Jacques Loussier
Jacques Loussier (* 26. Oktober 1934) in Angers ist ein französischer Pianist und Komponist.
Loussier begann während seiner Studienzeit am Conservatoire National de Musique in Paris im Alter von 16 Jahren zu komponieren.
Bereits mit 10 Jahren nahm er Klavierunterricht und kam erstmals durch ein Stück aus einem Notenbüchlein von Anna Magdalena Bach mit Johann Sebastian Bach in Berührung. Loussier begann damit, die erlernten Stücke zu improvisieren, ohne dabei die Achtung vor der Komposition zu verlieren.
Die Veränderung von Tonhöhe, Harmonie und Rhythmik aus dem festen Gefüge der überlieferten Notenschreibung gilt heute in der Klassikwelt immer noch als Sakrileg. Auf den damals zehnjährigen Jacques Loussier, der gerade seine ersten Klavierstunden hinter sich hatte, übte gerade dieser längst verloren gegangene Wesenszug der Musizierpraxis aus der Barockzeit eine starke Faszination aus. Sein erstes Bach-Stück, ein Präludium aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach, spielte er zum Verdruss seiner Familie vierzig-, fünfzigmal hintereinander. „Und dann ist es passiert; ich habe kleine Änderungen ausprobiert, das Thema umspielt." Diese Eigenart sowie die große Liebe zu Bach behielt Jacques Loussier auch bei, als er seine Geburtsstadt Angers verließ, um am Pariser Konservatorium beim berühmten Yves Nat zu studieren. Es hieß bald, der Fünfzehnjährige besäße alles, um als Starpianist herauszuragen, wenn da nicht diese „Schwäche“ wäre, sich selbst bei Prüfungen nicht hundertprozentig an die Notenvorlage zu halten.
Bekannt wurde er mit seinen Jazz-Interpretationen vieler Werke von Johann Sebastian Bach. Auf diese ungewöhnliche Kombination kam Loussier 1959 während seines Studiums als er unter seinen Kommilitonen schon weitreichenden Ruhm genoss, worauf er das Play Bach Trio gründete, mit dem er diese modernen Interpretationen aufführte und auf Schallplatten einspielte, einschließlich einer Version der Goldberg-Variationen.
Die Not („Ich hatte 100 Francs pro Monat, das Zimmer kostete 40, und eine Mahlzeit in der Mensa einen Franc“) zwang Loussier, in Tanzlokalen wie in Existentialistenkellern in Paris, aber auch auf Tourneen bis in die Türkei, den Nahen Osten, Südamerika und sogar ein Jahr in Kuba, Chansonssänger (darunter Charles Aznavour und Catherine Chauvage), Zigeuner- sowie Schlagerkapellen zu begleiten. Ein Konzert des Modern Jazz Quartet in Paris, dessen Pianist John Lewis sich gerne an der europäischen Musik des 18. Jahrhunderts orientierte, gab Jacques Loussier die Bestätigung für den Weg, den er bereits eingeschlagen hatte. Während viele Jazz-Größen sich gerne von Bach inspirieren ließen, verankerte er, der aus der Klassik kommt, Jazzidiom in seinem Bach-Spiel und hielt weitgehend an der Originalvorlage fest - ein wesentliches Merkmal Loussiers bis heute, das häufig zu Missverständnis bei den Jazzern führte. Was danach kam verlief dann wie ein Märchen: Die glückliche „zufällige“ Entdeckung durch einen Londoner DECCA-Produzenten, die Bildung des legendären „Trio Play Bach“ mit Pierre Michelot und Christian Garros, die über 6 Millionen verkauften LPs, die jährlich etwa 200 Auftritte weltweit.
1978 löste Loussier das Trio aufgrund zu hoher Tournee-Belastung („Ich bin reisemüde“) und dem Willen, sich eigenen Kompositionen und dem Weinbau zu widmen auf. Er zog sich in sein Chateau Miraval in der Provence zurück. Kurz darauf richtete Loussier ein eigenes Aufnahmestudio ein, wo er an Kompositionen für akustische und elektrische Instrumente arbeitete. Er arbeitete auch mit Musikern wie Pink Floyd, Elton John, Sting , Sade, Steve Winwood und Yes zusammen. Teile des Pink-Floyd-Albums The Wall wurden in seinem Studio aufgenommen.
1985, dreihundert Jahre nach der Geburt von Bach, gründete er das "Play Bach Trio" erneut mit zwei neuen Partnern. In jüngerer Zeit machte er Aufnahmen mit Interpretationen von Kompositionen von Eric Satie, Claude Debussy, Maurice Ravel, Antonio Vivaldi und anderen. Mitglieder dieses zweiten "Play Bach Trios" waren zunächst Vincent Charbonnier (Bass) und André Arpino (Schlagzeug).
Auf der einen Seite ist der aus Lyon stammende André Arpino, einer der meistgefragten Schlagzeuger Europas, der schon sehr früh sein Talent zwecks Broterwerbs professionell unter Beweis stellen musste und bei der Produktion von etwa 1.500 Platten beteiligt war. Ob es Chansonsänger wie Yves Montand, Charles Aznavour und Sascha Distel waren oder Jazzlegenden wie Ella Fitzgerald, Stan Getz, Toots Thielemans und Dizzie Gilespie oder diverse Rock- und Popgruppen, André Arpino hat mit ihnen in ihren zahlreichen Tourneen und Plattenaufnahmen gespielt. Und schließlich der prämierte Conservatoire-Absolvent Vincent Charbonnier, der in der Klassik, der Avantgarde (er war Mitglied von Boulez' „Ensemble intercontemporain“) sowie in verschiedenen Jazzformationen gleichermaßen zu Hause war.
Als Charbonnier 1997 einen Schlaganfall erlitt, der es ihm unmöglich machte, weiter Bass zu spielen, trat der ebenfalls sehr erfahrene Jazz-Bassist Benoît Dunoyer de Segonzac an seine Stelle.Der gebürtige Straßburger Benoit Dunoyer de Segonzac verfügt ebenfalls über eine klassische musikalische Ausbildung an mehreren Instrumenten, hat Erfahrungen in fast allen musikalischen Segmenten aufzuweisen: von Jazz (Louis Slavis, René Urteger, Marc Ducret) über Klassik bis hin zur zeitgenössischen Musik (Jean Pierre Arnaud) und zum Varieté (Hanna Schygulla). Als Komponist schrieb Benoit Dunoyer de Segonzac 1996 u.a. für das Festival Avignon „Souingue“.
Zwei Jahre vor dem 40. Jubiläum des Play Bach stellte Loussier im Frühjahr 1997 seinem Publikum zum ersten Mal die Bearbeitung von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ vor. Während dieser Traditionsbruch nicht nur von den Play-Bach-Anhängern unbeirrt umjubelt wurde, brach selbst im Lager der Puristen die letzte Bastion, in dem sie den ungerechten Vorwurf, dass hoher Unterhaltungswert mit minderem Geschmack gleichbedeutend sei, korrigierte. In heutiger Zeit, in der Tango und Klezmer ins Abonnementkonzert drängen, steht Loussier in seiner vierzigjährigen Karriere immer noch als ein einzigartiges nicht einzuordnendes Phänomen außerhalb aller Modeerscheinungen .
Am 28. Juli 2004 spielte das Trio im Rahmen des MDR-Musiksommers ein Konzert ausgewählter Stücke von Bach, Debussy etc. in der Thomaskirche zu Leipzig.
Glenn Gould, der legendäre Bachinterpret, sagte einmal über Loussier: „Play Bach is a good way to play Bach”
Diskografie
1959:
- Play Bach No 1
- Play Bach No 2
- Play Bach No 3
1962: Jacques Loussier joue Kurt Weill
1963: Play Bach No 4
1964: Play Bach No 5
1965: Play Bach aux Champs Elysees
1972: Dark of the Sun
1974:
- Jacques Loussier at the Royal Festival Hall
- Jacques Loussier et le Royal Philarmonic Orchestra
1979:
- Pulsion
- Pulsion sous la Mer
1982: Pagan Moon
1985: The Best of Play Bach
1986: Bach to the Future
1987:
- Jacques Loussier Live in Japan
- Bach to Bach
1988: Brandenburg Concertos
1990: Lumieres
1993:
- Play Bach 93 Volume 1
- Play Bach 93 Volume 2
1994: Play Bach aujourd'hui
1995: Jacques Loussier plays Bach
1997: Jacques Loussier plays Vivaldi
1999:
- Ravel's Bolero
- The very best of Jacques Loussier Air on a 'G' string
2000:
- Bach Book Anniversary
- Bach's Goldberg Variations
- Plays Debussy
- Play Bach No 1-5 und aux Champs Elysees als Neuauflage
2001: Baroque Favourites
2004: Impressions of Chopin's Nocturnes
Jacques Loussier Trio
1973: Jacques Loussier Trio "6 Master Pieces"
1998: Jacques Loussier Trio Satie
2002: Jacques Loussier Trio Handel
2003: Jacques Loussier Trio Beethoven
Weblinks
- http://www.loussier.com – Offizielle Webpräsenz
Personendaten | |
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NAME | Loussier, Jacques |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Jazzpianist und Komponist |
GEBURTSDATUM | 26. Oktober 1934 |
GEBURTSORT | Abgers (FRA) |