Lavalampe

Lavalampen waren in den 1970er Jahren beliebte Einrichtungsgegenstände zur Dekoration und erlebten eine Wiederentdeckung in den 1990ern.
Aufbau
Die Lampe besteht aus einem Gefäß, z. B. einer Flasche, unter dem eine Glühlampe angebracht ist. Im Gefäß befinden sich zwei ineinander nicht lösliche Stoffe, die beide bei Betriebstemperatur flüssig sind und eine ähnliche Dichte, aber verschiedene Wärmeausdehnungskoeffizienten besitzen.
Verbreitet sind z. B. Kombinationen aus (hydrophobem) Wachs oder Öl mit (hydrophilem) Isopropanol oder Ethylenglycol, ggf. zur Erhöhung der Dichte mit Wasser und Salzen gemischt. Durch Zugabe entsprechender Farbstoffe ergibt sich im Betrieb die namensgebende Lava- bzw. Magma-Anmutung.
Über die Glühlampe wird der Gefäßinhalt sowohl erwärmt als auch beleuchtet, das Wachs schmilzt. Das unterhaltsame Auf- und Absteigen des einen (in der Regel hydrophoben) Stoffes liegt in seiner größeren Wärmeausdehnung begründet, d. h. durch die Erwärmung verringert sich seine Dichte stärker als die der anderen Flüssigkeit, aufgrund des Auftriebes steigt der Stoff in Form von großen Blasen im Gefäß auf. Die Abkühlung im oberen Teil des Gefäßes kehrt den Effekt um, die Flüssigkeit sinkt wieder ab und der Kreislauf beginnt von neuem.
Die in einigen Lavalampen verwendeten Substanzen wie Benzylalkohol oder (früher) Tetrachlorkohlenstoff sind gesundheitsschädlich, eine defekte Lavalampe sollte deshalb fachgerecht entsorgt werden.
Betrieb
Lavalampen benötigen je nach Modell eine halbe bis zwei Stunden zum Aufheizen und sollten nicht länger als sechs Stunden betrieben werden, um Schäden zu vermeiden. kuckuck du ei
Geschichte
Von den Ursprüngen
Die physikalischen Gesetzmäßigkeiten der unterschiedlichen räumlichen Wärmeausdehnung verschiedener Stoffe, welche der Funktion der Lavalampe zugrunde liegt, sind bereits seit langem bekannt und bilden eines der Phänomene, die immer wieder neu entdeckt bzw. experimentell erkundet werden. Als Beispiel dafür soll dieser Auszug aus einem Buch dienen, das inzwischen über 100 Jahre alt ist:
„Außerdem beschrieb C.R.Darling ein Experiment bei dem ein mit Wasser gefülltes Gefäß, das von unten auf etwa 80°C geheizt wird, benutzt wurde und in das Anilin geschüttet wurde. Bei einer Temperatur um 63°C hat Anilin das selbe spezifische Gewicht wie Wasser. Mit zunehmender Erwärmung dehnt es sich stärker aus als Wasser und ist leichter je heißer bzw. schwerer je kälter es ist. Das Anilin, das sich bald als große Blase an der Oberfläche sammelt, kühlt ab und die Blase sinkt zum Boden des Gefäßes, wo sie sich wieder erwärmt. Bald darauf bilden sich dort neue Blasen die an die Oberfläche steigen. Dieser Prozeß setzt sich, bei gleichbleibenden Bedingungen, unendlich fort. Es ist interessant die sich in immer neuen Formationen ablösenden Blasen zu beobachten.”[1]
Allgemein führt das Phänomen ein Schattendasein als kurioses, jedoch leicht zu erklärendes Schauspiel, welches Physik- oder Chemielehrer ihren Schülern vorführen damit diese sich nicht allzusehr langweilen. Doch der Schöpfungslegende der Lavalampe zufolge, gab es auch mindestens einen Versuch das Phänomen mit einem nützlichen Gebrauch zu verbinden.
Die Eieruhr
Irgendwann um die Zeit des zweiten Weltkriegs soll der Engländer Donald Dunnet versucht haben mit Hilfe des beschriebenen Prinzips eine innovative Eieruhr zu entwickeln. Ob diese Haushaltshilfe jemals vollendet wurde, scheint auf immer in den Tiefen der Geschichte verborgen zu bleiben. Doch es gilt als gesicherter Fakt, dass ein von Dunnet entworfener Vorläufer der Lavalampe als Blickfang seinen Weg in den Queen's Head Pub in New Forest, England fand.
10% Inspiration – 90% Transpiration
Etwa um das Jahr 1950 entdeckte der in Singapur geborene Brite Edward Craven Walker in eben diesem Pub eine faszinierende Lampe, in der sich eine von zwei darin enthaltenen Flüssigkeiten in stetiger Bewegung befand. Walker nahm sich der Idee an um daraus eine Version nach seinen eigenen Vorstellungen zu entwickeln. Die Angaben über Walker’s eigentlichen Broterwerb zu dieser Zeit, weichen je nach Quelle voneinander ab, mal wird er als Beatnik dargestellt dessen Hauptwohnsitz sein Wohnwagen ist, mal heißt es er sei Au-Pair Vermittler gewesen, dann wieder soll er eine internationale Agentur für Teilzeitwohnungen betrieben haben. Sicher ist jedoch, dass Walker 1963, nach Jahren der Entwicklungsarbeit, zum Vertrieb der inzwischen auf den Namen „Astro Lamp“ getauften Lavalampe die Firma „Crestworth Trading Limited“ gründete. Der Name „Crestworth“ lässt sich übrigens in etwa mit „ruhmeswert“ oder „auszeichnungswürdig“ übersetzen. Aus heutiger Sicht eindeutig ein gutes Omen, doch vorerst verlief die Geschichte der Lavalampe nicht ganz so ruhmreich, war doch mancher Händler, dem Walker sein Produkt anbot, der Meinung die Lampe sei hässlich oder geradezu abstoßend. Selbst das renommierte Londoner Warenhaus Harrod's hatte kein Interesse an dem innovativen Produkt.
Entdeckungsreise
Zwei Unternehmer aus Chicago, Adolph Wertheimer und Hy Spector, entdeckten 1965 auf einer Produktmesse im deutschen Hamburg, Walker’s Lavalampe und erwarben die Herstellungs- und Verkaufsrechte für den amerikanischen Markt. Craven Walker blieb technischer Berater ihres Unternehmens. Nach ihrer Rückkehr aus Europa gründeten sie die „Lava Manufacturing Corporation, Chicago, Illinois“ nannten das Produkt „Lava Lite“ und starteten die Produktion und den Vertrieb einer ersten Modellreihe. Aus der Lava Mfg. Corp. wurde später, aufgrund eines Besitzerwechsels, die Lava-Simplex Incorporated.
Lava & Peace
Die psychedelische Revolution der späten 60er und frühen 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts machte die Lavalampe dann endgültig weltberühmt. Seitdem ist sie ein ständig wiederkehrendes Kultobjekt, das es in Ruhm und Verbreitung ohne weiteres mit anderen Größen, wie etwa dem VW Käfer, aufnehmen kann. Die weltweiten Verkaufszahlen der 1970er Jahre, in denen jährlich bis zu 7 Millionen Lampen verkauft wurden, sprechen für sich.
New Wave
Zu Beginn der 1980er Jahre erlebte die Lavalampe jedoch eine regelrechte Depression. Die Verkaufszahlen waren weltweit stark rückläufig. In der Folge ging die erst kürzlich umbenannte amerikanische Firma Lava-Simplex International in den Besitz von Haggerty Enterprises über. In den späten 1980er Jahren war die Crestworth Trading Ltd. auf die Größe eines Familienunternehmens geschrumpft. Gegenüber der millionenstarken Produktionszahlen der 1970er nahm sich die Produktion von wenigen zehntausend Lampen pro Jahr geradezu mickrig aus. Die Lavalampe der New Age Generation, der Verkaufsschlager des Jahrzehnts, war unter dem Produktnamen „The Wave“ bekannt und wurde in den USA ebenfalls von einem Unternehmen der Haggerty Enterprises vertrieben.
Zeichen der Zeit
Ende der 1980er stellte Cressida Granger, die auf ihrem Londoner Flohmarktstand auch gebrauchte Lavalampen verkaufte, fest das die Nachfrage bei einer neuen Kundengeneration stetig stieg. Zunächst nahm sie Kontakt mit der Firma Crestworth auf um den Nachschub für ihren Stand zu sichern. Doch schon bald erkannte sie den kommenden Retro-Trend und wollte sich dieses Geschäft nicht entgehen lassen. Statt wie zuerst geplant ein Filialgeschäft zu eröffnen, kam es zu einem Treffen mit dem „Vater der Lavalampe“ bei dem Craven Walker ein lukratives Angebot für Granger und ihren Geschäftspartner David Mulley hatte: Er bot den beiden 20 Prozent seiner Firma um sie wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen. Im Erfolgsfall sollten die jeweiligen Teilhaberschaften dann getauscht werden, so dass Granger und Mulley Haupteigner des Unternehmens würden. Diese Motivation, in Verbindung mit dem anhaltenden Boom, wirkte wie eine Frischzellenkur für das kleine Unternehmen. Nach der Übernahme änderte Granger den Firmennamen im Zuge der Modernisierungsmaßnahmen in „Mathmos“, der Name des lavaartig blubbernden See des absoluten Bösen aus dem 70er Jahre Kultfilm-Klassiker „Barbarella“.
Mitte der 1990er war die Lavalampe auch in den USA wieder so gefragt wie zu ihrer Blütezeit. Haggerty Enterprises gründete die Tochtergesellschaft Lava World und befriedigte die steigende Nachfrage am nordamerikanischen Markt mit einer nie vorher gesehenen Vielfalt von Farbkombinationen und Modellvarianten.
Die Tür schließt sich wieder
Mathmos fügte der Produktserie im Jahr 2000 mit der „Fluidium“ ein neues Modell für das neue Jahrtausend hinzu, doch auch damit ließ sich das kommende Ende des Retro-Trends nicht mehr aufhalten. Inzwischen waren auch Magmaleuchten aus Fernost auf dem Vormarsch und überfluteten weltweit den Markt. Meist bieten sie zwar für den billigen Preis auch nur eine eher spartanische Version, aber wie so oft läuft das Neue und Billige der gewohnten Qualität zeitweise den Rang ab. Doch für jede Türe die sich schließt tut sich bekanntlich woanders eine andere wieder auf... So auch für Mathmos, die inzwischen ganz neue Wege bei der Entwicklung extravaganter Leuchten gehen und offensichtlich im neuen Jahrtausend angekommen sind. Man kommt nicht umhin auch den neuesten Entwicklungen der Firma das gewisse Sex-Appeal zuzugestehen. Es sind halt doch nicht nur Licht- sondern irgendwie auch Lustobjekte und damit hätten sie bestimmt auch dem Mann gefallen der den (Lava-)Ball Jahrzehnte zuvor ins Rollen gebracht hatte.
Abschied
Aber Edward Craven Walker verstarb am 15. August 2000 in Ringwood, England im Alter von 82 Jahren an einer unentdeckt gebliebenen Krebserkrankung. Zu seinem Lebenswerk gehören, neben seinen Lavalampen, unter anderem auch zahlreiche Filme über den von ihm so sehr geschätzten naturalistischen Lebensstil, sowie das von ihm gegründete District Naturist Center, Englands größte und bekannteste Nudisten-Kolonie. In der, nebenbei gesagt, auch die Vertragsverhandlungen zwischen dem Ehepaar Walker und den Geschäftspartnern Granger und Mulley stattfanden. Bei deren Firma Mathmos wurde dann auch, zu Ehren des Verstorbenen, noch im selben Jahr die Abteilung "Mathmos 1963" eingerichtet, die der Pflege der klassischen Lampenmodelle gewidmet ist.
Ein Stück Unendlichkeit
Die beiden großen Patentinhaber, Mathmos und Lavaworld, haben den Markt mehr oder weniger untereinander aufgeteilt. Besonders Lavaworld ist bemüht den Markt immer wieder neu zu beleben, so bieten sie unter anderem regelmäßig besonders bei Sammlern heiß begehrte, weil meist limitierte, Sonderauflagen an. Aber auch Drittanbieter finden noch ihre Absatzmärkte, oft mittels extravaganter Entwürfe. Selbst billige Versionen, gewöhnlich aus Fernost, verkaufen sich mit ihrem schlichten Design und den häufig kleineren Abmessungen, hauptsächlich über den unschlagbar niedrigen Preis. Oft sind sie in Discountern, Bau- und Elektromärkten oder Geschenkboutiquen als Aktionsware zu finden.
Man kann also sicher sagen, dass Lavalampen jeder Art auch weiterhin ihren Platz in Regalen, auf Fernsehern, Schreibtischen, Nachttischen, dem Kaminsims, usw. finden werden. Als Dekorationsgegenstand ist die sexy Blubberlampe nicht mehr wegzudenken und wird einem, wenn man erst einmal anfängt darauf zu achten, schon bald überall auffallen...
Patente
1950 - Der Vorläufer der Lavalampe
Patent Nummer: | GB703924 |
Beantragt: | 21. Dezember 1950 |
Eingereicht: | 20. Dezember 1951 |
Erteilt: | 10. Februar 1954 |
Inhaber: | Donald Dunnet |
Aus patentrechtlicher Sicht sind die Unterschiede zu Walker's späterer Entwicklung vermutlich gravierend, jedoch bedient sich Dunnet's Erfindung aller Bestandteile und physikalischer Grundlagen die auch bei Walker's Lavalampe zur Anwendung kommen.
1964 - Die Lavalampe, zum Ersten
Patent Nummer/n: | GB1034255, US3387396, DE1954805U. |
Beantragt: | 18. März 1964 (UK) |
Eingereicht: | 19. Februar 1965 (UK) |
4. März 1965 (USA) | |
25. März 1966 (BRD) | |
Erteilt: | 29. Juni 1966 (UK) |
11. Juni 1968 (USA) | |
2. Februar 1967 (BRD) | |
Inhaber: | Crestworth Ltd. |
Erfinder: | David George Smith |
Die Nennung von David George Smith als Erfinder der im Patentantrag spezifizierten Lavalampe ist angesichts der tradierten Entstehungsgeschichte verwirrend. Während das britische Patent ihn noch als Erfinder nennt, bezeichnet das US Patent ihn vielmehr als "Assignor to Crestworth Limited" ("to assign" engl. "übertragen"). Das lässt darauf schließen, dass Smith die Lavalampe tatsächlich - wenigstens als Gebrauchsmuster in der Form und Ausführung in der sie in diesen Patentanträgen beschrieben wird - erfunden hat und seine Rechte daran an Walker's Firma übertragen hat. So handelt es sich dann bei der deutschen Version dieser Urkunden auch nicht um eine Offenlegungsschrift, sondern "nur" um eine "Gebrauchsmusteranmeldung".
1965 - Veränderte Lavaformel
Patent Nummer: | GB1168625 |
Beantragt: | 20. Oktober 1965 |
Eingereicht: | 20. Oktober 1966 |
Erteilt: | 29. Oktober 1969 |
Inhaber: | Crestworth Ltd. |
Erfinder: | Edward Craven Walker |
An diesem Patent zeigt sich, dass bereits beim Originalhersteller im Laufe der Zeit unterschiedliche Zutaten zum Einsatz kamen.
1967 - Die Lavalampe, zum Zweiten
Patent Nummer/n: | GB1186769, DE1808464, US3570156. |
Beantragt: | 14. November 1967 (UK) |
Eingereicht: | 7. Oktober 1968 (UK) |
12. November 1968 (BRD) | |
13. November 1968 (USA) | |
Erteilt: | 2. April 1970 (UK) |
12. Juni 1969 (BRD) | |
16. März 1971 (USA) | |
Inhaber: | Crestworth Ltd. (UK+BRD), Edward Craven Walker (USA) |
Erfinder: | Edward Craven Walker |
Eine Neuauflage des 1964 beantragten Patents. Diesmal wird die Erfindung Edward Craven zugeschrieben.
Fussnote
- ↑ Übersetzung eines Auszugs aus Charles Vernon Boys‘ „Soap bubbles, their colors and forces which mold them“ das auf seinen früheren Lesungen basiert. Das Original Manuskript wurde erstmals 1902 von der „Society for Promoting Christian Knowledge“ veröffentlicht.
Weblinks
Anleitungen zum Bau einer Lavalampe: