Schnellfahrstrecke Kunming–Singapur

Die Schnellfahrstrecke Kunming–Singapur war die Idee einer Eisenbahn-Schnellfahrstrecke in Normalspur zwischen Kunming (China) und Singapur, über Vientiane (Laos), Bangkok (Thailand) bis Kuala Lumpur (Malaysia) und Teil der Neuen Seidenstraße. Die geplante Länge beträgt 4800 km.[1] Die Umsetzung des Projektes ist im Jahre 2018 in Frage gestellt. Zwar ist seit Dezember 2016 die China-Laos-Eisenbahn im Bau,[veraltet] aber als gewöhnliche Eisenbahnstrecke für eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h, die Schnellfahrstrecke Bangkok–Nakhon Ratchasima befindet sich ebenfalls im Bau,[veraltet] die restlichen Abschnitte haben mittelfristig aus wirtschaftlichen Gründen keine Chance zur Realisierung.[2] Die Planung der Schnellfahrstrecke Singapore–Kuala Lumpur wurde aufgegeben.
Geschichte
Geplant ist diese Strecke seit ca. 1900, damals noch von den englischen und französischen Kolonialherren. Damals war gerade der Bau der Transsibirische Eisenbahn quer durch Russland fortgeschritten.
Im französischen Bereich wurde 1904 bis 1910 die Yunnan-Bahn zwischen Kunming (China) und Hanoi (Nord-Vietnam) errichtet. Der schon 1899 begonnene Bau der Nord-Süd-Bahn zwischen Hanoi (Nord-Vietnam) und Saigon (Süd-Vietnam) wurde 1936 fertiggestellt. Beide Strecken, wie auch das restliche Schienennetz in Vietnam, sind meterspurig ausgeführt.
Im britischen Bereich wurde das Bahnnetz der Thailändische Staatsbahn begonnen, die Südbahn von Bangkok nach Singapur wurde 1900 begonnen, bis 1917 weitgehend fertiggestellt und der Grenzübergang nach Malaysia 1921 in Betrieb genommen. In Malaysia führen die Bahnen an der Westküste und Ostküste seit dem 19. Jahrhundert bis nach Singapur. Das gebaute Schienennetz in Malaysia und Thailand, und so auch diese Strecken, ist meterspurig ausgeführt.
Durch das Flachland von Burma (heute Myanmar) wurde im 19. Jahrhundert ein meterspuriges Streckennetz errichtet. In den 1930er Jahren wurde Vorarbeiten für eine Verbindung von der westlichen Burma nach Osten mit der Bahnstrecke Yunnan–Burma zu schaffen, die ans chinesische und vietnamesische Netz hätte anschließen können – mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden diese Arbeiten jedoch eingestellt.
Während des Krieges gab es mehrere Anstrengungen, die drei Teilnetze zu verbinden, darunter die Thailand-Burma-Eisenbahn, auch Todeseisenbahn genannt. Auch eine Verbindung nach Phnom Penh wurde errichtet, jedoch blieben im Nachkriegs-Thailand alle Strecken ungenutzt und verfielen. Innerhalb Thailands wurden nur die drei Bahnen nach Norden auf eigenem Staatsgebiet weitergeführt.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts blieben diese drei Teilnetze völlig getrennt, der Wirtschaftsverkehr zwischen den Staaten wurde über Straßenverbindungen geführt. Erst in den 1990er und besonders am Anfang des 21. Jahrhunderts gab es erneute Anstrengungen für neue Strecken, oft mit Hilfe chinesischer Gelder, wobei jedoch viele Bauprojekte durch Korruption und Baumängel wieder eingestellt wurden. Zu den sichtbarsten Zeichen diese Bautätigkeit gehört die durch Australien gebaute Erste Thailändisch-Laotische Freundschaftsbrücke am Ende der Nordoststrecke in Thailand, die Vientiane in Laos anbindet. Obwohl die Brücke 1994 schon eröffnet wurde, und dabei symbolisch Eisenbahngleise verlegt wurden, konnte der Betrieb der Bahnstrecke Nong Khai–Thanaleng (von wo Minibus-Shuttles die letzten Kilometer nach Vientiane fahren) erst 2009 aufgenommen werden. Ein Weiterbau der Bahnstrecke bis Vientiane wurde zuerst durch Frankreich und dann durch Thailand zugesagt. Umgesetzt wurden die Projekte bis heute nicht.
Die neueren Überlegung einer durchgehenden Verbindung zwischen Singapur und China sind seit 2000 belegt, als der Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) vorschlug, Bangkok über Phnom Penh mit Ho Chi Minh City (früheres Saigon) zu verbinden. Diese Strecke bildet die heutige Ostvariante. Es war vorgesehen die bereits bestehende eingleisige Strecke zwischen Kunming und Hanoi in eine zweigleisige Normalspurstrecke umzuwandeln und eine Hochgeschwindigkeitsstrecke entlang der vietnamesischen Küstenbahn zu bauen. Im Jahre 2018 hatten die Pläne keine Chance auf Realisierung wegen politischen Spannungen zwischen China und Vietnam.[2]
2004 wurden Verhandlungen über einen Vorschlag Chinas zu einer Westvariante aufgenommen, die sich an den alten britischen Planungen orientiert, um Myanmar mit China zu verbinden – am südlichen Ende nach Bangkok muss sie aber wieder durch den Urwald, die alte Todeseisenbahn ist dabei mittlerweile von der Vajiralongkorn-Talsperre geflutet. Die Strecke hätte also von Kunming über Dali, Ruili, Mandalay, Rangun, Bangkok, Kulala Lumpur nach Singapur geführt. Diese Variante bietet zwar eine kürzere Verbindung von Singapur nach China, ist aber auch schwieriger zu errichten. Die 1920 km lange Strecke von Kunming nach Rangun wäre für 240 km/h ausgebaut worden. 2011 wurde mit China Railway Engineering Corporation ein Vertrag unterzeichnet. Die Strecke wäre hauptsächlich durch China finanziert worden und wäre auch während 50 Jahren von einem chinesischen Eisenbahnunternehmen betrieben worden. Nach Protesten der Bevölkerung in Myanmar wurde das Vorhaben zum Bau der Strecke eingestellt. Trotzdem baut China an der Strecke von Kunming bis zur Grenze nach Myanmar.[2] Der Abschnitt Kunming–Dali ging 2018 als Schnellfahrstrecke für 200 km/h in Betrieb, während der Abschnitt Dali–Ruili mit Problemen zu kämpfen hat, so dass er auch als Eisenbahn aus der Hölle bezeichnet wird.[3] Dieser Abschnitt wird nur für 160 km/h ausgebaut und ist somit eine konventionelle Eisenbahnstrecke.
2007 wurden bei der ASEAN auf chinesischen Vorschlag dann noch eine dritte Planungsvariante aufgenommen, die von Bangkok über Nakhon Ratchasima zentral über Laos nach China führt. Der Eisenbahnbetrieb, der 2009 Laos erreicht hatte, wird dann nach Norden weitergeführt. In Laos fehlen dabei noch ca. 425 km zwischen der Hauptstadt Vientiane und Kunming in China. Über eine Vereinbarung mit Laos hatte China zugesichert, 70 % der Kosten von 7 Milliarden US-Dollar für die Strecke Vientiane–Boten (an der Grenze zu China) zu übernehmen, nach Korruptionsvorwürfen 2011 ist dies jedoch hinfällig.[4] Die laotische Regierung treibt die Planungen jedoch weiter voran, und strebt eine Eröffnung der für 160 km/h ausgebauten Bahnstrecke 2021 an – sechs Jahre nach dem ursprünglichen Zeitplan und nicht als Schnellfahrstrecke.[2]
Alle Strecken, die bisher meterspurig mit oft völlig veralteten Bahnen betrieben werden, sollen mit chinesischen Geldern zukünftig auf Normalspur ausgebaut werden, und dann einen Hochgeschwindigkeitsverkehr zwischen Singapur und China erlauben. Der Ausbau würde auf der Ostvariante ein Schienennetz von 5500 km Länge betreffen. Wann diese umgesetzt wird, ist noch völlig offen – die einst mit japanischen Geldern geplante Hochgeschwindigkeitsstrecke in Vietnam wurde nach anfänglichen Überlegungen von 2010 wegen des hohen Preises wieder fallengelassen.[2]
Die chinesische Regierung ist weiterhin daran interessiert, den wirtschaftlichen Zugang zum südostasiatischen Markt zu verbessern, und ihre Region Yunnan zu fördern. Mit Projektmitteln gut ausgestattet, können auch weiterhin die Planungen vorangetrieben werden. Über Vereinbarungen mit der ASEAN werden diese von Regierungen unterstützt. China unterteilt die Planungen dabei in vier Hauptabschnitte, von Kunming nach Vientiane, von Vientiane nach Bangkok, von Bangkok nach Kuala Lumpur, und von Kuala Lumpur nach Singapur – bei Fertigstellung als Hochgeschwindigkeitsstrecke könnte die Verbindung dann mit 10 Stunden Reisezeit bewältigt werden.[5] Ein Meilenstein ist die feierliche Übergabe der Planungsunterlagen zwischen Thailand und Laos im März 2015, die eine zweigleisige normalspurige Strecke in Laos betreffen, die dann nach Bangkok weitergeführt werden kann.[6] Die laufende Erneuerung des thailändischen Streckennetzes mit dem Beschluss von 2014 beinhaltet derzeit keine Hochgeschwindigkeitsstrecken (maximal 160 km/h sind vorgesehen), der spätere Ausbau für Hochgeschwindigkeitsstrecken ist jedoch vorgesehen.[7]
Bahnstrecke Vientiane-Bangkok
Die Strecke von Laos nach Bangkok wurde im Juli 2015 bei einem Treffen der gemeinsamen chinesisch-thailändischen Planungskommission bestätigt und der Baubeginn noch für 2015 angekündigt. Die 850 km lange Strecke hätte zweigleisig ausgeführt werden sollen, wobei ein Gleis für meterspurig, das andere normalspurig hätten sein sollen. Die ersten Bauabschnitte sollten bereits 2017 fertiggestellt sein.[8] Später kam es aber zwischen China, Thailand und Laos zu Streitigkeiten über die Finanzierung des Bauwerks. Thailand beschloss, seinen Teil der Strecke selber zu finanzieren, wobei vorerst nur die Schnellfahrstrecke Bangkok–Nakhon Ratchasima gebaut werden soll. Nach mehrfacher Verschiebung wurde im Oktober 2020 das Hochgeschwindigkeitsbahnprojekt Nakhon Ratchasima–Bangkok offiziell von der thailändischen Regierung ins Leben gerufen. Der Abschnitt Nongkhai–Nakhon Ratchasima wurde jedoch noch nicht bestätigt. Thailand ist in einer besseren Position als Laos, ist aber selbst mit politischer Instabilität konfrontiert. Trotz dieser politischen Instabilität sieht die thailändische Regierung keine hohe wirtschaftliche Rendite für das Projekt sowie das chinesische Darlehen die Zinsen und Kosten zu hoch sind. Die Frage ist, ob die thailändische Regierung einen Weg findet, Chinas Macht über das Land zu minimieren.
Bang Sue Grand Station

Künftig wird der Bangkoker Bahnhof Hua Lamphong durch einen neuen Hauptbahnhof Bang Sue Grand Station ersetzt, der im Juli 2021 eröffnet werden soll.[9] Er wird zugleich die beiden Bahnhöfe im Stadtteil Bang Sue ersetzen. Der Bahnhof wird mit 26 Gleisen der größte Bahnhof der ASEAN-Mitgliedsstaaten werden.[10] Außerdem werden der Schienenpersonenfernverkehr und der ÖPNV miteinander Verbunden. Gleichzeitig sollen mit den SRT Red Lines zwei neue Vorortbahnlinien, die Light Red Line und die Dark Red Line den Betrieb aufnehmen.[11][12] Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Hua Lamphong soll dann als Museum und Touristenattraktion weiter genutzt werden.[13]
Einzelnachweise
- ↑ Work begins on Kunming to Singapore high-speed railway. 16. Mai 2011 (theiet.org [abgerufen am 2. September 2018]).
- ↑ a b c d e Fact Sheet: Kunming-Singapore High Speed Rail Network. In: Geopolitical Monitor (Hrsg.): Geopolitical Monitor. 19. Dezember 2017 (geopoliticalmonitor.com [abgerufen am 2. September 2018]).
- ↑ Bullet train to Dali to begin running July 1. In: GoKunming. 11. Juni 2018 (gokunming.com [abgerufen am 2. September 2018]).
- ↑ http://www.rfa.org/english/news/laos/railway-04262011171130.html
- ↑ http://www.themalaymailonline.com/travel/article/singapore-to-kunming-by-high-speed-rail-in-10-hours-video
- ↑ http://www.vientianetimes.org.la/sub-new/Previous_060/FreeContent/FreeConten_Savannakhet.htm
- ↑ https://www.theguardian.com/world/2014/aug/01/thailand-junta-approve-china-rail-link-23bn
- ↑ Officials: China-Thailand railway construction to begin this year Reporter: Martin Lowe, CCTV.com. 2015-07-05-2015.
- ↑ Bang Sue mega-station to operate by January 2021
- ↑ How Southeast Asia’s Largest Railway Station Will Impact Bangkok Real Estate. In: ThailandBusinessNews.com. 7. März 2018, abgerufen am 2. Mai 2018.
- ↑ Red Line test run next month. In: Bangkok Post. 24. Februar 2021, abgerufen am 22. April 2021 (englisch).
- ↑ Arbeiten am neuen Hauptbahnhof beendet. In: der-farang.com. 16. Dezember 2020, abgerufen am 20. November 2021.
- ↑ Thai Railway Guide. Effective 1. Oktober 2015, S. 18. (fahrplancenter.com)