Heilige Lanze
Die Heilige Lanze ist eine Waffe, die angeblich einen Partikel eines Kreuznagels des gekreuzigten Jesus Christus enthält. Legenden nach gehörte die Lanze einst dem heiligen Mauritius, dem Anführer der Thebaischen Legion, oder aber dem römischen Hauptmann Longinus, der damit im Jahre ca. 30 den Tod Jesu überprüfte, so dass sie auch mit dessen Blut getränkt sein soll.
Mehrfach wurde eine Lanze von den Christen als heiliges Objekt angesehen. So gehörte zu den Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation diese vermeintliche Heilige Lanze, zeitweise wurde sie für das bedeutendste Stück der Insignien gehalten. Ein Herrscher, der diese Lanze besaß, galt als unbesiegbar. Sie galt als das sichtbare Zeichen, dass seine Macht von Gott gegeben, dass er der Stellvertreter Christi war.
Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen wurde die Heilige Lanze um das 8. Jahrhundert nach Christus hergestellt. Um 930 erwarb König Heinrich I. die Heilige Lanze vom burgundischen König Rudolf (der sie 922 vom Grafen Samson samt Herrschaft über Italien erhalten hatte) im Austausch gegen die Südwestecke des Deutschen Reichs (die Gegend um die Stadt Basel).
Die Heilige Lanze, von der heute nur noch der Aufsatz erhalten ist, ist eine in der Mitte durchgebrochene karolingische 51 cm lange Flügellanze; sie ist für eine Waffe dieser Zeit sehr aufwendig gearbeitet. Vom Standpunkt der Waffentechnik aus betrachtet ist die Heilige Lanze eine Stangen- und Stoßwaffe.
Eine erstmalige umfangreiche Beschreibung der Lanze findet sich um das Jahr 961 bei Liutprand von Cremona; er erwähnte auch die besagten Partikel eines Kreuznagels in Verbindung mit der Lanze. Über den Reliquiencharakter der Lanze selbst schrieb Liudprand von Cremona jedoch nichts, wohl erzählt er die Vorgeschichte der Lanze. Aus dem Lanzenblatt wurde der Mittelrücken entfernt und durch einen ornamentisch reich verzierten 10 cm langen Eisendorn ersetzt, der - wie das ZDF im Frühjahr 2004 herausfand - aus dem gleichen Material wie die Lanze selber besteht. In das Blatt der Lanze sollen laut den Aussagen des Chronisten Partikel eines Nagels vom Kreuze Jesu Christi eingeschmiedet sein. Auf dem Mittelstift befinden sich als Markierung zwei Kreuze. Partikel von den Kreuznägeln Jesu sind heute nicht mehr nachweisbar.
Kaiser Heinrich IV. ließ einen Bruch der Heiligen Lanze durch eine Silbermanschette verzieren.
Um 1354, zur ersten Feier des Hochfests der Heiligen Lanze samt Kreuznagels (mit der Zeit kam es zu einer "Nagelvergrößerung", wurde anfangs nur die Partikel eines Nagels erwähnt, so wurde es später ein ganzer Nagel), ließ Kaiser Karl IV. den Bruch durch eine zweite Manschette darüber vergolden und entsprechend beschriften. Diese Manschette enthält eine Inschrift, die die Lanze als Reliquie kennzeichnet und den Nagel vom Kreuz Jesu erwähnt: LANCEA ET CLAVUS DOMINI - Lanze und Nagel des Herrn.
Als die Kreuzfahrer im Jahre 1098 während des ersten Kreuzzuges in der gerade von ihnen eroberten Stadt Antiochia von einem moslemischen Entsatzheer belagert wurden, motivierte der unverhoffte Fund einer anderen der so genannten "Heiligen Lanze" sie so stark, das sie einen Ausfall unternahmen und die Belagerer vertrieben.
Die Heilige Lanze wird heutezutage in der Schatzkammer in Wien verwahrt.