Gemmingen (Adelsgeschlecht)

Die Herren von Gemmingen waren ein reichsunmittelbares, schwäbisches Rittergeschlecht, das sich nach dem Ort Gemmingen im Kraichgau benannte und über ausgedehnte Besitzungen in Schwaben und Franken verfügte. Die Familie besteht bis heute fort, und die Mehrheit ihrer Mitglieder ist nach wie vor im Kraichgau ansässig.
Geschichte

Die von Gemmingen entstammten dem Ministerialadel und werden mit Hertlieb und Albert de Gemmingen im August 1233 erstmals urkundlich erwähnt.
Als Stammvater der Familie wird Hans von Gemmingen gesehen, der 1259 als kaiserlicher Vogt in Sinsheim tätig war. Dessen Urenkel, Dietrich der Ältere und Dieter der Jüngere, teilten den Familienbesitz untereinander auf und begründeten so die Linien von Gemmingen-Guttenberg und von Gemmingen-Hornberg, die sich nach den beiden Besitzungen Burg Guttenberg und Burg Hornberg benannten. Dies sind nur zwei historisch bedeutende Bauwerke von insgesamt 20, die sich auch heute noch im Familienbesitz der von Gemmingen befinden.
Zwischen 1476 und 1538 erwarben die Herren von Gemmingen sukzessive das Lehen über die heutigen Bad Rappenauer Teilorte Bonfeld, Fürfeld und Treschklingen von den Herren von Helmstatt. 1560 wurde die Familie von Kaiser Ferdinand I. in den Reichsfreiherrenstand erhoben. 1738 erwarben die Gemmingen auch den Ort Babstadt.
Wappen
Das Wappen der von Gemmingen ist ein viermal von Blau und Gold (bzw. Gelb) geteilter Schild. Einige regionale Ortswappen lassen heute noch durch ihre blau-gelbe Komposition den einstigen Gemminger Besitz erkennen.
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Familienwappen
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Ortswappen von Wollenberg
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Ortswappen von Bockschaft
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Ortswappen von Massenbach
Bedeutende Familienmitglieder
Bedeutende Mitglieder der Familie waren:
- Hans der Kecke. In der Schlacht von Seckenheim kämpfte er 1462 auf kurpfälzischer Seite und nahm den gegnerischen Heerführer Graf Ulrich V. von Württemberg gefangen.
- Kurfürst Uriel von Gemmingen, Mainzer Erzbischof von 1508 bis 1514. Er war Erzkanzler des deutschen Reiches und Vorsitzender des Kurfürstenrates. Sein Grabmal von Hans Backoffen befindet sich im Mainzer Dom.
- die drei Brüder Dietrich, Wolf und Philipp von Gemmingen. Sie führten als erste ihres Standes die Reformation im Kraichgau ein.
- Johann Otto von Gemmingen, Fürstbischof von Augsburg (1591 - 1598).
- Johann Conrad von Gemmingen, Fürstbischof von Eichstätt (1593 - 1612). Er schuf mit dem Garten der Willibaldsburg den ersten wissenschaftlich geleiteten botanischen Garten Deutschlands. In seinem Auftrag erschien 1613 der Hortus Eystettensis und war zu seiner Zeit das modernste Pflanzenbuch überhaupt.
Das bekannteste lebende Familienmitglied ist Eberhard von Gemmingen-Hornberg, seit 1982 Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan.
Literatur
- Kurt Andermann: Die Urkunden des freiherrlich von Gemmingen’schen Archivs auf Burg Guttenberg über dem Neckar (Regesten). 1353 - 1802. Sonderveröffentlichung Nr. 6 des Heimatvereins Kraichgau e.V., Sinsheim 2001, ISBN 3-89735-182-X (nicht eingesehen)
- Gerhard Kiesow: Von Rittern und Predigern. Die Herren von Gemmingen und die Reformation im Kraichgau. Verlag Regionalkultur, 2001, ISBN 3-929366-57-6 (nicht eingesehen)
- Carl Wilhelm Friedrich Stocker: Chronik der Familie von Gemmingen und ihrer Besitzungen. 3 Bände. Heidelberg 1865 - 1881 (nicht eingesehen)
- Carl Wilhelm Friedrich Stocker: Familien-Chronik der Freiherrn von Gemmingen. Heilbronn 1895 (nicht eingesehen)