Top-Level-Domain
Jeder Name einer Domain im Internet besteht aus einer Folge von durch Punkte getrennten Namen. Die Bezeichnung Top-Level-Domain (vom englischen top level domain, übersetzt Bereich oberster Ebene; Abkürzung TLD) bezeichnet dabei den letzten Namen dieser Folge und stellt die höchste Ebene der Namensauflösung dar. Heißt der Rechner beispielsweise www.wikipedia.org, so ist org die Top-Level-Domain dieses Rechnernamens.
Im so genannten Domain-Name-System (DNS) werden die kompletten Namen und damit auch die TLDs referenziert und aufgelöst, also einer eindeutigen IP-Adresse zugeordnet. Die Registrierungsstelle legt dabei einen Datenbank-Eintrag über den Inhaber an, der Whois-Abfragen über das gleichnamige Protokoll, ähnlich einem Telefonbuch, ermöglicht.
TLDs werden von der IANA in zwei Hauptgruppen und einen Sonderfall unterteilt:
- allgemeine TLDs (generic TLDs oder gTLDs)
- länderspezifische TLDs (country-code TLDs oder ccTLDs).
- die Infrastruktur-TLD arpa (Sonderfall)
Länderspezifische TLD-Bezeichner bestehen dabei immer aus zwei Buchstaben, allgemeine aus drei oder mehr Buchstaben. Zu den ccTLDs zählt auch .eu (Europa).
Allgemeine Top-Level-Domains
Die allgemeinen Top-Level-Domains können in zwei Gruppen unterteilt werden: gesponserte und nichtgesponserte. Die (sehr viel wichtigeren) nichtgesponserten Domains stehen unter der direkten Kontrolle von ICANN und der Internet Community. Die gesponserten Domains werden von unabhängigen Organisationen kontrollliert und finanziert. Diese Organistationen haben das Recht, eigene Richtlinien für die Vergabe von Domainnamen anzuwenden. Bekanntestes Beispiel ist .mil. Diese Domain wird vom US-amerikanischen Militär exklusiv genutzt.
Die mit großem Abstand meist gebrauchte TLD ist .com. Ursprünglich wurde sie von US-amerikanischen Firmen und Organistationen verwendet, heute ist sie aber weltweit verbreitet.
Nichtgesponserte Domains
- .biz – business, nur für Unternehmen – weltweit
- .com – commercial, ursprünglich nur für US-Unternehmen, jetzt frei für jeden – weltweit
- .info – Informationsanbieter – weltweit
- .int – Internationale Regierungsorganisationen (zum Beispiel www.eu.int, www.nato.int oder www.who.int)
- .name – nur für natürliche Personen oder Familien (Privatpersonen) – weltweit
- .net – Netzverwaltungseinrichtung – weltweit (*)
- .org – organization, ursprünglich für nichtkommerzielle Organisationen reserviert, inzwischen allgemein freigegeben – weltweit
- .pro – professions (Anwälte, Steuerberater, Ärzte, Ingenieure) – nur für genannte Berufsgruppen der USA, Kanadas, Deutschlands und des Vereinigten Königreichs
- Sonderfall:
- .arpa – TLD des ursprünglichen Arpanets, jetzt verwendet als Address and Routing Parameter Area. Von der IANA wird diese TLD als "Infrastruktur-Domain" bezeichnet.
Gesponserte Domains
- .aero – aeronautics, für in der Luftfahrt tätige Organisationen – weltweit
- .cat – catalan, für katalanische Sprache und Kultur
- .coop – cooperatives (Genossenschaften) - weltweit
- .edu – educational, nur für Bildungseinrichtungen (zum Beispiel www.mit.edu)
- .gov – government, nur Regierungsorgane der USA (zum Beispiel www.whitehouse.gov)
- .jobs - jobs, nur für Unternehmen mit Stellenangeboten - weltweit
- .mil – military, nur für militärische Einrichtungen der USA (zum Beispiel www.army.mil)
- .mobi - mobile, Darstellung der Webseiten speziell für mobile Endgeräte, sTLD - weltweit
- .museum – Museen – weltweit
- .tel - telephone, zum vereinfachten Anrufen von Firmen und Personen - weltweit
- .travel – für die Reise-Industrie (z. B. Reisebüros, Fluggesellschaften etc.)
Die klassischen, in der Anfangsphase des DNS definierten TLDs, sind in Fettschrift dargestellt.
Aufgrund der liberalen Vergaberegeln für die TLDs .com, .net, .org sowie (mit kleineren Einschränkungen) .biz und (neuerdings) .name ist die ursprüngliche Bedeutung dieser TLD jedoch weitestgehend abhanden gekommen. Eine derartige TLD weist nicht notwendigerweise auf einen entsprechenden Gebrauch hin. So wird etwa die eigentlich für nichtkommerzielle Organisationen gedachte .org-TLD heute gelegentlich von Pornographie-Anbietern verwendet. Die einzige universelle TLD, für die keinerlei offizielle oder inoffizielle Restriktionen existieren, ist .info.
Die .arpa-TLD sollte ursprünglich nur eine temporäre Lösung bei der Einrichtung des DNS im Internet sein, jedoch stellte sich die spätere Auflösung dieser Domain als unpraktisch heraus. Die Subdomain in-addr.arpa ist weltweit im Einsatz, um das Auflösen einer IP-Adresse in einen Domainnamen (reverse lookup) zu ermöglichen, eine weitere Subdomain, e164.arpa, wird für ENUM, die Adressierung von Internet-Diensten über Telefonnummern, verwendet.
Länderspezifische Top-Level-Domains
Es gibt über 200 ccTLDs. Jedes Land besitzt genau einen Zwei-Buchstaben-Code nach ISO 3166.
Ausnahmen:
- die USA besitzen neben .us noch die TLDs .mil (Militär), .gov (Regierung) sowie .edu (Bildungseinrichtungen)
- das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland benutzt die TLD .uk, während das der ISO-Liste vorgesehene Kürzel .gb nur für wenige Domains verwendet wird.
- auch Åland hat als autonome Provinz Finnlands seit März 2006 mit .ax eine eigene TLD
- als einziges staatenloses Gebiet besitzt die geographisch definierte Antarktis die TLD .aq
- Ascension hat eine eigene TLD .ac, obwohl es nicht auf der ISO-Liste steht, sondern zu St. Helena (.sh) gehört.
- Die palästinensischen Autonomiegebiete haben mit .ps eine eigene TLD, obwohl sie von Israel kontrolliert werden.
Änderungen:
- .cs wurde früher für die Tschechoslowakei verwendet, inzwischen für Serbien und Montenegro vergeben.
- .zr für Zaire wurde 2004 aus den Root-Servern entfernt (jetzt .cd)
- .dd wurde für die DDR zugeteilt, jedoch nur etwa drei Jahre lang um ihr Ende herum verwendet, dann mit .de zusammengeführt.
Des weiteren sind noch drei obsolete TLDs aus Gründen der Erreichbarkeit aktiv:
- Serbien und Montenegro besaßen die TLD .yu, später wurde zusätzlich .cs vergeben, was aber nie genutzt wurde
- In der Russischen Föderation wird neben .ru auch noch .su (Überbleibsel aus der Zeit der Sowjetunion) betrieben
- Osttimor wechselt momentan von .tp auf .tl und betreibt für eine Übergangszeit beide TLDs
Jedes Land hat das Recht, eigene Vergaberichtlinienen für seine Domain festzulegen. So ist es beispielsweise bei der französischen TLD .fr erforderlich, dass der Domain-Inhaber seinen Wohn- oder Firmensitz in Frankreich hat. Die österreichische .at-Domain erlaubt reine Zahlen-Domains (z.B. 123456789.at). In anderen Fällen sind für die zweite Namensebene nur wenige vorgegebene Namen möglich. Bekanntestes Beispiel ist die britische .uk-Domain, die (mit Ausnahme der Internetseiten des britischen und des schottischen Parlamentes) nur die folgenden Second-Level-Domains zulässt: .co.uk, .org.uk und .me.uk. Der eigentliche Name wird also als Third-Level-Domain definiert (z.B. example.co.uk).
Zweckentfremdungen
Vor allem sehr kleine und/oder arme Länder vermarkten ihre Domains, indem sie nicht nur ihre Vergabepolitik sehr liberal handhaben, sondern die Registrierung der Domains aktiv bewerben. Dabei entwickelt sich der Domainmarkt teilweise zu einem lukrativen Geschäft, indem die Registrierungsgebühren teilweise deutlich über die tatsächlich anfallenden Kosten gesetzt werden.
Das erste Land, das seine Domains frei registrieren ließ, war 1998 Tonga. Der Ansturm war gewaltig, denn zu dem Zeitpunkt waren gute Namen unter com schon lange nicht mehr ohne weiteres zu haben, und andere ccTLDs hatten zum Teil sehr strenge Registrierungsbedingungen. Außerdem ergaben sich durch die Endung .TO interessante Domainnamen, die sich sehr gut als Kurz-URLs nutzen ließen, wie come.to oder go.to.
Die wohl bekannteste fremdgenutzte ccTLD ist .TV, die als Television vermarktet wird. Dazu wurde eine eigene Firma DotTV gegründet, die die Domain vermarktet und an der der Staat Tuvalu Miteigentümer ist. Dieser Coup brachte dem Zwergstaat 50 Mio. $ auf einen Schlag und jährlich weitere 5 Mio. $; damit wurde unter anderem der Beitritt zu den Vereinten Nationen bezahlt. Tuvalu würdigt den Domainverkauf sogar mit einer eigenen Briefmarke. Tuvalus Regierung kaufte von dem Geld IT-Technik für die wichtigsten staatlichen Einrichtungen.
Auf ähnliche Weise wird die ccTLD von Mikronesien, .FM, häufig im Rundfunkbereich zweckentfremdet, wo die Abkürzung für "Frequenzmodulation" steht und als in diesem Bereich häufig verwendetes Verfahren oft mit dem Hörfunk assoziiert wird.
Auch andere Länder bzw. die Firmen, die deren TLDs vermarkten, versuchen einen Markt zu schaffen, indem Abkürzungen erfunden werden, die die Adresse in einen Kontext stellen sollen, der ursprünglich nicht gegeben war. So vermarktet eine Firma die Domain .LA als Domain für Los Angeles, was noch einsichtig erscheint; aber auch die Domain .WS (Samoa) wird als WebSite vermarktet, obwohl eine solche Abkürzung völlig ungebräuchlich ist.
Andererseits werden manchmal Abkürzungen regional zweckentfremdet, obwohl das den jeweiligen NICs vielleicht gar nicht bewusst ist. So wird zum Beispiel .BE (Belgien) für Bern verwendet, .BY (Weißrussland) für Bayern, .MS (Montserrat) für Münster in Westfalen, .PL (Polen) für Pfalz , .GL (Grönland) für Kanton Glarus und .SH (St. Helena) für Schleswig-Holstein und den Kanton Schaffhausen.
Auch die ccTLD .AG des Inselstaates Antigua und Barbuda wird vom Betreiber neben der vorgesehenen Verwendung gezielt für Firmen im deutschsprachigen Raum beworben, um deren Rechtsform einer Aktiengesellschaft (AG) zu verdeutlichen. Gleichzeitig verdeutlicht diese Domain die Unsicherheit, in die man sich begibt, wenn man eine "exotische" Domain registriert: Die gesamte Registry war wegen vermuteter Machtkämpfe um die TLD zwischen 1999 und 2000 nicht erreichbar.
Eine weitere Besonderheit stellt die ccTLD .TK (Tokelau) dar, Domains unter dieser Top-Level-Domain können kostenlos registriert werden und man erhält noch E-Mail-Adressen dazu. Bei dieser Form der Registrierung kann man die Domain nicht frei nutzen, sondern ist ausschließlich auf den Service des entsprechenden NICs angewiesen, der lediglich HTTP in Form einer Weiterleitung auf eine andere URL unterstützt. Wer andere Services nutzen will, muss die Domain auch bezahlen.
Die technische und administrative Realisierung einer TLD
Für jede Top-Level-Domain existiert eine Gruppe von Nameservern, die den gesamten Namensraum dieser Domain verwalten (meist mittels Delegationen auf weitere Server). Diese Domain-spezifischen Nameserver sind über die Root-Nameserver erreichbar. Außerdem existiert eine zentrale Datenbank, die über alle unterhalb dieser TLD angesiedelten Second-Level-Domains administrative Informationen enthält, wie zum Beispiel Name und Adresse des jeweiligen Domain-Inhabers. Auf diese Datenbank kann über den Whois Service zugegriffen werden.
Für den Betrieb der Server und der Datenbank wird von ICANN für jede Domain eine Organisation beauftragt, die in der Internet-Terminologie Registry genannt wird. Für die .com-TLD beispielsweise ist das die Firma VeriSign, für .de die DENIC. Eine derartige Registry ist außerdem für die Vergabe von direkt untergeordneten Second-Level-Domains zuständig (z.B. example.com oder beispiel.de). Diese Aufgabe wird allerdings oft an an sogenannte Registrare delegiert (siehe hierzu auch: Domain-Registrierung).
Für jede TLD existieren Richtlinien, die die Vergabe von Second-Level-Daomains regeln. Diese sind über die Websites der jeweiligen Registrys abrufbar. Für einige TLDs existieren IDN-Sprachtabellen, in denen alle Sonderzeichen aufgelistet sind, die bei der Vergabe von Subdomains verwendet werden dürfen. So sind zum Beispiel bei .biz und .org deutsche Umlaute zulässig. Diese Tabellen werden von der IANA verwaltet und sind über die Websites der Registrys einsehbar.
Alternative Root-DNS
Es gibt im Internet auch Organisationen, die alternative Namensserver betreiben, über welche zusätzlich zu den oben aufgeführten, quasi-offiziellen, vom ICANN kontrollierten TLDs weitere TLDs verfügbar sind. Ein entscheidender Nachteil dabei ist, dass solche Adressen für herkömmliche Internet-Nutzer nicht erreichbar sind. Auch werden sie von Suchmaschinen wie Google ignoriert. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Namensräume zweier Betreiber kollidieren können, wie zum Beispiel bei den .biz-Domains des Pacific Root.
Das Projekt OpenNIC versucht dabei die alternativen Systeme zusammenzuführen, betrachtet jedoch die ICANN-TLDs als vorrangig und akzeptiert weder konfligierende noch private Namensräume.
- OpenNIC-eigene TLDs sind: .glue, .indy, .geek, .null, .oss und .parody
- AlterNIC-TLDs sind: .exp, .llc, .lnx, .ltd, .med, .nic, .noc, .porn und .xxx.
- Das Free Community Network verwendet die TLD .fcn
- Pacific Root TLDs, die über OpenNIC-Namensserver erreichbar sind: .ais, .bali, .belize, .bio, .cal, .career, .chem, .children, .costarica, .ind, .job, .lib, .medic, .nomad, .npo, .ppp, .sat, .satcom, .satnet, .scuba, .socal, .stream, .work und .www. Nicht akzeptiert wurden hingegen .biz, .cars, .corp, .etc, .family, .food, .jobs, .ocean, .men, .ngo, .not, .online, .wine und .women wegen Namenskonflikten, sowie die Privat-TLD .pacroot
Des Weiteren gibt es auch das europäische "Open Root Server Network". Es stellt eine unabhängige Alternative (mit IPv6-Unterstützung) zu den ICANN-Root-Servern bereit.
Statistische Angaben
Ende Juli 2006 waren unter den wichtigsten TLDs folgende Anzahlen an Domains registriert[1]:
- .com: 53.896.533
- .de: 10.102.436 (Stand: 20. September 2006) [2]
- .net: 7.870.306
- .uk: 5.141.040
- .org: 4.853.499
- .info: 3.259.281
- .eu: 2.127.531 (Stand: 20. September 2006) [3]
- .nl: 1.992.258
- .biz: 1.443.849
- .it: 1.178.188
Quellen
- ↑ DENICeG: Domainzahlenvergleich auf http://www.denic.de/de/domains/statistiken/domainvergleich_tlds/index.html [01.09.2006]
- ↑ DENICeG: Tagesstatistik: .de-Domains auf http://www.denic.de/de/domains/statistiken/index.html[20.09.2006]
- ↑ EURid: .eu status report auf http://status.eurid.eu/ [20.09.2006]
Weblinks
- http://www.denic.de/ – deutsche Registrierungsstelle für Domainnamen mit der Endung .de
- http://www.switch.ch/id/ – schweizerische Registrierungsstelle für Domainnamen mit den Endungen .ch und .li für Liechtenstein
- http://www.nic.at/ – österreichische Registrierungsstelle für Domainnamen mit der Endung .at
- http://www.eurid.eu/ – europäische Registrierungsstelle für Domainnamen mit der Endung .eu
- http://www.internic.net/
- http://www.icann.org/
- http://www.icann.org/tlds/ nicht-länderspezifische Top-Level-Domains
- http://www.iana.org/cctld/cctld-whois.htm
- RFC 2606 – Reservierte Top-Level-DNS-Namen
- http://www.opennic.unrated.net/
- http://www.aufrecht.de/3869.html – Beitrag zur rechtlichen Bedeutung der Top-Level-Domains nach deutschem Recht ... "sartorius.at"
- http://www.xanady.de/ext/Downloads/ - SQL-File mit allen länderspezifischen Top-Level-Domains
- http://www.tk/ - Registrierungsstelle für Domainnamen mit der Endung .tk [(Tokelau) Kostenlos]