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Anagramm

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Der Begriff Anagramm (v. griech.: anagraphein = umschreiben) bezeichnet eine rhetorische Figur, bei der ein Wort oder Satz durch die Umstellung (Permutation) seiner Buchstaben so verschlüsselt wird, dass sich daraus ein neuer Sinn ergibt. Es gilt als eine Form des Buchstabenspiels und des Rätsels.

Im Deutschen wird das Anagramm auch als Letterkehr oder Letterwechsel bezeichnet. In der Literatur werden sowohl aus Worten als auch aus ganzen Zeilen Anagramme gebildet. Dadurch und durch die lange Befassung mit den entsprechenden, zu anagrammierenden Sätzen, werden neue und oft überraschende Kombinationsmöglichkeiten sichtbar.

Eine spezielle Form des Anagramms ist das Palindrom. Der Text ist hierbei in beiden Richtungen lesbar: AnnA, RentneR, RacecaR, LagerregaL, ReliefpfeileR, ReittieR, ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie. Oder auch mit einem anderen Sinn: LAGE--EGAL.

Beispiele

Die deutsche surrealistische Dichterin Unica Zürn veröffentlichte zahlreiche Anagrammgedichte.

Vladimir Nabokov erwähnt in Lolita eine Vivian Darkbloom und "signierte" den Roman so.

Ein Beispiel aus Harry Potter und die Kammer des Schreckens ist die Umstellung von Tom Marvolo Riddle zu I am Lord Voldemort. In der deutschen Ausgabe des Buches: Tom Vorlost Riddle zu ist Lord Voldemort.

Walter Moers 2004 erschienener Roman Die Stadt der träumenden Bücher zieht einen Teil seines literarischen Reizes aus der großen Menge anagrammatisch verschlüsselter Namen bedeutender Schriftsteller, die als einäugige "Buchlinge" auftreten.

Ein anderes Beispiel aus dem Barock ist das von Christoffel von Grimmelshausen verwendete Pseudonym German Schleifheim von Sulsfort.

Anagramme wurden z.T. auch in der Wissenschaft benutzt.

  • Galileo Galilei (Phasen der Venus, Haec immatura a me jam frustra leguntur oyCynthiae figuras aemulatur Mater Amorum) und Christiaan Huygens (Saturnringe) kündigten Erkenntnisse vorab in Form von Anagrammen an. Huygens Anagramm ergibt in der Umstellung keine Worte, sondern besteht nur aus einer sortierten Buchstabenreihe, aaaaaaa ccccc d eeeee g iiiiiii llll mm nnnnnnnnn oooo pp q rr s ttt uuuuuAnnulo cingitur, tenui plano, nusquam cohaerente, ad eclipticam inclinato. Es gilt in der Wissenschaftsgeschichte aber dennoch als Anagramm. Auch Robert Hooke veröffentlichte das Hookesche Gesetz, die Elementargleichung der Elastizitätslehre, auf diese Weise: ceiiinossttu.
  • Biologen entdecken manchmal so viele Pflanzenarten, dass ihnen originelle Namen dafür fehlen. So wird aus in Bolivien vorkommenden Kakteen einfach Lobivia oder Cotyledon wird nach Tylecodon umbenannt.

Rätsel

In Zeitschriften und Zeitungen findet man des Öfteren auch Rätsel in Anagrammform, sogenannte Visitenkartenrätsel. Meist ist dabei der Beruf einer Person aus dem Namen und der Stadt zu erraten. Als ein Beispiel mag gelten: Welchen Beruf übt "Fr. Inge C. Sonst, Rheine" aus? (Lösung auf der Diskussionsseite)

Geschichte

Als Vater des Anagramms gilt der griechische Dramatiker und Philosoph Lykophron aus Chalkis (um 290/250 v. Chr.), der den ägyptischen König Ptolemaios II., Πτολεμαίος, mit der Buchstabenfolge απο μελίτος (= von Honig) umschmeichelte.

Literatur

  • Astrid Poier Bernhard: Viel Spaß mit Haas, Sonderzahl Verlag 2003
  • Poetische Sprachspiele. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Reclam Verlag 2002

Siehe auch