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Amerikanisches Mastodon

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Amerikanisches Mastodon
Datei:Lubbocklakelandmark1.jpg
Zeitraum
unteres Pliozän bis Spätpleistozän
bis vor etwa 10.000 Jahren
Fossilfundorte
Vorlage:Taxonomy
Chordatiere (Chordata)
Säugetiere (Mammalia)
Rüsseltiere (Proboscidea)
Echte Mastodonten (Mammutidae)
Wissenschaftlicher Name
Mammut americanum
(Kerr, 1792)

Das Amerikanische Mastodon (Mammut americanum) war eine Rüsseltier-Art aus der Gattung Mammut. Trotz dieses unglücklich gewählten Namens sind diese Tiere mit dem Mammut nicht näher verwandt, sondern gehören in die Familie der Echten Mastodonten (Mammutidae). Eine zeitlang trug es den vielleicht passenderen Gattungsnamen Mastodon, doch der Name Mammut hat Gültigkeit. Das Amerikanische Mastodon lebte vom unteren Pliozän bis zum Beginn des Holozän in Nordamerika.

Verbreitung

Die Gattung Mammut war vom frühen Miozän bis zum Beginn des Pleistozän in Eurasien und Afrika verbreitet und trat etwa ab dem mittleren Miozän in Nordamerika auf. Hier bildete sich das Amerikanische Mastodon (Mammut americanum), das bis zum Eintreffen der ersten Menschen überlebte und erst am Beginn des Holozän vor 9.000 bis 12.000 Jahren ausstarb. Diese Art bewohnte fast den gesamten nordamerikanischen Kontinent und wurde überall zwischen Mexiko und Alaska gefunden. Sie lebte vom Atlantik im Westen bis zum Pazifik im Osten. Am häufigsten kam das Amerikanische Mastodon allerdings an der Ostküste und im Gebiet der Großen Seen vor, vermutlich weil ihm waldige Lebensräume mehr zusagten als die Grasgebiete des Westens. Sein nächster Verwandter war das Borson-Mastodon (Mammut borsoni), das vor etwa 3 Millionen Jahren in Eurasien lebte.

Aussehen

Aus Funden von gefrorenen Kadavern im Permafrostboden wissen wir, dass das Amerikanische Mastodon ein Fell hatte. Die Stoßzähne waren etwas nach oben gebogen. Im Habitus unterschied es sich deutlich von den Mammuts, die zur selben Zeit im gleichen Gebiet lebten. Es war mit 2,7 bis 3,4 m Schulterhöhe deutlich niedriger als diese, dafür aber länger (bis 4,5m) und stämmiger. Dadurch konnten sie ein Gewicht von bis zu 5,5 t erreichen, was etwa dem eines Mammuts entsprach. Das wichtigste Merkmal des Amerikanischen Mastodons waren aber seine urtümlichen Zähne. Im Gegensatz zu Mammuts, Elefanten und einigen anderen eiszeitlichen Mastodonten hatte es noch die typischen Zähne der ursprünglichen Mastodons. Sie waren mit ihren kegelförmigen Spitzen hervorragend geeignet um Äste und Blätter zu zerquetschen, aber größere Mengen an Gras konnte das Tier damit nicht zerkleinern.

Lebensweise

Wie schon sein Zahnbau verrät, war das Amerikanische Mastodon ein Laub-und Zweigfresser, der sowohl Äste, als auch Blätter und Nadeln fraß. Diese Annahme wird durch Funde einiger Zähne, an denen sich Reste von Koniferenzweigen befanden, erhärtet. Daneben wurden auch Sumpfpflanzen und Moose zwischen den Zähnen gefunden. Aufgrund dieser Ernährungsweise und auch wegen der vermehrten Anzahl von Funden im feuchten Osten des Nordamerikanischen Kontinents geht man davon aus, dass dieses Mastodon vor allem ein Waldbewohner war, und die offenen Prärien den Mammuts überlassen hat. Dennoch legt sein großes Verbreitungsgebiet nahe, dass es sich um ein sehr anpassungsfähiges Tier gehandelt haben wird, das wohl auch in Savannen und Baumsteppen zurecht kam. Da in Nordamerika zur Zeit des Mastodons mächtige Raubtiere wie Kurznasenbären, Säbelzahnkatzen und Löwen jagten, wird es wohl in Herden gelebt haben, schon allein um die Kälber besser verteidigen zu können. Möglicherweise lebte es ähnlich wie heutige Elefanten.

Aussterben

Das Amerikanische Mastodon war trotz seines relativ primitiven Körperbaus eine höchst erfolgreiche Tierart, die Millionen von Jahren überlebte. Es widerstand selbst der Konkurrenz durch die später eingewanderten Mammuts und lebte lange Zeit erfolgreich neben ihnen. Als die letzte Eiszeit zu Ende ging starb es wie etliche andere große Tierarten aus. Zu dieser Zeit tauchten die ersten Menschen in Amerika auf und es gibt Funde, die beweisen, dass sie dem Mastodon nachgestellt haben. In der Rippe eines Amerikanischen Mastodons, das 1977 auf der Halbinsel Olympic im Staat Washington entdeckt wurde, steckte eine knöcherne Speerspitze. Das Tier hat diesen Angriff zwar überlebt, was man daran erkennt, dass die Verletzung heilen konnte, wurde aber später dennoch von Menschen geschlachtet. Das Alter seiner Knochen wird auf etwa 14.000 Jahre geschätzt. Wenige tausend Jahre später war die Art in ganz Nordamerika ausgestorben.

Literatur

  • Paul S. Martin: Quaternary Extinctions. The University of Arizona Press, 1984. ISBN 0-8165-1100-4
  • Arno H. Müller: Lehrbuch der Paläozoologie, Band III Vertebraten, Teil 3 Mammalia, 2. Auflage. Gustav Fischer Verlag, 1989. ISBN 3-334-00223-3
  • Miles Barton: Wildes Amerika - Zeugen der Eiszeit. Egmont Verlag, 2003. ISBN 3-8025-1558-7