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Hauskaninchen

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Das Hauskaninchen ist die domestizierte Form des europäischen Wildkaninchens.

Datei:Hauskaninchen1.jpg
Helle Großsilber
Roter Neuseeländer

Hauskaninchen werden sowohl als Nutztiere zur Fleisch- und Pelzproduktion als auch als Heimtiere gehalten, wofür sich vor allem die Zwergrassen eignen. Als "Kuscheltiere" für Kinder sind Hauskaninchen kaum geeignet.

Geschichte

Wie die Wortgeschichte zeigt, ist das Kaninchen ein relativ junges Haustier: Am Anfang auch der deutschen Bezeichnung steht das lat. cuniculus ("Kaninchen; unterirdischer Gang (wie er von Kaninchen erbaut wird)". Dieses Wort - und damit das bezeichnete Tier selbst - ist im Latein erst seit der Zeit Ciceros belegt; Plinius der Ältere bezeichnet das Kaninchen in seiner naturalis historia (Naturgeschichte) als aus Spanien kommend.

Das lat. Wort lebt unter anderem im Altfranzösischen in den beiden Formen conil und conin fort; letztere wurde (möglicherweise über das Niederländ. conijn) im 16. Jahrhundert als kanin ins Mittelhochdeutsche übernommen, zu dem dann die Verkleinerungsform Kanin-chen gebildet wurde.

Auf anderem Weg war das lat. Wort auch schon als mittelhd. küniclin entlehnt worden. Da dieses Wort an künic "König" bzw. dessen Verkleinerungsform küniclin anklingt, wurde es durch Volksetymologie auch als "kleiner König" interpretiert, woraus die landschaftliche Bezeichnung Königshase (bair. kiniglhaas) hervorgegangen ist.

Dazu passt der reale Befund, denn bewusst gezüchtet wird das Kaninchen erst seit dem späten Mittelalter. In Klöstern wurden die Tiere in Käfigen gehalten, da die Mönche, die in den Fastenzeiten vegetarisch leben sollten, Kaninchen kurzerhand zur "fleischlosen Kost" erklärten. Schon im 16. Jahrhundert züchtete man verschiedene Rassen von Hauskaninchen als Nutztiere. Dabei züchtete man zuerst Rassen mit größerem Körpergewicht, da Wildkaninchen nur 2 bis 2,5 kg wiegen. Später züchtete man dann auch kleinere Rassen.

Rassen

Dalmatiner-Rex

Der in Deutschland wie auch weltweit wohl größte Kaninchenzuchtverband ist der Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e. V. (folgend ZDRK genannt) mit ungefähr 185.000 organisierten Mitgliedern. (Siehe auch: Kaninchenzucht in Deutschland) Ein kleinerer Verband mit etwa 60 Mitgliedern und eigenem Rassestandard ist der BDK.

Der ZDK hat in Deutschland 88 Rassen in 370 Farbenschlägen anerkannt, die in 7 Abteilungen geordnet sind.

Abteilung I
Große Normalhaar-Rassen [Gewicht über 5,5 kg] : Deutsche Riesen, grau bzw. andersfarbig -- Deutsche Riesen, weiß -- Deutsche Riesenschecken -- Deutsche Widder (Widder = Kaninchen mit Hängeohren)
Abteilung II
Mittelgroße Normalhaar-Rassen [Gewicht bis 5,5 kg] : Meißner Widder -- Helle Großsilber -- Großchinchilla -- Mecklenburger Schecken -- Englische Widder -- Deutsche Großsilber -- Burgunder -- Blaue Wiener -- Blaugraue Wiener -- Schwarze Wiener -- Weiße Wiener -- Graue Wiener -- Weiße Hotot -- Rote Neuseeländer -- Weiße Neuseeländer -- Große Marderkaninchen -- Kalifornier -- Japaner -- Rheinische Schecken -- Thüringer -- Weißgrannen -- Hasenkaninchen (Körperbau ähnelt dem Hasen) -- Alaska -- Havanna
Abteilung III
Kleine Normalhaar-Rassen [Gewicht bis 3,75 kg] : Kleinschecken -- Separator -- Deutsche Kleinwidder -- Kleinchinchilla -- Deilenaar -- Marburger Feh -- Sachsengold -- Rhönkaninchen -- Luxkaninchen -- Perlfeh -- Kleinsilber -- Englische Schecken -- Holländer -- Lohkaninchen -- Marderkaninchen -- Siamesen -- Schwarzgrannen -- Russen -- Kastanienbraune Lothringer (Brun marron de Lorrain)
Zwergwidder, thüringerfarben
Abteilung IV
Normalhaar-Zwergrassen [Gewicht bis 2 kg] : Widderkaninchen (Zwergwidder) -- Zwergschecken -- Hermelin -- Farbenzwerge
Abteilung V
Haarstruktur-Rassen [seidig glänzendes Fell und Gewicht bis 4 kg] : Satin-Elfenbein -- Satin-Schwarz -- Satin-Blau -- Satin-Havanna -- Satin-Rot -- Satin-Feh -- Satin-Kalifornier -- Satin-Hasenfarbig -- Satin-Thüringer -- Satin-Chinchilla -- Satin-Siamesen -- Satin-Castor -- Satin-Lux
Abteilung VI
Kurzhaarrassen (Rex-Kaninchen) [Haarlänge weniger als 20 mm] : Chin-Rexe -- Blau-Rexe -- Weiß-Rexe -- Dreifarben-Schecken-Rexe -- Dalmatiner-Rexe -- Gelb-Rexe -- Castor-Rexe -- Schwarz-Rexe -- Havanna-Rexe -- Blaugraue Rexe -- Feh-Rexe -- Lux-Rexe -- Loh-Rexe -- Marder-Rexe -- Russen-Rexe -- Rhön-Rexe -- Zwerg-Rexe (Rexzwerge)
Abteilung VII
Langhaarrassen [Haarlänge mehr als 40 mm] : Angora, weiß (werden regelmäßig geschoren) -- Angora, farbig (werden regelmäßig geschoren) -- Fuchskaninchen, farbig -- Fuchskaninchen, weiß -- Jamora -- Zwergfuchskaninchen, farbig (Fuchszwerge, farbig) -- Zwergfuchskaninchen, weiß (Fuchszwerge, weiß)

Die Rassestandards anderer Länder führen weitere Rassen, die dort gezüchtet werden. Für Europaschauen gilt der Europastandard. Darüber hinaus bemüht sich insbesondere der BDK (Bund Deutscher Kaninchenzüchter e. V. von 1892) um das vom Aussterben bedrohte Belgische Bartkaninchen, welches von diesem Verband bereits anerkannt wird.

Während heutzutage Kaninchen wohl eher als Spieltiere gesehen werden, waren sie in der Vergangenheit auch wichtiger Wirtschaftsfaktor. So wurden die Felle einiger Rassen als Imitat für Pelze verwendet (Das Fell der Rasse Castor-Rex z. B. ähnelt dem Biberpelz), und auch Produktion und Weiterverarbeitung von Angora-Wolle spielten eine Rolle. Löwenkopfkanichen haben langes Fell und müssen oft gebürstet werden. Sie heißen so, weil ihr Kopf wie eine Löwenmähne aussieht.

Besondere Eigenschaften

Im Unterschied zum Menschen verfügen Kaninchen nicht über drei, sondern nur über zwei unterschiedliche Typen von Lichtsinneszellen für die Farberkennung. Sie sind also rotgrünblind, das heißt: Sie nehmen rot und grün als eine einzige Farbe wahr.

Fortpflanzung

4 junge Kaninchen, ca. 2 Wochen alt

Die Tiere sind nach etwa 10 bis 12 Wochen geschlechtsreif, sollten jedoch nicht vor einem Alter von einem Jahr gedeckt werden. Das Weibchen wirft nach einem Monat Tragzeit zwischen 4 und 12 Jungen.

Eine Besonderheit der Tierart ist ihre sprichwörtliche Fähigkeit zur Fortpflanzung, welche in der freien Wildbahn das Überleben dieser als Beutetier sehr begehrten Tiere sicherstellt. Gleich zwei Mechanismen sichern eine optimale Reproduktionsleistung. Zum einen sorgt die kopulationsinduzierte Ovulation dafür, dass bei einem Deckakt gleichzeitig ein Eisprung erfolgt, was die Paarung sehr effektiv macht. Eine weitere Einrichtung ist der Uterus duplex, mit welchem die Tiere quasi über zwei voneinander unabhängige Fortpflanzungsorgane verfügen.

Kleinwüchsige Tiere (so genannte Zwergkaninchen) vererben ihre Körpergröße relativ häufig nicht stabil weiter, selbst wenn sie mit Artgenossen aus kleinwüchsigen Zuchtlinien verpaart werden. Das heißt: Schon die Embryonen werden dann im Mutterleib viel zu groß für die Mutter. So kommt es häufig zu Totgeburten oder gar zum Absterben der Embryonen vor der Geburt, was eine Notoperation der Mutter erfordert. Die Verpaaarung von kleinwüchsigen Kaninchen aus nicht genau bekannten Zuchtlinien kann daher äußerst riskant sein.

Kaninchen, fälschlicherweise oft als Hasen bezeichnet oder mit diesen gleichgestellt, lassen sich nicht mit Hasen kreuzen, da diese eine andere Art darstellen.

Haltung

Ernährung

Kaninchen sind reine Pflanzenfresser und brauchen eine entsprechende Ernährung. Der Verdauungstrakt der Tiere ist auf eine gleichmäßige Nahrungszufuhr angewiesen. Unterbrechungen in der Nahrungszufuhr über einen längeren Zeitraum sind als Notfall zu betrachten und können sich lebensbedrohlich auswirken. Der Verdauungsapparat ist auf die Verwertung von Gräsern ausgerichtet; kohlenhydratreiche Nahrung kann langfristig Schäden verursachen. Grundsätzlich sollte die Futterzusammensetzung daher dem in freier Natur vorhandenen Nahrungsangebot ähneln und mindestens 16 % Rohfaser enthalten. Futterumstellungen sollten in kleinen Schritten vollzogen werden.

Die Ernährung mit kommerziellen Trockenfuttermitteln entspricht in der Regel nicht den physiologischen Bedürfnissen von Kaninchen, da die angebotenen Produkte als wesentliche Inhaltsstoffe verschiedene Getreidearten, Melasse oder Honig enthalten und zu energiereich sind. Handelsübliche Mischfuttermittel sollten nur in geringem Umfang (etwa 1 Eßlöffel pro Tag) verabreicht werden. Deren leichte Verdaulichkeit hat verschiedene negative Effekte: neben der Tatsache, dass die Tiere infolge des zu hohen Energieangebotes verfetten, kommt es durch den geringen Gehalt an Rohfasern zu einer "Unterforderung" des Darmes, die zu bakteriellen Fehlbesiedlungen (Dysbakterie) und damit verbundenen Durchfallerkrankungen führen kann. Der zu geringe Zahnabrieb begünstigt die Entstehung von schwerwiegenden Maulhöhlenerkrankungen. Die Verfettung bei übermäßiger Kraftfuttergabe führt zu weiteren Problemen wie Kreislaufschwäche oder wunden Läufen.

Grundlegender Nahrungsbestandteil von Kaninchen sind Heu und Wasser. Die Qualität des Heus kann man an der Länge der einzelnen Halme erkennen (ca. 20-35 cm), außerdem sollte es einen wesentlichen Anteil von Wiesenkräutern haben. Gutes Heu muss grün sein und nicht grau, es duftet natürlich und aromatisch. Wichtig ist auch, dass es von biozidfreien Wiesen kommt, ebenso darf es nicht feucht und muss schimmelfrei sein. Um Verschmutzungen der Nahrung zu vermeiden, bietet sich die Verwendung entsprechender Vorratsbehältnisse (Raufe, Trinkflasche) an.

Neben Heu und Wasser ist Frischfutter für Kaninchen der zweite wesentliche Nahrungsbestandteil. Es sollte stets frisch und nicht nass sein. Futterpflanzen, Gemüse und Obst sind reich an Eiweiß und Kalzium und haben einen hohen Nährstoffgehalt. Übliche Nahrungsbestandteile sind Fenchel, Möhren, Gurke, Apfel, Feldsalat, Knollensellerie, rote Beete, Petersilie, Löwenzahn, Schafgarbe, Johannisbeerblätter, Kohlrabiblätter und andere frische Kräuter. Frisches Gras kann nach der Gewöhnung in großen Mengen angeboten werden. Der Obstanteil sollte den Gemüseanteil aufgrund seines hohen Zuckergehaltes nicht übersteigen. Kohlrabiblätter, Luzerneprodukte („Grünrollies“), Petersilie, Dill und Broccoli sollten nur in Maßen verfüttert werden, da der hohe Kalziumgehalt der Blätter zumeist zur Ausfällung von Kalziumkristallen in der Harnblase führt. Diese können zur Bildung von Blasensteinen führen, welche nur operativ entfernt werden können. Sämtliche Kohlarten (Kohlrabi, Brokkoli, Chicoree etc.) können Blähungen bis hin zur oftmals tödlich verlaufenden Trommelsucht verursachen und sollten daher nur sparsam verfüttert werden.

Wasser sollte ständig verfügbar sein, am besten mittels eines Napfes, da Kaninchen beim Trinken aus Trinkflaschen nicht die natürliche Trinkhaltung einnehmen können und Trinkflaschen nur tröpfchenweise Wasser spenden. Die Wasseraufnahme hängt vom Grünfutteranteil ab. Ein zu geringes Wasserangebot fördert ebenfalls die Bildung von Blasensteinen.

Pflege

Hauskaninchen brauchen viel regelmäßige Pflege und Zuneigung (weniger als ein Hund, aber mehr als eine Katze). Bevor man sich ein Hauskaninchen zulegt, sollte man dies bedenken. Hauskaninchen sind nicht sonderlich gelehrige Tiere. Man kann ihnen durchaus einfachere Kommandos wie "Komm her" antrainieren: Wenn das Kaninchen kommt und dann gestreichelt oder mit etwas Leckerem gefüttert wird, lernt es den Zusammenhang relativ schnell. Auch das "Männchen machen" kann man so einstudieren. Dabei ist jedoch eine gehörige Portion Geduld gefragt; keinesfalls sollte man zu viel von seinem Liebling erwarten. Auch wenn viele Kaninchen praktisch ganzjährig in einem Stall gehalten werden, ist dies keineswegs artgerecht; Kaninchen brauchen viel Auslauf.

Die "Lust" am Knabbern ist für Kaninchen arttypisch. Deshalb sind Hauskaninchen für den Freilauf in der Wohnung ungeeignet, zumal wenn irgendwelche Kabel für die Tiere erreichbar sind. Ähnlich wie beim Umgang mit Katzen darf man Hauskaninchen nicht bestrafen, wenn die "Tat" bereits zurückliegt, denn das Hauskaninchen kann den Zusammenhang nicht mehr herstellen. Werden Kaninchen auf frischer Tat ertappt, kann man z.B. in die Hände klatschen; damit ahmt man das Warnklopfen der Tiere nach und sie lassen von der unerwünschten Tätigkeit ab. Gut geeignet ist auch eine griffbereite mit Wasser gefüllte Sprühflasche. Das Besprühen mit Wasser ist für die Tiere richtig unangenehm, aber schmerzlos. Kaninchen dürfen aber nicht richtig nass gemacht werden, sonst werden sie schnell ernsthaft krank. Kaninchen dürfen auch nie an den Ohren gezogen werden; das kann zu schmerzhaften Verletzungen führen.

Wichtig ist also: Wer beschliesst, ein Kaninchen in der Wohnung zu halten, sollte seine Wohnung dementsprechend kaninchengerecht aufbereiten (so wie man seine Wohnung schließlich auch kindgerecht gestaltet, sobald Nachwuchs ins Haus steht). Denn es ist sicherlich keine artgerechte Tierhaltung, das Tier permanent im Käfig zu lassen, weil es einem zu lästig ist, das Tier zu beaufsichtigen.

Kabel sollten so angebracht sein, dass das Kaninchen sie nicht erreichen kann. Falls dies nicht möglich ist, muss es beim Auslauf beaufsichtigt werden.

Die Krallen, Augen und Zähne sollte man regelmäßig selbst oder bei Unkenntnis durch ein fachkundiges Personal überprüfen lassen.

Haltung

Die Haltung von Kaninchen sollte sich genau wie die Fütterung an den natürlichen Verhaltensmustern der Tiere orientieren. Kaninchen leben in freier Wildbahn in größeren Gruppen, zeigen eine ausgeprägte soziale Hierarchie und Revierverhalten; als Rückzugsraum dienen selbst gegrabene Höhlen. Die Haltung eines einzelnen Kaninchens ohne entsprechende Beschäftigung ist daher streng genommen tierschutzwidrig. Für die häufig praktizierte Form der gemeinsamen Haltung eines Kaninchens und eines Meerschweinchens trifft diese Aussage gleichfalls zu. Bei einer reinen Käfighaltung ohne Auslauf kann das Bewegungsbedürfnis der Tiere nicht befriedigt werden. Im Allgemeinen rechnet man für pro Kaninchen 2 m2 Platz und 4 Stunden Auslauf an.

Grundbedürfnisse:

  • Sozialkontakt mit Artgenossen
  • Bewegung, Nagen, Graben, Versteckmöglichkeiten/Unterschlupfe
  • Überblick
  • Abwechslung, Ruhepausen
  • Abwechslungsreiche Nahrung, Heu zur ständigen Verfügung

Wirklich artgerechte Kaninchenhaltung ist anspruchsvoller, aufwändiger und teurer als konventionelle Käfighaltung.

Außenhaltung

Hobbyzüchter praktizieren zumeist die Außenhaltung in hölzernen Stallanlagen, die mehrere Einzelbuchten über- und nebeneinander aufweisen. Die Kaninchen sitzen entweder auf Stroh-Einstreu oder es werden Ställe mit Kotschubladen verwendet, wobei die Tiere auf einem Gitter-Rost gehalten werden, durch den die Ausscheidungen in eine flache Kunststoffwanne fallen, die zum Entmisten herausgezogen und entleert wird. Dennoch ist dies nicht zu empfehlen, da Kaninchen sehr bewegungslustig sind und ihren platz brauchen.

Um dem Bewegungsbedürfnis der Tiere Rechnung zu tragen, sollte den Kaninchen ein zusätzlicher Freilauf gewährt werden. An das Gehege werden folgende Anforderungen gestellt: Mindestfläche 6 Quadratmeter, Ein- und Ausbruchsschutz (Kaninchen sind eine beliebte Beute für kleine Raubtiere), Sichtnähe, wetterfeste Hütte, überdachte Futterstellen, erhöhte, geschützte Fläche, Kiste(n), hohler Baumstamm oder Röhre, Naturmaterialien wie Äste, Wurzelstöcke etc.

Also kann eine permanente Haltung eines (oder mehrerer) Kaninchen im Stall (egal ob Innen- oder Außenhaltung) generell schon als Tierquälerei angesehen werden. Es entspricht nicht den natürlichen Bedürfnissen eines Tieres, sein Leben lang auf kleinster Fläche eingesperrt zu sein. Menschen, die also von vornherein wissen, dass sie nicht ausreichend Zeit haben, sich um ein Kaninchen zu kümmern und diesem regelmäßigen Auslauf zu gewähren (mind. 4 Stunden pro Tag), sollten gar nicht erst in Betracht ziehen, Kaninchen zu halten. Dies gilt auch für die Haltung in der Wohnung.

Innenhaltung

Bei einer ausschließlichen Haltung innerhalb einer Wohnung muss genügend Auslauf gewährleistet sein, um den Bewegungsdrang abzubauen. Dabei ist auf freiliegende Kabel und die Einrichtung zu achten, der Auslauf muss kanichensicher gestaltet werden. Eine relativ neue Freizeitbeschäftigung, die dem Bewegungsdrang des Tieres entgegenkommt, sind die Wettbewerbe im Kaninchenspringen, bei dem die Tiere einen Parcours mit Hindernissen bewältigen müssen.

Pro Tier sollten mindestens 2m² in Form eines Zimmergeheges oder einer geschützten Stelle am Balkon zur ständigen Verfügung stehen; die handelsüblichen Käfige mit Maßen von 50x100cm sind daher gänzlich ungeeignet und grenzen an Tierquälerei. Das Gehege sollte mit Versteckmöglichkeiten (Kartons, Häuschen) ausgestattet sein, da Kaninchen von Natur aus Höhlen lieben.Man kann den Tieren auch eine Buddelkiste zur Verfügung stellen, die mit Einstreu oder Erde gefüllt wird.

Als Unterlage im Gehege eignen sich Plastikwannen oder PVC-Platten, da diese leicht zu reinigen sind. Zum Einstreuen empfiehlt sich Naturfaser- oder Maiseinstreu dank hoher Saugkraft, eine Schicht Heu oder Stroh sorgt für mehr Wohlbefinden der Kaninchen.

Bei reiner Innenhaltung müssen die Krallen, die sich sonst zu wenig abnutzen, in regelmäßigen Abständen gekürzt werden.

Soziale Bedürfnisse

Kaninchen sind sehr sozialbedürftig

Eine tierschutzgerechte Haltung von Kaninchen bedingt die gemeinsame Unterbringung von mindestens zwei dieser Tiere. Aufgrund ihres ausgeprägten Revierverhaltens kann es bei der Integration eines neuen Tieres zu Rangkämpfen kommen, welche durch verschiedene Maßnahmen wie Zusammenführung auf neutralem Territorium oder komplette Umgestaltung des bisherigen Lebensraumes gemildert werden können. Die Integration eines neuen Tieres in eine Gruppe kann bis zu einem Monat, im Extremfall bis zu einem halben Jahr dauern.

Weitere häufig zu beobachtende Verhaltensstörungen sind sexuell motivierte Aggressionen, welche sich vor allem unter männlichen Kaninchen entladen und mit schwerwiegenden Verletzungen einhergehen können. Diese Verhaltensmuster lassen sich nicht per Kastration beheben, da das Sozialverhalten nichts mit dem Sexualverhalten zu tun hat. Wer sich zum Alpha-Tier berufen fühlt, wird auch nach einer Kastration seinen Platz behaupten.

Grundsätzlich sind Rangkämpfe normal und sollten nur bei ernsthaften Beeinträchtigungen eines der Tiere unterbunden werden.

Am unproblematischsten erweist sich oft die Haltung einer Häsin in Kombination mit einem kastrierten Rammler, die etwa gleich alt oder ein Geschwisterpaar sind.

Zucht

Zucht in Deutschland

In Deutschland gibt es zur Zeit 185.000 in Vereinen organisierte Kaninchenzüchter. An der Spitze steht der Präsident des ZDRK (Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter). Darunter folgen die 20 Landesverbände. Niedersachsen ist hierbei in zwei Landesverbände unterteilt: Landesverband Hannover, Landesverband Weser-Ems. Ähnlich ist es in Hessen: Hessen-Nassau und Kurhessen. In den Landesverbänden gibt es wiederum Kreisverbände und darunter folgen die Ortsvereine. Daneben gibt es den "kleinen Bruder": BDK (Bund Deutscher Kaninchenzüchter e. V. von 1892), welcher sich hauptsächlich auf den Raum Niedersachsen konzentriert.

Kennzeichnung der Tiere

Zunächst einmal muss gesagt werden, dass Kaninchen zur Kennzeichnung tätowiert werden. Ihnen werden mit einer Zange Zahlen und Buchstaben ins Ohr gedrückt und danach werden die Ohren mit Tinte beschmiert. Die Tinte bleibt dann in den eingeprägten Nummern haften und wächst ins Ohr ein. Diese Nummer könnte zum Beispiel so aussehen:

  • linkes Ohr: F 523
  • rechtes Ohr: 4.4.50

Der Buchstabe steht für den jeweiligen Landesverband. Die Zahl steht für den Ortsverein. Die erste Zahl gibt den Geburtsmonat an, die zweite das Geburtsjahr und die letzte Zahl gibt die laufende Nummer der Rasse an

Für die oben genannte Nummer heißt das: Landesverband Hannover, Ortsverein Gnarrenburg. Das Tier ist im April 2004 geboren und ist das fünfzigste Tier einer Rasse, das tätowiert wurde.

Ausstellungen

Der jährliche Höhepunkt für einen Züchter sind neben vielen vitalen Jungtieren in den Nestern die meist in Herbst stattfindenden Kaninchenausstellungen, wo man in den Wettbewerb mit anderen tritt. Diese beginnen meistens mit den Lokalschauen der Vereine, darauf folgen die Kreis- Bezirks- und Landesschauen sowie die alle 2 Jahre stattfindende Bundesschau im jährlichen Wechsel mit der Bundesrammlerschau (hier dürfen nur männliche Tiere präsentiert werden). Mit ca. 25.000 Kaninchen ist die in Deutschland stattfindene Bundesschau, die größte Kaninchenschau der Welt. Hier wird der Titel Deutscher Meister vergeben. Ziel eines jeden Züchters ist es, einmal Deutscher Meister zu werden.

Krankheiten

Infektionskrankheiten

  • Kokzidiose, starker Kokzidienbefall verursacht Blähungen und schwächt die Tiere durch Schädigung des Verdauungskanals so sehr, dass sie unbehandelt schnell sterben.
  • RHD (Rabbit hemorrhagic disease, Chinaseuche), Viruserkrankung. Sehr ansteckend. Bei Ausbruch kann die ganze Gruppe innerhalb weniger Tage ausgestorben sein. Die Erkrankung ist 100% letal.
  • Myxomatose, eine durch Pockenerreger ausgelöste Viruserkrankung. Etwa 40 bis 60 Prozent der infizierten Tiere sterben.
  • Encephalitozoon cuniculi. Auffälligstes Symptom sind schwerwiegende neurologische Störungen und Nierenfunktionsstörungen.
  • Kaninchensyphilis (Spirochätose): durch Deckakt übertragene Krankheit, gekennzeichnet durch Bläschen und Krusten an den Genitalien oder am Kopf.
  • Ansteckender Kaninchenschnupfen: bakterielle Infektionskrankheit der Atemwege, die tödlich enden und vor allem in größeren Beständen erhebliche Verluste verursachen kann.

Erkrankungen des Verdauungstraktes

  • Mit Verkürzung des Oberkiefers einhergehendes Hechtgebiss, welches ein übermäßiges Zahnwachstum nach sich zieht.
  • Trommelsucht, eine Magenblähung bei Kaninchen

Kaninchen und andere Tiere

Es wurde bereits dargelegt, dass Meerschweinchen und Kaninchen keine füreinander geeigneten Partner sind. Trotzdem stellt sich immer wieder die Frage, mit welchen Tierarten Kaninchen sich vertragen.

Eine Haltung im selben Zimmer und auch Auslauf unter Aufsicht funktioniert auf alle Fälle mit den meisten Meerschweinchen.

Eine Haltung im selben Zimmer funktioniert auch mit kleineren Sittichen wie Wellen- und Nymphensittichen, auch mit Prachtfinken gibt es hier keine Probleme.

Allerdings sollten diese so unterschiedlichen Tierarten nicht unbedingt in engen Kontakt miteinander kommen, da sie sich gegenseitig verletzen oder mit Parasiten anstecken können.

Nicht im selben Zimmer sollten nach Möglichkeit Tiere wie Hamster und Chinchillas leben, da sie im Gegensatz zu Kaninchen nachtaktiv sind. Die Kaninchen stören tagsüber die Ruhe von Hamster oder Chinchilla, nachts stören dagegen Hamster oder Chinchilla die Ruhe der Kaninchen.

Große Papageienarten sollten ebenfalls nicht in der Nähe von Kaninchen untergebracht werden. Die Verletzungsgefahr für die Kaninchen ist nicht zu verachten; zudem neigen viele Papageien zu Eifersucht. Auch die Geräuschkulisse, die Papageien produzieren, ist für Kaninchenohren unangenehm.

Hund und Katze sollten genauso nur unter Aufsicht in die Nähe von Kaninchen gelassen werden. Man kann ihnen zwar beibringen, dass Kaninchen zur Familie bzw. zum Rudel gehören und nicht als Mittagessen gedacht sind, aber ein unbedachter Schubser oder Pfotenhieb kann trotzdem das Ende für ein Kaninchen bedeuten.