Gyula Andrássy

Gyula (Julius) Graf Andrássy von Csíkszentkirály und Krasznahorka (* 3. März 1823 in Kassa in der heutigen Slowakei; † 18. Februar 1890 in Volosca im heutigen Kroatien) war ein ungarischer Patriot und führender Politiker in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie.
Andrássy entstammte einer alten ungarischen Magnatenfamilie. Nach vollendetem Universitätsstudium und nach Reisen ins Ausland wurde er in den Pressburger Reichstag von 1847-1848 gewählt und vom neuen ungarischen Ministerium zum Obergespan des Komitats Zemplén gewählt.
Als leidenschaftlicher Nationalist nahm er 1848 aktiv an der ungarischen Rebellion gegen die Habsburger unter Führung von Lajos Kossuth teil. Andrássy war Anführer des Zempléner Landsturms im Kampfe gegen die kaiserlichen Truppen bei Schwechat. Nach Unterdrückung der ungarischen Revolution 1850 wurde er zum Tode durch den Strang verurteilt. Er flüchtete nach Paris, wo er die Comtesse Katharina Kendeffy heiratete. Durch Verwendung seiner Mutter durfte er 1860 wieder nach Ungarn zurückkehren.
Bei der Reorganisation der Monarchie durch den österreichisch-ungarischen Ausgleich wurde Andrássy am 17. Februar 1867 zum ungarischen Ministerpräsidenten gewählt. Er genoss das besondere Vertrauen des Kaiserpaares Franz Joseph und Elisabeth. Er begleitete beide zur Pariser Weltausstellung und zur Eröffnung des Suezkanals. Nach der Amtsenthebung Friedrich Ferdinand von Beusts wurde Andrássy am 14. November 1871 zum Minister des Äußeren und des kaiserlichen Hauses ernannt. Schon im Deutsch-Französischen Krieg 1870-1871 war Andrássy für die strikte Neutralität der Monarchie eingetreten. Die Aufrechterhaltung der guten Beziehungen zu Deutschland blieb auch fortan das Hauptziel seiner Tätigkeit.
1872 nahm er in Berlin an der Dreikaiser-Zusammenkunft teil, 1874 begleitete er den Kaiser nach Sankt Petersburg, 1875 nach Venedig zum Treffen mit dem italienischen König Viktor Emanuel II., 1876 zum Treffen mit dem russischen Zaren in Reichstadt. Ein Aufstand in der Herzegowina und Bosnien gab ihm 1876 den Anlass zu einer Note an die Hohe Pforte (die Regierung des Osmanischen Reiches) bezüglich der flüchtigen Christen.
Während der Balkankrise, d.h. der Kriege der Türkei mit Serbien und Montenegro und dann mit Russland, leitete er die österreichisch-ungarische Politik im Sinne der Neutralität. Der Vertrag von San Stefano 1878 trübte das gute Verhältnis mit Russland. Andrássy erhielt von den Delegationen einen Kredit von 60 Millionen Gulden und arbeitete nun dahin, dass der Friedensvertrag von San Stefano einem europäischen Kongress unterbreitet wurde, der im Juni 1878 in Berlin zusammentrat und an dem er als erster Bevollmächtigter teilnahm. Dort bewirkte er, dass Österreich von den Großmächten das Mandat zur Besetzung von Bosnien und der Herzegowina übertragen wurde. Am 8. Oktober 1879 trat er von seinem Ministerposten zurück, nachdem er seiner Tätigkeit durch den Zweibund mit dem (Preußisch-)Deutschen Kaiserreich einen je nach Ansicht glänzenden oder aber verhängnisvollen Abschluss gegeben hatte.
Andrássy war Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Pest. Die Empfehlung zum Ehrenmitglied der Akademie war seinerzeit damit begründet worden, dass Andrássy zwar nicht Geschichte geschrieben, aber Geschichte gemacht habe. Er starb an Krebs, den sein Arzt Dr. Antal mittels elektrischer Beleuchtung der Blase diagnostiziert hatte.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Andrássy, Gyula |
KURZBESCHREIBUNG | Politiker in Österreich-Ungarn |
GEBURTSDATUM | 3. März 1823 |
GEBURTSORT | Kaschau (Košice, Slowakei) |
STERBEDATUM | 18. Februar 1890 |
STERBEORT | Volosca (Volosko, Kroatien) |