Moritz Nussbaum (Altphilologe)


Moritz Nussbaum (geb. 17. Dezember 1850 in Warburg; gest. 17. Januar 1924 in Kassel) war ein deutscher Altphilologe.
Leben
Moritz wuchs als drittes von zehn Kindern des Landwirts Herz (Heinrich) Nussbaum und seiner Frau Zerline, geb. Lange, in der Warburger Altstadt auf. Das Haus der Familie, Klockenstraße 7, war bereits um 1500 erbaut worden und befand sich seit 1736 in Familienbesitz. Ab 1850 geriet die Familie in wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Dennoch erhielt Moritz Nussbaum eine gute Schulausbildung, die er mit dem Abitur am Gymnasium Marianum in Warburg abschloss. Er studierte von 1870 bis 1872 Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Danach wechselte er an die Georg-August-Universität Göttingen und promovierte dort mit einer auf lateinisch abgefassten Arbeit über den Historiker Flavius Josephus (37–100 n. Chr.), die von dem Theologen Emil Schürer in der Theologischen Literaturzeitung sehr positiv besprochen wurde.[1]

Nach Beendigung seines Studiums erfolgte eine Anstellung als Gymnasiallehrer für Latein, Deutsch und Geschichte im Elsass, zunächst in Zabern und dann in Mülhausen. 1886 wurde er schließlich an das Lyceum in Straßburg versetzt. Er heiratete Ida Koppel, die aus Ostfriesland stammte. Das Paar bekam drei Kinder, Robert (1892–1941), Mathilde (1896–1991) und Heinrich. Während der Zeit in Straßburg muss Moritz auch der Professorentitel verliehen worden sein, der sich auf seinem Grabstein findet.
Aufgrund des Versailler Vertrages von 1919 mussten die Nussbaums, wie 100.000 weitere Deutsche auch, Elsass-Lothringen verlassen. Am 20. Mai 1919 meldeten sich der inzwischen 69jährige Moritz und Ida Nussbaum wieder in Warburg an und wohnten im dem Nussbaum'schen Haus an der Klockenstraße. 1922 zog das Ehepaar weiter nach Kassel, wo Moritz Nussbaum am 17. Januar 1924 starb. Beerdigt wurde er auf dem jüdischen Friedhof in seiner Geburtsstadt Warburg.
Nachwirken
Nußbaums Witwe Zerline beging am 30. August 1942 Suizid in Kassel. Zuvor war ihr ältester Sohn, Robert Nussbaum, 1941 im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet worden. Mathilde Nussbaum überlebte den Holocaust, über das Schicksal von Heinrich Nussbaum ist nichts bekannt.
Der Sachbuchautor Peter Scholl-Latour war ein Enkel von Moritz Nussbaum. Er schrieb über ihn in seiner 2014 erschienenen Autobiographie: Meine Mutter (…) war die Tochter eines Straßburger Studienrates für antike Sprachen, der angeblich fähig war, die langen Gesänge der „Ilias“ und der „Odyssee“ im griechischen Urtext frei vorzutragen.
Werke
- Nussbaum, Mauricius: Observationes in Flavii Josephi Antiquitates Lib. XII. 3 - XIII. 14, Dissertation inauguralis, Warburgi 1875, 54 S., erschienen bei Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1875
Literatur
- Westfalen-Blatt Warburg: Jüdischer Doktor mit Warburger Wurzeln, Warburg, Samstag, 6. November 2021
Einzelnachweise
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Nussbaum, Moritz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher jüdischer Altphilologe |
GEBURTSDATUM | 17. Dezember 1850 |
GEBURTSORT | Warburg |
STERBEDATUM | 17. Januar 1924 |
STERBEORT | Kassel |