Einsiedeln
Vorlage:Ort Schweiz Einsiedeln ist eine politische Gemeinde im Kanton Schwyz in der Schweiz.
Die Gemeinde zählt 13'062 Einwohner (Ende 2004) und ist identisch mit dem gleichnamigen Bezirk.
Sie setzt sich aus dem Dorf Einsiedeln und den sechs Ortschaften (Vierteln) Bennau, Egg, Willerzell, Euthal, Gross und Trachslau zusammen.
Der Ort Einsiedeln selber, der meistbesuchte Wallfahrtsort der Schweiz, liegt südlich des Zürichsees auf einer Hochebene (ca. 880 m. ü.M.).
Bekannt ist Einsiedeln durch die barocke Klosterkirche, den bedeutendsten Barockbau der Schweiz mit der Gnadenkapelle und einer Figur der Schwarzen Madonna, die unter Katholiken grosses Ansehen geniesst.
Geschichte

Schon vor rund 12'000 Jahren wurde das Hochtal von nomadisierenden Jägern besucht. Zahlreiche Funde aus der Steinzeit und aus der Bronzezeit wurden in den vergangenen Jahren aufgefunden. Doch bestanden damals vermutlich keine festen Siedlungen in dieser Gegend.
Der Wallfahrtsort Maria Einsiedeln (im Finstern Wald) ist eng mit dem Leben des heiligen Meinrad verbunden. Im Jahre 835 soll dieser an der Stelle, wo heute die Gnadenkapelle in der Klosterkirche steht, eine Klause und eine Kapelle errichtet haben, um in der Einsiedelei Gott zu dienen (daher der Ortsname Einsiedeln). Der Sage nach wurde Meinrad 861 von zwei Landstreichern erschlagen. Daraufhin sollen zwei Raben die Mörder verfolgt und vor Gericht geführt haben. Aus diesem Grund sind auf dem Einsiedler Wappen zwei Raben abgebildet.
250 Jahre lang dauerte der Marchstreit mit den Schwyzern, der zur Schlacht am Morgarten (1315) führte. Das Kloster verlor rund die Hälfte seiner Gebiete an die Schwyzer. Verschiedene Brände verwüsteten mehrmals Kloster und Dorf. 1798 plünderten die Franzosen das Kloster und verwüsteten wertvolle Einrichtungen.
Die Gründung der Benediktinerabtei geht auf das Jahr 934 zurück. Aus der Anfangszeit der Abtei gibt es eine Vielzahl erhaltener und gut dokumentierter Neumenhandschriften, die eine grosse Bedeutung für die Restitution des gregorianischen Chorals haben (Kodex Einsiedeln). 1065 begründeten zwölf Mönche aus Einsiedeln ein Filial-Kloster in Hirsau.
Das barocke Kloster entstand von 1674 bis 1735 in drei Etappen nach den Plänen von Caspar Moosbrugger. Die Fresken und die Stuckarbeit im Inneren sind das Werk der Brüder Asam. Das Deckenfresko ist das grösste der Schweiz.
Der Pilgerort liegt auf dem Jakobsweg und war in der Vergangenheit ein wichtiger Sammelort für die Pilger nach Santiago de Compostela. Der Jakobsweg erreicht Einsiedeln vom Zürcher Oberland her über den Etzelpass, wo sich auch die Kapelle St. Meinrad befindet.
Einsiedeln ist Heimatort verschiedener jenischer Familien. Die Behörden von Einsiedeln verweigerten jedoch die Zusammenarbeit mit dem Hilfswerk Kinder der Landstrasse, welches von 1926 bis 1973 jenischen Familien die Kinder raubte.
Tourismus

Einsiedeln ist nicht nur ein bekannter Wallfahrts-, sondern auch ein Wintersportort. Sowohl dorfeigene Skilifte, die Langlaufloipe Schwedentritt und die nahe gelegenen alpinen Skisportorte Hoch-Ybrig und Brunni (Alpthal) zeichnen Einsiedeln aus.
Die Einsiedler Skisprungschanzen wurden im Sommer 2005 fertig gestellt und am 12./13. August 2005 anlässlich des FIS Sommer Grand Prix Einsiedeln 2005 offiziell eingeweiht.
Der nahe Sihlsee, ein Stausee an der Sihl, lädt im Sommer zum Baden, Surfen oder Segeln ein, im Winter ist er oft auch für die Schlittschuhfahrer frei. Er liefert Strom für die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und schützt das nahe, tiefer gelegene Zürich auch vor Hochwasser der Sihl, die früher mit der Schneeschmelze regelmässig die Zürcher Arbeiter- und Industriequartiere heimzusuchen pflegte.
Einsiedeln verfügt über einen Sackbahnhof der Schweizerischen Südostbahn (SOB) mit halbstündlichen S-Bahn-Verbindungen nach Zürich.
Die Pilger finden heute nicht mehr so zahlreich wie in den vergangenen Jahrhunderten ins Klosterdorf. Damit verbunden ist die nun langsam sichtbare Strukturbereinigung in der Hotellerie. Gleichzeitig erlebt Einsiedeln dank seiner meist nebelfreien Lage und der wunderschönen Voralpen-Landschaft einen Aufschwung mit dem Tagestourismus. Aufgrund der hohen Lebensqualität wächst die Einwohnerzahl derzeit weit schneller als im Landesdurchschnitt.
Kultur
Alle paar Jahre findet vor der Klosterfassade ein Freilichttheater - das «Grosse Welttheater» von Pedro Calderón de la Barca (Spielperiode 1924 bis 1992) bzw. das «Einsiedler Welttheater» von Thomas Hürlimann (Spielperiode seit 2000) statt. Neben der Klosterbibliothek wurde durch den weltberühmten Architekten Mario Botta eine neue Bibliothek errichtet, die sich ausschliesslich mit Architektur beschäftig. Bekannt ist auch die Fasnacht, welche tief verwurzelt ist und ihren Ursprung im allemannischen Brauchtum hat. Gleichzeitig sind aber auch Einflüsse aus dem Tirol und aus Venedig spürbar. Als ältester Brauch findet seit weit über hundert Jahren am «Güdelzischtig» (Dienstag nach Rosenmontag) das Brotauswerfen statt. Neben dem Einsiedler Tüüfel sind auch der Johee, der Mummerie, der Hörelibajass, der Ustrichler, das Domino und das Sühudi über lange Zeit nachweisbar.
Berühmte Einsiedler
- Theophrast von Hohenheim, Paracelsus (1493–1541)
- Johann Baptist Carl Benziger (1719–1802), Gründer der gleichnamigen Graphischen Betriebe (Verlag, Druckerei, Buchhandel)
- Meinrad Lienert (1865–1933), Schweizer Mundartdichter
- Artur Beul (* 9. Dezember 1915), Liederkomponist
- Alois Kälin, Langläufer
- Marcel Fässler (* 27. Mai 1976), DTM-Rennfahrer
- Andreas Küttel (* 25. April 1979), Skispringer
Weblinks
- Offizielle Website von Bezirk und Gemeinde Einsiedeln
- Artikel Einsiedeln im Historischen Lexikon der Schweiz