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Projekt 971

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Daten
Herkunftsland UdSSR/Russland
Typ atomgetriebener Mehrzweck-U-Kreuzer (Angriffs-U-Boot)
Erste Einheit fertiggestellt 1984
Bauwerften Komsmolsk (ab 1980),

Sewerodwinsk (ab 1986)

Technische Daten
Länge 110,3 m (Akula I/ Improved Akula), 113,2 m (Akula II)
Breite 14,2 m
Höhe 16,78 m
Tiefgang 9,6 m
Druckkörper Zweihüllenboot, aus nichtmagnetischem Stahl, schallabsorbierend gekachelt
Verdrängung (aufgetaucht) 8140 t (Akula I), 8500 (Akula I mod), 9500 t (Akula II)
Verdrängung (getaucht) 10500 t (Akula 1), 11000 t (Akula 1 mod), 12770 t (Akula II)
Geschwindigkeit

(über Wasser)

15 kn
Geschwindigkeit

(unter Wasser)

33 - 37 kn
Max. Tauchtiefe 650 - 700 m
Besatzung 51-62 Mann (25 Offiziere)
Antrieb 1 Druckwasserreaktor (Typ VM-5) mit 190 MWt Leistung;
1 Dampfturbine (Typ GT3A) mit 35 MW Leistung
eine 7-flügelige Schraube
Sensoren zylindrischer Bugsonar (Skat-3 Anlage)
seitlicher Rumpfsonar
Schleppsonar, in der Rudergondel verstaut
Hochfrequenzsonar zum Auftauchen unter Eis
Minenmeidesonar
Sensoren zur Kielwasserortung
Sensoren zur Ortung anhand magnetischer Anomalien
Seerohre Angriffs- und Beobachtungsperiskop, voll nachtfähig (IR)
Funkmast
Radarmast
Radarwarnmast (ESM)
Schleppdraht zum Funkempfang unter Wasser (bis 30m Tiefe)
Bewaffnung 4 Torpedorohre 533 mm + 4 Torpedorohre 650 mm (Akula I), + 6 Torpedorohre 533mm (Improved Akula, Akula II)
2 seitliche Rohre zum Täuschkörperausstoss

Projekt 971 Shchuka-B (russisch für Hecht), NATO-Code Akula, ist ein nuklearbetriebenes Jagd-U-Boot (SSN), das von der sowjetischen Marine zum ersten Mal im Jahre 1985 in Betrieb genommen wurde. Von der Akula-Klasse gibt es insgesamt drei Bautypen. Die Akula I wurde im Zeitraum 1985-1990 siebenmal gebaut. Danach kamen 5 verbesserte Varianten (NATO-Code improved Akula I) im Zeitraum 1991-2007 und zum Abschluss 2 (zwei weitere unfertig) vom Typ Akula II (NATO-Code Akula II).

Allgemein

Die Akula U-Boote besitzen einen doppelten Druckkörper, der sie resistenter gegen Torpedotreffer macht. Sie sind auch die leisesten nuklearbetriebenen U-Boote der russischen Marine und sollen sogar leiser als die Boote der amerikanischen Los-Angeles-Klasse der überarbeiteten "Flight-Two"-Serie sein.

Akulas sind bestückt mit vier 533 mm Torpedorohren in welchen Typ 53 Torpedos oder SS-N-15 Starfish Raketen eingesetzt werden können. Dazu kommen vier 650 mm Torpedorohre für den Einsatz von Typ 65 Torpedos oder SS-N-16 Stallion Raketen. Der russische 533 mm Raketentorpedo Schkwal kann ebenfalls verschossen werden. Die verbesserten Versionen der Akula sowie die Akula II haben sechs zusätzliche, nicht nachladbare 533 mm Torpedorohre außerhalb des Druckkörpers. Die 650 mm Rohre können mit Ausgleichsbuchsen versehen werden um die 533 mm Torpedos benutzen zu können. Die Torpedorohre können zusätzlich zur Minenlegung verwendet werden.

Projekt 971 (NATO: Akula/Akula I)

Die erste Einheit des Projektes 971, K-284, wurde 1980 in der Werft von Komsomolsk am Amur auf Kiel gelegt und wurde 1984 der Pazifikflotte übergeben. Es war das zweifellos beste Unterseeboot, was die Seekriegsflotte bis dato bekam. Vergleichbar mit den damals besten Modellen der amerikanischen Los-Angeles-Klasse, allerdings schwerer bewaffnet und zweifellos etwas leiser, allerdings etwas langsamer. Die Boote besaßen vier 533-mm-Torpedorohre und vier 650-mm-Torpedorohre. Zunächst waren die Einheiten der Akula-Klasse rein auf den Unterwasserkampf ausgelegt, also auf die Abwehr von strategischen U-Booten der US-Navy. Auf die Geräuschdämpfung wurde größter Wert gelegt. Die Pazifikflotte bekam weitere vier Einheiten dieses Typs. In Sewerodwinsk begann der Bau 1986 mit K-480 und endete 1991 mit der K-317. Bis auf K-284 stehen alle sieben Boote noch im Dienst, die K-317 ging 2005 zur Instandsetzung in die Werft.

Gebaute bzw. kielgelegte Einheiten; Projekt 971

  • K-284 Akula
    • Bauwerft: Komsmolsk na Amur
    • Kiellegung/Indienststellung: 1980/1984
    • Verbleib: 1997 aufgelegt
  • K-263 Barnaul
    • Bauwerft: Komsmolsk na Amur
    • Kiellegung/Indienststellung: 1981/1985
    • Verbleib: Dienst in der Pazifikflotte
  • K-322 Kashalot
    • Bauwerft: Komsmolsk na Amur
    • Kiellegung/Indienststellung: 1982/1986
    • Verbleib: Dienst in der Pazifikflotte
  • K-391 Bratsk
    • Bauwerft: Komsmolsk na Amur
    • Kiellegung/Indienststellung: 1982/1987
    • Verbleib: Dienst in der Pazifikflotte
  • K-331 Magadan
    • Bauwerft: Komsmolsk na Amur
    • Kiellegung/Indienststellung: 1983/1989
    • Verbleib: Dienst in der Pazifikflotte
  • K-480 Ak Bars
    • Bauwerft: Sewerodwinsk
    • Kiellegung/Indienststellung: 1986/1989
    • Verbleib: Dienst in der Nordmeerflotte
  • K-317 Pantera
    • Bauwerft: Sewerodwinsk
    • Kiellegung/Indienststellung: 1986/1992
    • Verbleib: Dienst in der Nordmeerflotte, 1997 zur Instandsetzung in die Werft, 2007 wieder in Dienst

Projekt 971U (NATO: Improved Akula)

Nachdem sich die ersten Boote des Projektes 971 so hervorragend bewährt hatten, nahm man eine weiterentwickelte Variante in Angriff. Zur normalen Bewaffnung kamen sechs weitere, nicht nachladbare 533-mm-Torpedorohre für Landzielmarschflugkörper vom Typ RK-55 "Granat" hinzu, da auch im Westen der Trend zum Mehrzweck-U-Boot ging, hatten die Amerikaner doch ihre LA-Boote mit Tomahawks und Sub-Harpoons ausgerüstet. Außerdem war es kostengünstiger. Auch wurde die Geräuschdämpfung nochmal verbessert und die Boote sind leiser als die Flight-II-Boote der Los Angeles-Klasse. Der US-Navy gelang es bisher nie, ein Boot dieser Klasse zu verfolgen. 1984 wurde das erste Boot in Komsomolsk begonnen jedoch erst 1992 fertiggestellt, da, das Projekt 971U noch mitten in der Bauphase des Projektes 971 entwickelt wurde und die beiden bis 1985 begonnen Rümpfe K-419 und K-295 erst zum Projekt 971U umgebaut wurden. Zwei weitere Rümpfe wurden in Komsolsk begonnen, jedoch noch nicht fertiggestellt und konserviert. Zur Zeit laufen Verhandlungen für die 1991 begonnene K-152 für ein Leasing an Indien. In Sewerodwinsk begann der Bau ebenfalls mit der Umrüstung der 1986 auf Kiel gelegten K-461, die ebenfalls erst 1992 der Nordmeerflotte übergeben wurder. 1994 wurde mit der K-154 das letzte Boot des Projektes 971U übernommen und der Nordmeerflotte zugeteilt.

Gebaute bzw. kielgelegte Einheiten; Projekt 971U

  • K-419 Kuzbass
    • Bauwerft: Komsmolsk na Amur
    • Kiellegung/Indienststellung: 1984/1992
    • Verbleib: Dienst in der Pazifikflotte
  • K-295 Samara
    • Bauwerft: Komsmolsk na Amur
    • Kiellegung/Indienststellung: 1985/1996
    • Verbleib: Dienst in der Pazifikflotte
  • K-152 Nerpa
    • Bauwerft: Komsmolsk na Amur
    • Kiellegung/Indienststellung: 1993/2007
    • Verbleib: Stapelllauf 30. Juli 2006, Übergabe 2007
    • Modernisiert zum Projekt 971I
  • K- ? Kaban
    • Bauwerft: Komsmolsk na Amur
    • Kiellegung/Indienststellung: 1994/  ?
    • Verbleib: Bau eingestellt, Rumpf wurde konserviert, Weiterbau jederzeit möglich
  • K-461 Wolk
    • Bauwerft: Sewerodwinsk
    • Kiellegung/Indienststellung: 1986/1992
    • Verbleib: Dienst in der Nordmeerflotte
  • K-328 Leopard
    • Bauwerft: Sewerodwinsk
    • Kiellegung/Indienststellung: 1988/1993
    • Verbleib: Dienst in der Nordmeerflotte
  • K-154 Tigr
    • Bauwerft: Sewerodwinsk
    • Kiellegung/Indienststellung: 1989/1994
    • Verbleib: Dienst in der Nordmeerflotte
  • Mindestens zwei weitere Einheiten wurden in Komsomolsk auf Kiel gelegt.

Projekt 971I (NATO: Derzeit noch keine Bezeichnung)

Hier handelt es sich offenbar um ein verbessertes Projekt 971U. Das einzige Boot, K-152, wurde 1993 in Komsomolsk auf Kiel gelegt, noch unter dem Projekt 971U. 1998 wurde der Bau eingestellt und 2002 wieder aufgenommen. Das Boot wurde "an das 21 Jahrhundert angepasst". Es besitzt modernere Sensoren, kann modernste Waffen einsetzen und hat eine Rettungskapsel mit britischer und amerikanischer Technik.

Gebaute bzw. kielgelegte Einheiten, Projekt 971I

  • K-152 Nerpa
    • Bauwerft: Komsmolsk na Amur
    • Kiellegung/Indienststellung: 1991/2007
    • Verbleib: Stapelllauf 30. Juli 2006, Übergabe 2007

Projekt 971M (NATO: Akula II)

Die Entwicklung des Projektes 971M begann mit der Weiterentwicklung des Projektes 971U, um ein Gegenstück zur amerikanischen Seawolf-Klasse herauszubringen, die sich damals noch in der Entwicklung befand. Man hatte mit den Projekten 971 und 971U zwei Klassen, die ihren US-Gegenstücken in jeder Hinsicht ebenbürtig waren, jedoch war der Entwurf, für die russische Flotte typisch, auf Weiterentwicklungen ausgelegt. Das spart Kosten und geht schneller, bei immer besserer Leistungsfähigkeit. So wurde 1990 die K-157 in Sewerodwinsk auf Kiel gelegt, die im Aussehen immer noch dem Projekt 971U glich, jedoch zwei Meter länger war. Der Entwurf 971M war für mehrere Missionsprofile ausgelegt: Sicherung der Bastionen für die strategische Unterwasserflotte, Bekämpfung von feindlichen U-Booten, Sicherung und Begleitung von Kampfgruppen sowie für Aufklärungseinsätze. Die Unterwasserverdrängung wuchs auf 12770 Tonnen an, da die Geräuschdämpfung erneut verbessert wurde und nochmals viel bessere Technik eingebaut wurde. Die K-157 wurde 1996 der Nordmeerflotte übergeben. 1991 wurde die K-335 auf Kiel gelegt, die der K-157 gegenüber etwas anders aussah. Man weiß nicht genau, wieso. Möglich ist, dass das Boot noch in der Bauphase umgebaut und modernisiert wurde, da der Bau von U-Booten der nächsten Generation wegen Geldmangel ins Stocken kam und schließlich eingestellt werden musste. Zwar wird die K-335 noch unter dem Projekt 971M geführt, ist aber im Grunde ein nochmals weiterentwickelter Entwurf. So ist der Turm etwas vergrößert worden, der Hohlkörper auf dem hinteren oberen Seitenruder ist kleiner. Außerdem wurde die K-335 erst 2001 aus der Bauhalle gerollt und 2003 nach umfassender Erprobung in Dienst gestellt. Außerdem wurden 1992 und 1993 zwei weitere Einheiten auf Kiel gelegt, jedoch bis heute nicht fertiggestellt. Möglicherweise basieren diese auf dem Entwurf der K-335.

Gebaute bzw. kielgelegte Einheiten; Projekt 971M

  • K-157 Wepr
    • Bauwerft: Sewerodwinsk
    • Kiellegung/Indienststellung: 1990/1996
    • Verbleib: Dienst in der Nordmeerflotte
  • K-335 Gepard
    • Bauwerft: Sewerodwinsk
    • Kiellegung/Indienststellung: 1991/2003
    • Verbleib: Dienst in der Nordmeerflotte
  • K-337 Kugar
    • Bauwerft: Sewerodwinsk
    • Kiellegung/Indienststellung: 1992/  ?
    • Verbleib: 1998 Bau eingestellt, Rumpf wurde konserviert, Weiterbau jederzeit möglich
  • K-333 Rijs
    • Bauwerft: Sewerodwinsk
    • Kiellegung/Indienststellung: 1993/  ?
    • Verbleib: 1997 Bau eingestellt, Rumpf wurde konserviert, Weiterbau jederzeit möglich

Einsätze

1995 operierte K-331 Magadan an der Westküste der USA. Trotz massiven Aufgebots von Jagd-U-Booten, ASW-Flugzeugen und ASW-Schiffen gelang es der US Navy nicht, das Boot zu orten.

2003, auf ihrer ersten Patrouillenfahrt, operierte die K-335 Gepard vor Neufundland. Es gelang weder der US Navy, noch der Royal Canadian Navy, das Boot zu verfolgen.

Laut russischer als auch amerikanische Kapitänsberichte lassen sich die Vorfälle, in denen ein Akula wirklich verfolgt wurde, an einer Hand abzählen. Außerdem soll es einem Akula 1991 gelungen sein, ein US-U-Boot der Ohio-Klasse zu verfolgen, was aber im Grunde auch zum Einsatzprofil eines Akula gehört und eingedenk der involvierten Technik nicht wirklich verwunderlich ist. Das Gelingen eines solchen Vorhabens ist immer auch von dem Können der Kapitäne abhängig.

Siehe auch