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Schwarzmilan

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Schwarzmilan
Schwarzmilan (Milvus migrans)
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Vorlage:Classis: Vögel (Aves)
Vorlage:Ordo: Greifvögel (Falconiformes)
Vorlage:Familia: Habichtartige (Accipitridae)
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Wissenschaftlicher Name
Milvus migrans
(Boddaert, 1783)
Unterarten
Sechs Unterarten allgemein anerkannt:
  • Milvus migrans migrans
  • Milvus migrans lineatus
  • Milvus migrans govinda
  • Milvus migrans affinis
  • Milvus migrans aegyptius
  • Milvus migrans parasitus

Der Schwarzmilan (Milvus migrans) ist ein etwa mäusebussardgroßer Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen. (Accipitridae). Im Gegensatz zum nahe verwandten Rotmilan (Milvus milvus), dessen Brutgebiete sich im wesentlichen auf Europa beschränken, hat der Schwarzmilan ein riesiges Verbreitungsgebiet, das neben großen Teilen der Paläarktis, weite Bereiche der Afrotropis, des indomalaischen Faunengebietes, sowie Australasien einschließt. Entsprechend dieser weiträumigen Verbreitung werden bis zu 10 Unterarten beschrieben, von denen 6 als allgemein anerkannt sind. In letzter Zeit werden häufig die Arten der Afrotropis als eigenständige Art Milvus aegyptius ssp. abgetrennt.

Aussehen ( Milvus migrans migrans)

Im Alterskleid, das Schwarzmilane frühestens im 5. Lebensjahr tragen, sind Kopf- und Halspartien hellgrau, zuweilen, insbesondere bei Vögel im letzten Übergangskleid, auch leicht gelblich behaucht. Deutlich ist eine dunkle Strichelung zu erkennen, die sich im Hals- und oberen Brustbereich verstärkt. Das Obergefieder ist einheitlich matt dunkelbraun. Das Brust- und Bauchgefieder ist etwas heller braun, häufig auch deutlich rostbraun gefärbt. Die Steuerfedern sind oberseits graubraun und unterseits bräunlich bis zimtfarben.

links: halbgefächerter Schwanz des Schwarzmilans
rechts: halbgefächerter Schwanz des Rotmilans

Der Schwanz ist nur schwach gegabelt, ausgefächert wirkt er dreieckig. Eine Bänderung ist nur ganz schwach angedeutet, und nur aus der Nähe zu erkennen. Die Großen und Kleinen Armdecken weisen meist die Färbung des Brustgefieders auf und kontrastieren recht deutlich mit den dunklen, fast schwarzen Federn der Arm- und Handschwingen. Die Beine ausgefärbter Vögel sind gelb, die Krallen schwarz. Der Oberschnabel ist ebenfalls schwarz, der Unterschnabel ist gelblich. Die Wachshaut ist leuchtend gelb. Frühestens mit sieben Jahren wechselt die Irisfarbe der Schwarzmilane von Braun ins alterstypische Gelb.

Die langen und schmalen, im Carpalgelenk auffällig gewinkelten Flügel enden in sechs ( bei manchen Jungvögeln 5) Handschwingenfedern. Eine dunkle Zeichnung im Bereich des Carpalgelenkes ist bei einigen Unterarten recht deutlich vorhanden, fehlt bei anderen aber wieder fast völlig. Der Schwarzmilan fliegt sehr elegant mit flachen, relativ schnellen Flügelschlägen. Er segelt und gleitet oft, wobei die Flügel im Gegensatz zu denen des Rotmilans in derselben Flugposition nicht über der Horizontalen geknickt, sondern leicht abwärts gerundet sind. Auffällig ist auch das andauernde Verwinden, Fächern und Falten des Schwanzes, das nur beim Rotmilan noch expressiver ist.

Immature Schwarzmilane weisen zwar wie ausgefärbte eine deutlich hellere Färbung des Kopf- und Brustbereiches auf, doch überwiegen bei Jungvögeln helle Zimt- oder Beigetöne im Gegensatz zu der weißgrauen Färbung dieser Körperbereiche bei den Altvögeln. Die Iris ist noch mittelbraun, die Krallen sind schiefergrau. Insgesamt ist das Jugendgefieder etwas heller und vor allem auf der Körperoberseite kontrastreicher gefärbt.

Die Geschlechter unterscheiden sich in der Färbung nicht; auch der bei vielen Greifvögeln deutliche reverse Geschlechtsdimorphismus in Bezug auf Größe beträgt maximal 6 Prozent, in Bezug auf das Gewicht bis zu 17 Prozent.

Maße und Körpermasse

Die Körpergröße sitzender Vögel variiert je nach Unterart und Geschlecht zwischen 46 und 66 Zentimetern; die Spannweite zwischen 120 und 153 Zentimetern. Männchen der kleinsten und auch leichtesten Rasse M. m. affinis wurden mit etwa 500 Gramm gewogen, die der größten Unterart M. m. lineatus mit 850 Gramm. Die schwersten Lineatus-Weibchen können über 1000 Gramm wiegen.

Stimme

Schwarzmilane sind sehr stimmbegabt und auch außerhalb der Balzzeit akustisch ziemlich auffällig. Die Hauptrufe sind in Tonlage und Ausdruck äußerst variabel, sodass sie sich kaum transkribieren lassen. Je nach Stimmung kann es sich um sanfte, melodiöse Triller, um ein möwenartiges, leicht verdrießlich klingendes Miauen oder sogar um wiehernde Rufe handeln. Häufig singen Schwarzmilane im Duett.

[Stimmbeispiel]


Systematik

Die Anzahl der Unterarten schwankt je nach Lehrmeinung beträchtlich. Insgesamt wurden 12 Unterarten beschrieben, von denen sechs allgemeine Anerkennung finden. Gelegentlich wird die Unterart M.m.lineatus als eigenständige Art Milvus lineatus, Schwarzohrmilan, klassifiziert, doch wird diese systematische Stellung durch neuere DNA-Analysen nicht unterstützt. Im Gegensatz dazu zeigen die afrotropischen Unterarten eine vergleichsweise große verwandtschaftliche Entfernung zu denen der Paläarktis, sodass ihre Stellung als Art Milvus aegytius ssp., Yellow billed Kite (Gelbschnabelmilan), molekularbiologisch bestätigt zu werden scheint. .[1]

In den Kontaktzonen hybridisieren offenbar alle Unterarten und bringen intermediär gefärbte Nachkommen hervor, die verschiedentlich als Unterarten (tienschanicus, ferghanensis, formosanus u.a.) geführt werden.


Verbreitung der Unterarten

orange: Sommervogel
grün: Jahresvogel
blau: Ausschließlich Winterquartiere
In Afrika, Indien und Südostasien überlappen die Brutgebiete der dort residenten Arten mit den Winterquartieren weiter nördlich brütender Unterarten. Dies wurde nicht dargestellt.

*Milvus migrans migrans (BODDAERT 1783): Die Nominatform brütet in weiten Bereichen Europas mit Ausnahme der Britischen Inseln und Skandinaviens, das nur in Ostfinnland von dieser Art besiedelt ist. In Nordfrankreich, Nordbelgien im größten Teil der Niederlade sowie in Nordwestdeutschland brütet die Art nicht, spärlich sind auch die Vorkommen in Österreich sowie in Tschechien. Auch in Polen, der Ukraine sowie auf dem Balkan ist der Schwarzmilan nur lückenhaft vertreten. Bis auf Zypern und Sizilien kommt M. m. migrans auf den Mittelmeerinseln als Brutvogel nicht vor. In Asien fällt die Nordgrenze der Verbreitung etwa mit der Grenze des geschlossenen Nadelwaldgürtels zusammen; nach Osten reicht sie über das Uralgebirge hinaus, wo eine breite Kontaktzone zu M.m.lineatus besteht. Die südliche Verbreitungsgrenze liegt im Atlasgebiet und zieht sich nach Westen über die Türkei, den Nahen Osten, Iran und Afghanistan bis ins Himalayagebiet, wo die Nominatform mit M.m. govinda in Kontakt kommt. Im Norden der Arabischen Halbinsel besteht eine Kontaktzonen zu M.m.aegyptius. Einzelbruten wurden in Norwegen festgestellt. In Nordschweden besteht ein kleines isoliertes Brutvorkommen.

M.m.lineatus
  • Milvus m. lineatus ( GREY 1831): Diese Unterart ist die größte und auch schwerste. Die bei M. m. migrans grauweißen Kopf-und Halspartien sind bei dieser Unterart hellbraun, der Schwanz ist leicht rostbraun. Auffallend ist ein schwarzer Fleck im Ohrbereich, nach dem diese Unterart im Deutschen auch Schwarzohrmilan genannt wird. Im Bereich des Carpalgelenkes ist ein deutlicher heller, fast weißer Fleck erkennbar. Die Färbung der Iris scheint von Braun im höheren Alter nicht nach Gelb zu wechseln. Diese Unterart ist dem Rotmilan am ähnlichsten; einige Wissenschafter führen sie als Art Milvus lineatus. Die Brutvorkommen von M. m. lineatus schließen sich östlich an die der Nominatform an. Die Nordgrenze der Brutverbreitung pendelt um 65 Grad Nord, überschreitet aber am Mittellauf der Jana deutlich den Nördlichen Polarkreis. Im Osten brütet diese Unterart bis auf Sachalin auf fast allen Inseln in den Randmeeren des nordwestlichen Pazifiks.


Datei:M. m. govinda.jpg
M. m. govinda
  • M. m. govinda (SYKES 1832): Diese Unterart ist kleiner als die Nominatform und insgesamt kontrastarm graubraun, manchmal auch schmutzig sandfarben gefärbt. Das Kopfgefieder hat einen rötlichbraunen Anflug, die schwarzen Schaftzeichnungen sind meistens deutlich erkennbar. Auch die Weißzeichnung der Flügelunterseite im Bereich der Handschwingenbasen ist markant. M. m. govinda kommt in weiten Bereichen Pakistans, auf dem indischen Subkontinent, im Nordteil Sri Lankas, ostwärts über Myanmar und Thailand bis nach Malaysia vor.
Gelbschnabelige afrikanische Unterart, wahrscheinlich M.m.aegyptius
  • M. m. affinis (GOULD 1838). Die kleinste Unterart weist ein relativ einheitliches dunkelbraunes Erscheinungsbild auf. Im Schulterbereich ist die Gefiederfärbung heller, sodass sich auf der Flügeloberseite ein deutlicher Diagonalstreifen abzeichnet. Diese Unterart brütet auf Sulawesi und vielen der Kleinen Sundainseln, wie auf Lombok, Sumba und Timor. Weiters kommt sie im Nordostteil Neuguineas sowie weiträumig in Australien vor.
  • M. m. aegyptius (GMELIN 1788): Die Vögel dieser Subspezies sind etwas kleiner als europäische Exemplare der Nominatform. Das Gefieder ist rötlichbraun, auf dem zimtfarbenen Schwanz können sich einige schmale hellere Binden abzeichnen. Das weiße Flügelfeld im Bereich des Handgelenkes ist relativ deutlich. Der Schnabel der unterseits gefleckten Jungvögel ist bis zum dritten Lebensjahr schwarz und wechselt dann in das für die beiden afrikanischen Unterarten typische Gelb. Die Vorkommen beginnen auf dem Sinai und ziehen sich entlang des Niltals und der östlichen Küstenbereiche des Roten Meeres nach Süden. Auch in Somalia, Äthiopien sowie wahrscheinlich in einigen Küstenabschnitten Kenias ist diese Unterart Brutvogel. Die Brutvögel auf der südlichen Arabischen Halbinsel (gelegentlich als M.m. arabicus klassifiziert) haben kürzere Flügel und individuell schwarze oder gelbe Schnäbel.
  • M. m. parasitus (DAUDIN 1800): Diese Unterart ist etwas kleiner als die zuvor beschriebene und relativ kontrastarm mattbraun gefärbt. Die Unterseite ist heller und weist einen dunklen Zimtton auf. Der Schwanz ist deutlich gebändert, der Schnabel adulter Vögel ist immer leuchtend gelb. Die Art ist südlich der Sahara über ganz Afrika verbreitet und brütet auch auf den Komoren und auf Madagaskar.

Die beiden zuletzt genannten Unterarten werden sehr häufig als eigenständige Arten Milvus aegyptius aegyptius sowie Milvus aegyptius parasitus klassifiziert. Neuere DNA-Analysen bestätigen eine relativ große verwandtschaftliche Entfernung zwischen den paläarktischen und afrotropischen migrans-Unterarten und unterstützen somit diese systematische Einstellung. Im englischsprachigen Raum werden diese Milane Yellow billed Kites genannt

Lebensraum

Der Schwarzmilan gilt, wie seine deutschsprachigen Trivialnamen Wassermilan oder Seemilan zeigen, als stark wassergebundene Art. Die Bevorzugung von Lebensräumen in Wassernähe, insbesondere von baumbestandenen Seeuferabschnitten, von Aulandschaften, oder von Baumreihen entlang langsam fließender Flüsse ist jedoch nur bei Vögeln, die in der nördlichen Paläarktis brüten, stark ausgeprägt. Die Nominatform erreicht in solchen Habitaten die größten Bestandsdichten und die prozentuell höchste Vermehrungsrate. Doch auch in diesen Regionen kann der Schwarzmilan, wasserferne, sogar ausgesprochen trockene Regionen besiedeln, sofern ein ausreichendes Angebot an potentiellen Beutetieren sowie Baumgruppen als Niststandorte zur Verfügung stehen. Bei den anderen Unterarten ist eine latente Affinität zu wasserreichen Lebensräumen weniger deutlich oder gar nicht erkennbar. Allein Nahrungsangebot und geeignete Brutmöglichkeiten scheinen für eine erfolgreiche Ansiedelung ausschlaggebend zu sein. Entsprechend vielfältig können die besiedelten Lebensräume sein; Mangrovensümpfe an Flussmündungen werden ebenso genutzt wie Kulturlandschaften oder hochgelegene trockene Gebirgssteppen wie etwa im Altai. Einige Unterarten, insbesondere die beiden in Afrika vorkommenden, zeigen eine nahrungsökologisch enge Bindung an den Menschen; der Schwarzmilan siedelt dort am Rande von Städten und ist zusammen mit einer Reihe von Vogelarten, zum Beispiel dem Kappengeier (Necrosyrtes monarchus) ein Nutzer menschlicher Abfälle. Ein weitgehend nomadisierendes Leben mit unregelmäßigen Brutzyklen in den unterschiedlichsten Lebensräumen, die auch Randgebiete von Wüsten mit einschließen, führt die australasiatische Unterart M. m. affinis.

Nahrung

Der Schwarzmilan hat als Nahrungsgeneralist und Nahrungsopportunist ein weitgefächertes Nahrungsspektrum. Er jagt lebende Beutetiere, ernährt sich jedoch ebenso von Aas und verschiedenen Abfällen, wie sie etwa in Schlachthäusern oder Fischfabriken anfallen. Auch Mülldeponien werden nach verwertbaren Resten abgesucht. Er kann lebende Beute bis zur Größe eines kleinen Hasen und lebende Fische fast bis zu seinem Eigengewicht erbeuten und davontragen, meistens sind seine Beutetiere jedoch kleiner. Die Zusammensetzung der Beute hängt vom Lebensraum der Unterart ab. In Wassernähe brütende Schwarzmilane erbeuten vor allem lebende und tote Fische; in Mittel- und Osteuropa überwiegen dabei sehr auffällig die Plötze (Rutilus rutilus) und der Brachsen (Abramis brama). Fischnahrung kann in solchen Populationen 80 Prozent des Gesamtnahrungsgewichtes erreichen. Daneben werden verschiedene Vögel bis zur Rebhuhngröße und Säugetiere, wie Kaninchen, kleine Hasen, Ratten und Mäuse erbeutet. In Trockengebieten werden an Lebendbeute vor allem Vögel, Reptilien, Amphibien und kleinere Säugetiere ( wie zum Beispiel Igel und Springmäuse) geschlagen. Tauben (Turdus sp.) und Krähen (Corvus sp.) können in Trockenhabitaten einen großen Anteil der Beutetiere ausmachen. Aber auch verschiedene Großinsekten, Regenwürmer und Schnecken werden regelmäßig verzehrt. Vegetarische Nahrung wird im Zuge der Nutzung menschlicher Abfälle aufgenommen. In West- und Zentralafrika verzehren die überwinternden europäischen Schwarzmilane wie die dort residenten Milane der Unterart M.m.parasitus die Fruchtgehäuse der Ölpalme (Elaeis guineensis) als wichtige vegetarische Beikost.

Nahrungserwerb

Schwarzmilane sind Suchflugjäger. In einem langsamen, meist recht niedrigem Suchflug werden Beutetiere oder Aas erspäht und oft im Darüberfliegen mitgenommen. Lebende und tote Fische werden so von der Wasseroberfläche aufgenommen und an einem geeigneten Ort verzehrt. Auch Vögel, wie Krähen, Wachteln oder Rebhühner überrascht der Schwarzmilan meistens am Boden und trägt sie davon. Ähnlich verhält es sich bei Reptilien und Amphibien. Erfolgreiche Flugjagden auf Vögel wurden nur selten beobachtet, kommen aber vor.

Am Aas erscheint der Schwarzmilan oft als erste Vogelart. Er verwertet sowohl überfahrene Kleintiere auf Straßen und Autobahnen, als auch gemeinsam mit Großgreifen große Kadaver. M.m.parasiticus und M.m.govinda haben sich zum Teil stark auf die Nutzung menschlicher Abfälle spezialisiert und erscheinen in großer Zahl auf Mülldeponien, auf Markplätzen, in der Nähe von Schlachthäusern oder Fischfabriken, also überall dort, wo nutzbarer Abfall zur Verfügung steht. Auch Fischerboote im Küstenbereich werden von Schwarzmilanschwärmen verfolgt. Nicht selten werden Fleischstücke oder Fische von Marktständen weggetragen, es wurde sogar beobachtet, dass Schwarzmilane Menschen das Sandwich aus der Hand raubten oder sich Grillfleisch vom Grill griffen. Wie andere Greifvögel auch folgen Schwarzmilane den Brandfronten von Wald- und Steppenbränden um die fliehenden, oder bereits verendeten Tiere aufzusammeln. Auch Schwärmen wandernder Feldheuschrecken folgen Scharen von Schwarzmilanen. Häufig versuchen Schwarzmilane anderen Vögeln, insbesondere Möwen und Bussarden, ihre Beutetiere abzujagen. Möwen, Reiher, Ibisse , Störche und große Eisvögel werden zuweilen solange belästigt, bis sie bereits verschluckte Nahrung wieder auswürgen.

Brutbiologie

Schwarzmilane schreiten frühestens im 4. Lebensjahr zur ersten Brut. Gelegentlich wurden bei jüngeren Milanen Kopulationen und Nestbauaktivitäten festgestellt, erfolgreiche Bruten wurden bisher nicht bekannt. Die Dauer der Paarbindung ist nicht erschöpfend erforscht, jedenfalls kommen sowohl Brutsaisonehen wie langjährige Paarbindungen vor. Ob die letzteren durch die große Brutortstreue der Art bedingt sind, oder ob ein loser Paarzusammenhalt auch im Winterquartier bestehen kann, ist noch Gegenstand der Forschung. Offensichtlich kehren einzelne Vögel bereits verpaart aus dem Winterquartier zurück. Während der Balz- bis zur frühen Jungenaufzucht werden nah in die Nestumgebung einfliegende Artgenossen konsequent, meist durch Rufreihen, oft auch durch Entgegenfliegen vertrieben. Körperliche Auseinandersetzungen wurden jedoch bislang nicht beobachtet. Artfremde Greifvögel, sowie potentielle Nesträuber wie Krähen oder Marder, in einigen Verbreitungsgebieten auch Schlangen, werden sofort und heftig angegriffen. Territoriale Verhaltensweisen koloniebrütender Schwarzmilane sind bislang zu wenig erforscht.

Horstbau und Balz

Sofort nach Ankunft am Niststandort beginnt der zuerst ankommende Vogel (häufiger das Männchen als das Weibchen) mit dem Horstbau, oder mit Instandsetzungsarbeiten eines alten Horstes. Die Horstgröße und auch dessen Aufbau ist äußerst variabel, sodass von einem typischen Schwarzmilanhorst nicht gesprochen werden kann. Schwarzmilanhorste können auffallend kleine, eher schlampig zusammengefügte Gebilde von Krähennestgröße, aber auch stattliche, solide Bauten von einem Meter Durchmesser und mehr sein. Die Grundstruktur wird aus Ästen und Zweigen gebildet, für die Innenauspolsterung werden die verschiedensten Materialien - sehr häufig auch menschliche Abfälle, wie Handschuhe, Mützen, Papier und anderes - daneben aber auch Gräser, Moose, Laub, Tierhaare und Vogelfedern verwendet. Immer tragen Schwarzmilane relativ große Erd- oder Lehrmklumpen zur Horstauskleidung ein. Als problematisch für die Jungenaufzucht hat sich die Neigung des Schwarzmilans, auch Plastikmaterialien zur Horstauskleidung zu verwenden, erwiesen, da sich dadurch im Horst Pfützen bilden können, die zur Unterkühlung sowohl des Geleges als auch der Küken führen. Am Horstbau beteiligen sich beide Partner, das Männchen allerdings wesentlich intensiver als das Weibchen.

Die Art des Horstbaumes scheint nur eine untergeordnete Rolle für die Wahl des Horststandortes zu spielen, wichtiger ist ein von oben ungehinderter Anflug. Häufig werden deshalb Überständer oder Randbäume als Horstbäume gewählt. Meist befinden sich die Horste im Kronenbereich in einer starken Astgabelung, seltener in Gabelungen von starken Seitenästen, gelegentlich einige Meter vom Stamm entfernt. Neben Baumhorsten wurden auch Horste auf Gittermasten und in Felsnischen festgestellt. Einige Populationen, zum Beispiel im Atlasgebirge und auf den Kapverden sind reine Felsbrüter. Äußerst selten wurden Bodenbruten festgestellt. Horststandorte auf Gebäuden hingegen sind für die afrikanischen Unterarten durchaus gewöhnlich.

Schon während des Horstbaus kommt es zu Begattungen, zu denen das Weibchen durch die greifvogeltypische waagrechte Körperhaltung und durch ein leises Wimmern auffordert. Mehrere Begattungen können in wenigen Minuten aufeinander folgen. Bei schönem Wetter zeigen Schwarzmilane Schauflüge über ihrem Horstgebiet, in die eindrucksvolle Flugakrobatik, wie Girlandenflüge, Abtrudeln mit gegenseitigem Verhaken, oder Fliegen mit dem Rücken zum Boden, eingebettet sein können. Mit der Entwicklung des ersten Eis hören diese Aktivitäten auf; das Weibchen stellt zu diesem Zeitpunkt auch das selbstständige Jagen ein und wird für die Brutphase und die erste Aufzuchtsphase der Küken vom Männchen versorgt.

Gelege und Brut

Schwarzmilane beginnen relativ spät im Jahr mit der Brut, jedenfalls später als zum Beispiel der Mäusebussard oder der Habicht. Die frühesten Eiablagen in Mitteleuropa datieren mit Anfang April, die Hauptbrutzeit beginnt erst in der letzten Aprildekade. Bei frühem Gelegeverlust kann es zu einem Nachgelege kommen. Die Gelege bestehen meist aus zwei bis drei, seltener aus vier und in Ausnahmefällen aus fünf Eiern. Nachgelege können auch nur aus einem Ei bestehen. Die glanzlosen Eier sind meist kurzoval, seltener langoval und weisen auf blassweißem, isabellfarbigem oder grünlichem Grund oft sepiafarbene Flecken auf, die sie von den insgesamt sehr ähnlichen Eiern von Buteo buteo mit rötlichtonigen Flecken unterscheidet. Sie entsprechen in Größe, Form und Masse etwa mittelgroßen Hühnereiern.

Brutdaten der Unterarten

Literatur

  • James Ferguson and David A. Christie: Raptors of the World. Houghton Mifflin Company Boston, New York 2001. pp 381-386; 92. ISBN 0-618-12762-3
  • Rudolf Ortlieb: Der Schwarzmilan. Neue Brehm Bücherei Bd 100. Westarp Wissenschaften Hohenwarsleben 1998. ISBN 3-89432-441-4
  • Jochen Walz: Rot-und Schwarzmilan. Flexible Jäger mit Hang zur Geselligkeit. Sammlung Vogelkunde im Aula-Verlag. Aula Wiebelsheim 2005. ISBN 3-89104-644-8
  • Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 4 Falconiformes. Aula-Verlag, Wiesbaden 1989 (2.Aufl.). S. 97-136. ISBN 3-89104-460-7
  • Hans-Günther Bauer und Peter Berthold: Die Brutvögel Mitteleuropas. Bestand und Gefährdung. Aula-Wiesbaden 1998 S. 88-89. ISBN 3-89104-613-8
  • Mark Beamman und Steven Madge: Handbuch der Vogelbestimmung. Europa und Westpaläarktis. Ulmer-Stuttgart 1998. S 181 und 232. ISBN 3-8001-3471-3
  • Viktor Wember: Die Namen der Vögel Europas. Bedeutung der deutschen und wissenschaftlichen Namen. Aula-Wiebelsheim 2005. S. 62. ISBN 3-89104-678-2


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