Jupiter von Freienwalde
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Der Jupiter von Freienwalde ist eine römisch Kleinplastik aus Bronze und stellt den römischen Gott Jupiter dar, da die Statuette in der rechten Hand als Attribut ein Blitz trägt.[1] Die Statuette wurde in der Nähe von Bad Freienwalde (Oder) gefunden und ist damit eine der im freien Germanien (Germania magna) am weitesten östlich gefundenen römischen Bronzestatuetten.[2][3]
Beschreibung
Die fein gearbeitete 156 mm hohe Bronze-Statuette des nackten, bärtigen Jupiters besitzt ein rechtes, gerades Standbein und ein nach vorne versetztes abgewinkeltes Bein. Der ansonsten unbekleidete Gott trägt sehr sorgfältig gearbeitete Ledersandalen mit hochgezogenem Fersenschutz und einer Schmucklasche, die die Schnüren verdeckt.[4]. In seiner gesenkten rechten Hand hält er das Blitzbündel, das nur zur Hälfte erhalten und hinten verbogen ist. Die Kelchblätter aus denen der Spiralkeil hervorwächst, sind gut zu erkennen.[4] Der linke Arm fehlt und hielt vermutlich erhoben ein Zepter.[1] Er war getrennt gegossen und zusammen mit einem locker über Schulter und Arm hängenden Manteltuch mit Hilfe eines Zapfens an die Statuette angefügt und verlötet.[4] Abgeleitet von anderen vergleichbaren römischen Jupiter-Statuetten, sollte der verlorene linke Unterarm leicht angehoben gewesen sein und ein leicht schräg am Boden stehendes Zepter gehalten haben.[4]
Die Muskulatur an der Vorder- und Rückseite mit zahlreichen Details ist fein ausgearbeitet. Die Augen sind aus Silber gearbeitet und die Pupillen waren in schmalen Trichtern aus einem anderen Material eingelegt. Aus Silber waren auch die Brustwarzen eingelegt. Die Statuette ist aus Bronze mit einer bräunlichen Patina.
Karl Anton Neugebauer geht davon aus, das aus ähnlichen Figuren mit Sicherheit geschlossen werden kann, das über dem linken Arm, der besonders angesetzt war, ein Umhängetuch geworfen war, das etwa bis Kniehöhe herabhing und die linke Hand ein Zepter hielt. Die Entstehungszeit wird auch wegen der Besonderheiten der Frisur etwa mit der Regierungszeit von Kaiser Hadrian in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. angegeben.[5]
Die Antikensammlung Berlin schreibt hierzu:
"Dieses Götterbild ist von einem ganz anderen Charakter als der Iuppiter Capitolinus. Seine Wirkung basiert nicht auf imposanter Körperlichkeit und Herrscherpose, sein Körper ist vielmehr eine ideale Architektur und seine Bewegung ‐ der Ausdruck von Tragen und Lasten und der AusgIeich dieser Kräfte in der Stellung der Beine, der Haltung des Torsos und die Wendung des Kopfes ‐ aus einer geistigen Mitte her gesteuert: die Statuette sucht das strenge Ethos und die klassische Harmonie griechischer Götterbilder des mittleren 5. Jahrhunderts v. Chr. nachzuempfinden. Einzelheiten der Gestaltung wie die korkzieherartigen Locken im Bart und im Nackenhaar gehören jedoch zur eigenen Formensprache ihrer Entstehungszeit in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. Insofern ist die Statuette ein echtes Werk des römischen Klassizismus."[4]
Herkunft
Die Jupiter-Statuette wurde in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. im Römischen Reich gefertigt. Die einzelnen weit entfernt im freien Germanien gefundenen römischen Götterstatuetten wurden wahrscheinlich von Germanen, die in römischen Diensten gestanden hatten, bei ihrer Rückkehr nach Hause mitgebracht[3] und auch dort noch als Götterabbilder, hierbei allerdings germanisch identifiziert, weiterverwendet.[2] Diese Interpretatio germanica identifiziert die römischen Götter anhand ihrer Aufgaben und Atribute mit germanischen Göttern.[6] Hierbei wurde Jupiter wegen des Blitzatributes und als Wettergott von den Germanen mit Donar / Thor oder Ziu / Tyr gleichgesetzt.[2][3] Diese Götterstatuetten wurden nach Germanischer Sitte oft in Mooren kultisch deponiert.[7] Im Fundbereich in Freienwalde befinden sich Niedermoore. In der römischen Kaiserzeit befand sich der Fundort im Siedlungsgebiet der elbgermanischen Semnonen. Deshalb müsste ein Semnone der letzte antike Besitzer der Statuette gewesen sein. Carl Fredrich bringt die römische Bronzesatuetten aus Ostdeutschland in Zusammenhang mit der Götterverehrung der Semnonen.[3] Theodor Fontane beschreibt in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg etwa 20 km entfernt von der Fundstelle der Statuette auf dem Bergrücken des Barnim die Stadtstelle Blumenthal mit der Vermutung, dass hier möglicherweise die heilige Kultstätte der Semnonen (Semnonenhain) lag.[8] Tacitus beschreibt 98 n. Chr. in der Germania den Semnonenhain als den Verehrungsort des Regnator omnium deus, also der Herrscher-König Aller, dem hier zu bestimmten Zeiten ein Mensch geopfert wird. Die Formel Regnator omnium deus verweist hier für den römischen Leser als als Interpretatio Romana auf Iuppiter Optimus Maximus.[9] Es ist verlockend aber leider nicht beweisbar, zwischen dem Regnator omnium deus, dem Semnonenhain und der Moorablage des Jupiter von Freienwalde einen Zusammenhang zu denken.
Entdeckung und weiteres Schicksal
Im Hausarchiv der Hohenzollern befindet sich ein Brief vom 06. Dezember 1810 vom Preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV., an seinen Erzieher Jean Pierre Frédéric Ancillon. Hier beschreibt er, das er wegen seiner Leidenschaft zur Antike einen kleinen Jupiter aus Bronze von einem ihm seit seiner Kindheit gut bekannten Herr Reimann aus Freyenwalde gekauft hat und das der Jupiter in der Nähe von Freyenwalde gefunden wurde.[1][5] Friedrich Wilhelm hatte begonnen unter dem Einfuss des Erziehers Heinrich Menu von Minutoli mit seinen bescheidenen Mitteln eine Antikensammlung anzulegen.[5] Im September 1806 hielten sich Kronprinzen Friedrich Wilhelm und sein Bruder Wilhelm, der spätere deutsche Kaiser Wilhelm I. mit ihrem Erzieher Friedrich Delbrück in Freienwalde im Haus des AIaun Fabrikanten Reimann auf. Wenn es Delbriick gesundheitlich nicht so gut ging, kümmerte sich Herr Reimann um die Prinzen, ging mit ihnen spazieren oder spielte mit ihnen Reiffangen.[5][10] Das Alaunwerk des Fabrikanten Reimann liegt etwas 2 km westlich des Stadtkern von Bad Freienwalde entfernt[11]. Dies könnte ein Hinweis auf den genauen Fundort darstellen.
Heinrich Menu von Minutoli schreibt 1827, dass der kleine Jupiter, der "den höchsten Grad von Vollkommenheit an sich trägt" vor mehreren Jahren in der Nähe von Freienwalde an der Oder ausgegraben wurde.[12]
Leopold von Ledebur beschreibt die Statuette 1838 als Jupiter hastatus und gibt als Fundort "in der Nähe von Freienwalde" und das Fundjahr mit 1920 an.[13][14] Jupiter hastatus bedeutet mit einem Speer bewaffnet und bezieht sich auf den fehlenden linken Arm. Es ist allerdings eher nicht davon auszugehen, dass der Jupiter in der linken Hand einen Speer trug. Antikensammlung Berlin gibt ebenfalls als Funddatum 1810 und Fundort "bei Freienwalde im Oderbruch an".[4]
Carl Fredrich beschreibt die Statuette 1912 als Bronzestatuette des „Juppiter hastatus" und gibt als Fundort 1820 in der Nähe der Stadt Freienwalde ausgegraben an. Zum Fundumstand seien alle näheren Angaben unbekannt.[3]
Bis 1919 stand die Statuette in den früheren Wohnräumen Friedrich Wilhelms IV. im königlichen Schloß zu Berlin und kam dann ins Hohenzollernmuseeum im Schloss Monbijou.[1] 1958 kehrten die während des Krieges nach Thüringen ausgelagerten Bestände der Antikensammlung nach West-Berlin zurück und der Jupiter von Freienwalde kam in die Antikensammlung in Charlottenburg (Ins. HZ 5151) in die Vitrine 19,2,3.[4][15] Seit dem Umzug 2009 der Antikensammlung aus Charlottenburg auf der Museumsinsel befindet sich die Statuette in Antikensammlung im Neuen Museum (Inv. Nr.: HZ 5151 a) in Raum 204 in der Vitrine links von der Apsis.
Reinhard Schmook gibt an, die Jupiter-Statuette sei um 1810 beim Torfstechen entdeckt worden, und vermutet eine Deponierung als Opfergabe an die Götter im Moor.[16] Ernst-Otto Denk vermutet eine Deponierung der Statuette als dank für eine geglückte Flussüberquerung der Oder.[17][18]
Kopie von Johann Wolfgang von Goethe
Karl Anton Neugebauer konnte 1935 die Jupiterstatuette aus Johann Wolfgang von Goethes Sammlung als getreue Kopie des Jupiter von Freienwalde identifizieren.[19] Friedrich Wilhelm IV. ließ vom Künstler J. Dinger aus Solingen, der in Berlin arbeitete, eine Kopie des Jupiter von Freienwalde anfertigen. Anlass hierzu war ein Besuch Friedrich Wilhelm IV. bei Goethe in Weimar, wo er dessen Schrank mit antiken Bronzen besichtigt hatte.[19] Die Kopie trägt eine Patina aus grüner Ölfarbe und ist mittels Verschraubung auf einem runden Messingpostament montiert. Die Basis trägt die Gravur "J. Dinger aus Solingen fec. 1827"[20] Der preußische Minister Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein übergab im Mai 1827 im Auftrag Friedrich Wilhelm die Kopie als Geschenk an Goethe in Weimar.[1][4] Goethe schreibt am 23. Juli 1827 in seinem Dankschreiben, dass das Original des Jupiters in den Niederungen der Oder gefundenen wurde und bedankt sich am 14. August 1827 für "die unvergleichlich schöne Gabe". Diese Kopie ist erhalten und befindet sich im Goethehaus in Weimar (Ins.-Nr. PGI/01208).[19]
Weblinks
- Antikensammlung Berlin: Antike Bronzen in Berlin, Inv. Nr.: HZ 5151 a, Jupiterstatuette [1]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Rudolf Schmidt: Der Jupiter von Freienwalde (illustriert). In: Rudolf Schmidt (Hrsg.): Oberbarnimer Kreiskalender. Band 26. Verlagsgesellschaft R. Müller mbH., Eberswalde 1937, S. 81–82.
- ↑ a b c Reinhard Stupperich: Bemerkungen zum römischen Import im sogenannten Freien Germanien. In: Georgia Franzius (Hrsg.): Aspekte römisch-germanischer Beziehungen in der frühen Kaiserzeit. Vortragsreihe zur Sonderausstellung "Kalkriese-Römer im Osnabrücker Land" 1993 in Osnabrück. Marie L. Leidorf, Espelkamp 1995, ISBN 978-3-924734-79-4, S. 45–98.
- ↑ a b c d e Carl Fredrich: Römische Bronzestatuetten aus Ostdeutschland. In: Programm des Königlichen Gymnasiums zu Cüstrin, Schuljahr 1911-1912. Programm Nummer 93. C. Nigmanns Buchdruckerei, Cüstrin 1912, S. 3–11.
- ↑ a b c d e f g h Klaus Vierneisel: Römisches im Antikenmuseum. Staatliche Museen Preusischer Kulturbesitz, Berlin 1978, S. 17–18.
- ↑ a b c d Margret Dorothea Minkels: Die Stifter des Neuen Museums: Friedrich Wilhelm IV. von Preussen und Elisabeth von Baiern. Books on Demand, Norderstedt 2012, S. 24–25.
- ↑ Gerald Krutzler: Kult und Tabu: Wahrnehmungen der Germania bei Bonifatius. LIT Verlag, Münster 2011, S. 131.
- ↑ Wolfgang Spickermann: Götter und Kulte in Germanien zur Römerzeit. In: Georgia Franzius (Hrsg.): Aspekte römisch-germanischer Beziehungen in der frühen Kaiserzeit. Vortragsreihe zur Sonderausstellung "Kalkriese-Römer im Osnabrücker Land". Marie L. Leidorf, Espelkamp 1995, ISBN 978-3-924734-79-4, S. 119–154.
- ↑ Theodor Fontane: Das Oderland. Barnim/Lebus. In: Die Wanderungen. 2. Band. Friedrich Wilhelm Hendel Verlag, Naunhof und Leipzig 1940, S. 383–389.
- ↑ Dieter Timpe: Romano-Germanica. Gesammelte Studien zur Germania des Tacitus. Teubner Verlag, Stuttgart und Leipzig 1995, S. 153.
- ↑ Johann Friedrich Gottlieb Delbrück: Die Jugend des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und des Kaisers und Königs Wilhelm I. Denkwürdigkeiten ihres Erziehers Friedrich Delbrück. In: Georg Schuster (Hrsg.): Monumenta Germaniae paedagogica. Band 36. A. Hoffmann & Comp., Berlin 1907, S. 513–515.
- ↑ Delbrück, Friedrich, Georg Schuster: Die Jugend des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und des Kaisers und Königs Wilhelm I. Tagebuchblätter ihres Erziehers Friedrich Delbrück (1800-1809). In: Monumenta Germaniae paedagogica. 1. Teil (1800-1806). A. Hoffmann & Comp, Berlin 1907, S. 513–515.
- ↑ Johann Heinrich Karl Menu von Minutoli: Beschreibung einer in den Jahren 1826 und 1827 zu Stendal in der Altmark aufgefundenen altheidnischen Grabstätte. Mauer`sche Buchhandlung, Berlin 1827, S. 17.
- ↑ Leopold Freiherr von Ledebur: Das Königliche Museum vaterländischer Alterthümer im Schlosse Monbijou zu Berlin. Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Berlin 1838, S. 84.
- ↑ Leopold Freiherr von Ledebur: Die heidnischen Alterthümer des Regierungsbezirks Potsdam ein Beitrag zur Alterthümer-Statisik der Mark Brandenburg. Gebauersche Buchhandlung (Petsch), Berlin 1852, S. 80.
- ↑ Wolf-Dieter Heilmeyer: Antikenmuseum Berlin. Die Ausgestellten Werke. Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz Berlin, Berlin 1988, S. 252–253.
- ↑ Birte Förster: Etappen in die Gegenwart. In: Märkische Oderzeitung. Märkisches Medienhaus GmbH & Co. KG, 16. November 2016.
- ↑ Ernst-Otto Denk: Der Jupiter von Freienwalde. In: Ernst-Otto Denk (Hrsg.): Freyenwaldia, Viadrus Sonderheft zum 700. Stadtjubiläum. Viadrus Press, Bad Freienwalde (Oder) 2016, S. 145–146.
- ↑ Ernst-Otto Denk: Jupiter als Dank für die Überquerung der Oder. In: Märkische Oderzeitung. Märkisches Medienhaus GmbH & Co. KG, 6. Februar 2021.
- ↑ a b c Kristin Knebel: Goethe als Sammler figürlicher Bronzen: Sammlungsgeschichte und Bestandskatalog. E.A. Seemann Henschel GmbH, Leipzig 2009, ISBN 978-3-86502-205-9, S. 138.
- ↑ n: n. In: Römisch-Germanischen Museum und der Archäologischen Gesellschaft Köln (Hrsg.): Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte. Gebr. Mann Verlag, Berlin, ISBN 978-3-7861-1210-5.