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Kaufzwang

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Die Kaufsucht (fachspr. auch Oniomanie, von griech. onios = „zu verkaufen“; engl. shopping addiction, compulsive buying oder shopaholism) ist eine psychische Störung, die sich als zwanghaftes, episodisches Kaufen von Gütern und Dienstleistungen äußert. Sie wird ähnlich wie die Spielsucht oder die Arbeitssucht nicht als eigenständige Krankheit gesehen, sondern zu den Zwangshandlungen gerechnet (Gruppe F49.x im ICD-10), manchmal auch zu den Impulskontrollstörungen (F63.x). Sie war bereits 1909 in der ersten Auflage des Lehrbuches von Emil Kraepelin enthalten.

Für die psychiatrische Diagnose wesentlich ist, dass nicht mehr der Besitz der Güter Handlungsziel ist, sondern die Befreiung von einem imperativen Drang durch die Kaufhandlung selbst. Die Sinnlosigkeit des Handelns ist auch der Betroffenen klar, Willensanstrengungen ("Zusammenreißen") helfen gleichwohl nicht. Wird die Kranke an der Kaufhandlung gehindert, entwickelt sie Entzugserscheinungen, z.B. vegetative Erregung. Meist wird eine bestimmte Warengruppe (z.B. Schuhe) bevorzugt. Die weit über den Bedarf hinaus gekauften Gegenstände werden oft unausgepackt in der Wohnung gelagert oder gar weggeworfen.

Die Schätzungen der Erkrankungshäufigkeit in Industrienationen liegen bei ca. 1 %. In der Bundesrepublik Deutschland waren einer Studie der Universität Hohenheim (Scherbaum 1991) zufolge sogar 5 % der Bevölkerung betroffen; zu 90 % Frauen.

Die Behandlung basiert in der Regel auf Verhaltenstherapie und sozialen Hilfen. Vor allem in den USA werden auch regelmäßig Psychopharmaka (Antidepressiva eingesetzt.

Ursachen

Der Kaufsucht liegt eine Persönlichkeitsstörung zugrunde, die nach Ansicht der meisten Autoren durch ein vermindertes Selbstwertgefühl gekennzeichnet ist. Negative Gefühle und Frustationen sollen dabei verdrängt werden. Nach längerem Verlauf treten Ängste, Schuldgefühle und Depressionen hinzu, die durch die unweigerlich eintretenen finanziellen Probleme verschärft werden.

Folgen

Aus einer oft jahre- und jahrzehntelang anhaltenden Kaufsucht entstehen verheerende Folgen: meistens Überschuldung oder die komplette Insolvenz; manche Betroffene versuchen diese mit illegalen Taten wie Diebstahl oder Unterschlagung von Geld zu verhindern.


Siehe auch:

Literatur