Friedrich V. (Pfalz)

Friedrich V. (* 26. August 1596 im Jagdschloss Deinschwang bei Amberg; † 29. November 1632 in Mainz), war Kurfürst von der Pfalz (1610–1623) und als Friedrich I. König von Böhmen (1619–1620).
Friedrich ist eine der wenigen historischen Persönlichkeiten, die unter ihrem Spottnamen in die Geschichte eingingen. Er verstrickte sich bei seinem Versuch, die Kurpfalz als führende protestantische Macht im Heiligen Römischen Reich zu positionieren, in die politischen Wirren Europas am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges, nahm die böhmische Königskrone an und stellte sich damit gegen Kaiser und Reich. Wegen seiner nur von 1619 bis 1620 dauernden Regierungszeit als König von Böhmen erhielt er von der kaiserlichen Propaganda den Beinamen Winterkönig.
Sein politisches Handeln hatte weitreichende und verheerende Auswirkungen auf das Reich und ganz Europa und war einer der Auslöser des Dreißjährigen Krieges. Nach der Niederlage in der Schlacht am Weißen Berg gegen die Truppen des Kaisers verlor er nicht nur das Königreich Böhmen, sondern auch sein Herrschaftsgebiet in der Pfalz und seine Kurfürstenwürde.
Leben
Jugend
- Wer Glück und Unglück wissen wil /
- Der schau deß Pfaltzgrafen spil.[1]
Friedrich wurde am 26. August 1596 im Jagdschloss Deinschwang[2] als erster Sohn des Pfälzischen Kurfürsten Friedrich IV. und der Prinzessin Luise Juliane von Nassau-Oranien geboren. Die Kurpfalz war zu dieser Zeit mit fast allen wichtigen Fürstenhäusern des Heiligen Römischen Reiches verwandtschaftlich verbunden. Seine Mutter war die Tochter von Wilhelm I. von Oranien-Nassau und Charlotte von Bourbon-Montpesier. Dementsprechend nahmen an seiner Taufe am 6. Oktober 1596 in Amberg viele in- und ausländische Fürsten und Diplomaten teil.
Da die pfälzische Residenzstadt zu dieser Zeit von mehreren Pestwellen heimgesucht wurde, verbrachte Friedrich die ersten beiden Jahre in der Oberpfalz und kam erst 1598 nach Heidelberg. Die Oberpfalz oder Obere Pfalz bildete zur damaligen Zeit gemeinsam mit der Unteren Pfalz, auch als Rheinpfalz bezeichnet, die Kurpfalz. Der die Pfalz regierende Zweig der Wittelsbacher war kalvinistischen Glaubens und stand damit im Gegensatz zur katholischen Linie der Familie in Bayern, die zu dieser Zeit durch Herzog Maximilian I. in München regiert wurde.
Weil Friedrich über seine Mutter ein Neffe des Herzogs von La Tremoille und des Fürsten von Sedan Heinrich von Bouillon war, schickte man ihn ab dem Frühjahr 1604 zur Ausbildung an den Hof in Sedan. Gerne hätte auch König Heinrich IV. von Frankreich den jungen Pfalzgrafen an seinem Hofe gesehen. Für Sedan gaben neben den verwandtschaftlichen Beziehungen aber vorrangig religiöse Gründe den Ausschlag, denn dort erhielt Friedrich eine streng kalvinistische Ausbildung, auf die man in Heidelberg einen großen Wert legte. Sein Studiendirektor wurde der Theologe Daniel Tilenius, der dort schon seit 1559 wirkte und als Vertreter eines gemäßigten königstreuen Kalvinismus galt. Tilenius war durch den Unabhängigkeitskampf der Niederlande und die Religionskriege in Frankreich geprägt und predigte eine umfassende Solidarität der protestantischen Fürsten miteinander. Er machte es sogar zu deren Christenpflicht, einzugreifen wenn Glaubenbrüder in Gefahr waren oder von der Obrigkeit bedrängt wurden. Diese Ansichten dürften Friedrich geprägt haben und boten die theologischen Grundlagen für die spätere Politik der Kurpfalz unter Friedrich V.
Neben einer gründlichen theologischen Ausbildung lernte Friedrich auch all die Dinge, die für seine zukünftige Rolle als Kurfürst des Reiches wichtig waren. Er erlernte beispielsweise die französische Sprache, wichtig auf dem Gebiet der Diplomatie, und wurde mit der französischen Hofkultur vertraut gemacht.
Streit um die Vormundschaft
- Ihm manglet nit an Leit und Land
- Regieret weißlich mit Verstand
Im Jahre 1610 kehrt Friedrich nach Heidelberg zurück, da am 19. September 1610 sein Vater Friedrich IV. wegen seines „ausschweifenden Lebenswandels“ gestorben war. Friedrich IV. war nur 36 Jahre alt geworden und sein früher Tod führte zu einem Konflikt mit der lutherischen Verwandtschaft der Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg.
Nach den Vorschriften hätte die Vormundschaft über den noch minderjährigen Friedrich und die Administration der Kurpfalz nach den Bestimmungen der Goldenen Bulle dem nächsten männlichen Verwandten zugestanden. Dies war Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg. Vor seinem Tod hatte Friedrich IV. jedoch bereits den kalvinistischen Pfalzgrafen von Zweibrücken Johann II. von Pfalz-Zweibrücken als Vormund und Kuradministrator bestimmt.
Dementsprechend wurde Friedrich V. im Herbst 1610 von Johann II. in Heidelberg empfangen und der fast zeitgleich eintreffende Wolfgang Wilhelm wurde nicht nach Heidelberg eingelassen. Das Resultat war ein heftiger Streit zwischen den verschiedenen Häusern. Da sich Kaiser Matthias nicht in den Streit einmischte und sogar 1613 dem immer noch minderjährigen Friedrich das Lehen erteilte, war 1614 mit der Volljährigkeit des Kurprinzen die Angelegenheit eigentlich erledigt. Dieser Streit sollte sich aber auf die weitere Zukunft der Kurpfalz noch gravierend auswirken, da die Münchner Linie der Wittelsbacher erneut ihre Ansprüche auf die Pfälzer Kurwürde anmeldete.
Heirat mit Elisabeth Stuart

- Ein Fraw von Königlichem Stamm /
- Die mehret ihm sein hohen Nam /
Zwei Schwestern Friedrichs waren bereits zur Unterstützung der kalvinistischen Politik der Kurpfalz mit protestantischen Fürsten des Reiches verheiratet, und auch die 1595 geborene Katharina Sophie sollte dementsprechend mit Gustav Adolf von Schweden verheiratet werden. Auch wenn der englische Hof schon einige Bewerber als nicht standesgemäß abgelehnt hatte und der Titel eines Pfalzgrafen dort unbekannt war, versuchte man die sich bietende Gelegenheit einer Heirat von Friedrich und der Tochter des englischen Königs Jakob I., Elisabeth Stuart, zu nutzen.
Dementsprechend reiste der Hofmeister des Kurprinzen Hans Meinrad von Schönberg im Frühjahr 1612 nach London und versuchte dort die Vorbehalte auszuräumen, indem er die königsgleichen Rechte des Kurfürsten hervorhob. Auch von den Niederlanden und Sedan aus wurde von Verwandten das Projekt vorangetrieben, so dass man sich am 26. Mai 1612 über den Heiratsvertrag einig war. Die Prinzessin brachte eine Mitgift von 40.000 Pfund mit und Friedrich musste ein jährliches Wittum von 10.000 Pfund garantieren.
Diese ungewöhnliche, ja fast einmalige Heirat eines Kurfürsten mit einer der zu jener Zeit höchstgestellten Bräute Europas konnte nur zustande kommen, weil König Jakob seinen ursprünglichen Plan aufgab, Elisabeth mit dem französischen König zu verheiraten, denn dies hätte nach seiner Meinung das Gleichgewicht der Konfessionen in Europa gestört, so dass er anfing nach einem protestantischen Prinzen für seine Tochter zu suchen.
Auch wenn Königin Anna mit der geplanten Verbindung unzufrieden war, reiste Friedrich im Oktober 1612 nach London und traf erstmals mit Elisabeth zusammen. Zuvor hatte bereits ein reger Briefwechsel in französischer Sprache zwischen den beiden stattgefunden. Die Verlobung fand dann am 7. Januar 1613 statt, der allerdings Königin Anna fernblieb. Am 24. Februar 1613 fand die Hochzeit in der königlichen Kapelle am Whitehall-Palast statt. Bei der Zeremonie trug Friedrich die Kette des Hosenbandorden, der ihm kurz zuvor verliehen worden war. Diesen nahm er später in sein Wappen auf.
Am 5. Mai 1613 reiste das Paar nach Deutschland und am 13. Juni wurde beiden in Heidelberg ein großartiger Empfang durch die Bevölkerung Heidelbergs zuteil. Die anschließenden Feierlichkeiten zogen sich mehrere Tage hin. Bereits seit 1612 ließ Friedrich mit Blick auf die Heirat im Heidelberger Schloss umfangreiche Baumaßnahmen durchführen, um seiner Gattin eine standesgemäße Unterkunft zu bieten. So ließ er den sogenannten Englischen Bau, als Palast für Elisabeth, errichten und 1615 zur Erinnerung an den triumphalen Einzug in Heidelberg das Elisabethentor, mit dem er einen separaten Eingang für Elisabeth in die Residenz Friedrichs schuf.
Elisabeth war von Anfang bei ihren Untertanen sehr beliebt. Diese Beliebtheit nahm nach der Geburt ihres Sohnes Friedrich Heinrich am 1. Januar 1614 noch weiter zu. Dem Jungen schien als Kurprinz und möglichem englischen Thronfolger eine große Zukunft bevorzustehen.
Kurfürst vor dem Dreißigjährigen Krieg
- Auß Weltlichen Churfürsten vier
- Dem Römischn Reich war er ein zier.

Der Bau des Elisabethentors war nur der Auftakt für eine größere Umgestaltung der Residenz. So wurde ein neuer Hofgarten, der berühmte Hortus Palatinus, angelegt und mit zahlreichen Grotten und Brunnen versehen, die Friedrich verherrlichten und ihn als Gott Apollo und Herkules darstellten.
Friedrich selbst sah sich als Führer der protestantischen Fürsten im Reich und als Verteidiger der teutschen Libertät gegenüber dem katholischen Kaiser. Das Reich stand kurz vor einer bewaffneten Auseindersetzung; seit dem Ende des vorhergehenden Jahrhunderts hatten sich die Auseinandersetzungen zwischen den Fürsten der drei Konfessionen, wobei die kalvinistische nicht durch Reichsrecht bestätigt war, zu einem Kampf um die Verfassung des Reiches entwickelt. Weiterhin war ein Krieg zwischen den protestantischen Generalstaaten der Niederlande und dem habsburgischen Spanien absehbar, da 1622 ein zehnjähriger Waffenstillstand auslaufen sollte und beide Seiten bereits seit Jahren für den Krieg rüsteten. Die Kurpfalz bildete dabei eine wichtige Rolle als potentielles Durchmarschgebiet der kaiserlichen Truppen aus den habsburgischen Erblanden.
An seinem 18. Geburtstag übernahm Friedrich die volle Herrschaft als Kurfürst in der Pfalz. Kurz nach seinem Regierungsantritt erlitt er während einer Sitzung der protestantischen Union in Heidelberg einen Fieberanfall, dem er fast erlag. Die Krankheit veränderte seine Persönlichkeit radikal. Zeitgenossen schildern ihn nach der Krankheit als kraftlos, schläfrig und melancholisch, ja sogar depressiv. An eine Durchführung der Regierungsgeschäfte durch den jungen Kurfürsten war in dieser Situation nicht zu denken. Deshalb führte sein Kanzler, der anhaltinische Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg, fast vollständig die Geschäfte.
Friedrich vertraute dem Fürsten fast vollständig. Christian und die anderen Hofräte entschieden von 1614 bis 1618 fast ausschließlich alle Maßnahmen der Kurpfalz, denen der Herrscher nur noch zustimmen musste. Neben den Auswirkungen der Krankheit ist dies sicherlich auch der Jugend und der politischen Unerfahrenheit des Kurfürsten zuzuschreiben.
König von Böhmen
Pläne
- O Ehrgeitz du verfluchte sucht:
- Hie sicht man dein vergiffte frucht /
Wann genau die Idee zur Übernahme der Krone Böhmens entstand, ist nicht bekannt. Andeutungen, dass ein kühner protestantischer Fürst den Habsburgern die Krone und damit indirekt den Kaisertitel entwinden sollte, gab es aber bereits seit der Zeit der Hochzeit Friedrichs. In den Gedankenspielen, die wohl auch den protestantischen Fürsten der Union bekannt waren, ging es darum, durch die Übernahme der böhmischen Kurstimme für das protestantische Lager eine Stimmenmehrheit im Kurkollegium zu erreichen und damit das Schicksal der habsburgischen Dynastie auf dem Kaiserthron zu besiegeln.
Christian von Anhalt versuchte mehrere Jahre lang, für Friedrich die böhmische Krone zu erringen. Als Statthalter der Oberpfalz mit Sitz in Amberg war er sehr nah an Böhmen und konnte so gut politischen Einfluß ausüben. Christian gelang es aber nicht, eine ausreichend starke Partei zu schaffen, die Friedrichs Bewerbung unterstützte. Friedrich war nicht nur zu unerfahren und ohne Ansehen. Das Hauptproblem war, dass Friedrich Kalvinist war. Dies war zunächst eine Zumutung für die böhmischen Adligen und wurde als Gefahr für die dortigen Protestanten gesehen. Der sächsische Kurfürst Johann Georg war als toleranter protestantischer Herrscher ein Wunschkandidat. Da er aber alle Angebote unbeantwortet ließ, war es unmöglich, ihn vorzuschlagen. Deshalb wurde schließlich Ferdinand, der katholische Erzherzog von Österreich aus dem Hause Habsburg, am 17. Juni 1617 zum böhmischen König gewählt.
Als die Nachricht vom Prager Fenstersturz am 2. Juni 1618 Heidelberg erreichte, konnte Friedrich nicht offen für die Rebellen Partei ergreifen, da er offiziell die Rolle als Vermittler zwischen Prag und dem alten Kaiser Matthias einnehmen wollte. Insgeheim wurden die Aufständischen aber durch Christian von Anhalt von Amberg aus unterstützt und Friedrich schob in einem Brief an seinen Schwiegervater den Jesuiten und der spanischen Partei am Wiener Hof die Schuld für den Aufstand in Böhmen zu. Nach dem Scheitern eines Vermittlungsversuches legte man seit dem Herbst 1618 in Prag keinen Wert mehr auf eine friedliche Einigung. Der Dreißigjährige Krieg hatte begonnen, ohne dass es den Zeitgenossen bewußt war, dass aus einer lokalen Rebellion ein das ganze Reich verheerender Krieg werden sollte. Die folgenden Ereignisse waren die ersten Schritte hin zum großen Krieg.
Nun legte auch Friedrich seine Zurückhaltung ab und entsendete gemeinsam mit dem Herzog von Savoyen ein Heer unter Graf Ernst von Mansfeld nach Böhmen. Ernst von Mansfeld war ein typischer Kriegsunternehmer dieser Zeit, der seine Soldaten dem Meistbietenden unterstellte und sich für die Hintergründe und Ursachen eines Krieges kaum interessierte. Mansfeld überschritt im August 1618 die Grenze nach Böhmen und belagerte Pilsen, den reichsten und bedeutensten Stützpunkt der kaisertreuen Partei in Böhmen, das am 21. November fiel.
Die Idee einer offenen Kandidatur Friedrichs soll erstmals im November 1618 bei den Gesprächen des preußischen Rats und Amtshauptmanns Achatius von Dohna in Prag aufgetaucht sein; inwieweit Friedrich eingeweiht war oder sogar die Sache vorantrieb, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall war Jakob I. wenig begeistert, als er darauf vom kurpfälzischen Hofrat Christoph von Dohna angesprochen wurde. Auch die protestantischen Fürsten des Reiches, insbesondere der auf Ausgleich bedachte sächsische Kurfürst, zeigten sich besorgt über diese Idee, da sie befürchteten, diese könnte das Reich in einen religiösen Krieg stürzen.
Die beharrlichen diplomatischen Andeutungen der pfälzischen Gesandten wurden in Prag endlich verstanden und man ließ bei Friedrich anfragen, ob er zu einer Kandidatur bereit wäre. In Böhmen, den anderen Gebieten des Königreiches und in den österreichischen Grenzgebieten verschärfte sich indess die Lage weiter. In Mähren, Kärnten und der Steiermark standen die Protestanten kurz vor einem offenen Aufstand. Die Lausitz, Schlesien und Mähren unterzeichneten im Juli 1619 ein Abkommen für eine gemeinsame Konförderation mit Böhmen. Für den siebenbürgischen Fürsten Gábor Bethlen war dies eine willkommene Gelegenheit mal wieder einen Feldzug Richtung Ungarn durchzuführen.
Und genau in dieser Zeit war Ferdinand auf dem Wege nach Frankfurt am Main zu seiner Wahl zum Kaiser. Der alte Kaiser Matthias war zuvor am 20. März 1619 gestorben und konnte am Ende seiner Amtszeit kaum noch Einfluß auf die Poltik im Reich und die der Habsburger ausüben.
Wahl und Krönung
- Die besten Maister in dem Rath
- Die waren da sein höchster schad
- Biß sie ihn in die höch gebracht
- Und auß ihm einen König gmacht

Die Wahl Ferdinands II. zum Kaiser am 28. August 1619 konnte Friedrich nicht verhindern, da kein anderer Kandidat bereitstand, erst recht da angesichts der katholischen Mehrheit im Kurkollegium auch keine Aussicht auf Erfolg bestand. Die Kurstimme die Ferdinand als König von Böhmen inne hatte, mit vergeblichem Widerspruch der böhmischen Stände, als gültig anerkannt. Genau am Tag der Wahl traf die Nachricht von der Wahl Friedrich V. zum König von Böhmen und der Absetzung Ferdinands in Frankfurt ein. Da Friedrich nicht zum Wahltag in Frankfurt erschienen war, schickten ihm seine dort als Gesandte vertretenen Hofräte noch von Frankfurt aus ein Gutachten, in dem ihm abgeraten wurde, die Wahl anzunehmen.
Über die Gründe der folgenschweren Annahme der Krone wurde in den folgenden Jahrhunderten viel spekuliert. Dass ihn seine Frau gedrängt habe, da sie unbedingt Königin sein wollte und der auch von Friedrich Schiller in seinem 1792 erschienenen Geschichtswerk Geschichte des 30jährigen Kriegs kolportierte Ausspruch Elisabeths Stuarts:
- »Konntest du dich vermessen, [...] die Hand einer Königstochter anzunehmen, und dir bangt vor einer Krone, die man freiwillig dir entgegenbringt? Ich will lieber Brod essen an deiner königlichen Tafel, als an deinem kurfürstlichen Tische schwelgen.«[3]
ist eine Legende der katholischen Propaganda. Auch wenn die lang ersehnte Standeserhöhung sicherlich hochwillkommen war, so dürften aber vorrangig religiöse Gründe ausschlaggebend gewesen sein. In seinem Rechtfertigungsschreiben sprach er von einer göttlichen Berufung und stilisierte sich in einem Gebet, das er kurz vor der Abreise nach Prag verfasste, als einen „Kreuzritter des Protestantismus“. Trotzdem war er schwankend, zwischen der Heiligkeit seiner Pflicht gegenüber dem Kaiser und dem Bedürfnis, Glaubensgenossen in einer gerechten Sache zu unterstützen.
Neben machtpolitischen und religiösen Beweggründen, könnten aber auch wirtschaftliche Überlegungen, eine wichtige Rolle gespielt haben, weshalb Christian von Anhalt seinem Dienstherren zur Krone verhelfen wollte. Die Oberpfalz um Amberg war zu dieser Zeit das europäische Eisenzentrum; Böhmen war ein Brennpunkt für Zinn- und Glashandel. Ein Zusammenlegen hätte eine neue Exportmacht in zentraler Lage bedeuten können[4]. Als Statthalter der Oberpfalz wäre dies auch für Christian von Anhalt finanziell lohnenswert gewesen.
Die am 12. September stattfindende Versammlung der protestantischen Union in Rothenburg ob der Tauber riet Friedrich mehrheitlich, sich nicht in die böhmischen Angelegenheiten einzumischen. Auch die anderen Verbündeten der Protestanten im Reich, wie die Vereinigten Niederlande oder der Herzog von Savoyen und die Republik Venedig, wollten oder konnten das Projekt militärisch oder finanziell nicht unterstützen. Nur der Fürst von Siebenbürgen Gábor Bethlen sendete ermutigende Briefe an Friedrich.
Doch der Kurfürst schlug alle Warnungen und Bedenken in den Wind. Zwischen dem 24. und dem 28. September 1619 entschloss sich Friedrich dem Willen des Allmechtigen nicht zu widerstreben[5] und die Wahl anzunehmen. Die Vereinigten Niederlande, Dänemark, Schweden und die Republik Venedig erkannten Friedrich als König an, das gemeinsame Zusammengehen der protestantischen Fürsten des Reiches kam jedoch nicht zustande.
Am 31. Oktober 1619 zog Friedrich in Prag ein, wo er begeistert willkommen geheißen wurde. Auch wenn ein großer Teil des Landes vom Krieg bereits verwüstet war und viele Flüchtlinge in der Stadt lagerten feierte man anläßlich der Ankunft und der Krönung am 4. November rauschende Feste[6]. Seine zuvor erfolgte Garantie der böhmischen Ständeverfassung, die vermeintliche Tüchtigkeit seines Kanzlers Christian von Anhalt und der Umstand, dass sich seine schöne Gattin in hochschwangerem Zustand auf die beschwerliche Reise gemacht hatte, nahmen seine neuen Untertanen für den neuen König ein.
Regierung
- Das hett doch in die läng kein bstand
- Weil er sich brauchet frembder Land

Schon bald nach seinem Regierungsantritt musste Friedrich feststellen, dass kein Geld für Waffen und Soldaten vorhanden war. Auch von außerhalb Böhmens war trotz anfänglicher protestantischer Begeisterung keine Unterstützung zu erfahren. Auch die anfängliche Begeisterung der böhmischen Untertanen kühlte schnell ab. Das Königspaar sprach kein Wort Tschechisch und auch der Lebensstil nach französischem Vorbild stieß auf wenig Verständnis. Viel drastischere Folgen zeitigte aber der Versuch von Friedrichs Hofprediger Abraham Scultetus, dem Land mit Gewalt die kalvinistische Religion aufzuzwingen. Ein besonderes Ärgernis waren für den Prediger die Reliquien und Bilder in den Kirchen des Landes, die fast unverändert in den ehemals katholischen Kirchen erhalten waren. Deshalb ließ Scultetus, mit Willen und Wissen des Königs[7], so Pavel Skála von Zhoř, ab dem 21. Dezember, kurz unterbrochen durch das Weihnachtsfest, im St. Veitsdom in Prag die religiösen Kunstschätze wegbringen bzw. zerstören. Am 27. und 28. Dezember wurde der berühmte Marienaltar von Lucas Cranach zerstört. Diese Ereignisse führten zu einer großen Empörung unter der Bevölkerung Prags und wenig später beklagte sich Friedrich, dass seine Befehle nicht mehr ausgeführt würden. Aus Furcht noch weiter an Ansehen zu verlieren, versuchte er die Schuld auf andere abzuwälzen. Darüberhinaus ging in der Bevölkerung das Gerücht, dass sogar das Grab des heiligen Wenzel aufgebrochen werden solle.

Kurz nach seinem Regierungsantritt taucht auch der Spottname des Winterkönigs zum ersten mal auf. Ein Flugblatt der kaiserlichen Seite benutzt erstmals das Chronogramm FrIDerICVs I. ReX HyeMIs (Fridericus I. Winterkönig), wobei die großgeschriebenen Buchstaben in die richtige Reihenfolge gebracht die römische Zahl MDCXVIIII für 1619 ergeben (vgl. Abbildung einer pfälzischen Flugschrift auf der dieses Chronogramm auch verwendet wurde). Auf diesen Spottnamen reagierte die protestantisch-pfälzische Publizistik im Laufe der Jahre 1619 und 1620 mehrfach durch Verteidigungsschriften und sogar der Umwidmung des Spottnamens. So findet sich auf einem Flugblatt, dass die Annahme der Krone als Gottes Wille verteidigt, die Bezeichnung Winterlöwe. Und mit Gottes Hilfe wird Friedrich darüberhinaus auch ein Sommerlöwe werden und die Krone Böhmens gegen die Unruhestifter und Lügner verteidigen.[8]
Der Kaiser scharte unterdessen Unterstützer um sich, um die Krone Böhmens wiederzuerlangen. Da er selber finanziell nicht in der Lage war ein Heer gegen Friedrich aufzustellen, schloss er am 8. Oktober 1619 einen Vertrag mit dem bayerischen Herzog und Führer der Katholischen Liga Maximilian I., laut dem Maximilian die volle Befehlsgewalt über die Unternehmungen in Böhmen haben und alle eroberten Gebiete als Pfand für seine Auslagen erhalten sollte. Weiter sollte Maximilian bei der Niederlage Friedrichs dessen Kurwürde erhalten. Herzog Maximilian, der zuvor für eine Allianz der katholischen und protestantischen Fürsten zum Schutz der Reichsverfassung eintrat, wurde durch den Schritt Friedrichs in das Lager des Kaisers getrieben.
Auch der lutherische Kurfürst Johann Georg von Sachsen nahm Partei für den abgesetzten Kaiser Ferdinand, wohl auch weil er sich selbst Hoffnungen auf die böhmische Krone gemacht hatte. Sein Hofprediger beschuldigte die böhmische Regierung, den lutherischen Glauben an den kalvinistischen Antichristen verraten zu haben und rief aus:
- Der [d.h. Gott] wird alle Eurer Kaiserlichen Majestät muthwillige Feinde auf die Backen schlagen, ihre Zähne zerschmettern, sie zurücke kehren und kläglich zu Schanden werden lassen![9]
Um den sächsischen Kurfürsten und die anderen protestantischen Reichsfürsten zu einer Unterstützung Friedrichs zu bewegen, riet sein Kanzler Christian von Anhalt dem König, alle protestantischen Fürsten zu einer Beratung im Dezember 1619 nach Nürnberg einzuladen. Die Beratungen gerieten zu einem Fiasko, da kaum ein Fürst Vertreter entsandte. Insbesondere fehlte ein Gesandter Johann Georgs. Die Anwesenden beschlossen halbherzig, Friedrich seine rheinischen Gebiete während seiner Abwesenheit zu sichern.
Vier Monate später, im März 1620 in Mühlhausen, wies eine Versammlung der kaiserlichen Partei die rechtlichen Argumente Friedrichs zurück. Friedrich schrieb in einer Verteidigungsschrift, dass er nicht den Reichsfrieden gebrochen habe, da sich Böhmen ausserhalb des Reichsgebietes befinde und der Konflikt mit Ferdinand somit kein Konflikt zwischen einem Reichsfürsten und dem Kaiser sei. Ferdinand könne demnach seine kaiserliche Macht nicht gegen ihn verwenden. Die Versammlung, darunter Vertreter Johann Georgs von Sachsen und Maximilians von Bayern erklärten Böhmen zu einem integralen Bestandteil des Reiches. Daraufhin erließ am 30. April der Kaiser ein Mandat, das Friedrich ultimativ aufforderte, sich bis zum 1. Juni aus Böhmen zurückzuziehen. Andernfalls würde Ferdinand, in seiner Eigenschaft als Kaiser und rechtmäßiger böhmischer König, alle militärischen Mittel zur Niederwerfung des Usurpators heranziehen. Wenig später unterschrieb der sächsische Kurfürst einen Vertrag mit Ferdinand, der ihm für sein militärisches Eingreifen in Böhmen eine Garantie für den lutherischen Glauben in Böhmen und die Anerkennung aller säkularisierten Gebiete im Nieder- und Obersächsischen Reichskreis gewährte. Dies waren alles Forderungen, die man mit seiner Überzeugung in Übereinstimmung bringen kann, dass Friedrich die protestantische Partei und deren Kampf um die Reichsverfassung entscheidend geschwächt hatte. Aber die verlangte und gewährte Abtretung der Lausitz an Sachsen schwächte seine sonst unantastbare Position entscheidend und erfolgte wohl nur aus machtpolitischen Gründen. Maximilian und Johann Georg hatten beim Schachern um Länder und Titel dem Kaiser die gefährliche Befugnis gewährt, das Reich zu zerstückeln und nach seinem Gutdünken aufzuteilen.
In dieser Situation wollte Friedrich auf dem am 25. März 1620 eröffneten Generallandtag durch massive Steuer- und Abgabenerhöhung und eine allgemeine Wehrpflicht die Niederlage abwenden. Um Geld für das böhmische Heer aufzutreiben verwendete Friedrich seine Privatmittel, verpfändetet seine Juwelen und trieb im Mai 1620 die Kurpfalz in die Zahlungsunfähigkeit, da er zwei Tonnen Gold nach Böhmen schaffen ließ.
Derweil kamen auch von außerhalb nur Hiobsbotschaften. Der englische König Jakob I. missbilligte das Vorgehen seines Schwiegersohnes. Die protestantischen Fürsten der Union wollten neutral bleiben; sie unterzeichneten am 31. Juli 1620 den Ulmer Vertrag und zogen ihre Truppen aus der Pfalz zurück, zu deren Verteidigung sie sich eigentlich verpflichtet hatten. Die Vereinigten Niederlanden bewilligten Friedrich nur eine monatliche Zuwendung von fünfzigtausend Gulden und entsandten lediglich ein kleines Kontingent zur Verstärkung des böhmischen Heeres.
Schlacht am Weißen Berg
- Sein Reich war nit von dieser Welt
- Darumb er bald zu boden felt.
- Wo felt er hin? Ins tieffe Möhr /
- Verlassen von seim gantzen Heer /

Ein besserer Vorwand für den Einmarsch kaiserlicher Truppen in die Pfalz und die Beseitigung eines wichtigen protestantischen Vorpostens als die Annahme der böhmischen Krone durch Friedrich konnte kaum gefunden werden. Spinola hatte bereits nach dem Bekanntwerden der Wahl Friedrichs Truppen in den spanischen Niederlanden und im Elsaß zusammengezogen. Der Marschbefehl für Spinola wurde am 23. Juni 1620 erteilt und erreichte diesen kurz nach der Unterzeichnung des Ulmer Vertrages.
Am 23. Juli 1620 überschritt Maximilian von Bayern mit 25.000 Mann des Heeres der Katholischen Liga die Grenze von Bayern nach Österreich, um zuerst die protestantischen Stände der Erblande des Kaisers zu unterwerfen. Anfang August brach Spinola mit seinem Heer von 25.000 Mann aus Flandern auf und wendete sich anfangs nach Böhmen. Doch in der dritten Augustwoche machte er kehrt, zog gegen die nahezu schutzlose Pfalz und besetzte zunächst Mainz. Nur 2.000 Freiwillige aus England, denen König Jakob erlaubt hatte in die Pfalz zu ziehen, standen als Unterstützung bereit. Sie setzen sich in Frankenthal und Mannheim fest. Am 5. September überschritt Spinola den Rhein, eroberte am 10. September Kreuznach und am 14. September Oppenheim. Der in Böhmen befindliche Friedrich konnte nichts gegen die Eroberung seiner Stammlande tun, außer den englischen König um Hilfe anzuflehen.
Nachdem Maximilian in Linz die österreichischen Stände unterworfen hatte, vereinigte er sich mit den Resten des kaiserlichen Heeres und überschritt am 26. September die böhmische Grenze. Kurz darauf, am 5. Oktober, fiel der Kurfürst von Sachsen von Norden her in Böhmen ein. Bei Rokitzan traf Maximilian auf das bunt zusammengewürfelte, schlecht bezahlte und ausgerüstete und kurz vor einer Meuterei stehende Heer Friedrichs, welches etwa 15.000 Mann umfasste. Friedrich weilte seit dem 28. September beim Heer, überließ aber die Kriegführung seinen Generälen, da er selbst kein ausgebildeter Militär war. Stattdessen organisierte er Nachschub, kümmerte sich um Befestigungen sowie die Versorgung der Verwundeten.
Nach einer Reihe folgenloser Scharmützel zog Friedrich am 5. November das Heer in Richtung Prag zurück - die kaiserlichen Truppen folgten. Am Abend des 7. November hielt das Heer nur wenige Meilen vor Prag und bezog Stellung auf dem Gipfel des Weißen Berges. Einen Tag zuvor hatte König Friedrich die Linien abgeritten und die Soldaten ermahnt, weder seine noch die böhmische Sache im Stich zu lassen. Er eilte nach Prag, um die böhmischen Stände um Geld für seine Truppen anzuflehen und den Abgesandten des englischen Königs zu empfangen, von dem er sich die lang ersehnte Nachricht über die Unterstützung Jakobs erhoffte. Es war jedoch zu spät. Als Friedrich gegen Mittag des 8. November aus der Stadt zu den Truppen zurück reiten wollte, traf er am Stadtor auf die flüchtenden Truppen und seinen Kanzler Christian von Anhalt, der ihm die Katastrophe mitteilte. Das böhmische Heer war am Morgen des Tages in der Schlacht am Weißen Berg vernichtend geschlagen worden.

Daß Haidelberger Faß gar groß /
Vor zeit voll Wein jetzt bodenloß /
Daß mag der Winterkönig sparn
Daß er drauf mit seim aff mög farn
Er sitzt darauff / sehr schwach vnd kranckt /
Vom böhmischen Biergetranck.
Sein Magen nit mehr dewen [verdauen] kon
Wirfft herauß Länder / Stätt vnd Cron.[10]
Christian konnte nur eine einzige Lösung vorschlagen: die sofortige Flucht. Am Morgen des 9. November brach Friedrich in die schlesische Hauptstadt Breslau auf, begleitet von seiner Gattin und einigen seiner Räte - im Gepäck nicht viel mehr als die Kronjuwelen. Dies geschah gerade rechtzeitig, da die Bevölkerung Prags drauf und dran war, den König an Maximilian auszuliefern. Schon zuvor wurden die Stadttore vor den flüchtenden Soldaten gnadenlos geschlossen. Nach Friedrichs hastiger Abreise ergab sich Prag vor Maximilian. In Schlesien wollte Friedrich die Niederlage am Weißen Berg nach allen Kräften rächen, jedoch versagten ihm die schlesischen Stände die Unterstützung, so dass Friedrich das Herzogtum Anfang des Jahres 1621 in Richtung des Kurfürstentums Brandenburg verließ. Zum Abschied schrieb er dem böhmischen Feldherrn Graf Heinrich Matthias von Thurn:
- kein Geitz noch Ehrgeitz hat uns in Böhmen gebracht / kein Armuth noch Elend soll uns von unserm lieben GOtt abtrünnig machen / noch etwas wider Ehr und Gewissen thun lassen.[11]
Die zeitgenössischen Verfasser von Flugschriften, egal ob katholisch oder protestantisch, schonten den geschlagenen König nicht. Ein weitverbreitetes Motiv der Flugschriften war der Postillion, der überall im Reich nach dem verlohren Palatin[12] oder einem jungen Mann, mit Frau und Kindern suchte, der im vorigen Winter noch König war[13]. Auch der Fund des Hosenbandordens durch einen kaiserlichen Soldaten im zurückgelassenen Haushaltsgut Friedrichs wurde publizistisch verarbeitet. Von nun an erschien Friedrich auf den meist sehr derben Karikaturen mit bandlosen Strümpfen, die ihm über die Knöchel herabhingen.
Flucht
- Die Staden habn ihn auffgfangen
- Thun mit dem newen Fisch jetzt prangen

Über Brandenburg und Wolfenbüttel floh Friedrich im März 1621 ins niederländische Exil. Bereits am 29. Januar 1621 hatte Ferdinand II. über Friedrich die Reichsacht verhängt[14], weshalb man sich bei seiner dortigen Verwandtschaft wenig gastfreundlich zeigte, da jedem der den Kurfürsten unterstützte Sanktionen drohten. Maximilian von Bayern wurde mit der Exekution der Reichsacht beauftragt. Am 6. Februar versammelten sich die Vertreter der Union in Heilbronn und beschuldigten Ferdinand, dass dieser mit der Achtverhängung seinerseits die Reichsverfassung und seinen Eid gebrochen habe. Auf den geharnischten Protest der Fürsten reagierte Ferdinand mit einem drohenden Hinweis auf die Truppen Spinolas, die immer noch in der Kurpfalz standen. Am 1. April erklärten die Delegierten der Union im sogenannten Mainzer Akkord, dass sie ihre Heere auflösten, wenn ihnen Spinola die Neutralität garantiere. Der Akkord war das letzte unterschriebene Dokument der Union und die Versammlung ging für immer auseinander. Die Union hatte faktisch aufgehört zu existieren.
Nun war die endgültige Besetzung der Pfalz durch spanische Truppen nicht mehr aufzuhalten, wie man mit Erschrecken in den verschiedenen Hauptstädten der protestantischen und Habsburgfeindlichen Länder feststellte.
Am 9. April 1621 lief der Waffenstillstand zwischen den Vereinigten Niederlanden und Spanien ab und am 14. April traf Friedrich mit Maria Stuart in Den Haag ein, wo sie mit allen Ehren empfangen wurden, die einem regierenden Souverän gebührten. Die Niederlande und Friedrich unterzeichneten einen Vertrag, durch den er die Unterstützung der Niederlande für die Rückeroberung seiner Erblande annahm. Wer gehofft hatte, dass mit der Niederlage des Winterkönigs der Krieg beendet war, sah sich getäuscht. Der nächste Akt der Tragödie hatte begonnen.
Verlust der Erblande
- Der hett zuvor viel Leit und Land
- Der hat jetzund eine läre Hand

Im Sommer 1621 trat der Kuradministrator Johann II. von Pfalz-Zweibrücken, der diesen Posten nach der Abreise Friedrichs nach Prag 1619 erneut übernommen hatte, von seinem Amt zurück. Da die räumliche Entfernung ein direktes Eingreifen Friedrichs in die Vorgänge in der Pfalz verhinderte, begab er sich im April 1622 über Calais und Paris in die noch von den Truppen seines Generals Ernst von Mansfeld gehaltene Südpfalz und traf am 21. April mit seinem Heer zusammen. Sofort fing Friedrich an Hilfeersuchen an die protestantischen Fürsten des Reiches zu senden und versuchte die Union wiederzubeleben.
Ein eher unbedeutender Sieg über die Truppen Tillys am 27. April 1622 bei Mingolsheim brachte kurzzeitig einen ungeheuren Auftrieb für die pfälzische Sache. Doch der dramatische Mangel an Geld und Lebensmitteln für die Truppen und die Niederlagen der zu Hilfe eilenden Heere des Markgrafen von Baden-Durlach Georg Friedrich am 6. Mai bei Wimpfen und Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel, genannt der tolle Halberstädter, in der Schlacht bei Höchst am 20. Juni 1622 wendeten das Blatt. Friedrich geriet immer mehr unter den Einfluss des Generals von Mansfeld, den aber die protestantische Sache kaum interessierte. Dementsprechend skrupellos war seine Vorgehensweise. Mit Wissen und Duldung des Kurfürsten überfiel von Mansfeld Darmstadt und nahm Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt und dessen Sohn Johann als Geisel. Auf dem Rückzug ins Elsaß steckte von Mansfeld eine Stadt und dreißig Dörfer in Brand. Insbesondere die Gefangennahme des Landgrafen, eindeutig ein Verstoß gegen Reichsrecht, kostete Friedrich die letzten Sympathien.
Friedrich entließ von Mansfeld aus seinen Diensten, nachdem dieser ihn davon überzeugt hatte, dass die pfälzischen Erblande nicht mehr zu halten waren, und kehrte am 18. Juni 1622 noch einmal nach Heidelberg zurück, um die kurfürstlichen Akten und Wertgegenstände abzuholen. Anschließend verbrachte Friedrich den Sommer bei seinem Onkel, dem Herzog von Bouillon in Sedan.
Wenig später vollendeten Tilly und der spanische General Gonzalo Fernández de Córdoba die Eroberung der Pfalz. Am 19. September 1622 fiel Heidelberg[15] nach elfwöchiger Belagerung und am 5. November Mannheim. Nur in der kleinen Festung Frankenthal harrte die kleine englische Besatzung noch aus. Nach der Eroberung Heidelbergs wurden die protestantischen Kirchen geschlossen, die Universität aufgelöst und auf Veranlassung Maximilians die großartige Bibliothek, die berühmte Biblioteca Palatina, als Dankesgeschenk dem Papst Gregor XV. überreicht. Mehr als 3.500 Handschriften gingen nach Rom und der Papst revanchierte sich bei Maximilian mit einer Zahlung von insgesamt 620.000 Gulden für die Finanzierung der Feldzüge der katholischen Liga.
Am 23. Februar 1623 übertrug Kaiser Ferdinand II. die Kurwürde, wie in dem Geheimabkommen festgelegt, auf einem Deputationstag in Regensburg auf Maximilian II. von Bayern. Als einziges Zugeständnis an die protestantischen Fürsten geschah dies jedoch nur auf Lebenszeit Maximilians. Dies änderte jedoch nichts an dem eklatanten Rechtsbruch Ferdinands, da eigentlich nur das Kurfürstenkollegium zu solch einem Schritt berechtigt war. Auch erhielt Maximilian das eroberte Gebiet der Oberpfalz als Lehen. Weitere Teile des kurpfälzischen Gebietes (so die Ämter Parkstein, Weiden und Peilstein) wurden an Herzog Wolfgang Wilhelm von der Pfalz-Neuburg abgetreten.
Im Exil
- Es wil ihn aber alls mißlingen
- Er ist zu tieff hinab gesuncken
Bereits über den Jahreswechsel 1622/23 hatte Friedrich eine Exilregierung in Den Haag gebildet. Deren Chef war der pfälzische Rat Ludwig Camerarius. Im November 1623 mußte Friedrich auf massiven Druck des englischen Königs und der Drohung mit ersthaften Konsequenzen den von England und Spanien im Mai ausgehandelten Waffenstillstand für die Pfalz ratifizeren.
Sehr oft überließ Friedrich die politischen Tagesgeschäfte seinen Räten und Ratgebern und entwickelte nur in finanziellen Fragen eine gewisse Hartnäckigkeit. Friedrich geizte nämlich sehr, wenn es um die finanzielle Ausstattung seiner Administration ging. Auf der anderen Seite verschlang seine Hofhaltung Unsummen, so dass die Zuwendungen von der niederländischen und englischen Regierung selten ausreichten. So ließ er sich beispielsweise Ende der 1620er Jahre eine Residenz in Rhenen errichten. Da er durch den Druck aus London und den Verlust seiner Besitzungen zur Untätigkeit verurteilt war, verbrachte er seine Zeit auf der Jagd und mit langen Spaziergängen oder erholte sich beim Schwimmen.
Einen weiteren Schicksalschlag erlitt der Winterkönig am 17. Januar 1629. Bei einem Fährunglück kam sein ältester Sohn und Thronfolger Friedrich Heinrich um. Friedrich selbst kam nur knapp mit dem Leben davon und war erst nach 15 Monaten körperlich wieder hergestellt. Den Tod seines Sohnes überwand er aber sein Leben lang nicht. In den Thronfolger waren große Hoffnungen gesetzt worden, da er durch große Intelligenz auffiel und in den Plänen vieler Diplomaten in Europa eine bedeutende Rolle spielte. So wollte der englische König Jakob I. den Konflikt um die Pfalz durch die Heirat Friedrich Heinrichs mit einer Prinzessin aus Spanien friedlich lösen.
In den Jahren 1624/25 und 1627 scheiterten Vermittlungsversuche zwischen Friedrich und dem Kaiser. Er zeigte sich zwar zu dem den Kaiser gebührenden Respekt und Gehorsam bereit, wich aber in den Fragen der Rückgabe seiner Gebiete und der vollen Wiedereinsetzung in seine Würde als pfälzischer Kurfürst kein Stück zurück. Auf dem Reichstag von Regensburg im Jahre 1620 bat Friedrich den Kaiser sogar schriftlich um Verzeihung, dass er die Krone Böhmens angenommen hatte. Aber auch die Gespräche seiner Gesandten in Regensburg verliefen ergebnislos.
Auch militärisch war Friedrich erfolglos. Die maßgeblich von der Exilregierung der Pfalz angeregte Haager Allianz von 1625 zwischen den Niederlanden, England, Dänemark und dem Kurfürsten vermochte aus Gründen innerer Streitigkeiten auch nicht in den Konflikt um die Pfalz und den Krieg im Reich einzugreifen. Allein der dänische König Christian IV. (Dänemark) blieb übrig. Aber nach der vernichtenden Niederlage Christians in der Schlacht bei Lutter gegen Tilly vom 27. August 1625 zerstob auch diese Hoffnung auf militärische Rückeroberung der Pfalz. Und die Kontakte zum siebenbürgischen Fürsten Gabor Bethlen, der schon seit Jahrzehnten gegen die Habsburger kämpfte, und zu den Türken, stießen bei Freund und Feind auf viel Kritik.
Tod
- Helff Gott dem armen Friderich
- Er kompt doch nimmer ubersich.
Mit dem Eingreifen des schwedischen Königs Gustav Adolf in den Krieg mit der Landung am 4. Juli 1630 auf Usedom schien eine neue hoffnungsvolle Situation für Friedrich zu etnstehen. Am 17. September 1631 trafen die Truppen Gustav Adolf bei Breitenfeld auf die kaiserlichen Truppen unter Tilly. Tilly wurde vernichtend geschlagen und konnte auch im folgenden Jahr den Vormarsch der Schweden in Süddeutschland nicht aufhalten. Die Eroberung Oppenheims im Dezember 1631 war für Friedrich V. das Zeichen für die Rückkehr ins Reich. Im Januar 1632 verabschiedete er sich von seiner Familie, in der festen Überzeugung bald wieder in Heidelberg residieren zu können.
Im Februar 1632 traf Friedrich mit dem siegreichen König in Frankfurt am Main zusammen und wurde von ihm mit allen Ehren eines Monarchen empfangen, was ihm die protestantischen Fürsten übel nahmen. Jedoch konnte Friedrich Gustav Adolf keinerlei Unterstüzung anbieten, da seine erneuten Bitten um Unterstüzung in London und Den Haag ungehört blieben. Im Gegenteil, anstelle Friedrich zu unterstützen, versuchte man ihn zum Spielball der englischen Interessen zu machen. Der englische Gesandte schlug Gustav Adolf vor, die Pfalz als „Faustpfand“ zu behalten. Friedrich erklärte, dass er solch einem Handel nie zustimmen würde und verzichtete auf eine Restitution unter solchen Bedingungen.
Notgedrungen nahm Friedrich deshalb am folgenden Feldzug des schwedischen Königs nach Bayern teil und marschierte am 17. Mai 1632 in München ein. Auch die hier geführten Verhandlungen über seine Restitution verliefen wenig erfolgreich und endeten in einem Eklat. Gustav Adolf als Sieger im Kampf gegen die Habsburger glaubte weiterhin die Bedingungen für die Wiedereinsetzung Friedrichs diktieren zu können.
Dementsprechend niederschmetternd war auch die Antwort Gustav Adolfs auf die Frage nach den Bedingungen für eine Wiedereinsetzung ohne englische Hilfe. Friedrich solle Gustav Adolf huldigen und die Pfalz gleich einem Lehen aus den Händen des schwedischen Königs erhalten. Zu wichtig waren für Schweden die wirtschaftlich und strategisch wichtigen Gebiete der Kurpfalz. Eine Bitte um Milderung der Bedingungen wurde von Gustav Adolf freundlich, aber bestimmt zurückgewiesen. So trennte man sich und Friedrich begab sich im Oktober 1632 in das schwedisch besetzte Mainz.
Gustav Adolf starb am 16. November 1632 in der Schlacht bei Lützen und fast zur gleichen Zeit hatte sich England endlich entschlossen, eine kleine Streitmacht mit genügend finanziellen Mitteln bereitzustellen. Doch dies nutzte dem Winterkönig nicht mehr. Ihn plagte seit Anfang Oktober eine Infektion, die sich in den nächsten Wochen verschärfte. Auch der aus Darmstadt nach Mainz herbeigerufene Arzt Petrus de Spina konnte nichts mehr für Friedrich tun. Am Morgen des 29. November 1632 stellte er den Tod auf Grund eines pestilenten Fiebers fest.
Da der älteste Sohn Friedrichs noch minderjährig war, wurde als Administrator der Kurpfalz der Bruder Friedrichs Ludwig Philipp von Simmern eingesetzt. Die Eingeweide wurden im Westchor der Katharinenkirche in Oppenheim beigesetzt und der einbalsamierte Leichnam zunächst in die Festung Frankenthal verbracht. Am 9. Juni 1635 floh Ludwig Philipp vor den erneut anrückenden Spaniern mit den sterblichen Überresten von Frankenthal nach Kaiserslautern. Im Juli 1635 erreichte der Tross Metz und man stellte den Sarg im Keller eines Bürgerhauses ab. In Frankenthal hatte der Sarg bereits mehrere Tage unter freiem Himmel gestanden und fiel während der Flucht nach Metz mehrfach vom Wagen. Im September 1637 soll Ludwig Philipp den Sarg ins sichere Sedan überführt haben. Wo die Gebeine des Winterkönigs ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, ist bis heute unbekannt.
Rezeption
Zeitgenössische Publizistik und Propaganda
Bereits seit der glanzvollen und ungewöhnlichen Hochzeit mit Elisabeth Stuart zog Friedrich die Aufmerksamkeit der zeitgenössischen Publizistik auf sich. Aber besonders seit der Annahme der Krone Böhmens, stand er im Mittelpunkt des Interesses und war einer der am meisten dargestellten Personen auf Flugschriften und Einblattdrucke während des Dreißigjährigen Krieges. So wurde er beispielsweise wesentlich häufiger dargestellt als Wallenstein.
Forschung
Literatur
- Brennan C. Pursell: The Winter King. Frederick V of the Palatinate and the Coming of the Thirty Years' War, Ashgate 2003, ISBN 0-7546-3401-9
- E. A. Beller: Caricatures of the 'Winter King' of Bohemia. Milford, London 1928
- Peter Bilhöfer: Rhein-Neckar-Kreis, Bausteine zur Kreisgeschichte Nicht gegen Ehre und Gewissen/Friedrich V. Kurfürst von der Pfalz - der Winterkönig von Böhmen. Eigenverlag Rhein-Neckar-Kreis, Heidelberg 2004, ISBN 3-932102-14-2
- Haus der Bayerischen Geschichte (Hrsg.): Der Winterkönig. Friedrich von der Pfalz. Bayern und Europa im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges. Theiss, Stuttgart 2003, ISBN 3-8062-1810-2
- Stadtarchiv Amberg (Hrsg.): Der Winterkönig. Königlicher Glanz in Amberg. Amberg 2004, ISBN 3-924707-03-3
- Cicely Veronica Wedgwood: Der 30-jährige Krieg, Paul List Verlag, 8. Auflage 1995, ISBN 3-471-79210-4
Weblinks
- Landesausstellung 2003 in Amberg: Der Winterkönig
Anmerkungen
- ↑ die den Kapiteln vorangestellten Verse entstammen der Spottschrift Deß gwesten Pfaltzgrafen Glück und Unglück, im Volltext auf Wikisource
- ↑ Peter Wolf gibt in Der Winterkönig. Friedrich von der Pfalz. Bayern und Europa im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges, S. 247 auch das kurfürstlichen Schloss in Amberg als möglichen Geburtsort an
- ↑ Friedrich Schiller: Geschichte des 30jährigen Kriegs, Teil 1, zitiert nach Wikisource
- ↑ siehe hierzu auch Peter Wolf: Eisen aus der Oberpfalz, Zinn aus Böhmen und die goldene böhmische Krone in Der Winterkönig. Friedrich von der Pfalz. Bayern und Europa im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges
- ↑ zitiert nach Peter Bilhöfer in Der Winterkönig. Friedrich von der Pfalz. Bayern und Europa im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges, S. 24
- ↑ Für eine zeitgenössische Darstellung des Einzugs und die Krönung siehe Krönung Friedrichs von der Pfalz zum böhmischen König auf Wikisource
- ↑ zitiert nach Eliška Fučíková in Der Winterkönig. Friedrich von der Pfalz. Bayern und Europa im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges, S. 116
- ↑ siehe hierfür das Flugblatt Confirmierter und Gottlob noch immerbleibender Pfaltzböhmischer Winter und Hinauswährender SommerLöw auf Wikisource
- ↑ zitiert nach Wedgwood, S. 94
- ↑ Der vollständige Text der Flugschrift ist auf Wikisource zu finden: Eigentliche Abbildung des Winterkönigs
- ↑ zitiert nach Bilhöfer, S. 25
- ↑ der vollständige Text solch einer Spottschrift ist auf Wikisource zu finden: Abgesandter Postbott / so den verlohrnen Pfaltzgraffen umbher in allen Landen suchet.
- ↑ zitiert nach Wedgwood, S. 114
- ↑ der vollständige Text der Achterklärung ist auf Wikisource verfügbar: Achterklärung über Friedrich von der Pfalz
- ↑ ein zeitgenössischer Bericht über die Einnahme Heidelbergs ist auf Wikisource zu finden: Belagerung und Einnahme Heidelbergs 1622
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Ferdinand II. | König von Böhmen 1619–1620 | Ferdinand II. |
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Friedrich IV. | Kurfürst von der Pfalz 1610–1623 | Karl I. |
Personendaten | |
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NAME | Friedrich V. von der Pfalz |
KURZBESCHREIBUNG | Kurfürst der Pfalz |
GEBURTSDATUM | 26. August 1596 |
GEBURTSORT | Jagdschloss Deinschwang bei Amberg |
STERBEDATUM | 29. November 1632 |
STERBEORT | Mainz |