Dehrn
Dehrn ist der Name eines Dorfes an der Lahn, das zur Stadt Runkel gehört und in West-Hessen, nahe der Stadt Limburg an der Lahn liegt. Dehrn bildet mit seinen 2289 Einwohnern (Stand Oktober 2005) den größten Ort der Gesamtgemeinde Runkel.
Geologie
Übersicht
Naturräumlich liegt Dehrn im Gießen-Koblenzer-Lahntal und hier im Limburger Lahntal als zentralem Teil des „Limburger Becken“ mit einer durchschnittlichen Höhe von 100-150 ü.NN und der tiefer liegenden Talsohle der Lahn. Das Limburger Becken ist großflächig mit Löß überdeckt und bildet ein waldfreies, ackerbaulich genutztes, bewegtes Hügelland. Das Limburger Becken, zu welchem Dehrn klimatisch gerechnet wird, fällt durch sein warmes und trockenes Klima auf. Im Januar liegt die durchschnittliche Temperatur bei 1 °C, im Juli werden 17-18 °C gemessen. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 8,5 °C. An Jahresniederschlag werden 550 l/m² gemessen, eine geringere Niederschlagsmenge als im Westerwald und Taunus.
Die geologische Prägung wird bestimmt durch Ablagerungen von Lößlehm. Dadurch wird der eigentlich landschaftsprägende Bau des paläozischen Abschnitts des Tertiär verdeckt. Zu sehen ist das in dem Massenkalkzug, der sich als Schlossberg, Kirschen- und Fichtenberg durch den Westteil der Gemarkung zieht. Daneben sind kleinere Vorkommen von Grauwackeschiefer, mitteldevonischem Schiefer und Schalstein zu vermerken. Im Norden der Gemarkung und im Bereich des sogenannten „Niederholz“ sind Quarzkiese vorzufinden. Südlich der Lahn sind eiszeitliche Ablagerungen als Terrassenkies, -schotter und -sande zu finden. Die besten Böden der Gemarkung sind degradierte Steppenböden. Diese Steppenböden sowie Parabraunerden weisen eine günstige bodenphysikalische und chemische Struktur auf. Die damit verbundene Fruchtbarkeit des Bodens gab der näheren Umgebung auch den schönen Beinamen der „goldene Grund“.
Das für Dehrn prägende Gewässer ist ohne Zweifel die Lahn, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis Weilburg für die Treidelschifffahrt ausgebaut wurde. Im Dehrner Hafen liegen heute wieder Schiffe. Dort hat der Bootsclub Limburg seine Heimat gefunden. Die Fahrzeuge der Freizeitkapitäne erinnern ein wenig an die Zeit, als hier noch Kalkstein, Eisenerz, Tonerden und Kohle verladen wurden. Ein weiteres Gewässer ist der Rolsbach. Der Rolsbach entspringt hart an der Gemarkungsgrenze Dehrn- Ahlbach im Norden des Dehrner Feldes. In seinem Lauf konnte er mit der Zeit ein markantes Kerbtal ausbilden. Auch trieb er ab der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert die Dehrner Wassermühle an. Leider war nicht immer genug Wasser vorhanden, so dass die Mühle nicht immer betrieben werden konnte. Seit Ende der 1960er Jahre ist der Rolsbach ab der Einmündung Bachstraße/Niedertiefenbacher Weg verrohrt. Auf der Südseite der Lahn liegen ehemalige Kies- und Tongruben, die dem freien und wilden Bewuchs freigeben sind.
Vegetation
Die potentielle natürliche Vegetation ist ein Buchenmischwaldgebiet. Nur in den tieferen Gebieten entlang der Lahn wäre ein Auenwald mit Erlen, Hainbuchen und Stieleichen der natürliche Bewuchs. Direkt an der Lahn war ein Erlenwald mit Weidengürtel der ursprüngliche Baumbestand. Eingestreut in die wertvollen landwirtschaftlichen Nutzflächen sind Feldgehölze, Hecken, eine große Streuobstwiese in „den Borngräben“ und eine auf „dem Cassel“. Ein kleines Waldstück inmitten der Gemarkung ist das „Niederholz“. Dieses Wäldchen ist der Rest des ehemals großen Dehrner Waldes, der sich von Ahlbach den Bergrücken „auf dem Cassel“ hinzog. So konnte ein Chronist im 14. Jahrhundert in einer Beschreibung der Ahlbacher Flur von „dem großen Derner Wald“ in Richtung Obertiefenbach berichten. Flurnamen im angrenzenden Feld Richtung Ahlbach namens „bei dem Hölzchen“ und „Wolfskaut“ zeigen, dass hier einmal Waldbestand war. Die südlich des Niederholz gelegene Flur „Wiebach“, was übersetzt Wittbach=Holzbach bedeutet, zeigt ebenfalls früheren Waldbestand an. Die Gemarkung Dehrn hat eine Höhe von 108m über NN am „weißen Haus“ Richtung Dietkirchen und 210m über NN an der Gemarkungsgrenze Obertiefenbach in der Flur „Cassel“.
Landnutzung und Schutzgebiete
Die Gesamtgröße der Gemarkung beträgt 528 ha, davon werden 288 ha als Ackerland genutzt, es gibt 83 ha Grünland, 104 ha Wald und 84 ha nimmt der Ort selbst ein. Dehrn liegt im Bereich des Landschaftsschutzgebiets „Taunus“. Die Grenze dieses Schutzgebietes endet hart an der bebauten Ortsgrenze. Auch sind Waldbereiche, die ehemaligen Kiesgruben, „Wahls Tümpel“, die ehemalige Tongrube und ehemalige Lagerstätte für Hausmüll „Lüngen“ im Bereich „Oberhaide“ Naturschutzgebiet. Der Bereich Westerwaldseite ist Schutzgebietszone zwei der Wasserwerke Steeden und Obertiefenbach.
Strukturdaten
In Dehrn leben 2289 Menschen, der Ausländeranteil beträgt 10,7%. Die westlichen Stadtteile von Runkel, zu denen auch Dehrn zählt, haben zwischen 1991 und 1999 eine Bevölkerungszunahme um 8,2% verzeichnen können. Allerdings ist in Dehrn die Entwicklung stagnierend, da Bauland aus verschiedenen Gründen nicht bereitgestellt werden konnte. Die Stadt Runkel weist eine stark negative Pendelbilanz auf, 877 Einpendlern stehen 2623 Auspendler gegenüber. Die Baustruktur lässt eine Zweiteilung erkennen, dem alten Ortskern stehen neue, nach 1945 ausgewiesene Baugebiete gegenüber, wobei 45% aller Wohngebäude vor 1918 errichtet wurden. Im Osten Dehrns entlang der Straße nach Steeden hat sich ein großflächiges Gewerbegebiet entwickelt. Im Jahre 2005 wurde die stillgelegte Ziegelei abgerissen, die Kamintürme wurden gesprengt und die gesamte Bebauung abgetragen. Das Gelände soll einer neuen Nutzung zugeführt werden.
Durch die Anschlussstelle zur B49/B54 ist Dehrn an das Straßennetz gut angeschlossen. Die Anschlussstellen der A3 sind wie der ICE Haltepunkt Limburg-Süd ebenfalls gut erreichbar. Entlang der Lahn verläuft der Fernradweg R7. In Dehrn gibt es einen Kindergarten, eine Grundschule, ein Dorfgemeinschaftshaus, ein Feuerwehr- und Vereinshaus, eine Außenstelle der Stadtverwaltung Runkel, eine Kirche, zwei Kapellen, ein Friedhof sowie eine Apotheke, einen praktischen Arzt und zwei Zahnärzte. An sportlichen Einrichtungen sind Fußballplatz, Tennisplätze und ein Kinderspielplatz zu nennen.
Geschichte
Frühgeschichte, erste Erwähnung und die Zeit bis 1600
Schon seit der Jungsteinzeit leben Menschen an der günstigen Lahnfurt. So wurden beim Bau der Kirche St. Nikolaus im Jahr 1925 Gräber aus der Steinzeit gefunden. Hier sei an die Ansiedlung von Menschen in den Steedener Höhlen erinnert. Weiter gibt es Fundstellen von keltischen Gräbern in der Gemarkung „in den Vier Morgen“. Fränkische Grabstellen wurden im Bereich links und rechts der alten Lahnfurt gefunden. Hier hatten die Franken nach der Eroberung des Gebietes eine Militärstation eingerichtet.
Erstmals wurde der Ortsname im Jahre 1197 in einem Pfandvertrag schriftlich erwähnt. In diesem Pfandvertrag unterzeichnete ein „Frei von Dern“ als Zeuge. In der damaligen Zeit wurden schriftliche Dokumente nur zu besonderen Zwecken wie Übertragungen oder Schuldverschreibungen angefertigt, so dass nur negative Ereignisse schriftlich festgehalten wurden. Vor diesem Hintergrund ist ein spätes Erscheinen des Namen Dehrn oder „Dern“, wie er damals geschrieben wurde, positiv zu bewerten. Dehrn gehörte in dieser Zeit zur Grafschaft Diez. Ein Teil der Grafschaft war die „Dehrner Cent“. Ein Verwaltungs- und Gerichtsbezirk, dem neben Dehrn auch die Orte Dietkirchen, Offheim, Niederhadamar, Ahlbach, Niederahlbach (heute Urselthaler Hof), Weyer, Faulbach, Malmeneich, Steinbach, Obertiefenbach, Niedertiefenbach, Schupbach, Eschenau, Hofen und Steeden angehörten. Die „Dehrner Cent“ war wegen ihres Umfangs und ihres Alters eine der bedeutendsten der Grafschaft. Ihre Wichtigkeit streicht die Blutgerichtsbarkeit heraus. Durch staatsgebietliche Veränderungen ab 1564 veränderte sich die Form der Gerichtsbarkeit. Etwa ab da wurden Schwerverbrechen am Höchstgericht zu Diez verhandelt. Die „Dehrner Cent“ hatte bis ins 18. Jahrhundert Bestand. So wird noch 1790 vom limburger Stadschreiber Lamboy ein Gerichtstag erwähnt. Er fand unter den Linden oder im Hof des Chorbischofs statt.
Folgende Schultheißen in der „Derner Cent“ sind belegt:
- Heinricus (1259),
- Clas (1345),
- Hermann Bierwirt zu Dern (1372),
- Peter (1397),
- Henne Appel (1434),
- Henne Runkel (1442-1467),
- Hermann Eppelmann (1469),
- Johann von Radenrode (1478-1481),
- Godert Helling (1486-1488),
- Tysse Eppelmann (1502),
- Johann Helling (1526-1556),
- Lotze von Elz (1539-1563),
- Wilhem Kreußler (1601),
- Martin Kreußler (gestorben vor 1610),
- Johann Kreußler (1608-1614),
- Emmerich Kreußler (1621-1628),
- Andreas Meuser (Landschultheiß) (1636-1639).
Hessische Schultheißen zu Dehrn: Johann Ellinghausen (Keller, d.h. Verwalter), 1583-1596, Wilhem Seu, verstorben 1619.
Im Laufe seiner bewegten Geschichte war Dehrn mehr als zehn Landesherren untertan, manchmal sogar mehreren Herren gleichzeitig. So gehörte Dehrn um das 1500 zur Hälfte den Grafen von Nassau-Dillenburg und zu je einem Viertel dem Grafen von Eppstein und dem Landgrafen von Hessen. 1557 ging alles an den Grafen von Nassau-Dillenburg. Nur ein kleiner Bereich von 16 Häusern blieb in hessischer Hand. In diesem Bereich, auch „Burgfrieden“ genannt, galt ein besonderes Recht. Erhalten ist bis heute von diesen 16 Häusern die „Pfalz“, das ehemalige Burgmannen- und Verwaltungshaus und der Torbogen der den Eingang zu diesem Bezirk markiert. Die anderen Häuser wurden im Zuge der Bautätigkeiten des Baron von Dungern in der Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen. Die Bewohner fanden im Dorf neue Häuser, doch den Dorfnamen „Pälzisch“ behielten sie.
Die Folgen des Augsburger Religionsfriedens waren auch für die Dehrner spürbar. Das katholische Dehrn widersetzte sich als einziges Dorf in ganz Nassau-Dillenburg der gräflichen Anordnung, den evangelischen Glauben anzunehmen. Besonderen Schutz hatten die Dehrner von der Familie der Freien von Dern zu erwarten. Schon seit einiger Zeit suchte diese die Nähe zu den Erzbischöfen von Mainz. So hatten die von Dern in Eltville, der Residenz der Mainzer Bischöfe, stattliche Häuser in der Nachbarschaft des Bischofs. Es ist anzunehmen, dass enge wirtschaftliche, politische und religiöse Verbindungen bestanden. Die Freyen von Dern hatten mit ihrem Patronat über die St. Nikolauskapelle und der Anstellung eines Geistlichen eine starke Bindung zur katholischen Kirche. Außerdem war wohl die Nähe zum Lubentiusstift in Dietkirchen ein Grund mehr, sich der gräflichen Anordnung zu widersetzten. Die politischen Ansprüche Hessens über den Distrikt „Burgfrieden“ ließen den Einsatz von starken Machtmitteln nicht zu. In den angrenzenden Ortschaften von Nassau-Dillenburg war das Verbleiben von Dehrn im katholischen Glauben ein Anlass ständiger Beschwerden. So sind Schreiben an die Verwaltung Dillenburg erhalten, in denen „das greuliche Treiben und die heidnischen Umzüge der Derner zu Fronleichnam“ zu Bedenken rechtschaffener Mitchristen führten.
Das besondere Verhältnis der Dehrner zu Ahlbach, des Nachbardorfes auf der anderen Seite der heutigen B49, im Volksmund wegen des langen geraden Verlaufs zwischen Limburg und Obertiefenbach mit der Wegstrecke von 7 km, was einer deutschen Meile entspricht, an dieser Stelle „Meil“ genannt, dürfte in dieser Zeit seinen Ursprung haben. Im 16. Jahrhundert wurde die bekannte Fernstraße Meil noch „Hohe Straße“ genannt. Sie lief ursprünglich von Limburg nach Steinbach. Am Zollhaus Ahlbach zweigte die Straße ab. Dort lief sie den „Hohlweg“ entlang Richtung „Wacht“ um über „Dehler Weg“ und Gehenk an Oberweyer vorbei durch Steinbach und von dort nach Wetzlar und Siegen zugelangen. Noch Napoleon nutze diese Straße bei seinen Feldzug Richtung Russland und zurück. Ein anderer Zweig lief südöstlich über den Distrikt „Cassel“ nach Obertiefenbach und Wetzlar zu. Der erste geordnete Ausbau der Meil erfolgte im Auftrag der neuen Regierung des Herzogtum Nassau 1816/17. Die nun Weilburger Straße bezeichnete Straße bekam ihre Steine aus der Ahlbacher Steinkaut neben dem heutigen Friedhof. Ihren Verlauf behielt die Meil bis 1957. Im Jahre 1957/58 wurde die bis dahin nur 6m breite Straße auf 7,50 verbreitert und frostsicher ausgebaut.
1959 wurde die Umgehungsstraße Obertiefenbach errichtet. Der asphaltierte Ausbau der Feldwege neben der Meil erfolgte 1963/64. 1979 wurde der vierspurige Ausbau bis zur Abfahrt Siegen vorgenommen. 2006 ist der Baubeginn des vierspurugen Ausbaus bis Obertiefenbach Deponie. Für Dehrn hat dieser Ausbau ebenfalls einschneidene Bedeutung. So soll der Verbindungsweg offheimer Weg Ahlbacher Weg zu einer Kreissrasse mit 4,75m Breite ausgebaut werden Diesen Weg werden dann landwirtschaftliche Fahrzeuge und Pkw gemeinsam nutzen. Außerdem werden im Zuge der Flurbereinigung Feldwege mit einer Teerdecke ausgebaut um den landwirtschaftlichen Verkehr der die Meil nicht mehr nutzen darf, aufzunehmen.
Dehrn unter der Regierung von Nassau-Hadamar in der Zeit von 1607 bis 1711
Im Jahre 1607 ging die Derner Cent an die Grafen von Nassau Hadamar. Religonskämpfe und der dreissigjährige Krieg kennzeichen diese Zeit. Auch das politische Tagesgeschäft mit seinen kleinen und großen Kämpfen kam nicht zu kurz. Im Jahre 1619 wird ein Wilhem Seus oder auch Seusius erwähnt. Er war hessischer Schultheiß in Dehrn und Vater des 1631 vom Kloster Arnstein nach Beselich beorderten Pater Johannes Seusius, der sich vor schwedischen Truppen in Sicherheit bringen musste. Er konnte sich für lange Zeit in Dehrn verborgen halten. 1660 starb er als Senior des Klosters Arnstein im Alter von 85 Jahren. Im Dreißigjährigen Krieg hatte auch Dehrn zu leiden.
Dehrn und Graf Johann Ludwig von Hadamar
Für seine besonderen Verdienste, die sich Graf Johann Ludwig von Hadamar in den Verhandlungen zur Beendigung des großen Krieges erwarb, wurde er vom Kaiser in den Fürstenstand erhoben. Er war Verhandlungsführer der kaiserlichen Seite und trug maßgeblich zum Friedenschluss in Münster und Osnabrück bei. In seiner Jugendzeit kam der junge Graf in diplomatischer Mission oft nach Wien. Zu Beginn seiner Karriere stand der Graf Johann Ludwig allerdings unter der Anklage des Hochverats. Er hatte als evangelischer Landesherr den Protestanten zu Beginn des 30 jährigen Krieges 10 Lehensreiter dem böhmischen „Winterkönig“ zur Verfügung gesttellt. 1629 wurde er am Kaiserhof in Wien vorstellig. Mit Empfehlungsschreiben des Kurfürsten von Trier und Feldmarschall Tilly konnte Graf Johann Ludwig die Anklage abwenden. Er erreichte sogar die Freiheit von der Einquartierung kaiserlicher Truppen und sonstiger Abgaben.
Von kaiserlicher Seite drohte Dehrn kein Truppendurchzug und die damit verbundene finanzielle Belastung mehr. Ruhig war es dewegen noch lange nicht. Holländische Truppen streiften durch das Dehrner Land. Der Abt von Beselich wurde gar als Geisel genommen. Im Wald bei Fussingen wurde der Kirchenmann schwer misshandelt. Da das Lösegeld von tausend Reichstalern nicht gezahlt werden konnte, wurde er später an andere Banden weiter verkauft und konnte erst durch den Kurfürst von Trier für 670 Reichstaler gelöst werden. Schwedische Truppen zogen 1630 durch das Land. Der neue Leiter des Kloster Beselich, Seuß flüchtete mit einem Mitbruder nach Dehrn. Dort hielt er sich für mehrere Monate vor den schwedischen Truppen versteckt. Das Kloster kam in dieser Zeit für den Unterhalt von Seuß auf. Im Jahresrechnungsbericht des Kloster Beselich von 1631 wurde notiert, dass 10 Malter und 10 einhalb Simmern Korn nach Dehrn zum Unterhalt für Seuß gingen.
Durch den Einfluss seiner Freunde und Gefährten, insbesondere der Jesuiten, trat der evangelische Landesherr Johann Ludwig 1629 wieder zum katholischen Glauben über. Durch den Übertritt seines Landesherren, hatte die gesamte Derner Cent wieder die Möglichkeit katholisch zu werden. Ausnahme war hier Dehrn, das während der gesamten Reformationszeit im katholischen Glauben blieb. Die Neuausrichtung des katholischen Glaubens übernahmen im Auftrag des Fürsten die Jesuiten. Sie bauten in Hadamar auf dem Gelände der heutigen Stadtkirche ihre Niederlassung auf.
Einer Nachfolger Johann Ludwigs, war der geistliche Herr Franz Bernhadt von Nassau Hadamar. Franz Bernhardt war Vormund des minderjährigen Enkels von Johan Ludwig. Sein Bestreben war, die Bevölkerung von der Geißel des Trinkens zu befreien. Die lange Einquartierungszeit und die damit verbundenen Unregelmäßigkeiten hatten Unordnung in den Alltag der Menschen an der Lahn gebracht. So suchten viele ihr Heil und Zerstreung im übermäßigem Genuss von Branntwein. Um Abhilfe zu schaffen galt der Erlass, „dass jeder Wirt, der Sonntags unter dem Gottesdienst einen Gast in seinem Hause beherberge, eine Strafe von 20 Talern zu zahlen habe“. Wenn Betrunkene aufgegriffen wurden, kamen sie in Turm nach Hadamar. War der Betrunkene schon öfters aufgefallen wurde er zusätzlich mit „Stockprügel am Leib abgestraft“. Der Geschichtsschreiber Wagner erwähnt: PROBATUM FUIT; das Mittelchen half.
Im Jahre 1646 kam es besonders schlimm. Ein kaiserliches Heer schlug zwischen Schadeck, Dehrn, Ahlbach und Niedertiefenbach ein Lager auf. Das Hauptquartier lag in den wenigen nach dem Brand von 1640 neu errichten Häusern in Dehrn. Die durch Eilmärsche erschöpften Soldaten nahmen alles, was sie gebrauchen konnten, „nirgends wurde auch nur ein Kessel oder andres Geschirr gerettet; Geld, Leinwand, Kleidungsstücke wurden geraubt; Wagen, Karren, Pflüge, Bänke, Kisten und Kasten ins Lager gebracht um beim Kochen und bei Wachfeuern verheizt zu werden. Die Früchte wurden ausgedroschen,das Vieh geschlachtet, Bienenstöcke ausgedämpft“. Die Fachwerkhäuser in den angrenzenden Ortschaften wurden abgebrochen und verfeuert. Verwüstung unbeschreiblichen Ausmaßes bieb nach den 14 Tagen Heerlager. Vieles von Menschen Geschaffene war zerstört. Eine zeitgenössische Niederschrift berichtet, dass zu Ende des dreißigjährigen Krieges in der Pfarrei Dietkirchen (Dehrn, Dietkirchen, Lindenholzhausen und Rübsangen) nur noch 170 Katholiken lebten.
Die folgende Zeit war geprägt von durchziehenden Heeren. 1664 lagerten in der „Derner Cent“ vorübergehend mehrere tausend Mann Soldaten des Kurfürsten von Köln. Sie waren als Unterstützung beim Kampf gegen osmanische Kriegstruppen vom Kaiser angefordert worden. 1668 zogen erneut kaiserliche und deren Hilfstruppen durch das Gebiet. Diesmal zur Unterstützung der Spanier im Kampf gegen Frankreich. „Wenn sie auch keine Feinde waren, so verlangten sie alles mit bewaffneter Bitte und waren für die Bevölkerung eine große Last“, schreibt Wagner in einer Chronik. Beim Rückzug der Truppen 1673 ging es ähnlich. 1696 durchzogen wieder Truppen die Derner Cent. Sie unterstützten Prinz Eugen im Kampf gegen das Osmanische Reich. In den Jahren 1703 und 1704 kamen wieder einmal Regimenter des Kurfürsten zu Köln. Ihnen folgten Niederländische, Brandenburgische und andere Kriegsvölker aus Anlass des Spanischen Erbfolgekrieges. 1734 kam es zu Auseinandersetzung des Kaisers mit Frankreich. Auslöser war die Königswahl in Polen. So zogen wieder Soldaten durch das Land. Diesmal hatten die Dehrner unter dem Durchzug von Preußen und Hessen zu leiden. Ganz schlimm kam es mit den dänischen Truppen. Sie bezogen ihr Winterquartier in Dehrn und pressten die Bevölkerung aus. Sie kamen als Freunde und hinterließen wie so oft in jener Zeit nichts.
Die Legenden fordern Blut
Der Glaube an Hexen ist schon seit Vorzeiten bekannt. In der Kelten und Germanenzeit war mit Hexe die Zaunreiterin bezeichnet. Das Wort Hexe hat den Ursprung in „Hag“ umhegter Bezirk, Zaun. Also war eine Hexe eine Person, die als Grenzgängerin die diesseitige und die jenseitige Welt einsehen konnte. Daher konnte sie Vermitterin zwischen diesen Welten sein. Mit der Einführung des Christentum im Ende des 6. Jahrhundert ging die Vorstellung von der Vermittlung von dies und jenseits verloren. Beginnend im Spanien des 12. Jahrhundert setzten erste Verfolgungen ein. Ende des 16. Jahrhundert erreichtet dieses sozialpsyologische Problem die Grafschaft Nassau-Oranien. Mit Einführung der Reformation und des calvinistischen Glauben wurden die Menschen stark verunsichert. Politische Spannungen und Umbrüche taten sich auf. Die damit verbundene Unsicherheit ließ dem Glauben an eine bevorstehende Teufelherrschaft mit Hexen und Zauberen als seinen Gehilfen erblühen. Mit Einführung des sogenannte „Hexenhammer“ bekam der Hexenglaube eine neue Wirklichekeit Den Hexen und damit den Frauen wurde alle Untaten zugeschrieben. Die Hexen rufen Gewitter und Hagelschlag hervor. Stehlen und lassen den Kühen die Milch blutig werden. Sie hindern Hüher beim legen von Eiern, machen das Vieh krank lähmen die Glieder durch „Hexenschuss“, fördern Bessenheit, verursachen Fehlgeburten, töten ungetaufte Kinder, lassen Weizen und Gerste brandig werden; kurz sie sind an allem Übel schuld.
Nassau-Oranien blieb von dieser Massenhysterie nicht verschont. So sollen in den Wiesen bei Limburg in der Herrenwiese in Niederzeuzheim einen die Hexen einen Tanzplatz gehabt haben. Der Name „Teufelskanzel“ im Dehrner „Hoo“, dem Hain erzählt auch davon. Der Haupttreffpunkt der Hexen im Westerwald war beim „Hexenbäumchen“ in der Gemarkung Rennerod. Graf Johann V war kein Anhänger der Hexenverfolgung, doch ließ er auf Betreiben seiner Gemeindenim Jahr 1582,das sogenannte „Hexenmandat“ verkünden. Damit sollten alle der Hexerei verdächtigen Personen namhaft gemacht werden. In seiner Regierungszeit (1559-1609) kam es zu 70 Prozessen mit 40 Hinrichtungen einschließlich dreier Selbstmorde. Die Opfer waren 34 Frauen und 6 Männer die unter Werwolfverdacht standen. Die meisten Opfer kamen aus der Unterschicht und konnten sich keinen richtigen Anwalt leisten.
Das Opferprofil sah meist so aus: weiblich, Alter über 50 Jahre, verwitwet oder im schlechten Ruf stehend und arm.
Zu den meisten Hinrichtungen in Nassau-Oranien kam es in den Grafschaften Diez und Hadamar. In der „Dehrner Zent sind es zwischen 1586 und 1629 mindestens 20 Prozesse. Als Ursache sind das geringe Einkommen der Menschen und das leidenschaftliche Festhalten der Menschen an den katholischen Glauben zu vermuten. Es ist möglich das in der Dehrner Cent aus Diziplinierungsgründen so hart durchgegriffen wurde. In Dehrn, Offheim und Staffel waren die Menschen besonders hexengläubig.
In den Jahren 1589-91 kam es zu einer Prozesswelle mit acht hinrichtungen. Auslöser war die selbstanzeige einer jungen Frau. Sie beschuldigte sich durch Zauberei ein Unwetter herbei geführt zu haben das die Getreidebestände stark beschädigte. Im laufe des Prozesses kam es zu Anschuldigungen durch die „ZauberMerg“. Sie hatte noch mehrere Personen genannt. Bei diesen Personen kam es zu Verurteilungen. Alle Personen waren miteinander bekannt. Sie stammten aus Dehrn, Dietkirchen, Offheim und Staffel. So kam es 1590 zu dem peinlichen Prozess gegen Dorothee Hembs aus Dehrn. Die Anklage war in lateinischer Sprache: „venefici laesae maj.div. et sodomia diabolis“ (Zauberei, Gotteslästerung, Buhlschaft mit dem Teufel).
Als Ursache zu einem solchen Prozess war immer das „Gerücht der Zauberei“ meist in Verbindung mit einem Schadenfall. Dieses Gerücht das meistens seit Jahrzehnten bestand hatte, hatte seine Ursache in der Herkunft und auch im „Umgang mit beschrieen Personen“. Ein großer Teil der Verdächtigungen ergab sich mit unter „dem peinlichen Verhör“ erpressten Aussagen über weitere Menschen die dem Hexenwerk“ nahe standen. Die Hinrichtung schließlich fand durch Verbrennen in einer Holzhütte statt. Bei feiwillig geständigen Hexen wurde das Urteil in Enthauptung abgemildert.
Die sogenannten „Hexen“ waren offentsichlich unschuldig. Zur Abwehr Abwehr von Unruhen, die durch die totale Vernichtng der Ernte zu befürchten war, wurden die Todesurteile genehmigt. Mit diesen Urteilen sollte die öffentliche Ordnung erhalten werden. Manch Angeklagte war freiwillig geständig um den finazellen Ruin der Familie abzu wenden. So kam es während eines Hexenprozesses zur Bezahlung und Verköstigung von bis zu 40 Personen. Zudem musste die Hinrichtung und das Feuerholz von den Verurteilten selbst bezahlt werden.
Die zweite Welle
Zu einer erneunten Massenhysterie kam es in den Jahren 1628-1632. Es kam zur Einführung von Hexenausschüssen. Eie einheimischen Mitglieder kannten daher jedes Gerücht das sich teilweise über Generationen zurück verfolgen ließ. Die Ermächtigung zur Folter war erleichert worden. Damit waren auf jeden Fall Geständnise zu erreichen. Die Prozesse wurden von hauptamtlichen „Hexenkommisaren“ geleitet die ein großes Interesse an der fortführung der Prozesse hatten. Der Landesherr gab in einer „Pilatushaltung“ den Gemeinden freie Hand. Durch diese Faktoren der Gewinnsucht, Ausleben alter Feinschaften juritischer Fadenscheinigkeit und politischer Nachlässigkeit kam es in Nassau- Oranien in diesen Jahren zu 170 Hinrichtungen.
Das Ende der Prozesse
1632 kam zu einem Abebben der Prozesswelle. Ein Hauptgrund wart die Befürchtung von Heimbergern und Schultheißen selbst in die Prozesse gezogen zu werden. Außerdem wurden Hexenprozesse mit einer hohen Steuer belegt. Der 30 jährige Krieg machte sich außerdem mit Truppendurchzügen, Verpflegungsansprüchen der Truppen bemerkbar. So das für Hexenverfolgungen einfach kein Intersse bestand, da jeder nun um sein Leben fürchten musste.
Eine Hexengeschichte
Der Mond schien blass, als sich eine gebückte Gestalt im Hain zwischen Dehrn und Dietkirchen bewegt. Langsam bewegte sie sich auf die große Lichtung, des alten, geheimnisvollen schon den Kelten heiligen Hain zu. Die „Kräer Katt“ wie Katharina Ganser aus Dietkirchen genannt wurde war es. Die „Katt“ litt schon seit Jahren an einer seltenen Krankheit die sie nicht schlafen ließ. Sie brauchte pro Tag nur etwas mehr als eine halbe Stunde Ruhe. Nach dieser kurzen Ruhezeit war sie frisch genug und konnte wieder den ganzen Tag Kräuter suchen. Durch ihre Kenntnisse von der Wirksamkeit der Heilpflanzen hatte sie sich Dehrn und Dietkirchen einen Namen gemacht. Für fast jede Krankheit und weh-wehchen hatte sie die passende Pflanze. Auch ein gutes Wort und ihre herzliche Anteilnahme waren den Hilfesuchenden gewiss. Doch in jener Nacht war „Katt“ nicht alleine. Im Schutze der Sträucher beobachtet sie Anna, die Frau des Totengräber von Dehrn.
Anna versuchte schon seit langer Zeit der „Kräuer Katt“ durch Intrigen und üble Nachrede das Leben so schwer wie möglich zu machen. Anna wusste wenn die Katt unterwegs war um die wichtigen Bestandteile für heilende Salben und Tinkturen zu suchen. im Laufe dieser Nacht hatte Anna dann genug gesehen und machte sich wieder auf den Heimweg. Ein paar Tage später kam es zu Gerüchten in Dehrn und Dietkirchen, das Vieh des Bauern Kurrisch sei verhext. Die Kühe geben keine Milch mehr und die Schweine liefen rückwärts durch den Stall. Wie aus dem nichts kam dieses Gerücht und keiner wusste von wem dieses Gerücht war. Schon nach kurzer wurde die Katt von Gerichtsbütteln abgeführt. Sie wurde der Hexerei angeklagt. Viele Frauen und Männer waren als Zeugen geladen. Besonders Anna ließ kein gutes Haar an der „Kräer Katt“ Die Beobachtung das Katt auf einem Geißbock durch die Luft gefahren sei und dabei vom Teufel selbst begleitet worden sei konnte sie nicht stark genug betonen.
Die Katt habe sich dabei in Katze verwandelt und später unter Lärm, Getöse und Schwefeldampf wieder zurück verwandelt. All diese Vorwürfe wies Kathrania Ganser zurück. Es fand sich auch niemand der ihre Verdeitigung übernahm oder etwas für sie aussagte. Danach begann die „peinliche Befragung“ von Katt. Begonnen wurden mit dem Ansetzen der Daumenschrauben. Nur unter Qualen konnte sie den Schmerz aushalten. Doch sie bleib dabei unschuldig zu sein. Um sie zu einem Geständnis zu zwingen wurde ihr eine „Folterbirne“ in den Mund gesteckt. Durch Aufdrehen der Birne wurde sie am Schreien gehindert als glühende Zangen die hochpeinliche Befragung fortführten. Die Folter wurde durch Stehen auf dem Nagelbett gesteigert. Dabei musste sie mit Gewichten behängt auf einem Nagelbett stehen. Trotz all dieser QUalen blieb sie dabei „Ich bin unschuldig.“ Am nächsten Tage wurde die Folter genauso streng wieder fort gesetzt. Dem Gericht wurden Tiegel und Töpfchen mit Salben aus Annas Haus vorgelegt. Es nutze nichts das die Katt die Salben in ihrer Zusammensetzung beschrieb. Stattdessen wurde sie beschuldigt Hexensalbe hergestellt zu haben um damit durch die Luft zu fliegen.
Danach wurden alle Grade der Folter an ihr durch geführt. Sie wurde auf die Streckbank gespannt und auf den spanischen Esel gesetzt. Der „gespickte Hase“ lief ihr über die Schulter. Sie aber bleib dabei, das sie unschuldig sei. Ein paar tage später wurde sie zum tode durch Enthaupten verurteilt. Am Tage ihrer Hinrichtung konnte sie sich nur mühsam zum Richtplatz bewegen. Mit Erstaunen nahm sie war das noch eine Frau dort gerichtet werden sollte. Es war jene Anna die Frau die sie der Hexerei beschuldigt hatte. So wurden beide Frauen gerichtet obwohl jede von der Unschuld der anderen wusste.
Konsekration Sankt Nikolauskapelle 1652
In die Regierungszeit der Grafen und Fürsten von Hadamar fiel die Konsekration der Nikolauskapelle am Schloss. Am 7. August des Jahres 1652 wurde sie von Bischof Otto von Trier erteilt. Das Schiff der Kapelle wurde noch dem 30-jährigen Krieg an den gotischen Chor der Kapelle angebaut. Die Kapelle ist in Ursprüngen viel älter. Es wird vermutet, dass sie vor 1350 errichtet wurde. Ein eingemauertes Weihwasserbecken trägt die Jahreszahl 1530. Es wurde in die 1926 erbaute Pfarrkirche übernommen. Schon im Jahre 1527 versah ein Mönch des in Limburg ansässigen Wilhemitenorden im Auftrag der Frei von Dehrn den Gottesdienst in Dehrn. Die Inschrift auf einer Glocke, die mit vier weiteren Glocken das Geläut der Pfarrkirche bildet, lautet wie folgt: + S. MARIA + S. NICOLAUS - JOHANNES HARTMANN FREI VON DERN - MARIA BARBARA FREIIN - JOHANNES TELEN PASTOR - PETRUS ALBACH - JACOBUS ETZ - MATHEUS SCHEFFER- 1654. Auch im Jahre 1696 fanden wieder Renovierungsarbeiten statt. In diesem Zusammenhang wird der damalige Bürgermeister Fritz Burggraf erwähnt. In der Pfarrvisitation von 1666 ist die Sankt Nilolauskapelle ausdrücklich als Filialkirche bezeichnet worden. Die Familie von Greiffenclau als Rechtsnachfolger der Frei von Dern bestritten dies aus Gründen der Unterhaltspflicht für die Kapelle immer wieder. Darüber kam es 1792 zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung, in deren Verlauf der Status der Nikolauskapelle als eigenständige von der Mutterpfarrei Dietkirchen abgegrenzte Tochtergemeinde bestätigt wurde.
Unter Nassau-Oranien von 1743 bis 1806
Die Statthalter der Niederlande, Wilhelm IV. und Wilhelm V., waren mit ihren Amtsgeschäften stark in Anspruch genommen. Selten nur waren Sie in ihrem Stammland anzutreffen. Erst nach dem Verlust der Niederlande und der Erbstatthalterwürde wurde der Bezug zur alten Heimat wieder fester. Durch die Weigerung Wilhem Friedrichs, dem Rheinbund beizutreten, verlor er 1806 sein Land. Die Revolution in Frankreich hatte ihre Auswirkungen bis nach Dehrn. So besetzten 1795 Truppen der französischen Revolutionsarmee das Lahntal zwischen Staffel, Dietkirchen, Eschhofen und Dehrn für 14 Tage.
Die Bewohner Dehrns hatten Wohnungen und Verpflegung für die hungrigen Soldaten zu stellen. Den Soldaten war Plündern und Stehlen zur Beschaffung von Lebensmittel ausdrücklich erlaubt. Die Soldaten mussten sich selbst versorgen. Dies geschah unter dem Motto Krieg muss Krieg ernähren. Frauen und Kinder lebten in Angst und Schrecken. Ein Teil Männer wurden wahllos aus den Häusern geholt ausgepeitscht und des Landes verwiesen. Ob diese Maßnahmen einen bestimmten Grund hatten oder bloße Abschreckung waren ist im momentanen Sachstand nicht zu ermitteln. Nach zwei Wochen Besetzung zogen sich die französischen Truppen vor dem anrückenden Koalitionsheer auf die linke Rheinseite zurück. Auch die Erben der Frei von Dern, die Familie der Reichsfreiherren von Creiffenclau hatten Verluste von Möbiliar zu beklagen. Sie hatten kurz vor Beschießung von Mainz ihr dortiges Haus verkauft und die Möbel zur Sicherheit vor Franzosen und Preußen auf Schloss Dehrn gebracht. Doch leider bot Schloss Dehrn keinen Schutz und so gingen die die Möbel bei der Plünderungen verloren.
Ein Jahr später kam es wieder zu heftigen Kämpfen zwischen Truppen des Erzherzog Karl von Österreich der das Herr der Koalitionstruppen befehligte, und dem französischen Heer. In deren Verlauf bauten Einheiten der deutschen Truppen in dem an den Süden des Dehrner Wald grenzenden Bezirk Ennericher Fichten eine Schanze. Diese Verteidigungsanlage direkt oberhalb der Lahn bestand aus Graben und Erddeckung. In dieser Schanze wurden 1813 bis 1814 etwa 250 Soldaten des preußischen Feldmarschall Blücher, der Napoleon nach Frankreich verfolgte, begraben. Diese Soldaten stammten aus West- und Ostpreußen, Pommern und Schlesien. Sie erlagen in der Burg Runkel das in dieser Zeit Hilfslazarett, an Thypus. Insgesamt waren 916 kranke Soldaten in der Burg untergebracht. Aufgrund dieser räumlichen Enge und den damit verbundenen miserabelen hygenischen Zuständen breitete sich der Thypus rasend schnell aus. In Runkel starben 119 Einwohner an der schlimmen Seuche. Diese Menschen wurden auf dem städtischen Friedhof beigesetzt. Für die toten Soldaten war dort kein Platz mehr. Ihre Leichen kamen zunächst in eine Totenkammer. Nach Augenzeugenberichten soll die Kammer einein Stallgebäude gewesen sein. Innerhalb kurzer Zeit wurden sie zur nicht mehr genutzten Ennericher Schanze gebracht. Dort wurden die Toten reihenweise in den vorhanden Graben gelegt und mit Erde bedeckt. Zur Erinnerung an die Kämpfer wurde am 27. Juni 1926 ein Gedenkstein vom Nassauischen Verein für ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflege errichtet. Noch heute ist ein Besuch der Ennericher Schanze ein Muss für alle Grundschulenklassen von Dehrn. Ob aber allen die Geschichte dieser Schanze bewusst ist?
Nach Beendigung der Koalitionskriege kehrte noch immer keine Ruhe in das Leben unsere Vorfahren ein. Die alte Ordnung war durch die andauerten Kriege erschüttert. Ein funktion tüchtiges Staatswesen mit Polizei und Gericht gab es auch Grund der vielen Kleinstaatlichen Grenzen nicht. Dieses Machtvakuum nutzen umherziehende Banden aus. Im August 1799 traf sich in Schupbach die berüchtigte Große niederländische Bande. Diese hatte wohl bis zu 40 Bandenmitglieder. Die Räuber bezeichneten sich selbst als Henker, Fetzer oder Schinder. Doch schon bald zogen sie sich in die Wälder zurück ohne großen Schaden anzurichten. Auch der wohl berühmteste unter den Räubern, der Schinderhannes hinterließ seine Spuren in Dehrn. So berichtet der Ortschronist Wilhem Burgraf von einer mündlichen Überlieferung aus dieser Zeit: Eine weit über 90 Jahre alte Frau erzählte ihm in jungen Jahren eine Geschichte die ihr Vater erlebt hatte. Der Vater hatte einen Ochsen nach Villmar verkauft. Um sich den weiten Fußweg zuteilen wurde ausgemacht das sich die Handelspartner in Runkel an einem bestimmten Tag um 6 Uhr zur Übergabe des Ochsen treffen sollten. IUn der heißen Sommerzeit war es üblich Tiere am frühen Morgen zu treiben. Die morgendliche Kühle machten die Tiere doch eher gefügig. Aus Angst sich zu verschlafen, legte sich der Bauer schon früh am Vorabend zu Bett. Eine Uhr gab es in dem einfachen Bauernhaus in Dehrn nicht. Die Menschen richten sich deshalb nachts, nach der Ansage des Nachtwächters oder wenn sichtbar nach dem Mond. Plötzlich schreckte der Bauer aus seinem unruhigen Schlaf. Fast schon hell war es, so das er glaubte verschlafen zu haben. Schnell weckte er seinen Sohn, der ihn auf dem Marsch begleiten sollte. Sie beeilten sich das Tier transport fertig zu machen und schon ging es los. Durch die stillen Gassen zogen sie durch Dehrn in Richtung Steeden. Dort begegnete ihnen der Steedener Nachtwächter. Keine 30 Meter vor ihnen blies er in sein Horn; „Hört ihr Leute, lasst euch sagen, unsere Uhr hat 2 geschlagen.“ Überrascht waren Vater und Sohn über die frühe Stunde und das sie sich von der Helle des Mondes hatten täuschen lassen. Was tun? In Runkel kannten sie niemanden bei dem sie zur Nacht mit einem Ochsen unterkommen konnten. Zurück nach Dehrn war wegen des dann zu erwarteten Gespötts unmöglich. Also blieb nur die außerhalb von Steeden im Kerkerbachtal liegende Mühle aufzusuchen. In dieser Mühle ließ der Bauer sein Korn mahlen und war mit dem alten Müller gut bekannt. Zufrieden mit dieser Lösung verließen die Männer mit ihren machmal störrischen Ochsen die Hauptstraße und bogen in den Wiesengrund an der Kerkerbach ein. Was waren die beiden froh, in der Mühle brannte sogar noch Licht. Am Mühleneingang banden sie den Ochsen fest. Der Sohn blieb zu Bewachung bei dem Tier. Sein Vater ging mit festen Schritten zum erleuchten Fenster um dort anzuklopfen und sich anzumelden. Doch wie erschrak der Mann. Nicht der Müller oder dessen Familie saß da am Tisch. Ihm gänzlich unbekannte und verwegen drein blickende Männer saßen dort zusammen. Vor ihnen lag eine beachtliche Anzahl Geldstücke aufgehäuft auf dem Tisch. Die Familie des Müllers hatten die Räuber eingeschlossen um ungestört zu sein. So konnte sie in Ruhe die Beute unter einander aufteilen. Der Anführer der Bande der die Geldstücke abwechselnd seinen Komplizen zu schob erweckte die besondere Aufmerksamkeit des Bauern. Es war welch ein Schreck - der SCHINNERHANNES. Schnell streiftder Blick des Bauern noch die anderen Männer. Da durchfuhr es ihn jäh. Dort saß nämlich noch der... Er hatte sich aus reiner Geldgier dem Schinnerhannes und seiner Bande angeschlossen. Schnell eilte er zu seinem Sohn. Der Ochse wurde los und gemacht und so schnell sie konnten ging es in Richtung Runkel. Dort waren sie in den Mauern der Stadt erstmal sicher. Nach Beendigung des Geschäfts und der Ochsenübergabe ging es im Tageslicht zurück nach Dehrn. Die Jahre vergingen. Die Töchter des Bauern wuchsen zu schönen jungen Frauen heran. Dies bemerktem natürlich auch die jungen Männer die „auf die Frei“ gingen. So kam auch der ein oder andere Freier ins Haus. Wenn es dann um die Wahl des ein oder anderen Kandidaten ging pflegte der alte Bauer zu sagen: „Von euch ihr Märecher, darf nit ans in doat Haus do heirate (dabei zeigte er auf das Haus was er meinte) en wenn dat Geld aus dem Kamin raus kimmt. Denn unrecht Geld find kan dritte Erwe(Erbe).“ Den Besitzer des bezeichenden Hauses hatte der Bauer in der besagten Nacht in Gesellschaft des Schinnerhannes erkannt. Johannes Bückler, genannt der Schinnerhannes,wurde am 31. Mai 1802 durch den Brückemüller von Niederselters gefangen genommen als er sich vom Weg von Niederselters nach Wolfenhausen befand. Die Gegend um Wolfenhausen und Langhecke war zu dieser Zeit bevorzugtes Rückzugsgebiet von Räuberbanden. Dichte Wälder und drei eng aneinander liegende Landesgrenzen mit verschiedener Polizeigewalt schufen für die Räuber ideale Bedingungen um so lange wie möglich unbehelligt zu bleiben.
Dehrner sollen Dikkerischer Wege reparieren
Im April 1802 sorgt ein Schreiben des Keller Schenck für Aufregung in Dehrn. Der Fußpfad von Dehrn nach Dietkirchen soll repariert werden. Der Weg der erstmals 1597 erwähnt wurde sei in einem desolaten Zustand. Zudem sei der Weg teilweise eingebrochen und sehr holprig. Im Zuge der Sanierung soll der Fels der den Weg stark verengt weggeschlagen werden. Diese Felsenge ist im heutigen Eingangsbereich von Dehrn am Kreuz beim Anwesen Geis, Burgfriedenstraße 1 zu finden. Der Name dieses Felsen ist „auf dem Ketzer“, was soviel wie Sperre oder wie hier Wegsperre bedeutet, kündet noch heute von der einstigen Straßenenge. Außerdem bot diese Straßenenge einen natürlichen Schutz vor Überfällen von Räubern oder Soldaten. Zu diesen Arbeiten sollten die Bewohner von Dietkirchen und Dehrn herangezogen werden. Das heißt die Menschen sollten für ein geringes Entgelt Frondienst tun. Dieses Vorhaben stieß deshalb auf starken Widerstand der Dehrner. Erschwert wurde das Vorhaben zudem das sich die Landesgrenze zwischen Kurtrier, zudem Dietkirchen gehörte und Nassau-Oranien mit Dehrn ungefähr in der Hälfte des Weges befand und keiner der Staaten zu viel zu der Renovierung des Weges beitragen wollte.
Eisenstein
Der Bergbau hat in Dehrn eine lange Tradition. Schon zu Beginn des 13. Jahrhundert werden Gruben in Dehrn erwähnt. Hier wurde meist im Tagebau nach Eisenerz geschürft. Ein besonders gutes Revier waren hierfür die „Borngräben. Dieses Kerbtal hat einen Höhenunterschied von 80 Metern. Damit bietet er ideale Möglichkeiten das Erz aufzuschließen und abzubauen. Dort wo Eisenstein vermutet wurde gruben Bergleute die Erde auf und gewannen das Erz. Wer heute die Geländeformation aufmerksam beobachtet kann solche ehemaligen Bergwerke erkennen. Ein solches Bergwerk bekam am 18. August 1783 die Abbaugenehmigung. Fürst Wilhem von Nassau erteilte als Inhaber des Bergregals die Genehmigung an einen verdienten Mann aus Westerburg in den Borngräben und den angrenzedem Reisterberg nach Eisenstein zu graben. Nach dem Kriege von 1945 ging in den Borngräben wieder Bergbau um. Oberhalb des Hanges bei der heutigen Schule wurde Phosphorit im Tagebau gewonnen.
Guter Ackerbau
Das der Ackerbau in Dehrn besonders gepflegt wurde beschreibt schon der Limburger Chronist Johann Ludwig Corden. Er schreibt wörtlich Wenn man zur Zeit der Ernte die Gegend um Dehrn durchwandert, sieht man überall, soweit wie das Auge reicht wie üppig die Felder stehen in Korn, Gerste, und Weizen. Die Ergiebkeit ist so groß, dass sie nicht nur den Einwohnern von Dehrn Unterhalt gebietet, sondern auch reichen Überfluss spendet für andere auswärts.
Das Großherzogtum Berg bestimmt die Politik für Dehrn 1806-1813
Das Jahr 1806 war ein schicksalhaftes für die Deutschen. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation fand sein Ende. Der deutsche Kaiser musste dem politischen und militärischen Druck nachgeben und seine Krone niederlegen. Das politische Leben im Westen Deutschlands richtete sich nun nach den Vorstellungen der französischen Besatzungstruppen. Alle deutschen Reichgesetze wurden aufgehoben. Nachdem französische Trupppen und deutsche Fürsten den Rheinbund möglich machten, fiel das Fürstentum Diez an die Rheinbundfürsten von Weilburg und Usingen. Das Fürstentum Hadamar zudem Dehrn gehörte ,kam mit den Fürstentümern Dillenburg und Siegen zum Großherzogtum Berg. Das 1806 von Napoleon geschaffene Großherzogtum mit der Hauptstadt Düsseldorf hatte 900000 Einwohner. Der Verwaltung stand Napoleons Schwager Joachim Murat vor. Die neue Verwaltung nahm schnell die Einteilung in Departements, Arrondissments, Cantons und Marien vor. Die drei ehehmaligen Fürstentümer Hadamar, Dillenburg und Siegen bildeten das Department Sieg mit dem Verwaltungssitz in Dillenburg. Der Canton für Dehrn hatte seinen Sitz hatte in Hadamar. Die Gemeinden Niedertiefenbach,Offheim, Steinbach, Ahlbach,Nieder-und Oberweyer und Dehrn bildeten die Marie Offheim. Diese Einteilung war für die Menschen etwas völlig neues. Aus den nassauischen Fürstentümern wurde ein Department ,das ein von Napoleon ernannter Präfekt leitete. Das Amt Hadamar war verschwunden, dafür gab es den Canton Hadamar mit einem Friedensrichter an der Spitze. An dessen Seite arbeite ein „Adjunct“ als Stellvertreter. Dehrn hatte keinen Schultheißen mehr. Dafür gab es zwei Mariegalräte“ Diese Räte waren auch Mitglied im Municipalrat. Um die Arbeit der Verwaltung reibungslos fort zuführen wurden alte „Schultes“ und sein Vertreter im Amt belassen. Zur Berichterstattung musste einer der beiden Räte einmal in der Woche auf der Mairie in Offheim erscheinen. Das alte Geld verlor seinen Wert und wurde vom franzözischen Franc ersetzt. Der alte nassauische Gulden wurde in zwei Franc und 15 Centimes getauscht. Von 1806 bis 1813 war der Franc gültige Währung in Dehrn und Umgebung.
Die neue Regierung brachte auch neue Gesetze. Der sich an den Werten Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit aufbauende „Code Napoleon“ gab den Menschen erstmals neue Rechte. Aus Untertanen wurden Bürger - zumindest formel. Da sich Frankreich im Krieg mit ganz Europa befand ,wurde ein neues Steuerrecht zu seiner Bezahlung eingeführt. Naturalabgaben, Zehnten und Gülten verschwanden. An ihre Stelle kamen Grundsteuer, Personalsteuer und Patentsteuer. Die neuen Steuern waren um ein vielfaches höher als die alten Abgaben. Wie zu allen Zeiten der Besatzung wurden diese Steuern nicht gerne bezahlt. Oft wurden sie von Soldaten zu Fuß und Pferd eingetrieben. Diese Maßnahmen und manchmal auch der Einsatz von Peitschen, gaben der neuen Freiheit einen schlechten Geschmack. Standesamtlicher Vorgänge,wurde mit Beginn des Jahres 1810 nach dem neuen französischen Zivilrecht geführt. Heiratsurkunden mussten zuerst von der Mairie ausgestellt. Danach durfte der Pfarrer die Brautleute einsegnen. Auch mussten wieder Soldaten und Pferde von den Dehrnern versorgt werden.Da mit dem Wegfall der alten Kleinstaaten die Grenzen an der Lahn wegfielen konnte die französische Regierung mit dem Ausbau der Lahn für die Schifffahrt beginnen. Was vorher in langjährigen Verhandlungen zwischen den verschiedenen Fürstentümern nicht möglich war , geschah nun mit einer Anweisung...Nur mußten die Dehrner ihren Flussabschnitt in einer freiwilligen Zwangsverpflichtung ausbauen.Dabei kam es auch zu gehäuften Diebstählen von Bauholz , so das sich die Regierung in Dillenburg genötigt sah mit schweren Strafen zu drohen.
In der alten Nassau-Oranischen Zeit wurden Soldaten mit Handgeld angeworben. Sie waren also Berufssoldaten, die sich freiwillig der Gefahr des Krieges aussetzten. Um die französischen Eroberungen zu unterstützen mussten alle Männer die irgendwie tauglich waren zum Kriegsdienst. Viele Männer aus der alten Dehrner Cent hatten als zwangsweise Verpflichtete im bergischen Kontigent 1807 bei Stralsund ihr Leben lassen müssen. 1808 zogen wieder junge Männer, nach Graudenz und Spanien um für die Idee eines französischen Europa ihr Blut zu geben. 1810/11 wurden wieder Aushebungen an Soldaten in der Dehrner Cent für den Russlandfeldzug gemacht. Wer es sich leisten konnte, besorgte sich für einen „Einsteher“ der den Kriegsdienst übernahm.Dafür wurden 1200 Gulden gezahlt. Dieses Vermögen wurde von weitsichtigen jungen Männern und ihren Familien aufgebracht, um sich den Gefahren des Russlandkrieges zu entziehen.Wie schlimm es war zeigt das bis auf einen Mann alle in den Russlandkrieg gezogenen umkamen. Die im Jahre 1811 und 1812 Ausgehobenen machten es anders. Sie sollten französische Lanciers an der Katzbach ersetzen. Dabei desertierten alle mit Ross und Rüstung nach Böhmen. Nach der verloren Völkerschlacht bei Leipzig zogen endlose Kolonen verwundeten und kranken Soldaten über die Meil Richtung Frankreich. Am 11. November 1813 wurden dann die ersten Kosaken gesichtet. Die Menschen konnten die Ankunft der Vaterlandsbefreier nicht abwarten, und lief ihen auf halben Wege entgegen. Bei ihrer Ankunft verhielt sich die Menschenmenge mäuschen still. Kein Laut war zu vernehmen, man staunte die zerlumpten Gestalen einfach nur an. Von den Franzosen waren die Menschen mehr Reinlichkeit gewöhnt. Nach anfänglicher Begeisterungüber die Befreier, mussten die Dehrner feststellen das die Kosaken sie für Franzosen hielt, und als Feinde schlecht behandelte. Gewaltausschreitungen und Räubereien nahmen zu. Im Dezember als schon kalt geworden war und Schnee lag ,kamen immer mehr Kalmücken und russisches Fußvolk. Für Erstauen sorgte ihr Schlafverhalten. Nur mit einer Decke als Unterlage schliefen sie auf dem frisch gefallenen Schnee. Nach kurzer Zeit zogen sie ab. Ihnen folgenden den gesamten Winter 1813/14 fast alle Kriegsvölker die bei der großen Völkerschlacht bei Leipzig gekämpt hatten.
Wirtschaftliche Geschichte
Die wirtschaftliche Geschichte Dehrns war stark geprägt vom Einpendeln auswärtiger Arbeitskräfte aus den Dörfern der Umgebung. Schon seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden rund um das Dorf Mineralien, vorzugsweise Kalkstein gewonnen. Auch heute noch gehört das Gebiet rund um Dehrn zu einer ergiebigen Kalkgewinnungszone. Hierbei sei eine der größten Kalkförderfirmen Deutschlands erwähnt, die Firma „Schäfer-Kalk“, die eines ihrer Werke im benachbarten Steeden betreibt. Wobei der Hochofen, der zum Brennen des Kalksteins dient, auf Dehrner Gemarkung steht.
Stromer in Dehrn
Ein besonderes Ereignis war die Errichtung der Stromversorgung in Dehrn im Jahre 1909. Der besondere Unternehmensgeist des Dehrners Jakob Wilhem Burggraf ermöglichtete dies. So gestatte die Gemeinde Dehrn im Jahre 1909 die Errichtung von Stromasten und Kabeln auf den öffentliche Straßen, Plätzen und Brücken des jetzigen und zukünftigen Gemeindegebiet von Dehrn. Der Vertrag hatte eine Laufzeit bis zu 1. Januar 1939. Allerdings war es den Einwohner von Dehrn vorbehalten“ auf seinem eigenen Grundstück elektrische Energie erzeugen und verwenden auch wenn Zuleitung Gemeinde oder öffentliche Zuleitung genutzt werden. Jacob Wilhem Burggraf war verplichtet das Sromnetz an den Straßen und Plätzen auszubauen und allen Bewohnern der Gemeinde zugänglich zu machen. Die Vergütung für die Kilowattstunde Srom sollte für die Gemeinde 45 Pfg. und für Private 50 Pfg. nicht überschreiten. Als Tarif für Kraftstrom wurden 25 Pfg. mit der Gemeinde vereinbart.
Für die Erstellung eines Straßenlampenanschluss wurde die Zahlung von 45 Mark innerhalb von 3 Monaten nach Fertigstellung festgelegt. Für Betriebsunterbrechung wurde eine Conventionalstrafe von 5 Mark pro Tag vereinbart. Sollte der Betreiber nicht fähig sein die Stromversorgung in Gang zusetzten behilet sich die Gemeinde Dehrn den Betrieb auf Kosten von Burggraf vor. Für die Bauzeit der Stromversorgung wurden 12 Monate vorgegeben Letztlich wurde eine Anerkennungszahlung an die Gemeinde von 1Mark vereinbart. Entrichtet werden musste dieser Betrag jährlich am ersten Januar. Die Kosten für diesen Vertrag hatte Jacob Wilhem Burggraf alleine zu tragen. Die Stromerzeung erfolgte mit einem Stromgenerator. Dies alles war ein großer Schritt in eine sichere zukunft in Dehrn. Mit dem Einzug der ersten Stromversorgung konnten nach und nach die Stallampen und funzeln ausgelöscht werden und somit die Brandgefahr in Scheunen und Ställen mindern. An den langen Winterabend konnten die Zeitung und gar ein Buch beim Schein einer 10 oder 20 Watt Birne gelesen werden. Auch das Arbeiten wurde angenehmer. Nach und nach übernahmen elektrische Apparate die schwere Muskelarbeit in Stall und Werkstatt. Weitere Vorteile hatten die Dehrn ansässigen Industriebetriebe. In einer Auflistung wurden folgende genannt:
Kalkofen Johann Stahlheber
Ringofen Fink und Co (Steeden)
Kalkflammofen Lahnkalkwerke Steeden Dehrn
Damfkessel Gewerkschaft Flick
Dampfkessel Johann Stahlheber II
Damfkessel Peter Unkelbach
Ringofen Baltzer aus Diez
Ringofen und Pferdestall Firma Baltzer Diez
Ringofen der Gebrüder Baltzer
Dampfkessel Albert Collee
Schlachthaus Lubens Schuld
Ringofen für Schamotte Firma Lüngen
Abriss der Schlossgeschichte
Im 12. Jahrhundert wurde die Burg von den Grafen von Diez zur Sicherung des Lahnüberganges erbaut und mit Burgmannen besetzt.
1197 erschien urkundlich Henricus Frio de Derne als Burgmann
1317 verpfändeten die Herren von Weilnau ihren Anteil an der Burg Dern an die Herren von Runkel
1367 erstach Friedrich Frei von Dern Johann den Erben des Grafen von Diez
1438 gehörte den Freien von Dern neben ihrem Stammgut eine Hofraite im Burgfrieden als nassauisches Lehen.
1485 ließen sich die Frei von Dern die Freiheit von Abgaben an die Grafen bestätigen. Diese wurde mehrmals gegen die Grafen von Runkel durchgesetzt. Unterstützung erhielten die Derner vom Grafen Adolf von Diez.
1492 durften die Frei von Dern mit der Genehmigung der Herren von Runkel auf deren Grundstücksanteil einen bis an den Turm reichenden Anbau für 300 Gulden errichten. Mit diesem Anbau brachten die Frei von Dern die ganze Burg in ihre Hand.
im 16. Jahrhundert wurden schlossartige Umbauten vorgenommen.
1737 Mit dem Tode von Franz Alexander Frei von Dern erschlosch das Geschlecht derer von Dern.
1753 trat desen Tochter das Erbe an. Durch ihre Ehe mit Freiherr von Creiffenclau mit Stammsitz Schloss Vollrads gelangte das Schloss in Besitz seinen Besitz.
1818 Übernahme des Schloss durch den Limburger Kaufmann Trombetta. Durch Umbau und Anbaumassnahmen erhält das Schloss sein heutiges Aussehen.
1844 Erwerb des Schloss durch den hohen nassauischen Regierungsbeamten von Dungern
1925 Erneuter Besitzerwechsel und Umfunktionierung zum Hotel Fürstenhof
1925 Ende des Jahres wurde das Schloss Erziehungsanstalt
1934 Kindererholungsheim
Datei:Dehrn 6.jpgDatei:Dehrn 5.jpg
1939 Reservelazarett
1944 Standort der deutschen Luftwaffe „West“
1945 Sprengung der Kapelle im Park und der Lahnbrücke
1946 bis 1951 Blindenanstalt der ausgelagerten Frankfurter Kliniken
1951 war eine Tuberkoloseheilstand in Planung ist aber nie verwirklicht worden
1949 bis 1962 Altersheim
1965 bis 1982 Fachklinik für Sprach- und Stimmerkrankungen
1986 bis 1994 Asylbewerberauffangheim
2005 Schloss und Gewerbepark Dehrn
2006 Einzug der Firma Bausch Schulungen und Existenzgründungen Schlosspark Dehrn e.K. [1] Datei:Bausch.jpg
Etymologie
Der Ursprung des Ortsnamens Dehrn kann auf keltische Wurzeln zurück geführt werden. Das Wort Durnum, keltisch für Festung, Sicherung der Furt, ist im Laufe der Zeit zu Durn, Dern, Dehrn abgeschliffen worden. Das H in Dehrn entstand erst im Zuge einer Rechtschreibreform in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Dehrner Flurnamen
Die Felder und Gemarkungsteile sind mit ihren alten Namen Wegweiser durch Geschichte und Beschaffenheit einer Flur.
Cassel Das alte fränkische Wort für Straßensicherung, „Cassel“, dessen Name heute noch in den Gemarkungsbezeichnungen im „Vierländereck“ von Nieder- und Obertiefenbach, Ahlbach und Dehrn weiterlebt, diente schon zu Merowinger Zeit einer von Koblenz nach Thüringen führenden Straße. Diese Straße folgte von Limburg aus in etwa dem Verlauf der heutigen „Meil“. Bei Ahlbach, in Höhe des alten Nassau-Oranischen Zollhauses(heute in etwa Schreinerei Mink, alter Sportplatz), führte sie im Bogen nach Südosten, um sich mit dem von Dehrn kommenden Obertiefenbacher Totenweg als sogenannte „Platt“ zu vereingen. 1466 wird sie in einem Grundbuch als „Diffenbacher Straiß“ erwähnt. Die Abzweigung nach Dehrn zeigt auch die Wichtigkeit, der in der Frühzeit bedeutenden Dehrner Lahnfurt (diese Furt befand sich etwa auf der Höhe des Anwesens Burggraf und angrenzende Gärten „Am Leinpfad“, also unterhalb der alten Lahninsel) auf. Wesentlich älter als die Limburger Furt nutze ein Großteil des Westerwald-Taunus Verkehrs die Lahnfurt Dehrn. Als Totenweg, auf dem die Verstorbenen von Obertiefenbach zur Einsegnung nach Dietkirchen getragen wurden, erreicht die Straße schließlich „Cassel“. Diese Straßenfestung ist wohl wegen des damals hier befindlichen Waldgebietes angelegt worden. Dieses Waldgebiet zog sich von der Lahn bei Dietkirchen über die Offheimer Höhe als Reckenforst hin. Der daran anschließende östliche Teil des Waldes wird im Jahre 1292 im Güterverzeichnis des Stiftes zu Dietkirchen als „Dehrner Wald, im Tale nach Diffebach hin“ bezeichnet. In Flurbeschreibungen der Jahre 1555 und 1596 erscheint der Name „Castell“ für diesen Flurbereich.
Zu einer Bebaung dieses Gebietes kam es in den Jahren 1959/60. Um der Enge des alten Ortsbering zu entgehen wurden von den angrenzenden Gemeinde Bauern ins Feld ausgesiedelt. Hier konnten sie von der Enge des Ortsbering auf geräumigen Bauernhöfen Landwirtschaft betreiben. Die Betriebe wurden im Gruppenverfahren „Cassel“ des damaligen Kulturamt Limburg ausgesiedelt. Die Bauern entstammten folgen Ortschaften: Obertiefenbach 4, Niedertiefenbach 4, Oberweyer 3, Steinbach 2, Ahlbach 1 (geplant 2), Dehrn 3.
Die genannten Dörfer hatten damals zusammen 6500 Einwohner, bei einer Gesamtfläche von 4000 ha. Die landwirtschaftliche Nutzfläche betrug 2700 Hektar, die ertraglose Fläche 400 ha und es waren 900 ha Wald vorhanden. Schwierigkeiten bereite die Eigentumsstruktur der Betriebe. Aus lokalgeschichtlichen Gründen wie die starke Dominanz der Freiherr von Dungerschen Güter und der Fränkischen Realteilung kam es zu Betrieben mit geringem Eigenlandanteil. Gemeindeland oder der Nassauische Zentralstudienfond hatten in diesen Gemarkungen weniger als sonst üblich an Flächen liegen. Daher wurden die Betriebe nur auf ca. 12 Hektar Eigentumsfläche aufgestockt. Der Grunderwerb erfolgte zu Preisen bis zu 6000 DM pro Hektar.
Die nachkriegbedingte hohe Bevölkerungsdichte der Industrienation Deutschland warf neue Probleme auf. In den Dörfern sollte für die ständig steigende Zahl der Menschen die weite Wege ihre Arbeitsstätte hatten Platz für neue Wohngebiete geschaffen werden. Dazu sollten die dazu gehörigen kulturellen und zivilisatorischen Begleitmaßnahmen geschaffen werden. Der Landwirtschaft kam die Aufgabe zu auf den ertragreichen Böden ihr täglich Brot zu verdienen. Außerdem soll sie die Landschaft zum Wohle aller pflegen. Um eine Zusammenarbeit aller an diesem großen Vorhaben Beteiligten zu organisieren wurde der Weg der Flurbereinigung gewählt. Die Flurbereinigung hatte in den Gemeinden die an der Gruppenaussiedlung „Cassel“ beteiligt waren, folgende Aufgaben: Ortsumgehung der Bundesstraßen B49 und 54, Ausweisung von Baugebieten in allen 6 beteiligten Gemeinden, Ausweisung von Industriegebieten unter dem Namen Industrie auf dem Land, Ausweisung von Zweckgrundstücken für die Gemeinden. Das heißt Sportplätze, Gemeinschaftsschulen, Müllplätze, Quellschutz, Spielplätze, Kindergärten, Schwimmbäder und noch dergleichen mehr.
Es entstanden den sechs Dörfern bis zum 31. August 1967, 3,8 Millionen DM an Kosten für die Flurbereinigung. Sie wurden zu 43% durch Darlehen, 47% Beihilfe und 10% Beteiligung der Eigentümer abgedeckt.
Bei der Platzwahl für die Aussiedlungen waren folgende Punkte ausschlaggebend:
1. Die Bewirtschaftung entfernter Feldlagen. Dadurch ergaben sich Bewirtschaftungsvorteile der im Ort verbleibenden Landwirte.
2. Verkehrsentlastung der Straßen von landwirtschaftlichem Verkehr.
3. Ausschaltung von Feldwegen mit verlorenem Gefälle.
4. Kostenvermeidung von Erschießung ungünstig gelegener Flurteile.
5. Der Anschluss an vorhandene Versorgungseinrichtungen. Die Wasserversorgung wurde mit einem eigen Rohrnetz vorgenommen. Hier zu wurde ein Wasserverband gegründet der das Wasser von der Gemeinde Ahlbach kauft und von der Wasserübergabe „kalter Born“ an die einzelen Mitglieder verteilt.
Die Erschließungskosten betrugen je Betrieb ca. 35000 DM. Hier war die Zuwegung miteingeschlossen. Zur Verbesserung des Kleinklimas wurden die Höfe eingegrünt. Die Birkenalleen an den Zufahrten zu den Höfen stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Um den beteiligten Bauernhöfen einen guten Start in die neue Bewirtschaftung zu ermöglichen wurde um die Kosten zu senken eine Maschinen gemeinschaft gegründet. Dies geschah unter Beteiligung der Wirtschaftsberatung und dem Kulturamt Limburg. Das Maschinenkapital hatte einen Wert von 140000 DM. Die Gemeinschaft wurde im Laufe der Zeit aufgelöst.
Wolfskaut
Auch andere Gemarkungsnamen wie „Wolfskaut“ und „Wiebach“ (von Wittbach=Holzbach) zeigen, dass dort einmal Wald gewesen sein muss. Im 16/17. Jahrhundert waren Wölfe nicht nur in Dehrn, sondern in allen nassauischen Gebieten eine wahre Plage. Dies sollte sich erst im 18 Jahrhundert aufgrund intensiver Bejagung ändern. Der Grund für die starke Vermehrung der Wölfe liegt wohl in der im 30 jährigen Krieg entstanden Verödung ganzer Landstriche. Aufgrund der stark zurück gegangenen Bevölkerungszahl konnte sich der Wolf stark vermehren, so dass sich die Landesherren genötigt sahen, Wolfsjagden im großen Stil durchzuführen. Der Zentschultheiß erteilte Anweisung an den Heimberger (Bürgermeister mit Ortsrichterfunktion) von Dehrn, dass alle Männer bis zum Alter von 50 Jahren für die Wolfsjagd zur Verfügung stehen mussten. Dass dieser Aufforderung wegen der Gefahr und der Kälte nicht gerne nachgekommnen wurde, zeigen die Strafandrohungen bei Nichterscheinen zur Jagd. Aus alten Berichten geht hervor, wie sich die Treiber ausrüsteten. Mit Mist- und Heugabeln, Knüppeln und Äxten ausgerüstet wurde sich an dem vom Heimberger bestimmten Treffpunkt gesammelt. Von dort ging es mit ausschließlich adligen Jägern, da die Jagd bis 1848 ein ausschließlich adeliges Privileg war, auf das Kesseltreiben. Wenn starke Winter den Rhein zufrieren ließen, kamen Wölfe aus den Ardennen an das östliche Rheinufer. Auch die Wirren der Koalitionskriege nutzen der Ausbreitung der Wölfe in allen nassauischen Gebieten, so dass sich die Regierung 1806 gezwungen sah, die Bestimmungen zur Wolfsjagd zu verschärfen. Der letzte Wolf in der Gegend wurde 1842 in Brandoberndorf erlegt. Der letzte Wolf wurde in Dehrn um 1750 gesichtet und doch erinnert der Flurname „Wolfskaut“ an jene Zeit.
Wehrwiese
Direkt am Ufer der Lahn gegenüber den Lagerhallen der Firma „Landhandel Burggraf“ liegt die „Wehrwiese“. Sie hat ihren Namen von der gegenüberliegenden in der Mark „auf dem Mühlwehr“ liegenden „Freimühle“. Der ehemalige Mühlgraben ist heute noch gut zu erkennen. Diese Mühle gehörte zum Besitz der Freien von Dehrn. Die Mühle wurde nach einem Brand im Jahre 1800 wegen Baufälligkeit stillgelegt. Der letzte Mühlenpächter namens Dasbach baute sich im Ort ein neues Haus. Beim Bau dieses Hauses(Steingasse 27) vermauerte er ein steineres Wappen der Freien von Dehrn, das sich in der Hofeinfahrt der Freimühle befunden hat und noch heute zu sehen ist.
Am Leinpfad
Das eigentliche Mühlwehr wurde im Zuge der Schiffbarmachung der Lahn in den Jahren 1808-1810 beseitigt. Dieser Ausbau führte von Niederlahnstein bis Weilburg. Bei den Ausbauarbeiten wurden Untiefen und Riffe beseitigt. Die alte Lahninsel unterhalb des Schlosses fiel den Begradigungsarbeiten zum Opfer. Die Lahninsel lag in etwa Mündung Rolsbach bis zum heutigen Anwesen Burggraf am Leinpfad. Der Gemarkungsteil trägt bis heute die Bezeichnung am Kissel. An dieser Stelle liegen heute die Gärten „am Leinpfad“. Trotz dieses Ausbaues konnte nicht das ganze Jahr hindurch Schifffahrt betrieben werden. Besondere Schwierigkeiten machten die Stromschnellen zwischen Dehrn und Runkel. In einem Schreiben vom 16. Oktober 1844 der zuständigen Stelle für die Schiffbarmachung der Lahn ist von der Heranziehung der Bevölkerung zur Beseitigung der Stromschnellen die Rede. Große Begeisterung in der Bevölkerung fanden solche Maßnahmen nicht. Schon am 18. Dezember 1811 verfügte die französische Regierung des Großherzogtums Berg an das Department Dillenburg, zu dem Dehrn gehörte, „dass dem zerstören von Uferpfählen bei einer Strafe von vier Tagen Wasser und Brot Einhalt zu bieten sei“.
Bei dieser harten Strafandrohung ist die damalige Armut der Bevölkerung zu berücksichtigen. Außerdem ist zu bedenken, dass die Dehrner Bevölkerung den Ausbau der Lahn und des Leinpfades in Fronarbeit leisten mussten. Nur der Fuhrdienst zu den weit entfernten Holzlagerplätzen wurde geringfügig entlohnt. Zusätzlich musste die Bevölkerung noch Dienste beim Ausbau der Chausee von Limburg nach Montabaur (heutige B49) leisten. Dass diese Anordnungen der Regierung des Großherzogtum Berg französischem Einfluss unterlag, war in der damaligen Zeit bestimmt nicht zur Hebung der Arbeitsmoral geeignet. Im Ausbauzeitraum bis Mitte des 19. Jahrhunderts ist es versäumt worden, den wirtschaftlichen Sinn und Vorteil der Bevölkerung klar zu machen.
Im Jahre 1817 war es um die Stromschnellen noch nicht besser gestellt. Die Regierung des auf dem Wiener Kongresses neugebildeten Herzogtum Nassau musste aufgrund von Niedrigwasser und Beschädigung den Neubau von 80 Lahnnachen mit einer Tragkraft von 550-600 Zentnern anordnen. Für eine Berg und Talfahrt wurden damals 14 Tage mit vier Mann Besatzung inklusive Schiffsjungen plus ein Zugpferd veranschlagt. Der eigentliche Antrieb eines Nachens war das Pferd. Auf einem Pfad entlang der Lahn zogen Pferde mit einer Leine den Nachen flussaufwärts. Daher kommt der Name Leinpfad. Die Pferde und wohl auch die Schiffer machten am Abend in den Gasthäusern an der Lahn Station. Das auch heute noch existierende Dehrner Gasthaus „zum Burgfrieden“ war ein solcher Rastpunkt. Die Lahnschifffahrt wurde zusätzlich durch die Ansprüche der angrenzenden Großgrundbesitzer behindert. So übte der Baron von Dungern noch bis weit ins 19. Jahrhundert das Recht zur Lahnschifffahrt aus. Dieses Recht erwarb er mit dem Kauf von Schloss Dehrn im Jahre 1844. Es lässt sich zurückführen auf den Erwerb dieses Rechts durch die Freien von Dehrn von den Grafen von Diez. Die Ansprüche des Barons von Dungern führten zu Rechtstreitigkeiten, die mit dem Abriss des als Staustufe angelegten alten Mühlwehrs endeten.
Der Ausbau des Leinpfad sorgte 1863/64 noch einmal für rechtliche Auseinandersetzungen. Hier mussten auf Beschluss der Amtsverwaltung Limburg die benötigten Grundstücke zwangsenteignet werden. Ein weiterer Schritt zur Verbesserung der Lahnschifffahrt war 1838 der Bau der Schleuse in Limburg. Auch der 1844 abgeschlossene Staatsvertrag der Lahnanrainerstaaten Nassau, Hessen-Darmstadt und Preußen hatte dies zum Ziel. So konnten 100t Schiffe im Jahre 1851 bis Gießen fahren. Diese Maßnahme ging mit der stürmischen Entwicklung des Eisenerzbergbau einher. Auch Dehrn veränderte sich in dieser Zeit. Die Bewohner, vom Jahreslauf der Landwirtschaft geprägt, erhielten mit dem Bergbau eine neue Erwerbsmöglichkeit. Auch wurden in Höhe des heutigen Kalkwerkes an der Lahn Erzwaschanlagen errichtet.
Zur Zeit der Hochkonjunktur des Eisenerzbergbaus im Jahre 1856 wurden auf der Lahn 210.596 Tonnen Erz pro Jahr transportiert. Ersten Einbrüche brachten die Einfuhr von Erzen aus Spanien und Belgien, so dass der Transport auf 145.000 Tonnen pro Jahr sank. Mit der Fertigstellung der Lahntalbahn Gießen-Koblenz, die ursprünglich an Dehrn vorbei führen sollte, im Jahr 1863 wurde ein Großteil des Erztransports von der Lahn auf die Schiene verlagert. Erst im Jahre 1926 erklärte sich das Reichverkehrministerium bereit, die Lahn von Niederlahnstein bis Steeden auszubauen. Im Jahre 1932 schuf die Kerkerbachbahn AG mit dem Ausbau eines Umschlaghafens in Dehrn die Voraussetzung für einen gewaltigen Aufschwung der Lahnschifffahrt. Die Nutzung des Umschlaghafens Dehrn hielt sich bis ins Jahr 1960.
Auf dem Werth
Dieser Germarkungsteil liegt am Lahnufer flussabwärts an der Lahnbrücke. Wie der Name Werth sagt wird eine Flur am Ufer oder eine Insel beschrieben. Tatsächlich lag in diesem Bereich die alte Lahninsel. Sie fiel wie oben erwähnt beim ersten Ausbau der Lahn weg. Dieser Bereich war bis in die 1960 Jahre älteren Bürgern als „alte Lahn“ bekannt. Bis in den 1970er Jahren waren in diesem Bereich noch die „Inselchen“ zu sehen. Dabei handelte es sich um Teile des Schiffanlegers für das „Dehrner Schiffchen“. Auch die Lahnfähre, die als Ersatz für die 1945 gesprengte Lahnbrücke diente nutzte diesen Anleger. Die Personenschifffahrt in Dehrn hat eine lange Geschichte.
Die Lahnstrecke zwischen Dehrn und Limburg wurde im Jahre 1883 für den Personenverkehr schiffbar gemacht. Eine Interessengemeinschaft Dehrner Bürger stellte ein Dampfboot für 23 Passagiere in Betrieb. Erster Käpitän und späterer Besitzer war Peter Unkelbach aus Niederlahnstein. Das Boot wurde 1906 von Albert Collee übernommen. Albert Collee hatte seine Schifffahrtkenntnisse ebenfalls auf dem Rhein erworben. 1908 stellte er ein Motorboot mit Benzinantrieb in Dienst. 1911 brachte auch Peter Unkelbach ein neues Motorboot in Betieb, so dass bald vier Boote auf der Strecke fuhren. Nach Ausbruch des zweiten Weltkriegs waren zwei der „Dehrner Schiffchen“ im Dienst. Ein Schiffsbrand im Jahre 1916, der zwei Menschen das Leben kostete, war das erste Unglück auf der Strecke.
1930 wurden die Boote mit sicheren Dieselmotoren ausgerüstet. Ab 1939 wurde ein Boot in Dienst gestellt, das 138 Personen eine schnelle und sichere Fahrt von Dehrn nach Limburg ermöglichte. Der 17. März 1945 war ein dunkler Tag für die Dehrner Schifffahrt. Die beiden Motorboote der Firma Collee wurden im Hafen versenkt. Eine Bergung war erst nach Kriegsende möglich. Das endgültige Aus für das „Dehrner Schiffchen“ war der technische Fortschritt. Der Enkel des Käpitän Collee stellte mit dem Erwerb eines Personenomnibus mit Holzvergaserantrieb ein neues Verkehrsmittel zur Verfügung. So laufen bis heute auf der Strecke Steeden-Dehrn-Dietkirchen- Limburg die Busse der Firma Albert Hölzenbein.
Russwerth
Ist die Lagenbezeichnung der Felder und Wiesen oberhalb der Bahngleise zwischen Betriebsgebäude Tungsram und Kalkofen. „Russwörth“ ist einer der vieldeutigsten der Dehrner Flur. Eine Deutung aus dem althochdeutschen „rouzwert“ mit rouz =schwarz und wert=wertvoll wäre dann das wertvolle schwarze. Für diese Deutung spricht das tatsächlich in der Mitte des 19. jahrhunderts dort ein reger Grubenbetrieb umgegangen ist. In diesen Gruben wurden in sogenannten Ringschächten Eisen und Mangan abgebaut. Der Abbau geschah im Tagebau in trichterförmigen Schachtanlagen. Diese Anlagen wurden einfach nach unten in die Erde gegraben Am oberen Rand stand eine Winde. Sie war mit Brettern gegen Abrutschen gesichert. Auf diesen Bretter standen gegen Absturz gesichert ein oder Arbeiter die die „Haspel“ betätigten. Mit der Haspel wurde das geförderte Gestein und Erz nach oben gefördert. Die Kumpel die in bis zu 70 Meter tiefen Schächten arbeiteten kamen mit der Haspel zu ihrem Arbeitsplatz. Dazu kam ein Fuß in Fördereimer und mit dem anderen wurde sich zum ausbalancecieren an der Schachtwand abgestoßen. Bis zur Mitte des 19. Jahrhundert war das Lahngebiet der wichtigste Erzliefrant für die aufstrebende Stahl- und Eisenindustrie an Rhein und Ruhr. In dem Revier um das „Russwörth“ und „die schwarze Erde“ sind 8 Schürfrechte verliehenworden. Davon ging in fünf Gruben umfangreicher Bergbau um. Die Schürfrechte sind heute noch im Besitz der Harz-Lahn Bergbau, einer Tochtergesellschaft der Firma Krupp Essen.
Auch ältere Flurbezeichnungen wie „scharz Aird“ für schwarze Erde für den Distrikt der direkt an das „Russwörth“ grenzt, lassen auf Eisenvorkommen schließen. Hier wird sich wohl Erz das ziemlich nahe der Erdoberfläche lagerte im Laufe der Zeit unter Einfluss der Witterungsvorgänge zu „Rasenerz“ umgesetzt haben. Durch diesen Vorgang bekam der Boden seine typisch dunkle Farbe.
Eine weitere Deutung für Russwerth ist in dem althochdeutschen Wort „werth“ für Ufer zu suchen. Hiermit ist vom Wasser umspültes Land oder auch Insel gemeint. Vergleiche hier Insel Oberwerth bei Koblenz oder für Fußballer ist in diesem Zusammenhang Werder Bremen interessant. In Kobmination mit Ruß für schwarz entsteht schwarzes Ufer. Der Namensgeber für das wertvolle schwarze Ufer ist in jedem Falle der wertvolle schwarze der für Dehrn einst eine große Bedeutung hatte. Im Russwört ist der „Jurrekirchhopp“ zufinden. Menschen jüdischen Glaubens sind hier nicht bestattet. Mit „Jurre“ bezeichneten die Bergleute wertloses Gestein das auf Halden gekippt wurde. Dem aufmerksamen Beobachter zeigt sich die mittlerweile mit Bäumen bewachsenen „Jurrekirchhopp“ noch heute oberhalb des Kalkofens.
Auf dem langen Wasem
Wasem (oder Wasen)ist eine Bezeichnung für Grasland. Auf diesem Gemarkungsteil und den Niederholzwiesen links und rechts des Rolsbachs besaßen das Kloster Beselich und seine Nachfolger ein schon aus dem Mittelalter stammendes Weiderecht. Das Kloster Beselich war aufgrund von Stiftungen, Vermächtnissen und Schenkungen zu einer wirtschaftlich führenden Kraft in der Region aufgestiegen. Die Ländereien des Klosters wurden von ausgesuchten Arbeitern bewirtschaftet, die später im Gesindehaus ein Wohn- und Bleiberecht erhielten. Diese nach besonderen Richtlinien eingestellten „Meyer“ erhielten ihre landwirtschaftliche Ausbildung von in der Landbebaung versierten Klosterbrüdern. Nach erfolgter Ausbildung konnte ein Hofmeyer auf dem bis zu 180 Morgen großen Hof die neuesten Erkenntnisse der Landwirtschaft einsetzen. Insbesondere im 14. und 15. Jahrhundert hatte der Beselicher Hof in der Tierzucht großen Einfluss in der Region. Klosterbrüder erkannten, dass durch Einkreuzen frischer Blutlinen Erbkrankheiten verhindert und sogar Leistungssteigerungen möglich würden. Um diese Vorteile an die Bauern der umliegenden Ortschaften weiter zu geben übernahm das Kloster die sogenannte Vatertierhaltung. Dafür erhielten das Kloster und seine Rechtsnachfolger Vergünstigungen. Der im Jahre 1784 abgeschlossene Pachtvertrag zwischen dem Erbleihpächter Johann Wilhelm Schäfer und der Erbengemeinschaft der fürstlichen Familie von Nassau-Hadamar erwähnt dies. Der §4 dieses Vertrags beschreibt, dass der Pächter des Beselicher Hofes den Dörfern Dehrn, Ober-und Niedertiefenbach, Schupbach und Hofen je einen Eber sowie einen Stier zu halten hat.
Außerdem sollten den genannten Gemeinden am Pfingstmontag für drei Gulden Wecke verabreicht werden. Dafür ist es dem Pächter gestattet, an zwei Tagen in der Woche sein Vieh auf den „Niederholzwiesen“ und „auf dem langen Wasem“ zu weiden. Dieser Vertragsteil führte schon bald zu Unstimmigkeiten. So legte Pächter Schäfer 1827 eine Eingabe bei der Amtsverwaltung Limburg vor. Mit dieser Eingabe sollte die wechselseitige Aufhebung der Faseltierhaltung (Faseltier = Manntier) bewirkt werden. Die Abgaben an die Gemeinden sowie der Aufwand für die Manntierhaltung erschien ihm zu hoch. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert ging die Vatertierhaltung auf die Gemeinde Dehrn über. Ein hierfür bestellter Landwirt hielt für das ganze Dorf einen Watz (Eber) und einen Deckbullen. Für seinen Aufwand an Futter und benötigte Hilfe beim Deckakt erhielt der Landwirt von der Gemeinde ein Entgelt. Dieses Entgelt und auch die Neuanschaffung von Vatertieren bekamen ein besonderes Budget im Gemeindehaushalt. Nur durch die Anschaffung wertvoller und dem züchterischen Fortschritt entsprechender Zuchttiere war ein gesichertes Einkommen des damals landwirtschaftlich geprägten Dehrn möglich. Bis zum Ende des 20. Jahrhundert unterstützte die Stadt Runkel die Vatertierhaltung in Dehrn. Der letzte Gemeindebulle und Eber wurde von der Familie Weimer in der Wilhelmstraße gehalten.
Gemeindeobstwiese
In der Flur „oben in den Niederholzwiesen“ liegt der ehemalige Gemeindeobstgarten. Schon früh im letzten Jahrhundert wussten die Menschen vom Nutzen ausreichender Vitaminversorgung besonders im Winter. So wurde in den 1920er Jahren auf dem Gelände der Gemeindewiese ein Obstgarten mit Apfel -Pflaumen und Birnbäumen angelegt. Im Herbst kam es zu einer Versteigerung, in der Erntereche an den Obstbäumen erworben werden konnten. Damit konnte jede Familie den Bedarf an wertvollem Obst aus heimischem Anbau decken.
Seifen und das Wasser von Dehrn
Gegenüber dieser alten Obstwiese beginnt der Distrikt „im Seifen“. Das Wort „Seifen“ kommt vom mittelhochdeutschen sife und bedeutet Bach oder von abfließendem Quellwasser durchzogenes Land. Dass große Teile der Dehrner Gemarkung mit ungünstigen Wasserverhältnisesen zu kämpfen haben, zeigen Flurnamen in Richtung Norden wie „Rohrbach“ d.h. Röhrrichtbach, Lettenbach, d.h. Lette-Tonerde, Seeterborn, ein mit Stein eingefasster Brunnen in der Feldmark, Speich, Brunnen, Quellort. 1905 wurde in der Speich ein Tiefbrunnen zur Wasserversorgung von Dehrn errichtet. Dies war ein ein erheblicher Fortschritt zu den bis dahin üblichen Ziehbrunnen. Aus mündlicher Überlieferung sind drei Standorte der Ziehbrunnen bekannt. 1. in etwa des heutigen unteren Brunnen am heutigen Blumenhaus „Büdchen“ im alten Rathaus. 2. im Hof des Anwesen Exner, Fronstraße (bei Schipborns ,-Schöpfbrunnen) 3. im Hof des Grundstücks gegenüber der Bäckerei Mais (Petze-Pütze-Pütz=Schöpfbrunnen) 4. an der Ecke Wilhemstraße Anwesen Ries Später wurden zwei Röhrenbrunnen angelegt, die bis heute aus einer Quelle in den Borngräben gespeist werden. Der obere Brunnen wurde im Jahre 1838 errichtet. Der Brunnen am Rathaus spendet seit 1840 Wasser. Im Jahr 1959 wurde der obere Brunnen im Zuge der Neugestaltung Steedener Weg/Steingasse von der Mitte der Straße in den Einfahrtsbereich Steingasse/Hintergasse gesetzt. Der Brunnen erhielt in diesem 59er Jahr seine neue Einfassung. Die alte Einfassung ziert seitdem den unteren Brunnen am alten Rathaus. Der Neugestaltung der Ecke Steedener Weg Steingasse fiel außerdem das 1681 erbaute Anwesen Schäfer/Tummes zum Opfer. An dessen Stelle kam ein Parkplatz mit Telefonzelle. Mit dem zunehmenden Verkehr musste der erst mit viel Geld geschaffene begradigte Teil der Straße mit einer Verkehrsinsel ausgebremst werden. Eine wesentliche Verbesserung der Wasserversorgung wurde mit der Errichtung von öffentlichen Pumpen im Ortsbering erreicht.
Von diesen Pumpen sind acht Standorte bekannt: Burgfriedensstraße (2), Wilhemstraße, Hintergasse Schlossstraße (2), Fahlerstraße, Steedener Weg. Von diesen öffentlichen Pumpen ist nur die aus dem Jahre 1951 stammende Pumpe in der Wilhemstraße erhalten. Diese Pumpstation führt bis heute Wasser und wird zuweilen von der Freiwilligen Feuerwehr zu Pumpübungen genutzt. Die eigenliche Wasserversorgung für Dehrn entstand 1905. Im Mai 1904 beschloss der Gemeinderat unter der Leitung von Bürgermeister Jung einstimmig, dass eine Hochdruckwasserleitung gebaut wird. Diese Leitung wurde mit 21000 Reichsmark veranschlagt. Die Quelle in der Speich lag damals 1500m in östlicher Richtung vom Ortsrand. Das Wasser wurde dem Hochbehälter am heutigen Spielplatz zugeführt und von dort in die Häuser verteilt. Dass die Qualität dieses Wasser gut war, bestätigte der zuständige Kreisarzt der königlich preußischen Kreisverwaltung zu Limburg. Das Wasser sei angenehm kühl und klar, weiterhin farb- und geruchlos. Fabriken und Friedhöfe seien nicht in der Nähe. So in etwa wurde die Genehmigung zum Betrieb eines Tiefbrunnen erteilt. Auch die Nassauische Brandversicherungsanstalt bekundete Interesse am Fortgang der Bauarbeiten. So wird eine Auskunft eingeholt, wie weit der Ausbau des Rohrnetzes bereits ist. Es sollten ein Zuschuss von 600 Reichsmark sowie ein Kredit über 2000 Reichsmark zur Anschaffung von Schlauch und Gerätewagen zur Verfügung gestellt werden. Der für die Rohrleitung zuständige Rohrmeister hatte im Brandfall die Aufgabe, unverzüglich Löschwasser bereit zu stellen. Der Rohrmeister hatte mit diesem Amt außerdem die vertragliche Verpflichtung übernommen, den Übungen der Feuerwehr beizuwohnen. Entschädigt wurde dieser Aufwand mit 120 Reichsmark, für die Überwachung der Brunnenleiung gab es 20 Reichsmark von der Gemeinde Dehrn pro Jahr.
Platt
Der obere Teil des Gemarkungsteil „Speich“ führt bis heute auch den Namen „Platt“. Auch in der angrenzenden Ahlbacher Flur wird diese Fläche als „Platt“ bezeichnet. Das Güterverzeichnis des St. Lubenstiusstiftes zu Dietkirchen, das alleine 37 Grundstücke in Ahlbach mit genauer Lage benennt, sagt hier „Item jurnalis in infernioni platea, que dicitur indewindig der straze“ heute würde man sagen: „des gleichen zwei Morgen im niedrigsten Teil der Straße“. Das zeigt, dass Dehrn schon früh von wichtigen Fernstraßen berührt wurde.
Totenweg
Der Durreweg oder Totenweg wurde von Obertiefenbacher Bürgern benutzt, die ihre Verstorbenen zur Einsegnung nach Dietkirchen bringen mussten. Im Jahre 1733 wurde in Obertiefenbach eine eidesstattliche Erklärung abgegeben. In diesem Dokument stellen der damalige Heimberger Paul Weimer, der Keller Johann Gotthardt, sowie die Feldgeschworenen Christof Heun, Wilhem Sehr und Jakob Bundorf fest, dass Sie von Eltern und Voreltern gehört haben, dass früher ein Weg von Dietkirchen nach Obertiefenbach geführt habbe. Dieser Weg sei Totenweg genannt worden. Auch sei er wirklich durch das Mittelfeld der Dehrner Terminey (Feldmark) gegangen und sogar mit Grenzsteinen versehen worden. Dies konnten genannte Zeugen mit Belegen aus Schätz- und Feldbüchern aus den Jahren 1655, 1669 und 1692 zweifellos beweisen.
Im Gehege „Ahl Hack“
Dieser Flurabschnitt befindet sich direkt am Waldeingang links. Im Volksmund wird dieser Abschnitt als „Ahl Hack“ bezeichnet, was soviel wie umhegte oder umzäunte Weide bedeutet. Es ist anzunehmen das diese mit Hecken umgebene Weide dem gesamten Bestand von Dehrner Jungrindern als fester Standplatz gedient hat. Das Wort hegen kommt in diesem Fall von Hac d.h. mit einem Schutz aus Hecken umgeben. Städtenamen wie Hagen oder Den Haag sind gleichen etymologischen Ursprungs.
Kuhruhe und Viehwiesen
In diese Gewannen wurden die Kühe zum Weidegang z.B. ab Pfingsten getrieben. Die Größe der Flur lässt den Schluss zu, dass sich hier die Gemeindewiese oder Allmende befand. Dieses Wiesenland war für alle Viehhalter und deren Tiere zur Beweidung vorgesehen. In dieser großen Abteilung des Dehrner Waldes befanden sich intensiv genutzte Waldwiesen. Diese Wiesen dienten nicht nur zur Nahrungsaufnahme sondern boten den Kühen Schutz in der Mittagshitze. Die intensive Nutzung der Waldflächen führte öfters zu Interessenkonflikten zwischen Holz und Weidenutzern. Dokumentiert wurde das in einer Vielzahl von Verträgen und Verordnungen.
In den Laggen
Umfasst das Gebiet vom Sportplatz Richtung Gemarkungsgrenze Mühlen. Der Name „in den Laggen“ kommt von Lache was soviel wie Pfütze sumpfige Stelle bedeutet. Tatsächlich sind nach Abzug von Hochwasser in den hier befindlichen Bodenmulden Wasser zu sehen.
In dem Mehlpuhl
Ein anderer Name, der auch mit Wasser zu tun hat, ist der Flurteil „in dem Mehlpuhl“. Schon im Jahre 1438 wird er im Erblehen des Johann Frei von Dern erwähnt. In diesem Erblehen wurden eine Hofraite in der Burg Dern, und was er sonst noch im Burgfrieden besaß genannt. Auch das Grafenrecht zu Niederahlbach, das Patronat der Kapelle zu Dernn und das Burglehen von den Grafen von Diez, sind dort genannt. Außerdem wird der Weiher „Eilpuel“ vor dem Dehrner Wald erwähnt. Eil hat im mittelhochdeutschen die Bedeutung von Ecke, Spitze oder auch Schwert. Puel hat die Bedeutung von stehendem Gewässer oder altem Flussarm. In der heutigen Bezeichnung „Mehlpfuhl“ kann die Melde (mel), die gerne an feuchten nährstoffreichen Stellen wächst, verborgen sein. Auch das keltische mel als Bindewort von melionos für „Gelb“ ist bei dem lehmigen Boden durchaus nachvollziehbar. Eine weitereBedeutungsmöglichkeit ist eine ungeartete Sprechweise von Al zu mel in der Deutung Are zu denken. Auch eine Lautumbildung wäre die Degenerierung von Egel zu Ail in der Beziehung zu Blutegel denkbar. Da Blutegel ihre Heimat bevorzugt in stehendem Wasser haben, ist diese Deutung auch eine Möglichkeit. Bis zum Ende der 1960er Jahre war in diesem Feldteil die Mulde des ehemaligen Weihers „Mehlpfuhl“ zu sehen. Im Zuge von Bodenangleichungsmaßnahmen ist das Gelände angeschüttet worden.
Hemerich
Die Straße, die von Dehrn nach Niedertiefenbach führt, wird im Volksmund „Hemerich“ genannt. Grundstücke, die an der Straße liegen, führten zum Teil auch die Bezeichnung „Hemerich“. Dieses Wort setzt sich aus zwei althochdeutschen Wörtern aus Hemm =Bremsen und Rich für einen mit Gras bewaschsenen Hang zusammen. Eine weitere Deutung des Wortes führt zu den 1252 genannten Hümmerich auf dem Westerwald. Dort auf dem Hof Hümmerich bei Marienhausen war einst der Stammsitz des Adelsgeschlecht von Hoenberg oder auch Hoemberg. Um das Jahr 1400 wird in Hadamar ein Amtmann von Hoenberg erwähnt. Er war verheiratet mit Jutta Freiin von Dern. Durch diese Verbindung gelangte vom Hoemberg zu großem Grundbesitz am „Hemerich. Mit seinem neuen Besitzer Hoemberg bekam der mit Gras bewaschsene Hang seinen Namen in doppelterAusführung. Auch führte der sogenannte „Postweg“ von Schupbach über Niedertiefenbach nach Dehrn und von dort nach Offheim über den Hemerisch. In Offheim gibt es den Postweg noch heute als Straßennamen.
Als ausgebaute Straße gibt es den Hemmerich erst seit dem Jahr 1857. Der Ausbau erfolgte auf Initiative von Bergwerksbetreibern aus Niedertiefenbach. Mit diesem Ausbau sollten Mautgebühren, die von der Gemeinde Steeden am „Chauseehäuschen“ (an der heutigen Straße Niedertiefenbach-Steeden) erhoben wurden, umgangen werden. Die Aufwendungen an Maut betrugen 1200 Gulden pro Jahr. Außerdem war der Transport von Erzen mit schlecht gebremsten Fuhrwerken auf dem steilen Wegüber die „Steedener Hohl“ zur Lahn hin sehr gefährlich. Ein weiterer wichtiger Grund waren die desolaten Zustände auf dem damaligen Feldweg Hemerisch. So konnte nach Regenfällen tagelang kein Erztransport erfolgen weil die Fuhrwerke im Schlamm eingesunken sind. Mit dem Ausbau des „Hemmerisch“ konnte das Erz von den neu erschlossenen Revieren im Westen der Niedertiefenbacher Mark und im Bereich „vorne auf dem Cassel“ in der Dehrner Gemarkung schneller und einfacher zu den Erzwäschen und Verladungen bei Dehrn zugeführt werden.
Die erste Ausführung der neuen Straße bestand aus Gestick und einer Tragschicht aus Kalkschotter. Die erste Eingabe zum Straßenbau war 1854. Zur Fertigstellung der Straße kam es 1857. Der gesamte Schriftverkehr zum Straßenbau umfasste ca. 128 Seiten. Davon waren noch einige doppelt, weil an verschiedene Ämter gerichtet. Die Eingaben wurden nach den Ämtern Hadamar, Limburg, Bergamt Weilburg und zur Regierung nach Wiesbaden versand. Die Gesamtkosten für den Ausbau des vormaligen Feldweg zu einer wassergebunden Straße betrugen 7000 Gulden. Durch den Ausbau des „Hemmerich“ bekam die ursrüngliche Verbindung nach Niedertiefenbach die Bedeutung eines Feldweges. Als „alter Weg“ erfüllt er sie bis heute noch. (Feldweg an der Gaspumpstation zwischen Hemmerich und DreifelderWeg) Der weitere ehemalige Straßenverlauf ist in alten Flurkarten zu erkennen und führte über „Cassel“ und den „Purte Weg“ nach Niedertiefenbach
Steinritsch
Der Gemarkungteil „Steinritsch“ liegt am Hemerisch oberhalb der Gaspumpstation. mit „Steinritsch“ wird ein steiler steiniger Abhang beschrieben. Auch wurden hiermit Stellen im Feld beschrieben über die der Pflug beim arbeiten „geritscht“ ist. Nach Angaben von Dittmaier in Rheinische Flurnamen zeigt der Name „Steinritsch“ auf eine römerzeitliche Bebaung hin
Auf der Wacht
Unweit des Fichtenberg liegt eine Flur, die bis in 60er Jahre mit „auf der Wacht“ bezeichnet wurde. Der dreissigjährige Krieg mit seinen Truppendurchzügen brachte unserer Heimat viel Not und Elend. Die Zeit nach Beendigung dieses schrecklichen Krieges brachte mit weiteren Durchzügen von versprengten Truppen und heimatlosen ehemaligen Soldaten keine Ruhe. Sie versuchten das wenige, was der Krieg übrig gelassen hatte, von der Bevölkerung gewaltsam zu holen. Um sein Land vor Überfällen zu schützten ließ der damalige Landesherr Fürst Johann Ludwig von Nassau-Hadamar an übersichtlichen Stellen Wachposten aufstellen. Sie sollten Wacht halten und die Bevölkerung bei Anzug einer Horde marodierender Truppen warnen. Durch die gute Bewaffung der Wachposten kam es zu einer Abschreckung der Banden. So kehrte nach den unruhigen Jahren wieder etwas Ruhe ein. Der Name „auf der Wacht“ erinnert aber bis heute an diese Zeit. Ähnliche Anlagen wurden ebenfalls auf den vorgelagerten Höhenzügen von Nieder- und Obertiefenbach angelegt. Auch Oberweyer hat seinen Flurteil „auf der Wacht“.
Im Fahler
Der Name der Fahlerstraße erinnert an das in Richtung Osten führende Falltor. Diese Tor war Teil einer Schutzanlage aus Holz und geflochtem Reisig das Dehrn vor Gefahren durch Tier und Mensch schützten sollte.
Im Burgfrieden
Der Flurteil im Burgfrieden umfasst heute den Bereich von der Pfalz bis zur Wilhemstraße. Hier galt ein besonderes Recht, das den Bewohnern Abgabenfreiheit zusicherte.
Auf der Hofscheuer
Der Bereich von der Wilhemstraße bis zur Hintergasse war wohl nach einer sich dort befindlichen Zentscheune eines der Adels- und Klosterhöfe benannt.
In der Bitz
Im Volksmund „Berz“ genannt. Mit Berz wird Garten und Obstland am Rande eines Ortes bezeichnet.
Obergasse
Der Bogen zwischen Hintergasse und Steingasse hat den Flurnamen an der Obergasse. Diese Bezeichnung stammt aus der Zeit in der dieser Bereich den Abschluss des bebauten Ortsbering darstellte.
Steingasse
Mit Steinen gepflastert waren nur besonders wichtige Wege innerhalb eines Ortes. Die Wichtigkeit der Steingasse bestand in der Zuführung des Verkehrs zur Lahnfurt.
Fronstraße
Der untere Teil Fronstraße wurde nach dem 30 jährigem Krieg von den Frei von Dern angelegt. Die hier befindlichen Gehöfte standen wegen der finaziellen Förderung durch die Frei von Dern in einem besonderen Verhältnis. So wurden Spann- und Fuhrdienste durch die Anwohner geleistet. Von diesen Diensten kommt der der Name Fronstraße. Die 1692 erbaute Zentscheune hatte hier bis in die 1980er Jahre auf dem Anwesen Burggraf, Fronstraße 1 ihren Standort. Im Volksmund wird dieser Abschnitt „Ruuhloch“ genannt, was mit Ruheloch zu übersetzten ist. Das „Ruuhloch“ war eine Bodensenke, an der die Fuhrwerke der Bauern noch eine kurze Rast einlegten, bevor es bergauf zu den Feldern ging. Auch soll sich dort eine Bank als Sitzgelegenheit befunden haben.
Auf dem Sand
Der Bereich am Sportplatz im direkten Hochwassereinflussgebiet der Lahn und die dort vorkommende Bodenart gab der Flur den Namen „auf dem Sand“. Die hier liegenden Sande sind bis zu sechs Meter mächtig. Besonders beeindruckend sind die Sandanschwemmungen nach Abzug des Hochwassers am Lahnbogen gegenüber des Anwesen Geis am Ortseingang von Dehrn zu beobachten. Diese Sandzone zieht sich bis in Richtung „Dehrner Teiche“ oder auch „Wahls Tümpel“ hin. In den heutigen Teichen wurde bis Ende der 60er Jahre Kies abgebaut. Die dortigen Schotterschichten sind bis zu vier Meter stark. Direkt an der Lahnbrücke befindet sich der Sportplatz des TuS 05 Dehrn. Dieser Sportplatz wurde in Eigenarbeit Ende der 1920er Jahre für Feldhandball hergerichet. Davor befand sich hier ein Lagerplatz und eine Sandgrube, die später auch als Müllgrube genutzt wurde. Der Sportplatz wurde im Jahre 1955 neu angelegt. Im Jahre 1975 ging den Sportlern von Dehrn ein Licht auf, denn die Flutlichtanlage wurde am Sportplatz in Betrieb genommen. 1981 wurde der Sportpatz wieder neuangelegt und mit einem unvergessen Spiel gegen Eintracht Frankfurt eingeweiht.Das Jahr 1987 stand im Zeichen der Errichtung eines neuen für den Trainingsbetrieb vorgesehenen zweiten Sportplatzes. Auch das Sportlerheim wurde umgebaut und vergrößert.
Kappesbörder
Lahnabwärts Richtung Dietkirchen befindet sich ein schmaler Streifen Gartenland. Bekannt ist er unter dem Namen „Kappesbörder“. Auf diesen „Kappesbördern“ wurde wie der Name sagt hauptsächlich Gemüse, besonders Kohl, angebaut. Die einzelnen Parzellen wurden bebaut, um die Eigenversorgung der betreffenden Familien mit Gemüse sicherzustellen. Heute(2006) wird das Gelände größtenteils als Freizeitgelände genutzt.
Auf dem Wasem
Mit „auf dem Wasem“ wird das Flurstück hinter der Brücke links und dann rechts Richtung Wald beschrieben. Wasem bedeudet Grasland, offener Wiesenplatz ohne Nutzungsbeschränkung. Als Wiesenland ist es wohl hauptsächlich wegen der Hochwassergefahr in diesem Gebiet genutzt worden.
Auf dem Hallbarth
Das Gebiet links des Wasem Richtung Franzosenplatz trägt den Namen „auf dem Hallbarth“. Hall kommt aus dem althochdeutschen Hall-Helli-Heide was sanft ansteigend, mit Gebüsch bewachsen, bedeutet. Barth kommt ebenfalls aus dem Althochdeutschen und bedeutet Bord, was hier im Sinne von Ufer gebraucht wird, so dass der „Hallbarth“ sanft ansteigendes Ufer zur Heide heißt.
Auf der Oberheide
Mit Heide wird trockenes unfruchtbares Land bezeichnet. Oft ist dieses Land mit Büschen und Wald bewaschsen. Das Gegenstück zur Oberheide, die Unterheide(in etwa das Waldgebiet hinter „Wahls Tümpel“) wurde Ende der 1880er Jahre neu aufgeforstet. Der Bereich der Oberheide steht trotz schlechten Bodens bis heute in landwirtschaftlicher Nutzung. Im Gebiet „Oberheide“ befindet sich ein großer Teich. Dieser Teich ist heute Naturschutzgebiet. Bis in das Jahr 1976 befand sich dort die Müllgrube von Dehrn. Auch große Industriebetriebe aus dem Raum Frankfurt nutzten sie in dieser Zeit. Entstanden ist die Grube durch den Tonabbau durch die Firma Lüngen. Der Ton wurde mit einer Seilbahn über die Lahn zu den Brennöfen der Firma Lüngen transportiert. Dort wurde der Ton zu Schamotten für die Gießereiindustrie weiterverarbeitet. Die Seilbahn stellte 1963 ihren Betrieb ein. Die Anlagen der Seilbahn waren bis Ende der 1960er Jahre zu sehen. Ein Fundamentblock der Seilbahn ist gegenüber des Lahnhafens bis heute zu sehen.
Die Berge von Dehrn
Steinberg
Kirschenberg, Hadamarerberg, Reisterberg und Fichtenberg
Sie sind die Fortsetzung des von Dietkirchen kommenden Höhenrückens vom „Herrenberg“. In Dietkirchen befand sich ein Waldgebiet, das sich in nordöstlicher Richtung Burg Dern hinzog. Auf dem Gelände zwischen Dehrn und Dietkirchen ist außer dem Hain oder „Hoo“ von Wald nichts mehr zu finden. Nach dem römischen Geschichtsschreiber Plinius genossen Eichen in den „geheilgten Hainen“ der Germanen und Kelten einen besonderen Schutz. Besonders die Druiden die Eichenmänner sind mit den manchmal auf den Eichen waschsenen Misteln in Verbindung zu bringen. Vielleicht ist dieser besondere Schutz den uralten Eichen zuteil geworden, die sich auf dem Gelände des heutigen Bürokomplex Egenolf befinden. Manche Bestände um die alte Burg wurden im Laufe der Zeit ergänzt. Nur eine Stelle, die dem Weinbau diente, wurde davon ausgenommen. Nach der Aufgabe des Weinbau an dieser Stelle wurde sie mit Kirschbäumen bepflanzt. Auch diese Kultur hat sich nicht bewährt, nur der Name Kirschenberg ist noch erhalten. Auf einem Foto von 1905 ist die Freiwillige Feuerwehr am „Eisernen Tor“ zu sehen. Im Hintergrund ist die Anlage mit den Kirschbäumen noch zu erkennen.
Der direkte Nachbar des „Kirschenberg“, der „Hadamarerberg“ hat seinen Namen von einem direkten Fußweg, der nach Hadamar führte. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts trägt der gesamte Berg noch den Namen „Steinberg“. Dieser Name wird noch heute (2006) von einigen älteren Bürgern Dehrns angewendet. Der Nachbar des „Hadamarer Berg“, der „Reisterberg“ hat sein Bild ebenso verändert. Von einigen heckenartigen Bewaschsungen abgesehen ist von einem Wald nichts mehr zu sehen. Er dürfte auch früher weniger Bedeutung gehabt haben, wenn man Reister von Reiser also niedrigem Holz ableitet. Der vierte der Dehrner Berge, der Fichtenberg zeigt keinen Baumbewuchs mehr. Diese Flur wird heute landwirtschaftlich genutzt. Im 13. Jahrhundert wird diese Kuppe und das witer östliche gelegeneGebiet als 2Dehrner Wald nach Diffenbach zu“ bezeichnet. Von den namensgebenden Fichten sind noch zwei am Fuße der Kuppe, an der Einfahrt zum Tennisplatz erhalten geblieben.
Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten des Dorfes sind das oben erwähnte Schloss Dehrn, das dazugehörige ehemalige Hofmannenhaus „Pfalz“, welches heute ein imposantes Fachwerkhaus ist. Die Sankt Nikolauskapelle mit bewegter Geschichte als ehemalige Schlosskapelle, Filialkirche von Dietkirchen wurde zeitweise als Kindergarten genutzt. Sie dient nach der Renovierung und Wiedereinweihung im Jahre 2002 dem Gottesdienst. Außerdem erwähnenswert sind noch die von 1923 bis 1926 im barocken Baustil errichtete St. Nikolaus Kirche sowie die imposante, dreibögige Lahnbrücke. Sie stellt gleichzeitig einen Übergang vom Westerwald zum Taunus dar, dessen natürliche Begrenzung die Lahn ist. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass Dehrn auf der Westerwaldseite der Lahn liegt, der Sportplatz des ortsansässigen Tus 05 Dehrn sich jedoch auf der anderen Brücken- bzw. Lahnseite befindet, also aus territorialer Sicht im Taunus.
Sonstiges
Das höchste und schönste Fest in Dehrn ist die „Dehrner Kirmes“ (Kirchweihfest), welches jährlich am zweiten Wochenende im Juli stattfindet und traditionell von Freitag bis Montag andauert. Aber auch diverse Straßenfeste und größere Veranstaltungen lokaler Vereine, wie das Erdbeerfest oder der Lahn-Grilltag und die Dehrner Maibocktage erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Auch die Dehrner Fassenacht hat im Jahreskreis ihren festen Platz. Besonders sind bei der Fassenacht die Sitzungen der Frauengemeinschaft, die Kappensitzungen mit Präsident Frank Pötz und der Traditionelle Rosenmontagszug hervorzuheben.
Besonders hervorzuheben ist die Dehrner Krebsnothilfe. Die Gründungsversammlung der „Dehrner Krebsnothilfe - Verein zur Hilfe bei Krebserkrankungen e.V.“ fand am 11. November 1995 in Dehrn statt. Anlass für die Vereinsgründung war der Tod von David Menne, der im Juli 1995 an den Folgen seiner Krebserkrankung starb. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt und zählt bereits über 320 Mitglieder. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. Die Dehrner Krebsnothilfe ist keine Selbsthilfegruppe, sondern bietet kostenlose Informationen für jeden Interessierten.
Kulinarisch sind die Dehrner Bürger stolz auf eine Speise, die der Erzählung nach in Dehrn ihre Wurzeln hat. Es handelt sich hierbei um den „Dehrner Broxel“, ein nachweihnachtliches Gericht, bei dem der vom Fest übrig gebliebene Pfefferkuchen zerkleinert, mit reichlich Rum, sowie einigen Eigelb vermischt wird, bis man einen löffelbaren Brei erhällt. Der Broxel soll seinen Namen der Tatsache verdanken, dass es bei übermäßigem Verzehr dieses „geistreichen“ Erzeugnisses, leicht zu Magenbeschwerden und Trunkenheit kommen kann. Das häufig darauf folgende Erscheinungsbild der Magenentleerung, bzw. des Erbrochenen, soll einem „Broxel“ (Gebröckel) ähneln.
Der meistverbreitete Nachname ist Burggraf, der ebenfalls direkt aus dem Dorf stammen soll. Die Dehrner Bürger werden im Volksmund liebevoll oder auch argwöhnisch als „Dehrner Raben“ bezeichnet. Dieser Umstand rührt einerseits daher, dass es im alten Nassau üblich war, den Bürgern eines gewissen Dorfes oder einer Stadt einen Spitznamen zu geben, der typisch für deren Bewohner oder die Geschichte des Ortes war. Die Dehrner verdanken ihren Rufnamen den Krähen (früher fälschlich für Raben gehalten), die seit mehreren hundert Jahren in den Wäldern rund um das Schloss Dehrn anzutreffen sind.
Bekanntester Dehrner ist wohl Bernd Hölzenbein, ein ehemaliger Fußballspieler, der beim ortsansässigen TuS 05 Dehrn das Fußballspielen erlernte, im Jahre 1974 mit der deutschen Auswahl die Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land gewinnen konnte und lange Jahre für Eintracht Frankfurt in der Bundesliga spielte. Bis heute ist „Holz“ mit 166 Toren Bundesliga-Rekordtorschütze des Vereins, dessen Manager er zwischenzeitlich war.