Burg Fleckenstein


Der Fleckenstein, franz. Château de Fleckenstein, im Elsass (Frankreich) nahe der Grenze zu Rheinland-Pfalz, zwischen Lembach auf französischer und Hirschthal (Pfalz) auf deutscher Seite in 370 m Höhe gelegen, ist eine typische mittelalterliche Felsenburg.
Lage
Der Fleckenstein ist nicht nur über die Verbindungsstraße Hirschthal–Lembach, sondern auch über Wanderwege gut erreichbar. Nahe bei der Burg gibt es einen Parkplatz. 1 km südwestlich des Fleckensteins, jenseits der genannten Verbindungsstraße, neben der das Flüsschen Sauer fließt, erhebt sich die gleichfalls französische Froensburg; 2 km nordöstlich, aber auf einem Bergkamm in deutlich größerer Höhe, liegen jeweils 500 m auseinander die Hohenburg, der Löwenstein (auch Lindenschmidt genannt), beide auf französischem Territorium, und die Wegelnburg (in Deutschland). Alle diese Burgen können, wenn ausreichend Zeit zur Verfügung steht, innerhalb eines Tagesausfluges nacheinander besucht werden.
Geschichte
Die geschichtlichen Daten zur Burg Fleckenstein sind recht dürftig. 1174 wurde ein Gottfried von Fleckenstein, der zu einer Familie von Reichsministerialen gehörte, erstmals erwähnt und damit indirekt auch die Burg. Ein Kapitell, das in den Burgtrümmern gefunden wurde, stammt jedoch aus dem frühen 12. Jahrhundert, so dass feststeht, dass die Burg spätestens damals errichtet worden ist. Zur Zeit ihrer Erbauung lag die Burg an einer Straße, welche die Kaiserpfalzen der Staufer in Haguenau und Kaiserslautern verband; deshalb kam Burg Fleckenstein strategische Bedeutung zu.
1276 belagerte König Rudolf von Habsburg den Heinrich von Fleckenstein, um den von diesem gefangengesetzten Friedrich von Bolanden, den Bischof von Speyer, zu befreien; allerdings ist nicht bekannt, ob die Belagerung die Burg Fleckenstein oder eine andere Burg dieser im Mittelalter weitverzweigten und einflussreichen Familie betraf. Ähnlich bedeutend war das Ministerialengeschlecht von Dahn, das seine Hauptsitze 15 km nördlich hatte. Seine Burg Altdahn wurde 1363 erstmals zerstört im Verlaufe einer Fehde mit den Fleckensteinern. 1407 und 1441 sind Bauarbeiten am Fleckenstein bezeugt, deren Ursachen nicht genannt werden. Vermutlich ging es darum, durch Ausbau komfortablere Wohnverhältnisse zu schaffen.
Im Dreißigjährigen Krieg und kurz danach machten drei Brüder aus dem Rittergeschlecht der Fleckensteiner von sich reden: Gottfried von Fleckenstein-Windeck fiel 1639 bei der Belagerung der Stadt Vesoul, die im Grenzbereich Burgund/Elsass liegt. Sein Bruder Georg Heinrich wurde General bei den bayerischen Truppen. Der jüngste Bruder, Friedrich Wolfgang, trat in französische Dienste und wurde später von Ludwig XIV. zum Maréchal de Camp ernannt. Mit Friedrich Wolfgangs Neffen Heinrich-Jakob starb 1720 der letzte Fleckensteiner.
Zweimal gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Fleckenstein durch französische Truppen eingenommen. 1674 geschah dies unter Marschall de Vauban, ohne dass Widerstand geleistet wurde. 1680 jedoch wurde die Burg unter General Montclar vollständig zerstört. Danach wurde von Fleckenstein nur noch als Rechts- und Besitztitel weiterverliehen.
Anlage
Basis des Fleckensteins ist ein rund 90 m langer, nur 6–8 m schmaler und 30 m hoher Felsen aus rotem Buntsandstein, eine sog. „Barre“, die eindrucksvoll aus dem Wald emporragt. Die ganze Anlage misst inkl. der teilweise auf der Nordseite erhaltenen Unterburg ca. 120 m in der Länge und 60 m in der Breite; die Bebauung umfasste im 16. Jahrhundert das gesamte Plateau.
Erhalten sind Mauerreste verschiedener Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Teile des Treppenturms und des Brunnenturms (mit in den Fels gehauenem Raum für das Tretrad) sowie Teile der Ringmauer um die Unterburg und deren Tor mit Resten von zwei Türmen. Besonders eindrucksvoll sind auf der Oberburg die zahlreichen in die Felsbarre geschlagenen Kellerräume sowie Aufgänge im Fels. Die heute noch erhaltenen Mauerreste stammen überwiegend aus dem Spätmittelalter (15./16. Jahrhundert), während die Ringmauer im Nordwesten noch aus dem 13. Jahrhundert datiert. Den interessantesten Hinweis auf das Aussehen der Burg im Hochmittelalter liefern geringe Mauerreste und Fundamentabdrücke eines Bergfrieds in der Mitte des obersten Felsplateaus. Dieser Turm wurde im Spätmittelalter zugunsten von Wohngebäuden abgebrochen.
Auf der Südseite der Felsbarre errichtete man um 1500 eine hohe Mauer mit zwei halbrunden, schlanken Türmen. Der Hauptzweck dieser aufwendigen Baumaßnahme war wohl, den hier überhängenden Fels der Oberburg gegen weitere Verwitterung zu schützen. Der südwestliche der beiden kleinen Türme besitzt zudem eine kleine Ausfallpforte.
Das Festungslehrbuch „Architectura von Vestungen“ des elsässischen Festungsbaumeisters Daniel Specklin aus dem Jahre 1589 zeigt eine Burg, für die offenbar der Fleckenstein als Vorbild fungierte; die hohen und schlanken Proportionen sind jedoch stark überzeichnet.
Erhaltungsmaßnahmen
Der Fleckenstein ist in seiner direkten Umgebung die einzige touristisch erschlossene Burganlage. Mit 79.000 Besuchern (2005) ist er nach der Hohkönigsburg die am zweithäufigsten frequentierte Burg im Elsass.
In den letzten Jahren wurde die Burg umfassend gesichert. So hat man in den Treppenturm aus dem 16. Jahrhundert wieder Stufen eingebaut und die oberste Felsplattform mit Geländern gesichert. Im Inneren der Burg gibt es ein winziges Museum, wo Fundstücke aus dem Bereich der Burg zu besichtigen sind. Auch ein mittelalterlicher Tretradkran wurde rekonstruiert. Etwas abseits der Burgruine wurde ein ehemaliges Forsthaus zu einem Informationszentrum umgestaltet.
Literatur
- Thomas Biller, Bernhard Metz: Burg Fleckenstein. Burgen, Schlösser und Wehrbauten in Mitteleuropa, Bd. 11. Schnell + Steiner, Regensburg 2003, ISBN 3-7954-1478-4
- Peter Müller: Die Herren von Fleckenstein im späten Mittelalter. Untersuchungen zur Geschichte eines Adelsgeschlechts im pfälzisch-elsässischen Grenzgebiet. Geschichtliche Landeskunde, Bd. 34. (phil. Diss. Mainz 1989), Steiner, Stuttgart 1990
- Alexander Thon (Hrsg.): ... wie eine gebannte, unnahbare Zauberburg. Burgen in der Südpfalz. 2., verb. Aufl. Schnell + Steiner, Regensburg 2005, S. 48-53, ISBN 3-7954-1570-5