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United Nations Interim Force in Lebanon

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Sisu XA-180 der UNIFIL im Südlibanon (1998)

Die United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) ist eine 1978 gegründete, andauernde Mission der UNO, um sicherzustellen, dass die israelischen Truppen aus dem Libanon abziehen. Außerdem soll der libanesischen Regierung geholfen werden, ihre Macht wiederherzustellen. Da der Großteil der UNIFIL aus Franzosen besteht, ist auch die französische Abkürzung FINUL (Force intérimaire des Nations unies au Liban) üblich.

Am 11. August 2006 wurde die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates verabschiedet und in seiner Folge UNIFIL erweitert. Die Truppenstärke soll auf bis zu 15.000 Mann vergrößert werden. Diese Soldaten sollen zusammen mit 15.000 libanesischen Soldaten im Süden des Libanon die von Israel während des Libanonkrieges 2006 besetzten Gebiete übernehmen und Libanons 225 km lange Küste überwachen.

Das operative Kommando der UN-Truppe liegt bis zum Februar 2007 bei Frankreich, in Person von Generalmajor Alain Pellegrini, um dann auf Italien überzugehen.

Hintergrund der Entsendung

Nach dem „Schwarzen September“ 1970 war die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) aus Jordanien vertrieben worden und hatte ihre neue Hauptbasis für den Kampf gegen Israel im Libanon etabliert. Die palästinensische Präsenz war ein Mitauslöser des libanesischen Bürgerkriegs (1975-1990).

Am 11. März 1978 landete ein 11-köpfiges bewaffnetes Kommando der Fatah an einem Strand nördlich Tel Aviv, entführte einen Verkehrsbus und eröffnete das Feuer auf israelische Militäreinrichtungen. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd und Schießerei starben alle Mitglieder des Kommandos und 36 Israelis. Am 14. März, drei Tage nach dem Massaker, marschierte die israelische Armee (IDF) mit 25.000 Soldaten in den Libanon ein und besetzte das Gebiet südlich des Flusses Litani (siehe Operation Litani). Dabei wurden zwischen 1.000 und 2.000 Personen getötet und rund 280.000 vertrieben.

Die libanesische Regierung protestierte gegen das israelische Vorgehen und wandte sich an den UN-Sicherheitsrat, der in seinen Resolutionen 425 und 426 vom 19. März 1978 die Einstellung der Kampfhandlungen sowie den Abzug der israelischen Truppen forderte und die Entsendung einer Eingreiftruppe - der UNIFIL - beschloss. Die ersten UNIFIL-Einheiten, die von der im benachbarten Syrien stationierten United Nations Disengagement Observer Force abgezogen wurden, erreichten das Gebiet im Südlibanon am 23. März.

Weiterer Verlauf der Mission

Datei:OpKham.jpg
UNIFIL Beobachtungsposten in Khiam, der 2006 von Israel bombardiert wurde

Zwar zog Israel seine Truppen 1978 aus dem Libanon ab, die Positionen wurden jedoch an die von Israel unterstützte Südlibanesische Armee (SLA) übergeben. In der Folge fanden Kämpfe zwischen der SLA und PLO-Truppen sowie Artillerieduelle über die Grenze zu Israel statt.

1982 marschierte die IDF erneut in den Libanon ein (siehe Libanonkrieg 1982). Die UNIFIL leistete dabei humanitäre Hilfe für die Bevölkerung. 1985 zog sich die IDF zurück, besetzte aber weiterhin einen Landstreifen im Südlibanon, um den Gefechte mit der inzwischen gegründeten libanesischen Hisbollah geführt wurden. Während der israelischen Militäroperation "Früchte des Zorns" im April 1996 wurde am 18. April eine Einrichtung der UNIFIL in dem Dorf Kana von israelischer Artillerie getroffen, wobei von den dort befindlichen rund 800 Flüchtlingen über 100 getötet und etwa 300 verletzt wurden.

Im Jahr 2000 zog Israel seine restlichen Truppen aus dem Libanon ab, die SLA wurde aufgelöst. Aufgrund der geänderten Sicherheitslage wurde die Mission vorübergehend von 4.500 auf rund 8.000 Mann aufgestockt. Die UNIFIL-Mission ist bis heute im Libanon stationiert. Gründe dafür sind unter anderem die fortbestehenden Gebietsstreitigkeiten um die Schebaa-Farmen. Zudem hat die libanesische Regierung es bisher nicht geschafft, ihre Autorität und die Einhaltung der öffentlichen Sicherheit in dem Gebiet effektiv durchzusetzen. Zu den heutigen Aufgaben der UNIFIL zählen unter anderem die Überwachung des Waffenstillstands sowie die Minenräumung. Die Mission wird dazu halbjährlich vom UN-Sicherheitsrat verlängert.

Bei der Eskalation im Libanonkrieg 2006 wurde am 25. Juli 2006 durch einen israelischen Bombenangriff ein UNIFIL-Bunker zerstört. Dabei wurden vier unbewaffnete Militärbeobachter der UNTSO aus China, Finnland, Kanada und Österreich getötet.

Überwachung der Küste Libanons

Nachdem die deutsche Bundesregierung sich bereits am 13. September 2006 für eine Beteiligung von bis zu 2400 Soldaten an der UNIFIL-Mission im Libanon entschieden hatte, stimmte der Deutsche Bundestag am 20. September 2006 ebenfalls dafür. Der Einsatz soll zunächst bis zum 31. August 2007 dauern.

Die deutsche Marine entsandte zwei Fregatten, zwei Versorgungsschiffe (einen Einsatzgruppenversorger sowie einen Tender) und vier Schnellboote.[1] Die Bundeswehr, in Person von Admiral Andreas Krause, soll die Führung der maritimen Operation übernehmen, wobei Marinesoldaten aus Dänemark, Norwegen, Schweden und den Niederlanden den Einsatz unterstützen werden. Es ist geplant, libanesische Verbindungsoffiziere an Bord zu nehmen.

Ziel des Einsatzes ist die Aufklärung und Kontrolle der Seewege innerhalb der libanesischen 12 Seemeilen tiefen Hoheitsgewässer (das Überwachungsgebiet kann auf bis zu 50 Seemeilen vor der Küste ausgedehnt werden) und die Umleitung der Schiffe im Verdachtsfall. Weitere Aufgaben sind humanitäre Hilfe, Lufttransport, Ausrüstungshilfe und Ausbildungshilfe für die libanesischen Sicherheitskräfte und die militärische Beratung des Libanon.[1]

Bis zum Eintreffen der Schiffe vor Ort wurde die Aufgabe seit dem 8. September von Marinesoldaten aus Italien, Frankreich und Griechenland übernommen. Die Führung des Verbandes lag bei einem italienischen Admiral auf dem Flugzeugträger Giuseppe Garibaldi.[2]

Überwachung Südlibanons

Italien hatte am 3. September 2006 bereits 480 Soldaten des San-Marco-Regiments in Tyros, der viertgrößten Stadt im Libanon, stationiert. Insgesamt wird Italien mit vorraussichtlich 2.450 Soldaten die meisten Soldaten stellen.[3] Die französischen Truppen werden um bis zu 1600 Soldaten auf 2000 Soldaten erweitert und führen mit sich: 13 Leclerc-Panzer, 30 Transportpanzer vom Typ AMX-10P, vier 155 mm Panzerhaubitzen vom Typ AMX 30 AuF1 und zwei auf Lastwagen montiertes Hochleistungsradare Cobra zum Erfassen feindlicher Artillerie.[4]

Statistiken

  • beteiligte Länder: China, Frankreich, Ghana, Indien, Irland, Italien, Polen, Türkei und die Ukraine
  • Personal: 1.990 Soldaten, 50 Militärbeobachter der UNTSO, 95 internationale Zivilisten, 304 lokale Zivilisten.
  • Kommandeur: Major-General Alain Pellegrini (Frankreich)
  • Jahresbudget: rund 100 Millionen Dollar (Stand vom 31. Mai 2006)
  • Verluste: 249 Soldaten, 6 Militärbeobachter, 8 zivile Mitarbeiter.

Quellen

  1. a b marine.de: Bis zu 2.400 Soldaten für den Libanon-Einsatz
  2. marineforum.info: Libanon-Konflikt
  3. az-online.ch: Italienische UNIFIL-Soldaten in Libanon
  4. defense.gouv.fr: Opération Baliste - Renforcement de la FINUL
Commons: United Nations Interim Force in Lebanon – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien