Zum Inhalt springen

Stummfilm

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. September 2006 um 22:01 Uhr durch Laudrin (Diskussion | Beiträge) (Vor 1915: Code korrigiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Geschichte und Technik

Während der Frühzeit des Kinos gab es noch keine zufriedenstellende Möglichkeit, Bild und Ton synchron aufzunehmen und abzuspielen, weshalb die Filme so genannte Stummfilme waren. Die Handlung musste also größtenteils über die Bilder transportiert werden, weshalb frühe Filme meist sehr körperbetont waren und die Gesten der Schauspieler vor allem in Dramen vom heutigen Blickpunkt aus übertrieben wirken mögen (das sog. over-acting).

Der Vorteil des Stummfilms lag darin, dass er universell verständlich war. Deutsche Filme konnten ohne Verständnisprobleme einem amerikanischen Publikum vorgeführt werden und umgekehrt. Besonders in den USA war diese universelle Verständlichkeit von Vorteil, da dort sehr viele Einwanderer lebten, die des Englischen nicht mächtig waren. Sie bildeten die Hauptzielgruppe der frühen amerikanischen Filmindustrie. Dänemark hatte zur Stummfilmzeit eine führende Position auf dem internationalen Filmmarkt.

Wenn die Notwendigkeit bestand, Handlungen zu erklären, wurden bis 1908 unsystematisch Filmerklärer eingesetzt, danach meist Texttafeln mit erklärenden Zwischentiteln. Im japanischen Kino gab es ab ca. 1908 einen oder mehrere Benshi, die die Filme erklärten und alle Rollen live während der Vorführung sprachen. Zu allen Stummfilmen lief Musik, entweder in Form einer für den Film geschriebenen Partitur oder als Improvisation eines Musikers. Als Deutschlands bekanntester Stummfilmpianist gilt Willi Sommerfeld, in Österreich ist Gerhard Gruber der bedeutendste Stummfilmbegleiter am Klavier.

Der Umfang und die Qualität der musikalischen Begleitung hingen vom Kino ab, für Galaveranstaltungen wurden teilweise ganze Orchester zur Begleitung engagiert. Einige Kinos verfügten über eigens konstruierte Kinoorgeln welche auch Geräuscheffekte ermöglichten.

Von Beginn der Filmprojektion an bestand der Wunsch, die stummen Filme mit Ton auszustatten. Zeitungskritiken zu den ersten Filmvorführungen sprachen, bei aller Bewunderung für die "Lebende Photographie", den Mangel der stummen Bilder deutlich aus. Zu den ersten Filmvorführungen z.B. in Ostfriesland wurde durch den Wanderkinopionier als Hintergrundvertonung Militärmusik mittels des Phonographen gespielt. Ab 1904 führten die Wanderkinos auf den Jahrmärkten mittels Nadeltonverfahren die sog. "Tonbilder", speziell für die Filme produzierte Schallplatten, auf. Diese Tonbilder konnten sich noch bis in die Frühzeit der ersten Ladenkinos im Programm jedes Kinos halten. Die Qualität war schlecht und die Platten liefen fast nie synchron zu den Bildern; für die ab ca. 1915 üblichen längeren Filme hatten die damaligen Schallplatten auch eine viel zu kurze Laufzeit, so dass die "Tonbilder" bald wieder verschwanden.

Das Ende der Stummfilmära am Beispiel der USA

In den späten 1920er und den frühen 1930er Jahren wurde der Stummfilm durch den Tonfilm - auch "Talkie" genannt - abgelöst. Am Ende setzte sich das Verfahren durch, bei dem sich die Tonspur mit auf dem Film befand.

Künstlerisch hatte der Stummfilm ab Mitte der Zwanziger Jahre einen Höhepunkt erreicht. Hollywood war damals der Magnet für internationale Fachkräfte und da es im Stummfilm per se keine Sprachbarrieren gab, konnte eine sehr fruchtbare Wechselwirkung zwischen individueller Kreativität und technischem Know-How entstehen. Regisseure wie Victor Sjöström, Mauritz Stiller, Jacques Feyder, Ernst Lubitsch, Paul Leni, Josef von Sternberg, Erich von Stroheim, Harrie d'Abbadie d'Arrast und Maurice Tourneur hatte teilweise sehr erfolgreiche Karrieren.

Gleiches galt für die Schauspieler, die in Hollywood arbeiteten. Als Beispiele mögen genügen: Vilma Banky (Ungarin), Greta Garbo (Schwedin), Camilla Horn (Deutsche), Emil Jannings (Deutscher), Pola Negri (Polin), Alla Nazimova (Russin), Nils Asther und Lars Hanson (Schweden), Karl Dane (Däne), Ramon Novarro (Mexikaner). Es gab damals soviele ausländische Stars, dass die nationale Filmpresse in den USA bereits xenophobe Artikel veröffentlichte, die vor einer Überfremdung der heimischen Industrie warnten.

Die dramaturgische Dichte und ausgefeilte Darstellungstechnik die Streifen wie Hotel Imperial von Mauritz Stiller aus dem Jahr 1927 oder Show People, einer Komödie mit Marion Davies aus dem Jahr 1928 aufweisen, konnte der Tonfilm erst viele Jahre später erreichen. Interessanterweise waren gerade die stummen Verfilmungen populärer Operetten in diesen Jahren Kassenmagneten, angefangen von The Merry Widow - Regie Erich von Stroheim bis hin zu The Student Prince von Ernst Lubitsch. Wirklich vermissen tat der Zuschauer somit den Dialog nicht.

Die Gründe für die letztendliche Einführung des Tons waren daher hauptsächlich wirtschaftlicher Art. Die Zuschauerzahlen stagnierten mit rund 55 Millionen Zuschauern wöchentlich seit 1926 auf mittlerem Niveau. Zur größten Konkurrenz wurde zunehmend das Radio, wo sehr populäre Shows, Hörspiele und Sportreportagen ein Millionenpublikum fesselten.

Das Studio Warner Brothers hatte vor dem Hintergrund bereits seit Mitte der Zwanziger Jahre gemeinsam mit der Firma Western Electronic unter dem Namen Vitaphone tonunterstützte Filme produziert. Der am 6. August 1926 uraufgeführte Streifen Don Juan mit dem sehr populären Broadwayschauspieler John Barrymore wurde ein großer Erfolg, Bei diesen frühen Werken lief die Tonspur parallel auf einem einem anderen Medium, häufig auf Matrizen, die Schallplatten vergleichbar waren (sog. Nadeltonverfahren).

Ermutigt von den Erfolgen brachten Warners weitere Tonfilme in die Kinos. Die Neuerung bestand in der integralen Bedeutung des Dialogs für die Handlung. Waren in den vorherigen Werken meist nur Monologe zu hören, konnte das Publikum nunmehr echte Gespräche zwischen den Schauspielern verfolgen. Als offizieller Beginn der Tonfilmära gilt der 6. Oktober 1927, als der Film The Jazz Singer/Der Jazzsänger uraufgeführt wurde. Allerdings machen die gesprochenen Teile nur knapp ein Viertel der Gesamtlaufzeit des Films aus.

Das Publikum war sehr angetan von der Neuerung und Warners nutzten die Neugier, um weitere dialogunterstützte Filme zu produzieren. Das Studio wurde dank des starken Zuschauerzuspruchs eine Zeitlang das profitabelste Unternehmen der Filmbranche und produzierte Mitte 1928 mit Lights of New York den ersten Film, der komplett nur aus Dialogen besteht.

Warners bekamen rasch Konkurrenz von William Fox, dem zu diesem Zeitpunkt mächtigsten Mann im Filmgeschäft. Er stand kurz vor der Übernahme der neu entstandenen Filmgesellschaft MGM und erkannte das Potential, das in der Invovation des Tonfilms lag. Dabei stützte sich Fox auf ein anderes zukunftsträchtigeres Soundsystem als Warners, die die Tonspur in einem komplizierten Verfahren mit dem Filmspur synchronisieren mussten.

Die übrigen Studios zögerten teilweise lange, ehe sie ebenfalls die Investitionen für das notwendige technische Equipment wagten. Besonders Irving Thalberg, Produktionschef bei MGM war skeptisch über die Zukunft der Neuerung. Erst Mitte 1928, als die New Yorker Finanzgeber der großen Studios sich für den Tonfilm entschieden hatten, begann auch MGM Tonfilme zu produzieren. Es war der Tontechniker Douglas Shearer, Bruder von Hollywoodstar Norma Shearer, der ein Verfahren perfektionierte, die Tonspur auf die Filmspur zu kopieren. Mit dem Slogan All Talking, All Dancing, All Singing wurde Anfang 1929 der Streifen The Broadway Melody beworben, der erstmals das neue Verfahren präsentierte. Der Film gewann als zweiter Film den Oscar als Bester Film des Jahres und etablierte die Hauptdarstellerin Bessie Love als ersten Gesangsstar der neuen Epoche.

Eine Zeitlang existierten noch sog. Hybridfilme, die nur Dialogpassagen oder Soundeffekte aufwiesen. Die Studios brachten mitunter auch etablierte Streifen erneut heraus, die mit zuätzlichen Geräuscheffekten versehen waren Zu den bekannteren Beispielen zählen Seventh Heaven, The Patriot und The Wedding March. Darüber hinaus produzierte man für die Kinos, die noch nicht auf Tonfilme umgerüstet waren, eine stumme Vision des Streifens mit dazu. Der erste Film, für den das nicht mehr gemacht wurde, war Wise Girls aus dem Jahr 1929. Nachdem auch MGM sich für den Tonfilm entschieden hatte, entstand Ende 1929 mit The Kiss dort der letzte reine Stummfilm aus US-amerikanischer Produktion.

Die primitive Aufnahmetechnik machte es notwendig, dass die Schauspieler während ihrer Dialoge völlig still standen und ganz gezielt in das meist nur grob kaschierte Mikrophon sprachen. Daher wirken die meisten frühen Tonfilme extrem statisch und die Schauspieler angestrengt und immobil. Erst ab 1929 konnte der Tonfilm beginnen, sich dem hohen künsterlischen Niveau, welches der Stummfilm gerade in den letzten Jahren erreicht hatte, wieder zu nähern. Wichtige Innovationen auf dem Weg zu einer neune, integrativen Behandlung des Tons für die Dramatik der Handlung waren Werke wie Applause von Rouben Mamoulian, The Love Parade und Monte Carlo von Ernst Lubitsch sowie In Old Arizona, der ersten Großproduktion, die außerhalb des Studios sozusagen im Freien produziert wurde.

Der Tonfilm bescherte Hollywood dramatisch höhere Zuschauerzahlen (von 55 Millionen wöchtentlich im Jahr 1927 auf 155 Millionen wöchentlich im Jahr 1930) und entsprechend stiegen die Gewinne der Studios. 1930, auf dem Höhepunkt der sog. Talkie Craze, dem Run des Publikums auf Dialogfilme, verdiente Paramount über 18 Millionen, den höchsten Gewinn eine Studios bis dahin. MGM konnte über 16 Millionen als Gewinn verbuchen. Erst 1946/1947 konnten vergleichbare Zahlen wieder erzielt werden.

Die Neuerung brachte naturgemäß auch neue Genre mit sich. Gerade am Anfang waren dialogreiche Gerichtsdramen, Kriminalgeschichten und Salonkomödien populär. Auch konnte sich das aus den ersten Revuefilmen das Musical entwickeln.

In Hollywood bereitete der Übergang einigen Künstlern große Schwierigkeiten. Besonders ausländische Stars, die mit teilweise starkem Akzent Englisch sprachen, hatten Probleme, ihren Status zu wahren. Zu den bekannteren Opfern gehörten:

  • Pola Negri, deren Karriere sich seit 1925 kontinuierlich nach unten entwickelt hatte. Sie versuchte 1932 ein Tonfilmcomeback mit dem Streifen A Woman Commands, doch das Publikum akzeptierte ihren Akzent, den das Studio euphemisch als pikant bezeichnete, nicht.
  • Vilma Banky, eine sehr populäre Ungarin, deren deren Aussprache ein Kritiker als seltsamen Mix aus Budapest und Chicago bezeichnete.
  • Emil Jannings, der den ersten Oscar als bester Schauspieler gewonnen hatte, jedoch vor der Herausforderung des Tonfilms kapitulierte und zurück nach Deutschland ging.
  • Norma Talmadge stellte unter Beweis, dass auch ein starker Brooklynakzent hinderlich sein konnte. Ihre Schwester Constance Talmadge drehte überhaupt keinen Tonfilm mehr.

Keine Regel ohne Ausnahme: Greta Garbo erlebte durch den Tonfilm noch eine Zunahme der Popularität. Das Studio setzte sie erst spät, als die Aufnahmetechnik schon verbessert war, als Schwedin in dem Streifen Anna Christie ein und warb gleichzeitig mit dem Slogan Garbo talks!. Auch Ramon Novarro und Dolores Del Rio machten eine erfolgreichen Wechsel ins neue Metier.

Einige Schauspieler wurden auch gerade aufgrund ihres Akzents beliebt. Maurice Chevalier stieg 1929 zum größte Star der Paramount auf, nachdem er einige erfolgreiche Musicals gedreht hatte. Ein Jahr später bewies Marlene Dietrich, dass die Fähigkeit, Englisch zu sprechen, nur ein Aspekt für beruflichen Erfolg war.

Zu den Gewinnern des Tonfilms gehörten vor allem Schauspieler, die eine gewissen Bühnen- und damit Sprecherfahrung aufweisen konnten. George Arliss, John Barrymore und Ronald Colman waren schon zu Stummfilmzeiten populär und konnten durch ihre klare Diktion überzeugen. Dazu kam eine ganze Karavane von Broadwaymimen, die ab 1929 gen Westen zog und dort teilweise sehr populär wurden: Ruth Chatterton, Fredric March,Nancy Carroll, Ann Harding, Barbara Stanwyck, Tallulah Bankhead um nur einige zu nennen.

Etliche Stars, die bereits in Stummfilmtagen beliebt waren, konnte sich gut bis zur Mitte der Dekade behaupten. So wurden Joan Crawford, Gary Cooper, William Haines, Wallace Beery, Richard Dix, Marion Davies, Marie Dressler, Janet Gaynor, Betty Compson, Bebe Daniels und Norma Sheaer noch populärer.

Viele Karrieren endeten langsam, da sich mit dem Wechsel zum Tonfilm auch neue Vorlieben im Publikumsgeschmack ergaben. Mary Pickford, Corinne Griffith, Gloria Swanson, Lila Lee, John Gilbert und Clara Bow waren einige Namen, die zwar gut die Hürde des Mikrophons nahmen, jedoch allmählich ihre Anziehungskraft an der Kinokasse verloren. Besonders deutlich wird dies am Beispiel von Colleen Moore, die 1923 durch den Film Flaming Youth das Image des Flapper-Girl schuf und noch 1928 mit dem Streifen Liliac Times einen der größten Hits des Jahres produzierte. Sie hatte eine angenehme Stimme, konnte passabel tanzen und drehte 1929 dahr noch einige Musicals, doch der Geschmack de Publikums hatte sich bereits zu ihren Ungunsten verändert. Flapper waren passé und Miss Moore zog sich 1930 zeitweise ins Privatleben zurück.

Manche Schauspieler machten sehr spät ihr Tonfilmdebut. Lon Chaney drehte erst 1930 seinen ersten (aber leider auch letzten) Streifen. Lillian Gish hatte ebenfalls in dem Jahr ihre Premiere im Sprechfilm und Charles Chaplin wartete damit sogar bis 1940.

Hollywood präsentierte die Stummfilmepoche schon 1939 in dem Streifen Hollywood Cavalcade mit Don Ameche und Alice Faye als längst vergangene Ära, die bestenfalls als Hintergrund für Komödien zu gebrauchen war. Eine besonders witzige Persilflage über die Panik, die Hollywood damals heimsuchte, bildet der Streifen Singin' in the Rain / Du sollst mein Glücksstern sein aus dem Jahr 1952. Besonder die Rolle von Jean Hagen als temperamentvollem Star ist stark am Charakter von Norma Talmadge orientiert.

Experten schätzen, dass 80 bis 90 Prozent aller Stummfilme unwiederbringlich verloren sind. Dies ist vor allem auf das damals verwendete Filmmaterial Zellulosenitrat zurückzuführen, das nach langer Lagerung zu Selbstzersetzung und Entzündung neigt.

Die Suche nach verschollenen Filmen gleicht mitunter der Suche nach dem heiligen Gral. Legendär ist der jahrzehntelange intensive Aufwand, den Filmhistoriker gerade in die Fahnung nach einer Kopie des verloren geglaubten Greta Garbo Films The Divine Women aufgebracht haben. Am Ende konnte in Moskauer Archiven ein gut zehnminütiges Fragment gefunden werden, das mit hohem publizistischem Aufwand, der mit der tatsächlichen Qualität des Materials in gewissem Widerspruch stand, im New Yorker Filminstitut wieder aufgeführt wurde.

Bedeutende Filmschaffende des Stummfilms

Die erste Spielfilmregisseurin der Filmgeschichte war die Französin Alice Guy-Blaché, die 1896 „La Fée au Choux“ drehte. Frauen kam im Stummfilm auch hinter den Kameras eine bedeutende Rolle zu.

Der einflussreichste und erfolgreichste amerikanische Stummfilm-Regisseur war D. W. Griffith. Dessen bedeutendsten Werke sind „Intoleranz“ und „Geburt einer Nation“, wobei letzter wegen seiner relativ kritiklosen Verherrlichung des Ku Klux Klans umstritten ist. Aus technischer und stilistischer Sicht aber gelten seine Filme als frühe Meisterwerke des Kinos. 1919 gehörte Griffith zu den Gründern der United Artists. Die bekanntesten Stummfilme für den US-amerikanischen Filmverleih waren: „Weit im Osten“, „Zwei Waisen im Sturm“ und „Frauen sind schamlos“.

Ein weiterer sehr einflussreicher und bekannter Stummfilm ist „Panzerkreuzer Potemkin“ des russischen Regisseurs Sergej Eisenstein, der mit seiner neuen Schnitttechnik Aufsehen erregte und die filmische Sprache bis heute prägte. Insbesondere die sogenannte Odessa-Sequenz ist legendär und wurde oft zitiert und auch parodiert. Eisenstein prägte den filmästhetischen Begriff der Montage.

Auch Deutschland und Österreich waren damals neben Frankreich, England und auch Dänemark führende Filmproduzenten. Wichtigste Filmstadt im deutschsprachigen Raum war damals Berlin, wo auch viele Österreicher tätig waren. Die dort entstandenen expressionistischen Filme zählen noch heute zu den wichtigsten Werken der Filmgeschichte. So etwa „Das Cabinet des Dr. Caligari“, dessen Drehbuch von zwei Österreichern geschrieben wurde, „Nosferatu, eine Symphonie des Grauens“ und insbesondere „Metropolis“ des österreichischen Regisseurs Fritz Lang, der für die Berliner Universum Film (UFA) tätig war. Die UFA zählte damals als größte Filmproduktionsgesellschaft des deutschsprachigen Raums. Größte österreichische Gesellschaft war die Sascha-Film, die jedoch in den 30er-Jahren wie viele andere Gesellschaften von der UFA aufgekauft wurde.

International beliebter Stummfilmschauspieler und -komiker war der Franzose Max Linder, der Charlie Chaplin als Vorbild diente.

Noch heute bekannt sind neben den großen Klassikern (siehe unten) vor allem amerikanische Stummfilm-Komödien von zum Beispiel Charlie Chaplin, Laurel & Hardy, Buster Keaton, Harold Lloyd, Fatty Arbuckle und W. C. Fields.

Nur wenige Stars des Stummfilms schafften den Sprung zum Tonfilm, der ganz andere Ansprüche an die Darsteller hatte.

Bekannte Stummfilme

Die hier genannten Stummfilme sind nach Erscheinungsdatum, Filmtitel und Regisseur sortiert.

Vor 1915

1915 bis 1920

1920 bis 1925

1925 bis 1930

nach 1930

Stummfilme in der Tonfilmzeit

Auch nach Einführung des Tonfilms entstanden noch einige Stummfilme. Auch wenn in einigen gesprochen wird, ist dies meist nur selten, und die filmische Erzählung "funktioniert" dennoch stumm.

Stummfilmfestivals

Im Rahmen des Kino Kabaretts der Kino-Bewegung finden weltweit auf diversen Filmfestivals Vorführungen zeitgenössischer Stummfilme statt.

Erforschung des Stummfilms

Ein beträchtlicher Teil der Stummfilmproduktion ist unwiderbringlich zerstört. Die Filme wurden auf chemisch unstabilem Zellulosenitratfilm gedreht, der sich leicht entzündet. In den 1920er Jahren wurden in den USA systematisch Nitratfilme zerstört, um daraus Silber zu gewinnen. Dazu kam das jahrzehntelange Desinteresse an Produktionen vor dem Ersten Weltkrieg. Die frühen Filme galten als 'primitiv' . Erst mit einem Treffen der FIAF 1978 setzte langsam ein Umdenken ein.

Verfügbarkeit

Zahlreiche Stummfilme sind in den letzten Jahren auf DVD verfügbar gemacht worden. Dabei wurde die ursprüngliche Filmmusik (wenn es eine eigene Komposition für den Film gab) oft von bekannten heutigen Künstlern neu eingespielt; bei Filmen ohne eigene Musik wurde oft auf zeitgenössische Berichte über die zu einer Aufführung gespielte Musik zurückgegriffen.

Literatur

Bücher

  • Kevin Brownlow: Pioniere des Films. Vom Stummfilm bis Hollywood (OT: The Parade's Gone by...). Schriftenreihe des Deutschen Filmmuseums Frankfurt am Main. Stroemfeld, Basel und Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-87877-386-2
  • ders.: Behind the mask of innocence. Sex, violence, prejudice, crime; films of social conscience in the silent era, Knopf, New York 1990, ISBN 0-394-57747-7
  • Ilona Brennicke, Joe Hembus: Klassiker des deutschen Stummfilms. 1910 - 1930.Citadel-Filmbücher. Goldmann, München 1983, ISBN 3-442-10212-X
  • Detlef Hoffmann, Jens Thiele: "Lichtbilder, Lichtspiele". Anfänge der Fotografie und des Kinos in Ostfriesland, Jonas-Verlag, Marburg 1989, ISBN 3-922561-84-5
  • Walter Kerr: The Silent Clowns. Knopf, New York 1979, ISBN 0-394-73450-5
  • Thorsten Lorenz: Wissen ist Medium. Die Philosophie des Kinos, Fink, München 1988, ISBN 3-3-7705-2400-4 (zugl. Universität Freiburg/B. Dissertation 1985)
  • Heide Schlüpmann: Unheimlichkeit des Blicks. Das Drama des frühen deutschen Kinos, Frankfurt/M. 1990, ISBN 3-87877-373-0

Zeitschriften

Wiktionary: Stummfilm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen