Eilert Tantzen
Eilert Tantzen (* 22. Oktober 1929) ist ein deutscher Forstmann, Genealoge, Heimatforscher, Naturschützer und Lokalpolitiker. Einen Namen machte er sich vorrangig mit der Erforschung und Aufarbeitung der Forstgeschichte des ehemaligen Landes Oldenburg.
Leben und Wirken
Eilert Tantzen entstammt einem alten friesischen Häuptlings- und Bauerngeschlecht aus dem Jever-, Stedinger und Butjadinger-Land. Während des Zweiten Weltkriegs besuchte er das Zinsendorf=Pädagogium zu Niesky der Herrnhuter Brüdergemeinein Niesky. Diese Jahre in der waldreichen Oberlausitz begründeten seine Liebe zum Wald und weckten in ihm den Wunsch, Forstmann zu werden. Im April 1947 trat er deshalb in den niedersächsischen gehobenen Forstdienst ein und absolvierte eine insgesamt sechsjährige Ausbildung, die er mit der Zuerkennung des Hochschulgrades Diplom-Ingenieur und der Revierförsterprüfung abschloss. Bis zur Pensionierung 1994 war Tantzen dann fast 42 Jahre lang in verschiedenen Positionen innerhalb der Nieders. Forstverwaltung vornehmlich im Oldenburger Land tätig, darunter zweieinhalb Jahre als Hilfsarbeiter bei Forsteinrichtungsarbeiten, ein Jahr als Leiter eines Jugendwaldheimes im Harz, sieben Jahre Mitarbeiter bei der Forsteinrichtung in Niedersachsen, drei Jahre Büroleiter und 25 Jahre als Revierleiter. Von 1966 bis 1987 leitete er die Revierförsterei Hatten. Zuletzt war Tantzen als Forstoberamtsrat drei Jahre lang als Dezernent für forstliche Rahmenplanung beim Niedersächsischen Forstplanungsamt Wolfenbüttel tätig.
Sein Interesse an der Forstgeschichte wurde geweckt, als Tantzen an der Erarbeitung mehrerer Forstamtschroniken im Oldenburger Raum mitwirkte. Aus seinen eigenen Nachforschungen entstand dann 1962 die Abhandlung Lebensbilder der leitenden Forstbeamten Oldenburgs und Abriss der Entwicklung des oldenburgischen Forstwesens von 1600 bis 1960, die als Heft 5 in der Schriftenreihe „Aus dem Walde“ der niedersächsischen Landesforstverwaltung erschien. Als Ergänzung dazu ist die im Jahr 2000 als Band 53 der Reihe „Aus dem Walde“ veröffentlichte Oldenburgische Försterchronik 1650-1950 zu sehen, die auch die ehemals oldenburgischen Landesteile Lübeck (1773-1937) und Birkenfeld (1817-1937) mit einbezog. Mit diesen beiden Darstellungen, die auch von wissenschaftlicher Seite viel Anerkennung erfuhren, schloss Tantzen wesentliche Lücken in der Aufarbeitung der Forstgeschichte Niedersachsens.
Bislang nicht fertig gestellt hat Tantzen indes eine ebenfalls bereits in den 1960er Jahren begonnene Gesamtdarstellung der Aufforstung der Heiden und Öden durch die oldenburgische Staatsforstverwaltung im 19. Jahrhundert. Dazu schreibt er im Vorwort zu seinem Buch Oldenburgische Försterchronik 1650-1950 (Oldenburg 2000, S. 4): "Diese Arbeit wurde jedoch durch den verheerenden Orkan vom 13. November 1972, der innerhalb von wenigen Stunden im Oldenburger Land fast die gesamten, noch im Wachstum befindlichen Nadelholzbestände aus dieser Epoche dem Erdboden gleichmachte, zum Ruhen gebracht. Dieses hat den Verfasser so getroffen, daß er die Arbeit daran, bis auf weitere Quellensammlung, einstellte." Seit 2004 hat er den Faden jedoch wieder aufgenommen und die doch umfangreichere Arbeit unter den Titel Die Wiederbewaldung der Heiden und Öden durch die Oldenburgische Staatsforstverwaltung im Neunzehnten Jahrhundert gestellt.
Über die Jahre veröffentlichte Tantzen zudem in verschiedenen Publikationsorganen zahlreiche Beiträge zur Heimat-, Forst-, Wald- und Naturschutzgeschichte des Oldenburger Raumes sowie zur Familiengeschichte Tantzen. Höhepunkt dieser genealogischen Untersuchungen von Tantzen, der seit 1995 Vorsitzenden des 1921 gegründeten „Familienverband Hergen Tantzen e.V.“ und Verwahrer des Familienarchivs Tantzen ist, war die umfangreiche Darstellung 700 Jahre Chronik der Familie Tantzen. 1300 - 2000 (1997).
Daneben engagierte sich Tantzen ab Anfang der 1970er Jahre auch vielfach ehrenamtlich. Als überzeugter Liberaler und Enkel des ersten und letzten liberalen Ministerpräsidenten des Freistaates Oldenburg, Theodor Tantzen, ist er seit 1972 Mitglied der FDP und kommunal- und umweltpolitisch aktiv. Er war langjähriger Vorsitzender des Ortsverbandes und des Bezirksverbandes Oldenburg der FDP, die beide ihm zwischenzeitlich den Ehrenvorsitz antrugen. Er gehörte ebenfalls langjährig dem Landesvorstand der niedersächsischen Liberalen an, war zeitweise deren stellvertretender Landesvorsitzender und über zwei Jahrzehnte Landes- und Bundesparteitagsdelegierter der FDP. Eilert Tanten ist zudem seit mehr als 30 Jahren aktiv im Landesfachausschuss Umwelt. Er gehörte längerer Zeit dem Rat der Gemeinde Hatten an und war mehrere Jahre Bürgermeister dieser Gemeinde. Im Kreistag und Kreisausschuss des Landkreises Oldenburg betätigte er sich mehr als zwei Jahrzehnte als Vorsitzender der FDP-Kreistagsfraktion und des von ihm initiierten Kreisumweltausschusses, dem er noch heute mit beratender Stimme angehört.
Mit seinem forstlichen Wissen um die Bedeutung des Waldes für den Wasserhaushalt gelang es ihm als stellvertretender Vorsteher des Oldenburgischen Ostfriesischen Wasserverbandes (OOWV) entscheidend mit darauf hinzuwirken, dass die Trinkwasservorkommen in den Geestgebieten des Oldenburger Raumes dauerhaft geschützt wurden. Dies geschah dadurch, dass allein bis zum Jahr 2006 rund 2200 Hektar Ackerland durch den OOWV erworben und diese mit der Verpflichtung zur Aufforstung mit naturnahen Waldbeständen an die Niedersächsische Landesforstverwaltung weitergegeben wurden.
Dem Schutz des Waldes dient auch eine Naturschutzstiftung, die der Landkreis Oldenburg 1991 auf Betreiben Tantzens ins Leben rief und deren Kuratoriums-Vorsitzender der Forstmann seither ist. Die Naturschutzstiftung Landkreis Oldenburg will vor allem den Privatwald fördern, wobei Wert darauf gelegt wird, dass Waldränder möglichst naturnah gestaltet und alte Laubholzbestände erhalten werden. Daneben gehört Tantzen auch dem Beirat der Oldenburgischen Landschaft an. Als Naturschützer betreute und kartierte er unter anderem die Graureiherkolonie im Naturschutzgebiet „Hatter Holz“, deren Geschichte er 1999 unter dem Titel 100 Jahre Graureiherkolonie zusammenfasste. Als Jäger ist er zudem seit mehr als 50 Jahren Mitglied des Deutschen Jagdschutz-Verbandes (DJV).
Im Jahr 2004 machte Tantzen gegen die von der niedersächsischen Landesregierung unter Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) geplante Schließung des Forstamtes Hasbruch bei Hude mobil. Die Reformpläne der Landesregierung – insgesamt 19 Forstämter in Niedersachsen sollten aufgelöst werden – würden letzten Endes zu Lasten der vom „Gemeinwohl her nicht hoch genug zu bewertenden Wohlfahrtswirkungen des Waldes für die Bevölkerung“ gehen, so seine Befürchtung. Der frühere Forstoberamtsrat kritisierte: „Der Profit beim Holzverkauf ist den Verantwortlichen wichtiger als die Beziehung des Menschen zum Wald.“ Allein schon wegen der Bedeutung der Waldgebiete dieser Region und speziell des Hasbruchs müsse das „traditionsreichste Forstamt im Hasbruch“ erhalten bleiben (zitiert nach „Nordwest-Zeitung“ (NWZ) vom 12. März 2004). Sein Einsatz hatte jedoch letztlich keinen Erfolg: Das Forstamt wurde aufgelöst, das denkmalgeschützte, älteste oldenburgische Forstdienstgebäude 2006 zum öffentlich meistbietenden Verkauf angeboten.
Eilert Tantzen, der für sein naturschützerisches und politisches Engagement zahlreiche Auszeichnungen – darunter 1987 das Bundesverdienstkreuz – erhielt, lebt in dem Bauerndorf Sage in der Gemeinde Großenkneten. Dort bewohnt er mit seiner Frau Jutta die in die Landschaft der Sager Schweiz eingebettete „Villa Hügel“. Seit Juli 1995 ist er aufgrund einer Halsmarktumor-Erkrankung halbseitig gelähmt und an den Rollstuhl gebunden.
Ehrungen
- 1966 – Ehrenmitgliedschaft der Historischen Gesellschaft zu Oldenburg
- 1977 – Ehrenmitglied des Boßelvereins Sandhatten
- 1982 – Goldene Ehrennadel des Reichsbundes
- 1984 – Wappenteller des Landkreises Oldenburg
- 1986 – Theodor-Heuss-Medaille der FDP
- 1987 – Bundesverdienstkreuz
- 1988 – Wappenteller der Gemeinde Hatten
- 1993 – Goldene Ehrennadel der FDP
- 1993 – Landesverdienstkreuz erster Klasse
- 1997 – Ehrenurkunde der FDP
- 1998 – Umweltpreis der Niedersächsischen Stiftung Natur
- 2003 – Ehrenpreis der Niedersächsischen Umweltstiftung für sein mehr als drei Jahrzehnte währendes Engagement im Umweltschutz und für sein Lebenswerk
- 2005 – Ehrenmitgliedschaft der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) e.V.
Eilert Tantzen ist zudem Ehrenvorsitzender des FDP-Ortsverbandes Hatten und des FDP-Bezirksverbandes Oldenburg.
Schriften
- Lebensbilder der leitenden Forstbeamten Oldenburgs und Abriss der Entwicklung des oldenburgischen Forstwesens von 1600 bis 1960, (Aus dem Walde, Heft 5), Hannover 1962
- Stammliste der Familie Tantzen. 1300 - 1971, Heft 5 der Beiträge zur Geschichte der Familie Tantzen, in: Oldenburgische Familienkunde, Jahrgang 14, Heft 1/2, Oldenburg 1972
- Gewinnung von Buchensaatgut, in: Aus dem Walde, Band 41, Hannover 1987
- 700 Jahre Chronik der Familie Tantzen. 1300 - 2000, Oldenburg 1997, ISBN 3-89598-425-6
- Oldenburgische Försterchronik 1650-1950. Einschließlich der ehemals oldenburgischen Landesteile Lübeck (1773-1937) und Birkenfeld (1817-1937), (Aus dem Walde, Band 53), Oldenburg 2000, ISBN 3-89598-753-0
- 100 Jahre Graureiherkolonie Hatten, in: Oldenburger Jahrbuch 1999 (Band 99), herausgegeben vom Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur und Heimatkunde e.V. 1999
- Abschied von dem historischen Forstamtsdienstgehöft Hasbruch, in : Beiträge der Oldenburgische Landschaft zur Kulturgeschichte (Band 1), Oldenburg 2006
- 100 Jahre „Ahlhorner Fischteiche“, in: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 2006, herausgegeben vom Heimatbund für das Oldenburger Münsterland 2006
Weblinks
- Vorlage:PND
- Kuriose Besprechung von Tantzens Buch „Oldenburgische Försterchronik“ in „die tageszeitung“
- Tantzens Einsatz für die Erhaltung des Forstamtes Hasbruch
Personendaten | |
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NAME | Tantzen, Eilert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Forstmann, Genealoge, Heimatforscher, Naturschützer und Lokalpolitiker |
GEBURTSDATUM | 22. Oktober 1929 |