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Frankfurter Buchmesse

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Messegelände der Frankfurter Buchmesse 2005
Frankfurter Buchmesse 2004

Die Frankfurter Buchmesse wurde 1949 vom Börsenvereins des Deutschen Buchhandels gegründet und findet jedes Jahr im Oktober an fünf Tagen auf dem Messegelände Frankfurt am Main statt. Sie ist mit über 7.000 Ausstellern und mehr als 280.000 Besuchern die größte und bedeutendste Buchmesse der Welt. Am Buchmessen-Sonntag wird der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen.

Geschichte

Buchkatalog zur Frankfurter Fastenmesse 1573

Die Frankfurter Buchmesse hat eine mehr als 500-jährige Tradition. Eine Buchmesse in Frankfurt gab es schon in der frühen Neuzeit, nachdem Johannes Gutenberg in Mainz, nur wenige Kilometer von Frankfurt entfernt, den Buchdruck revolutioniert hatte; die Messe half entscheidend bei der Verbreitung dieser Innovation. In Korea war ein Buchdruck jedoch schon früher erfunden worden.

Bis in die Zeit des späten 17. Jahrhunderts blieb Frankfurt am Main die zentrale Buchmesse-Stadt Europas. Als Folge politischer und kultureller Umwälzungen übernahm die Leipziger Buchmesse in der Zeit der Aufklärung die Rolle. Erst zwei Jahrhunderte später lebte die Buchmesse in Frankfurt wieder auf: 205 deutsche Aussteller versammelten sich vom 18. bis 23. September 1949 in der Frankfurter Paulskirche zur ersten Buchmesse der Nachkriegszeit.

Funktion der Messe

Die Buchmesse dient als Fachmesse in erster Linie Verlegern, Agenten, Buchhändlern, Bibliothekaren, Wissenschaftlern, Illustratoren, Dienstleistern, Filmproduzenten, Übersetzern, Druckern, Verbänden, Künstlern, Autoren, Antiquaren, Software- und Multimedia-Anbietern zur Vorstellung ihres Angebots und dem Abschluss von Geschäften. Erstmals gab es 2004 das Forum Film. Vortragsveranstaltungen finden unter anderem über Hörbücher und das Moderne Antiquariat, auch im Übersetzer- und Bibliothekars-Zentrum statt. Seit 2005 ist die erste Frankfurter Antiquariatsmesse angeschlossen, die ebenfalls weltweit größte. Auch erstmals 2005 wurden eine gemeinsame Branchendarstellung für Zeitschriftenverlage der Fach-, Publikums- und Internationalen Presse, sowie eine Gemeinschaftsausstellung Spiele & Spielen mit der Spielwarenmesse Nürnberg eingerichtet und ein mit 37.500 Euro dotierter deutscher Roman-Preis an Arno Geiger verliehen. Der Handel mit Buch Lizenzen/-Rechten in findet in einem eigenen Agentencenter statt.

Die Buchmesse ist erst in zweiter Linie eine Messe für das nur an zwei Tagen zugelassene Publikum. Mehr als 12.000 Journalisten aus knapp hundert Ländern berichteten von der Buchmesse.

Die Frankfurter Buchmesse wirkt auch über die Messezeit hinaus - sie stellt etwa die umfassendsten Online-Datenbanken der Branche bereit und vermittelt in Zusammenarbeit unter anderem mit dem Auswärtigen Amt, der Stiftung Pro Helvetia und den Goetheinstituten deutsche Literatur im Ausland. Darüber hinaus existieren besondere Stipendienprogramme.

Im Juni 2006 fand als Joint-Venture die erste Buchmesse Kapstadt, die Cape Town Bookfair, statt.

Gastländer

Einen besonderen Schwerpunkt im Angebot bildet set 1988 ein jährlich wechselndes Gastland. Vor 1988 hatte jede Buchmesse einen thematischen Schwerpunkt, der auch eine Region sein konnte. Im Jahr 2004 war die "Arabische Welt" Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Südkorea war Gastland der Frankfurter Buchmesse 2005.

2006 (4. bis 8. Oktober 2006) wird Indien (als erstes Land nach 1986 zum zweiten Mal) Gastland sein. Das wird mit einem überaus agilen indischen Buchmarkt begründet, Einzelheiten siehe unten.

2007 steht die Katalanische Kultur im Mittelpunkt.

Das Gastland spielt auch im kulturellen Rahmenprogramms (insbesondere Lesungen und Preisverleihungen) eine wichtige Rolle: im Jahr 2004 hatten ca. 500 von etwa 3.000 Veranstaltungen einen Gastlandbezug. Ausstellungen und Lesereisen des Gastlands beginnen vor der Buchmesse und gehen weit darüber hinaus.

Auch organisiert die Frankfurter Buchmesse als Dachorganisation für Deutsche Verlage in das Ausland Deutschland als Gastland: beispielsweise noch im Rahmen des deutsch-polnischen Jahrs auf der Buchmesse Warschau, einem entscheidenden Platz für Buchvermittlung aus westlichen in östliche Länder (mit 300 Quadratmetern vom 18. - 21. Mai; Polen selbst liegt als Abnehmer deutscher Lizenzen auf Platz drei).

Der deutsche Gastlandauftritt ist seit über zehn Jahren Vorbild für einen auf der riesigen Publikumsmesse Kalkutta (wohl abweichend repräsentiert die jeweilige Botschaft dort mehr an einem Stand / örtliche Design-Studenten kreieren in einem Wettbewerb Messe-Tore / es gibt einen "chief guest", wie Günter Grass 2002. Auf der Buchmesse Kalkutta finden viel Öffentlichkeitsarbeit und auch Fund Raising statt. Sogar die Aktion der Frankfurter Buchmesse gegen die Rechtschreibreform kam vor. Die Erfahrungen in Kalkutta sind ein Hintergrund für den Gastlandauftritt Indiens in Frankfurt. (vgl. Wiki Englisch Buchmesse Kalkutta).

Thematische Schwerpunkte und Gastländer

  • 1976 Lateinamerika
  • 1978 Kind und Buch
  • 1980 Schwarzafrika
  • 1982 Religionen
  • 1984 Orwell 2000
  • 1986 Indien
  • 1988 Italien
  • 1989 Frankreich
  • 1990 Japan
  • 1991 Spanien
  • 1992 Mexiko
  • 1993 Flandern und Niederlande
  • 1994 Brasilien
  • 1995 Österreich
  • 1996 Irland
  • 1997 Portugal
  • 1998 Schweiz
  • 1999 Ungarn
  • 2000 Polen
  • 2001 Griechenland
  • 2002 Litauen
  • 2003 Rußland
  • 2004 Arabische Welt
  • 2005 Korea
  • 2006 Indien
  • 2007 Katalonien
  • 2008 Türkei
  • 2009 China

Gastland Indien 2006 (Motto „Today’s India“) und Hintergründe

Der drittgrößte Markt für englischsprachige Publikationen hat 12.000 Verlage, jährlich 80.000 Neuerscheinungen in über 18 Sprachen, 24 Amtssprachen, 120 Regionalsprachen und Dialekte, über eine Milliarde Menschen und sinkenden Analphabetismus. Längst fließt sehr viel Verlagsarbeit nach Indien (ein Gesetz, das Investitionen begrenzte, ist aufgehoben) - vor allem aus den Abteilungen Herstellung, sowieso Online und Englisch, am meisten in STM (Science Technical Medical), Beispiele Springer Science+Business Media, Wolters Kluwer Pearson oder Wiley-VCH, als "Tendenz Deutscher Wissenschaftsverlage, komplette Produktionsprozesse nach Indien zu verlagern". Schon vor dreißig Jahren brachten Verlage wie Macmillan oder Thomson Satzarbeiten dorthin, heute haben sie längst Tochterfirmen. IT-Spezialisten bieten breite Dienstleistungen mit bis zu 2.500 Mitarbeitern, jährlichen Zuwachsraten von rund 30 Prozent. In Deutschland entlassene einzelne Fachleute arbeiten zu indischen Löhnen dort.

Der Gastlandauftritt plant auch wissenschaftliche Vorträge, neben Autorenlesungen, indischem Tanz und will (nur) folkloristisches vermeiden. Auf 4.000 Quadratmetern werden 200 Verlage und über 30 indische Autoren (wie Amitav Ghosh, Amit Chaudhuri und Atlaf Tyrewala) erwartet (Kiran Nagarkar liest und informiert am 21. September im Berliner Büro des Börsenvereins.) - (link des Gastlands, s.u.)


Der Lizenzverkauf deutscher Bücher nach Indien hat sich in den letzten fünf Jahren verstärkt - 2001: acht Titel übersetzt; 2003: 72; 2004: 107.

Übersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche: 2004 - 56,8 Prozent, d.h. 3.073 Titel. Fördermöglichkeiten auch für Übersetzungen aus kleineren Sprachen: Übersetzungsfond des National Book Trust India mit Empfehlungsliste indischer Bücher verschiedener Sprachen ins Deutsche und in andere europäische Sprachen.

Jedes zweite Jahr ist die Buchmesse New Delhi World Book Fair, die 17. war neun Monate vor dem Auftritt als Gastland (Drehscheibe auch in angrenzende Länder). Motto "Composite Culture in a Multicultural Society", 1.294 (2004:1.205) Aussteller auf 38.000 Quadratmetern (2004: 32.546 Quadratmeter), 18 Länder: Deutschland, Bangladesh, Frankreich, Iran, Israel, Italien, Japan, Kanada, Malaysia, Mauritius, Nepal, Pakistan, Saudi Arabien, Singapur, Sri Lanka und die USA teil. Laut Angaben des National Book Trust (NBT), der die Buchmesse verantwortet und auch den Gastland-Auftritt Indiens in Frankfurt im Oktober: 30 % mehr Besucher, 1 Million, täglich über 1.000 zum 72 Quadratmeter großen deutschen Gemeinschaftsstand (460 Titel aus 120 Verlagen, beachtet: Fach- und Sachbücher zu Technik, Bau... (alternative), Selbsthilfe-Titel, Business Management. Sonderkollektionen: Neuerscheinungen 2005, Longlist-Titel des deutschen Buchpreises 2005, Literatur in preiswerten Ausgaben).

Indien sieht auch (neben China) der französische Medienkonzern Lagardère/ Hachette als Wachstumsmarkt, anlässlich seiner Vergrößerung zum drittgrößten Buchverlag der Welt mitgeteilt. (Börsenblatt-Online, 7. Februar 2006). Random-House expandiert längst ebenfalls dort.

Im Vorfeld und auf der Buchmesse 2006 gibt es ein indisch-deutsches Stadtschreiber (Preis)-Projekt; viele Einzelheiten siehe link.

Angehängt an das Gastland Indien, wo die Analphabetenrate sinkt, findet erstmals "Zukunft Bildung" statt, kein "ganz uneigennütziges" Projekt: die Buchbranche lebt von den Lesern (rund 1300 Aussteller der Messe bieten ausdrückliche Bildungsprodukte, einschließlich Multimedia). Der neue Themenschwerpunkt beginnt mit dem Trendforum "India on the Rise", das auch die Verlagswelt selbst bildet, über ihre Konkurrenten bzw. Zusammenarbeit mit indischen Kollegen. Überdies hat Indien auch sehr gut ausgebildete Grundschullehrer, die geradezu exportiert werden. Weltweit leben nach dem (2006-)Bericht der Unesco "Bildung für alle" über 770 Millionen Menschen ohne Schrift, trotz des seit mehr als einem halben Jahrhundert in der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen verankerten Bildungsrechts. Das neue, jährliche Forum der Buchmesse ist Teil ihres Netzwerk-Daseins und arbeitet mit einschlägigen Organisationen wie dem Bundesverband Alphabetisierung und dem Deutschen Volkshochschule-Verband zusammen (wo sich derzeit 22 000 von über 4 Millionen Menschen hierzulande alphabetisieren lassen; mehr als 70 % aller Analphabeten leben in den ärmsten und bevölkerungsreichsten Ländern, Beispiel Indien).

Unterwegs in die näher rückende Fremde einem Europäer in die Hand zu drücken: Vidiadhar S. Naipauls "Land der Finsternis" und "Indien - eine verwundete Kultur"; Salman Rushdies "Mitternachtskinder"; Axel Michaels "Der Hinduismus. Geschichte und Gegenwart"; Anita Desais Clear "light of the day" (Einblick in das soziale Leben); Roberto Calassos "Ka" (indische Mythologie). (Siehe auch: link Börsenblatt-Spezial)

Fachprogramm etc. 2006

Zweitmals, Thema Fachbuchmarkt, je 45 Minuten ab 11 Uhr, jede volle Stunde, Forum Fachbuch (Halle 4.2; 4.- 7. 10.). Antiquariatsmesse: siehe link

Leitung der Buchmesse

Seit 1. April 2005 ist Juergen Boos Direktor der Frankfurter Buchmesse. Er leitete davor das Marketing im Verlag Wiley-VCH Weinheim. Er knüpft an seine Vorgänger Volker Neumann, Lorenzo Rudolf, Joachim Kehl und deren jahrzehntelang tätigen Vorgänger Peter Weidhaas an. - Ein internationaler kleiner Beirat der Buchmesse gründete sich.

Die Frankfurter Buchmesse 2005 in Zahlen

Zahlen zur 57. Frankfurter Buchmesse (19. bis 23. Oktober 2005)

  • Die Buchmesse nahm 168.790 Quadratmeter Ausstellungsfläche ein,
  • Es präsentierten sich 7.233 Aussteller aus 101 Ländern, darunter und 800 Aussteller aus Großbritannien und rund 700 aus den USA,
  • Rund 1.000 Autoren nahmen offiziell teil (darunter 40 aus dem Gastland Korea),
  • Es wurden mehr als 380.000 Titel gezeigt (darunter rund 100.000 Neuerscheinungen),
  • Rund 280.000 Besucher nahmen an den fünf Messetagen teil,
  • Rund 3.000 Veranstaltungen boten ein Begleitprogramm zur Messe.

Literatur

Commons: Frankfurter Buchmesse – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien