Zum Inhalt springen

Sundische Wiesen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. September 2006 um 07:32 Uhr durch Alma (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Das Hotel "Sundschlösschen" am Westrand der Wiesen
Die Sundischen Wiesen kurz hinter der Düne

Die Sundischen Wiesen oder auch die Sundische Wiese bilden zusammen mit dem Pramort den östlichen Teil der Halbinsel Zingst im Landkreis Nordvorpommern.

Geografie

Die Sundischen Wiesen liegen zwischen den Osterwald im Osten dem Pramort an der östlichen Spitze, Der Ostsee im norden und dem Grabow im Süden. Sie sind ca. 8 km lang und rund einen Kilometer breit. Die wiesen zeichnen sich durch karge sandige Böden nördlich der Fahrstraße zum Pramort aus. Diese Fläche wurde früher militärisch genutzt und wird seit der Auflösung des Militärstandortes auf Zingst denaturiert, so dass sich eine Heidelandschaft bilden konnte. Die südlich der Fahrstraße liegenden Feuchtwiesen, wurden entwässert und werden als Weiden landwirtschaftlich genutzt.

Geschichte

Die Sundischen Wiesen werden erstmals als Besitz der Hansestadt Stralsund im Mittelater erwähnt. Der Name leitet sich auch daher ab. Zu damaligen Zeitpunkt gab es auch zwei Siedlungen im Ostteil des Zingstes, Pramort und Bey den Häusern. Die Siedlung Pramort lag im äußersten Osten der damaligen Insel, während Bey den Häusern beim heutigen Sundschlösschen zu finden war. Durch die kargen Böden, konnte das Gebiet landwirtschaftlich kaum genutzt werden. Am Ende des 19. Jahrhunderts begann man mit der militärischen Nutzung des Gebietes, welche fast hundert Jahre dauern sollte. Im Jahr 1895 fanden hier erstmals Schießübungen des preußischen Militärs statt.

"Ein noch nie erlebtes Schauspiel entwickelte sich in den letzten Tagen der vergangenen Woche auf unserem stillen Eilande. Es wurden die diesjährigen Schießübungen des Infanterie-Regimentes Nr. 42, Prinz Moritz von Anhalt-Dessau, Stralsund,... abgehalten, ... es steht abzuwarten, dass sich gleiche Übungen in den nächsten Jahren hier wiederholen werden" Barther Wochenblatt, 12. Juli 1895

Das Militär hatte die Vorzüge der Landschaft, Abgeschiedenheit und die Dünen als Kugelfang, entdeckt.

Um die Jahrhundertwende kauft ein Baron von Klot-Trautvetter die Sundischen Wiesen der Stadt Stralsund für 310.000 Mark ab. Bald darauf verkauft er es Gewinnbringend für 1.100.000 Mark an den Grafen von Eulenburg. Diese erhöht den Pachtzins für das karge Land, so dass 16 Bauern ihre nun unrentablen Höfe aufgeben müssen. Später kauft ein Zeitungskonzern das Land, um Nesselpflanzen für die Papierproduktion anzubauen. Doch diese wachsen hier nicht. Die nachfolgende Nordische Handelsgesellschaft fällt große Teile des noch vorhandenen Dünenwaldes und vermarktet das Holz. Wenig später werden die leer stehenden Bauerngehöfte wiederbesiedelt.

Die Militärische Nutzung von 1937 bis 1945

Ende der Zwanziger Jahre versucht der Leiter des Darßer Forstamtes, die Sundischen Wiesen, in einen zu schaffenden Nationalpark Darß-Zingst mit einzubeziehen. Es gelang sogar 1934 den damaligen Reichsforst- und Reichsjägermeister Hermann Göring von der Idee zu begeistern. Doch der neu aufgebauten Luftwaffe fehlt ein Bombenabwurf- und Schießgelände. Das ursprünglich vorgesehene Gebiet bei Parow und Hohendorf ist erstklassiges Ackerland und so fällt die Wahl auf die Sundischen Wiesen. Am 30. Juni 1937 werden die Bewohner der Wiesen zwangsumgesiedelt. In Zingst entsteht ein Militärstandort und in den Wiesen ein Flakschießstand, eine Flugplatz und ein Bombenabwurfsgelände.

Die Zeit nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Sundische Wiese und auch der Pramort wiederbesiedelt. Doch die landwirtschaftliche Nutzung ist nun auch noch durch die militärischen Altlasten sehr schwierig. So wird erneut über die Bildung eines Nationalparkes nachgedacht. Doch auch diesmal kommt es nicht zu einer friedlichen Nutzung der Wiesen.

Die Militärische Nutzung 1956 von 1991

Nach 1945 unterhält die Kasernierte Volkspolizei im Bereich der Hohen Düne bei Pramort einen Schießplatz. Nach Gründung der NVA wird das Gelände der nördlichen Sundischen Wiesen wieder als Flak-Schießplatz genutzt. Auch der Südteil wird militärisches Sperrgebiet, wird aber vom Volkseigenen Gut in Zingst bewirtschaftet, nachdem es militärischen Altlasten befreit und auch entwässert wird. Zur Nutzung des Graslandes als Viehfutter entsteht hier das größte Futtertrocknungswerk der DDR. Auf dem Übungsplatz wurden zwischen 1970 und 1992 auch diverse Experimente mit Höhenforschungsraketen durchgeführt. Im Gegensatz zum NS-Zeit werden aber keine Bewohner zwangsumgesiedelt, sondern es wird auf einen „friedliches“ Verlassen, durch Einschränkung der Lebensbedingungen, der Gegend gesetzt. Erst 1988 verlässt die letzte Bewohnerin Pramort. Der NVA-Truppenstandort besteht bis zum 31. Dezeber 1990.

Am 6. März 1990 wird der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft gegründet. Dieser soll die Sundischen Wiesen als einen Hauptbestandteil beinhalten. So wird die Fahrstraße zum Pramort für Kraftfahrzeuge gesperrt. Die NVA baut eine Aussichtsplattform und wird gezwungen, sich an Umweltvorgaben zu halten. Nachdem das Flakausbildungszentrum der NVA aufgelöst wurde, entstand teilweise mit dem selben Personal in Zingst eine Bundeswehrgarnison. Auch bei Truppenübungsplatz auf den Sundischen Wiesen wird über eine Weiternutzung nachgedacht.

Von 1991 bis heute

Zum Ende des Jahres 1991 gibt die Bundeswehr den Standort an den Sundischen Wiesen auf. Am 31. Mai 1993 schließt auch die Kaserne in Zingst ihre Pforten. Nach Schließung des Standortes werden alle militärischen und auch landwirtschaftlichen Gebäude, bis auf das ehemalige Wachgebäude, das jetzige Nationalparkzentrum zurückgebaut.

Flora und Fauna

Die Landschaft der Sundischen Wiesen lässt sich in drei Gebiete einteilen, die Ostseeküste mit dem dahinter liegenden Dünenfeld, die Denaturierungsfläche, jetzt Besenheide, nördlich der Fahrstraße und die Weidenflächen südlich der Fahrstraße mit der Boddenküste. Im Dünengebiet wachsen Pflanzen, wie Strandhafer und Strandroggen mit ihren langen tiefgehenden Wurzeln. In den feuchten Spülsaumgebieten. Im Gebiet nördlich der Fahrstraße dominieren Zwergsträucher, wie Krähenbeere und Heidekraut. Vereinzelt gibt es einzelne Kiefernwälchen. In den südlich liegenden Gebieten an der Boddenküste wachsen die Boddenbinse, Flutstraußgras, Grasnelke, Queller und die Strandmiere.

Im Bereich der Sundischen Wiesen und den umliegenden Uferbereichen rasten während der Vogelflugzeit neun der vierzehn bekannten Gänsearten und 35 verschiedenen Küstenvögel. Ganzjährig Heimisch ist hier die Lachmöwe. Auch der Rotmilan ist in den Sundischen Wiesen anzutreffen. Häufigster Zugvogel dürfte hier der Goldregenpfeifer sein. Auch Säbelschnäbler, Alpenstrandläufer und Kampfläufer bevölkern die Wiesen. Vom benachbarten Pramort it auch der Kranichzug von Tausenden Vögeln zu beobachten.