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Algorithmus von Hopcroft und Karp

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Der Algorithmus von Hopcroft und Karp (1973 von John E. Hopcroft und Richard M. Karp entwickelt) dient in der Graphentheorie zur Bestimmung einer größten Paarung in einem bipartiten Graphen.

Augmentierende Pfade

Ist zu einem bipartiten Graphen eine Paarung gegeben, so betrachten wir zusammenhängende Teilgraphen, die keinen Kreis enthalten (sog. Bäume) und die bestehen aus

(a) einem ungepaarten Knoten als Wurzel und
(b) gepaarten Knoten, die sich von der Wurzel aus innerhalb des Baumes erreichen lassen auf alternierenden Pfaden gerader Kantenzahl (alternierend heißt, dass die Kanten des Pfades abwechselnd zu gehören und nicht zu gehören).

Eine Vereinigung solcher Bäume, die keine gemeinsamen Knoten haben, heißt Wald. Die Knoten, bei denen die Pfade eines Baumes enden, heißen Blätter.

Wenn Blätter und aus zwei verschiedenen Bäumen innerhalb eines Waldes durch die Kante verbunden sind, so kann diese Kante nicht zu gehören, denn die Blätter sind ja schon durch eine andere Kante innerhalb des Baumes gepaart (es sei denn, der Baum besteht nur aus der Wurzel, die sowieso ungepaart ist). Der Pfad mit Kantenmenge von der Wurzel des einen Baumes über zur Wurzel des anderen Baumes ist dann ein alternierender Pfad mit ungepaartem Anfangs- und Endpunkt. Ein solcher Pfad wird -augmentierender Pfad genannt, denn ist eine Paarung, die eine Kante mehr enthält als . Wenn es keine zwei solchen Blätter gibt und der Wald auch nicht mehr unter Einhaltung der o.g. Eigenschaften (a) und (b) vergrößert werden kann, heißt er ein ungarischer Wald.

Umgekehrt gilt, dass eine Paarung , die mehr Kanten enthält als , einen Teilgraph mit Kantenmenge ergibt, in dem alle Pfade zwischen und alternieren, und von denen mindestens Pfade -augmentierend ohne gemeinsame Knoten sein müssen. ist also genau dann eine größte Paarung, wenn es keinen -augmentierenden Pfad gibt.

Algorithmus

Der folgende Algorithmus konstruiert einen Wald mit Eigenschaften (a) und (b), der

  • entweder ein ungarischer Wald ist
  • oder einen -augmentierenden Pfad liefert.
  1. Beginne mit dem Wald, der alle ungepaarten Knoten als Wurzeln enthält, aber keine Kanten.
  2. Suche eine Kante von einem Knoten des Waldes mit geradem Abstand von seiner Wurzel zu einem Knoten , der nicht zum Wald gehört oder geraden Abstand von seiner Wurzel hat. Falls es keinen solchen Knoten mehr gibt, ist der Wald ein ungarischer Wald; beende den Algorithmus.
  3. Falls geraden Abstand von seiner Wurzel hat, gibt es einen Pfad gerader Länge von einem ungepaarten Knoten nach ; gib den -augmentierenden Pfad von über nach zurück und beende den Algorithmus.
  4. Falls nicht zum Wald gehört, ist gepaart, etwa ; füge die Knoten und sowie die Kanten und zum Wald hinzu und gehe zurück zu Schritt 2.
Ermittlung augmentierender Pfade

Im Fall, dass der Algorithmus in Schritt 3 mit einem -augmentierenden Pfad endet, wird durch ersetzt und der Algorithmus erneut durchgeführt. Der Fall, dass der Algorithmus in Schritt 2 mit einem ungarischen Wald endet (wobei dann eine größte Paarung ist), muss nach spätestens Durchläufen des Algorithmus eintreten, weil die Paarung im anderen Fall jeweils um zwei Knoten vergrößert wird. Die Laufzeit bei einmaliger Durchführung des Algorithmus ist proportional zur Kantenzahl , die Gesamtlaufzeit bei mehrmaliger Durchführung also proportional zum Produkt aus Kanten- und Knotenzahl.

Beispiel

Im rechts abgebildeten Beispiel ist und . Die animierte Fassung dieser Grafik stellt die wiederholte Ausführung dieses Algorithmus dar, wobei fünfmal ein augmentierender Pfad und dann ein ungarischer Wald ermittelt wird.

Gleichzeitige Augmentierung mehrerer Pfade

Die Gesamtlaufzeit des Algorithmus kann verringert werden, wenn mehrere -augmentierende Pfade gleichzeitig betrachtet werden. Es sei die Länge des kürzesten -augmentierenden Pfades. Wir betrachten -augmentierende Pfade der Länge , die keine Knoten gemeinsam haben, und denen sich kein weiterer -augmentierender Pfad der Länge hinzufügen lässt, der mit ihnen keine Knoten gemeinsam hat. Dann lässt sich zeigen, dass

Der o.g. Algorithmus kann so erweitert werden, dass er nicht nur einen augmentierenden Pfad zurückgibt, sondern eine Menge augmentierender Pfade wie gerade betrachtet. Dazu müssen Schritt 2 und 3 als Breitensuche durchgeführt werden, wobei die konstruierten Pfade im Wald erst dann verlängert werden, wenn keine neuen Pfade der bisherigen Länge mehr zu finden sind. Sobald ein Pfad zu einem ungepaarten Knoten führt (also ein augmentierender Pfad ist), brauchen keine Pfade noch größerer Länge mehr betrachtet zu werden.

Ist eine größte Paarung und , so liefert der so erweiterte Algorithmus nach Durchläufen eine Paarung mit und knotendisjunkte -augmentierende Pfade, deren Länge mindestens ist. Weil keiner der Knoten in zweien dieser Pfade enthalten ist, muss sein, also muss die größte Paarung nach spätestens weiteren Durchläufen erreicht sein. Die Gesamtlaufzeit des Algorithmus von Hopcroft und Karp ist demnach proportional zum Produkt aus Kantenzahl und Quadratwurzel der Knotenzahl.

Literatur

  • Hubertus Th. Jongen: Optimierung B. Skript zur Vorlesung, Aachen: Verlag der Augustinus-Buchhandlung, ISBN 3-925038-19-1