kammermusik; kaum ein Klavierschüler, der nicht mit seinen Lyrischen Stücken in Berührung kommt. Herausragend sein Streichquartett op. 27, welches in der Enzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart als eine der bemerkenswertesten Kompositionen der Kammermusik im 19. Jahrhunderts gewertet wird. Daneben schrieb Grieg auch wertvolle, jedoch unbekanntere Chor- und Liedliteratur.

Von seinen Orchesterwerken erfreuen sich die beiden Peer-Gynt-Suiten und das Klavierkonzert bis heute außerordentlicher Beliebtheit. Die Morgenstimmung, der erste Satz seiner Peer-Gynt-Suite Nr.1, wird in Werbung, Film und Fernsehen so häufig verwendet, dass sie zu den bekanntesten klassischen Melodien überhaupt zählt. 1998 verwendete der Song „Ocean of Light“ von In-Mood & Juliette das Thema dieses Stücks als Hookline. Ebenso bekannt ist In der Halle des Bergkönigs. Nach diesem Stück benannte u. a. die Band Savatage ein komplettes Album, welches natürlich auch eine Adaption dieses Stücks für E-Gitarre enthielt.

Wenig bekannt ist, dass der dänische Komponist Niels Wilhelm Gade Anreger einiger früher Werke Griegs war. U. a. entstand Griegs erste Symphonie nach Aufforderung Gades, als die beiden in Kopenhagen zusammentrafen. Grieg war allerdings nie, wie oftmals kolportiert, Gades Schüler.

Werke (Auswahl)

  • Peer Gynt Schauspielmusik op. 23 nach dem gleichnamigen Drama von Henrik Ibsen, daraus:
    • Suite Nr. 1, op. 46 (Morgenstimmung, Åses Tod, Anitras Tanz, In der Halle des Bergkönigs)
    • Suite Nr. 2, op. 55 (Der Brautraub, Arabischer Tanz, Peer Gynts Heimkehr, Solveigs Lied)
  • Opernfragment Olav Trygvason op. 50
  • Symphonie Nr. 1 c-moll [1863/4]
  • Symphonie Nr. 2 „Im Frühjahr“ (Fragment)
  • Konzertouvertüre „Im Herbst“ op. 11
  • Konzert für Klavier und Orchester a-moll op. 16
  • Sonate für Klavier e-moll op. 7
  • Ballade für Klavier g-moll op. 24
  • Volksmusikbearbeitungen op. 29 (Improvisationen), op. 66 (Norwegische Volksweisen) und op. 72 (Bauerntänze Slåtter)
  • Lyrische Stücke für Klavier, mehrere Alben, entstanden in unterschiedlichen Schaffensperioden
  • Suite Aus Holbergs Zeit op. 40 für Klavier, später arrangiert für Streichorchester
  • Kammermusik
    • Sonate für Violine und Klavier F-dur op. 8 (1865)
    • Intermezzo für Violoncello und Klavier a-moll (1866)
    • Sonate für Violine und Klavier G-dur op. 13 (1867)
    • Ved mannjevningen, Marsch für Violine und Klavier (1867)
    • Streichquartett g-moll op. 27 (1877–8)
    • Andante con moto für Klaviertrio (1878)
    • Sonate für Violoncello und Klavier a-moll op. 36 (1882–3)
    • Sonate für Violine und Klavier c-moll op. 45 (1886)
    • Streichquartett F-dur, unvoll. (1891)
  • Lieder auf Texte von Heinrich Heine, Johann Wolfgang von Goethe u. a. op. 4 und op. 48
  • Liederzyklus Haugtussa nach Arne Garborg op. 67


Literatur

auf deutsch:

  • Hella Brock: Edvard Grieg - Eine Biographie. Schott, 1988, ISBN 3-254-08375-X
  • Finn Benestad und Dag Schjelderup-Ebbe: Edvard Grieg - Mensch und Künstler, Deutscher Verlag für Musik, Leipzig, 1993, ISBN 3-370-00291-4
  • Ulrich Tadday (Hrsg.): Reihe Musik-Konzepte - Edvard Grieg, Edition Text und Kritik, München, 2005, ISBN 3-88377-783-8
  • Hanspeter Krellmann, Edvard Grieg, Rowohlt, 1999, ISBN 3-499-50430-8
  • Ekkehard Kreft, Griegs Harmonik, Peter Lang GmbH, 2000, ISBN 3631359950
  • Jing-Mao Yang, Das "Grieg-Motiv" - Zur Erkenntnis von Personalstil und musikalischem Denken Edvard Griegs, Bosse, 1998, ISBN 3764926341

auf norwegisch:

Quellen

  1. Edvard Grieg: Verzeichnis seiner Werke mit Einleitung: Mein erster Erfolg. Leipzig, 1910, S. 3
  2. Joachim Reisaus: Grieg und das Leipziger Konservatorium Untersuchungen zur Persönlichkeit des norwegischen Komponisten Edvard Grieg unter besonderer Berücksichtigung seiner Leipziger Studienjahre. Dissertation, Leipzig, 1988, S. 57 ff.
  3. Edvard Grieg: Verzeichnis seiner Werke mit Einleitung: Mein erster Erfolg. Leipzig, 1910, S. 7
  4. Hella Brock: Edvard Grieg – Eine Biographie. S. 48 und 68
  5. Edvard Grieg: Verzeichnis seiner Werke mit Einleitung: Mein erster Erfolg. Leipzig, 1910, S. 10