Białogard
Vorlage:Infobox (Polen) Białogard [ ] (deutsch Belgard) ist eine Stadt und Landgemeinde im Nordwesten Polens in der Woiwodschaft Westpommern südwestlich von Koszalin (deutsch Köslin).
Geographische Lage
Die Stadt liegt im Zentrum der Woiwodschaft Westpommern am Ufer des Flusses Parsęta. Zu den benachbarten Kreisstädten im Norden Kołobrzeg und im Süden Koszalin sind es jeweils 25 Kilometer, Stettin ist etwa 150 Kilometer entfernt.
Stadtgeschichte
Geschichte bis 1945
Im 10. Jahrhundert befand sich an der Stelle von Białogard eine Burg, welche ein wichtiges Handelszentrum an der Kreuzung der Handelsrouten zwischen Posen - Kolberg und Stettin - Danzig war. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte aber erst 1105 durch Gallus Aninimus, welcher die weiße Burg erwähnte, die auf dem Feldzug zur Angliederung Pommerns an Polen entdeckt wurde.
Erstes Anzeichen einer Besiedlung im Raum des späteren Belgards ist eine westslawische Wehrburg auf dem Burgberg, die etwa im 6. Jahrhundert errichtet wurde. In unmittelbarer Nähe entstanden erste unbefestigte Siedlungen. Zweihundert Jahre später siedelten hier die Pomoranen. Die Wehrburg war jetzt Sitz des lokalen Stammesoberhauptes und wurde schon namentlich Bialogard, die weiße Burg, wegen ihres Schutzwalls aus weißer Birke, bezeichnet.
Als sich zum Ende des zehnten Jahrhunderts Handwerk und Handel entwickelt hatten, begann der Fluss Persante, an dessen Ufer der Ort lag, an Bedeutung zu gewinnen. Er war der Transportweg für das Salz, das in dem im Norden gelegene Kolberg gewonnen wurde. Belgard wurde zum Umschlagplatz und Verarbeitungsort des so wichtigen Minerals. Im elften Jahrhundert wurde Belgard gemeinsam mit Kolberg Residenz des Ahnherren des pommerschen Greifengeschlechtes, Herzog Zemuzil. Die Zeit danach war geprägt von den Expansionszügen der Polen, die die Pomeranen zeitweilig unterwerfen konnten. Sowohl 1102 wie auch 1107 wurde Belgard von den Polen erobert, die sich rühmten, diese reiche und mächtige Stadt eingenommen zu haben. Als Bischof Otto vom Bamberg seine Missionsreise durch Pommern unternahm, gehörte 1124 auch Belgard zu seinen Stationen. Als sich 1181 Pommern unter die Lehnshoheit des Kaisers Friedrich I. Barbarossa begab, begann Belgards Geschichte als deutsche Stadt. Pommerns Herzöge warben verstärkt deutsche Siedler an, die sich auch in Belgard niederließen und Handwerk und Handel weiter aufblühen ließen. 1299 wurde Belgard das lübische Stadtrecht verliehen, und 1307 erhielt die Stadt das Stapelrecht, mit dem die Voraussetzung geschaffen wurde, dass durchziehende Händler ihre Waren in der Stadt anboten. Ab 1315 wurde Belgard erneut Residenzstadt, als sich Pommernherzog Wratislaw IV. dort niederließ. In diese Zeit fällt der Baubeginn der Marienkirche und die Errichtung der Stadtmauer. 1469 kam es zu einer Schlacht am Ort, dessen Ursprung eine Kuh gewesen sein soll[1]
Mit der Einführung der Reformation in Pommern 1545 und der Annahme des evangelischen Bekenntnisses durch seine Herzöge und dessen gleichzeitige Übertragung auf ihre Untertanen wurden auch die Bürger Belgards evangelisch. Sie waren inzwischen so wohlhabend geworden, dass der Stadtrat eine Verordnung gegen Völlerei erlassen musste. Den guten Zeiten setzte der Dreißigjährige Krieg ein vorläufiges Ende. Kaiserliche wie schwedische Truppen besetzten abwechselnd die Stadt und zerstörten sie erheblich. Eine Pestepidemie tat ihr Übriges, um die Zahl der Einwohner um die Hälfte zu dezimieren. Nach dem Westfälischen Frieden 1648 wurde Belgard brandenburgisch und 1714 zur preußischen Garnisonsstadt. Zu dieser Zeit hatte die Stadt etwa 1.200 Einwohner. Im Siebenjährigen Krieg war Belgard 1760 von den russischen Truppen besetzt. Schweren Schaden richtete 1765 ein Großbrand an, dem die Mehrzahl der Häuser zum Opfer viel. Aus der Zeit der napoleonischen Kriege werden hingegen keine Zerstörungen erwähnt. Nach dem Wiener Kongress wurde Belgard eine Stadt ein der preußischen Provinz Pommern und 1818 Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises. In der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte durch die Industrialisierung ein neuer Aufschwung ein. Es entstanden neue Betriebe, wie Brauereien, Webereien und Bleichereien. Die Einwohnerzahl erhöhte sich auf knapp 4.000, die sich bis zum Ende des Jahrhunderts noch einmal auf 7.000 steigerte, als bedingt durch den Eisenbahnanschluss sich weitere Industriebetriebe der Holz- und Metallverarbeitung ansiedelten. 1898 erhielt die Stadt ein Gaswerk und 1911 nahm eine elektrische Überlandzentrale ihren Betrieb auf. Für ein Artillerieregiment wurde eine Kaserne errichtet.
Wie überall in Deutschland stoppte der Erste Weltkrieg die Weiterentwicklung auch in Belgard, wenngleich nach Kriegsende bereits 11.000 Menschen dort wohnten. Die Wirren der ersten Jahre der Weimarer Republik machten sich in Belgard 1920 durch die Teilnahme der dort ansässigen Großbauern am Kapp-Putsch bemerkbar. Positiv wirkte sich hingegen die Erweiterung der Stadt durch neue Siedlungsgebiete in den zwanziger Jahren aus. Die rechtskonservative Prägung der Stadt wurde bei den Reichstagswahlen 1924 deutlich, als die Deutschnationale Volkspartei hier ihr drittbestes Ergebnis deutschlandweit erzielte. 1933 erhielten die Nationalsozialisten in Belgard 61,8 % der Stimmen. Der Zweite Weltkrieg machte sich ab 1940 unmittelbar in Belgard bemerkbar. Die Stadt wurde von Evakuierten aus dem Rheinland, vornehmlich aus Bochum, von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen überschwemmt. Ab 1944 erreichten auch die Flüchtlinge aus dem Osten die Stadt, deren Einwohnerzahl sich dadurch von 14.900 im Jahre 1939 auf gut 20.000 steigerte. Die meisten Einwohner begaben sich Ende 1944 auf die Flucht, als sich die Kriegsfront der Stadt zu nähern begann. Im März 1945 wurde Belgard von der Roten Armee erobert.
Geschichte ab 1946
Nachdem die Stadt von der Mehrzahl der deutschen Bevölkerung verlassen worden war, wurden die zurückgelassenen Häuser von den polnischen Einwohnern geplündert, dass teilweise nur noch die nackten Mauern übrig blieben. In diesem Zustand wurden sie dann den Polen übergeben, die entweder aus den von der Sowjetunion annektierten polnischen Ostgebieten ausgesiedelt oder unter falschen Versprechungen aus Zentralpolen angelockt worden waren. Die noch verbliebenen Deutschen wurden von den polnischen Behörden vor die Wahl gestellt, entweder die polnischen Staatsangehörigkeit anzunehmen oder sofort ausgewiesen zu werden. Als das Vertreibungsprogramm abgeschlossen war, wurden 1950 12.700 Einwohner gezählt.
Einwohnerentwicklung
Sehenswürdigkeiten
- Pfarrkirche der heiligen Maria aus dem 14. Jahrhundert
- Kirche des Heiligen Georg aus dem 14. Jahrhundert
- gotisches Stadttor aus dem 14. Jahrhundert
- Rathaus von Anfang des 19. Jahrhunderts
Bedeutende Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Ludwig Ferdinand Hesse (1795-1876), Architekt
- Hans Bernhard Reichow (1899-1974), Architekt
- Aleksander Kwaśniewski (*1954), ehemaliger polnischer Präsident
- Maximilian Karl Friedrich Wilhelm Grävell (1781-1860), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
Partnerstädte und -gemeinden
Gmina Białogard
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Die Gmina (Landgemeinde) Białogard umfasst 31 Schulzenämter, nicht jedoch die Stadt Białogard. Zu ihr gehören folgende Ortschaften:
- Białogórzyno (Bulgrin), Buczek (Butzke), Byszyno (Boissin), Czarnowęsy (Zarnefanz), Dargikowo (Darkow), Dębczyno (Denzin), Góry (Bergen), Gruszewo (Grüssow), Kamosowo (Kamissow), Laski (Latzig), Klępino Białogardzkie (Klempin), Kościernica (Kösternitz, Kr. Belgard), Łęczno (Lenzen), Lulewice (Alt Lülfitz), Lulewiczki (Neu Lülfitz), Moczyłki (Springkrug), Nasutowo (Natztow), Nawino (Naffin), Nosówko (Nassow-Bahnhof), Pękanino (Groß Panknin), Podwilcze (Podewils), Pomianowo (Pumlow), Pustkowo (Pustchow), Rarwino (Rarfin), Redlino (Redlin), Rogowo (Roggow), Rościno (Rostin), Rychówko (Klein Reichow), Rzyszczewo (Ristow), Stanomino (Standemin), Zagórze (Sager), Zaspy Małe (Klein Satspe), Żeleźno (Silesen), Żelimucha (Buchhorst) und Żytelkowo (Siedkow).
Weblinks
- Offizielle Homepage der Stadt (in deutsch, englisch, polnisch)
- Bilder von Białogard
- Homepage der Gmina