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Römisch-Persische Kriege

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Über Jahrhunderte stellten das römische bzw. oströmische Reich und das neupersische Sassanidenreich die beiden vorherrschenden Staatengebilde im Mittelmeerraum und im Vorderen Orient dar. Obwohl es zwischen den beiden spätantiken Großmächten durchaus Phasen friedlicher Koexistenz gab, waren ihre zwischenstaatlichen Beziehungen maßgeblich von militärischen Konflikten geprägt. Diese begannen im 3. Jahrhundert n. Chr. und fanden erst mit dem Sieg des Herakleios 628 einen Abschluss.

Im Folgenden sollen sowohl die Militäroperationen der römisch-persischen Kriege grundrissartig beschrieben werden als auch ein Überblick bezüglich der politischen Ausgangslage der jeweiligen Konflikte und deren Ergebnisse gegeben werden. In diesem Zusammenhang wird auch in kleineren Exkursen auf die jeweiligen politischen Verhältnisse in Persien und Rom eingegangen werden.[1]

Die Ausgangslage: Rom und Persien zu Beginn des 3. Jahrhunderts

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Kaiser Mark Aurel

Der Tod Kaiser Mark Aurels im Jahre 180 n. Chr. bedeutete für das römische Reich einen Wendepunkt. Die Regierungszeit des „Philosophen auf dem Kaiserthron“ war von einem permanenten Abwehrkampf an den Grenzen geprägt gewesen: Im Donauraum hatten die Markomannenkriege getobt und Roms letzte Reserven beansprucht, im Osten mussten die Parther niedergehalten werden. Und dennch war es Mark Aurel nicht gelungen, die Grenzen des Reiches nachhaltig zu stabilisieren. Sein Sohn Commodus, moralisch seinem Vater nicht annähernd gewachsen und als Kaiser wenig erfolgreich agierend, wurde 192 ermordet. Nach einem kurzen Bürgerkrieg begründete der aus Africa stammende Septimius Severus die Dynastie der Severer, die das Reich bis 235 regieren sollten. Dennoch bemerkten Zeitgenossen, wie der aus dem Osten des Reiches stammende Cassius Dio, dass mit dem Tod Mark Aurels das „goldene Zeitalter“ endete und eine Epoche von „Eisen und Rost“ begann.[2]

Die Macht der severischen Kaiser beruhte zu einem erheblichen Teil auf ihrer Kontrolle der Legionen. Die Donative für die Soldaten wurden ständig erhöht, womit sich aber auch gleichzeitig ihre Begehrlichkeiten steigerten. Andererseits gab es oft genug Palastverschwörungen, so etwa gegen Caracalla, der bei Volk und Militär durchaus beliebt war, aber auch skrupellos agierte und sogar seinen eigenen Bruder Geta hatte umbringen lassen. Oder gegen Kaiser Elagabal, dessen Religionspolitik viele Römer erzürnt hatte. Der letzte Kaiser des severischen Kaiserhauses, Severus Alexander, wurde schließlich von aufgebrachten Soldaten, die an seinem militärischen Sachverstand zweifelten, 235 ermordet. Die nachfolgenden Kaiser hielten sich nur wenige Jahre, meistens aber nicht einmal mehr als ein paar Monate auf dem Thron. Das Reich geriet in eine Krisezeit, welche von der modernen Forschung als Reichskrise des 3. Jahrhunderts bezeichnet wird. Es sollte Kaiser wie Aurelian und schließlich Diokletian brauchen, um das Reich wieder nachhaltig zu stabilisieren.[3]

Das römische Reich und seine Umwelt im 2. Jahrhundert n. Chr.

Einen nicht geringen Anteil an den Problemen Roms zu Beginn des 3. Jahrhunderts hatten Entwicklungen, die sich im Osten vollzogen hatten. Dort war 224 n. Chr. der Partherkönig Artabanos IV. von einem aufständischen Fürsten in einer Schlacht geschlagen und getötet worden. Der Name dieses Fürsten war Ardaschir. Er stammte aus einer Dynastie von Regionalfürsten, die in der Persis regierten und die ihre Ursprünge auf einen historisch kaum fassbaren Stammvater namens Sasan zurückführten. In der modernen Forschung werden die neuen Herren des Iran, die unter Ardaschir die Nachfolge der Parther antraten, daher auch als Sassaniden (oder richtiger: Sasaniden) bezeichnet. Ardaschir und seine Nachfolger sollten die nur locker organisierten Feudalherrschaft aus parthischer Zeit durch eine straffer geführte zentrale Königsherrschaft ersetzen. Was das bedeutete, sollten die Römer schon bald erfahren: Nur kurze Zeit nachdem Ardaschir seine Macht im Inneren gefestigt hatte, kam es zum Krieg mit Rom. Persische Panzerreiter, Kataphraktoi genannt, erwiesen sich den römischen Truppen mehr als ebenbürtig. Schon bald war Rom in einen kostspieligen Defensivkrieg verwickelt. Auch wenn die unterschiedlichen Stämme an Rhein und Donau ebenfalls eine ständige Bedrohung darstellten, waren sie doch nicht mit den gut organisierten Sassaniden zu vergleichen, die sich als gefährlichere Gegner erwiesen, als es die Parther je waren.[4]

Persien, kulturell und militärisch hochentwickelt, wurde zur Nemesis Roms und sollte dies für die nächsten 400 Jahre bleiben. Rom erkannte das Neupersische Sassanidenreich bald schon als (fast) Gleichberechtigten an, ähnlich wie auch die Römer von den persischen Großkönigen in Ktesiphon angesehen wurden. Dies änderte freilich wenig daran, dass beide Großmächte daran gelegen waren, den jeweils anderen soweit wie möglich zu schwächen, wobei auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielten. Es war der Beginn eines Jahrhunderte andauernden Ringens, an dessen Ende jedoch keiner der beiden als der große Gewinner gelten konnte.

Ardaschir I. − Der Beginn der militärischen Auseinandersetzungen

Der römische Orient

Nachdem Ardaschir I. um 230 seine inneren Gegner niedergeworfen hatte, begann er mit der Erweiterung seines Herrschaftsbereichs, was ihn bald in Konflikt mit Rom bringen sollte. Ein erster Vorstoß war gegen Armenien gerichtet. Dieses Land hatte, aufgrund seiner geographischen Lage und seiner Ressourcen, einen ständigen Streitpunkt zwischen Rom und dem Partherreich dargestellt. Auch das Sassanidenreich sollte in Zukunft ein vitales Interesse an Armenien haben, zumal dort bis zu Beginn des 5. Jahrhunderts Mitglieder des alten parthischen Königshauses der Arsakiden regieren sollten, welche die Sassaniden als Usurpatoren ansahen.

Severus Alexander

Ardaschirs Offensive gegen Armenien hatte jedoch nicht den erhofften Erfolg, ebensowenig wie ein Angriff auf das Königreich Hatra in Mesopotamien, einem Verbündeten Roms. Der römische Kaiser Severus Alexander rüstete daraufhin zum Krieg und begann 232 eine Gegenoffensive gegen die persische Hauptstadt Seleukia-Ktesiphon, die jedoch buchstäblich im Sande verlief. Auch die folgenden Kämpfe, die sich vor allem in Mesopotamien abspielten, brachten keine Entscheidung, sodass Severus Alexander die Operationen bald abbrach, um sich den Germanen am Rhein zuwenden zu können. Erst nach dem Tod des Kaisers im Jahre 235 unternahm Ardaschir eine erneute Offensive. Dieses Mal hatte der Großkönig mehr Erfolg: noch 236 fielen die strategisch wichtigen Städte Karrhai und Nisibis in persischer Hand, 240 auch endlich das hart umkämpfte Hatra.

Ruinen in Hatra

Die Motive Ardaschirs für das Vorgehen gegen Rom sind in der Forschung oft diskutiert worden. Westliche Quellen unterstellen dem Großkönig, er wollte das alte Achämenidenreich erneuern.[5] Dabei ist zu beachten, dass die westlichen Quellen den Sassaniden in der Regel ohnehin feindlich gesonnen sind. Diesbezügliche Selbstzeugnisse Ardaschirs liegen uns nicht vor, zumal er sich nur als „König der Könige von Eran [Iran]“ bezeichnete und damit keineswegs ein übersteigertes imperiales Selbstverständnis zum Ausdruck brachte. Ardaschir dürfte es eher darum gegangen sein, sich im Kampf zu bewähren, seine Eignung als neuer König zu beweisen und dadurch seine faktische Usurpation zu legitimieren. Letztendlich bleibt aber vieles eine Frage der Interpretation der vorhandenen Quellen.[6]

Der Fall Hatras löste in Rom eine neue Entschlossenheit aus, gegen die Perser vorzugehen. Doch wohl 242 verstarb Ardaschir.[7] Sein Sohn und Nachfolger Schapur sollte den Kampf fortsetzen – und Rom eine seiner schmachvollsten Niederlagen bereiten.

Schapur I. – Triumph über drei Kaiser

Schapur I. gilt allgemein als einer der bedeutendsten Sassanidenkönige, dessen Andenken im Iran noch heute nicht ganz erloschen ist. Im Inneren betrieb er eine tolerante Religionspolitik und verbesserte die Reichsverwaltung, die nun auch stärker zentralisiert wurde.

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Der Triumph Schapurs I. über Valerian, Philippus Arabs und Gordian III.

Militärisch war Schapur nicht weniger erfolgreich. Er führte insgesamt drei Feldzüge gegen Rom, deren genaue Chronologie aber aufgrund der problematischen Quellenlage der modernen Forschung einige Schwierigkeiten bereitet. Bisweilen widersprechen zudem die westlichen (griechisch-römischen) Quellen, die allerdings nicht besonders reichlich fließen, den sassanidischen Selbstzeugnissen. Eine ungemein wichtige Quelle stellt die berühmte dreisprachige Inschrift (in Mittelpersisch, Parthisch und Griechisch) von Naqsh-i Rustam dar, die so genannten res gestae divi Saporis, einem Bericht Schapurs über seine Siege.[8] Auch wenn man eine gewisse Vorsicht bei der Nutzung des Tatenberichtes walten lassen muss, so wird sein Wert von der modernen Forschung doch als recht hoch eingeschätzt. Anders sieht es bei den westlichen Quellen aus, wie der höchst unzuverlässigen Historia Augusta; sie bieten kaum zuverlässige Details über den Verlauf der Kämpfe.[9]

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Antoninian des Philippus Arabs

Der erste Feldzug Schapurs fiel in den Zeitraum 242 bis 244 statt. Nach der Vita der drei Gordiane in der Historia Augusta,[10] brach Kaiser Gordian III. von Antiochia am Orontes, einer der bedeutendsten Städte des Imperiums, nach Osten auf, um sich Schapur entgegenzustellen. Bei Resaina (in der Nähe von Nisibis) besiegte Gordian 243 den Perserkönig und soll daraufhin die Kontrolle über die verlorenen Gebiete zurück erlangt haben. Anschließend jedoch intrigierte der Prätorianerpräfekt des Kaisers, Philippus Arabs, gegen Gordian und ließ ihn anschließend ermorden. Aus dem Tatenbericht Schapurs ergibt sich allerdings ein ganz anderes Bild: Demnach wurde Gordian, der nach seinem Sieg bei Resaina (den Schapur verschweigt) gegen Ktesiphon marschiert war, zu Beginn des Jahres 244 bei Mesiche (etwa 40 km westlich des heutigen Bagdad) geschlagen und getötet; anschließend wurde Philippus zum Kaiser erhoben. Auch spätere byzantinische Quellen (wie Johannes Zonaras) weisen nicht darauf hin, dass Gordian ermordet wurde; möglich ist, dass er seinen Verletzungen erlag, die er in der Schlacht von Mesiche davon getragen hatte.[11] Philippus Arabs sah sich nach dem Tod Gordians jedenfalls gezwungen, einen Friedensvertrag mit Schapur zu schließen; offensichtlich war der römische Sieg bei Resaina nicht entscheidend, auch wenn vorübergehend die Perser zurückgedrängt worden waren; auch insofern erscheint Schapurs Version plausibler zu sein. Dieser Vertrag, auf den nur wenige Quellen eingehen, war für die Sassaniden recht günstig: Er sah Zahlungen Roms an Persien sowie eventuell territoriale Zugeständnisse in Mesopotamien vor; wenigstens aber entzog Rom Armenien seine Unterstützung.[12]

Dass Philippus dennoch mit Siegesnamen wie Persicus und (nun anachronistisch) Parthicus maximus bedacht wurde, darf nicht über den Tatbestand hinwegtäuschen, dass die Römer eine recht empfindliche Niederlage erlitten hatten, die Schapur weidlich auskostete, indem er seinen Sieg auf zahlreichen Feldreliefs verewigte. 252 oder 253 nahm Schapur die Kampfhandlungen gegen Rom wieder auf.[13] Der Verlauf dieser zweiten Expedition (der so genannten zweiten agoge), die bis 256/57 dauerte, ist wiederum vor allem aufgrund des Tatenberichts Schapurs rekonstruierbar. Offenbar hatte der neue römische Kaiser Decius wenig Interesse an einer Ausgleichspolitik mit Persien und hatte sich deshalb den persischen Ambitionen im Hinblick auf Armenien widersetzt. Dies sah Schapur als Kriegsgrund an. Zuerst eroberte er Armenien und drang dann, die Wirren nach dem Tod Kaiser Decius’ nutzend, in Syrien und Mesopotamien ein. Wahrscheinlich im Frühjahr 253 marschierte Schapur mit seinem Heer den Euphrat entlang auf römisches Territorium vor, wobei er die starken römische Festungen Circesium und Dura-Europos umging. Zwar erlitten die Sassaniden bei Emesa eine kleinere Niederlage (bezeichnenderweise nicht durch eine römische Heeresabteilung, sondern durch einheimische Kräfte), doch war dies nur ein geringer Rückschlag. Denn Schapurs Truppen, deren Kern die Panzerreiterei darstellte, vernichteten ein römisches Heer von angeblich 60.000 Mann bei Barbalissos am Euphrat. Hierapolis, nördlich von Barbalissos, und vor allem Antiochia am Orontes wurden anschließend von den Sassaniden (kurzzeitig) erobert.[14] Die Perser drangen sogar bis nach Kappadokien vor und konnten 256 auch das schwer befestigte Dura-Europos stürmen, doch zog sich Schapur bald darauf zurück. Allerdings hatte der Großkönig eine im Nachhinein unkluge Entscheidung getroffen, als er ein Bündnisangebot des Königs der Oasenstadt Palmyra, Septimius Odaenathus, abgelehnt hatte; Odaenathus nahm daraufhin Kontakt zu den Römern auf, die für jede Hilfe dankbar waren.

Valerian auf einem Aureus mit der Göttin Fortuna.

Die Lage in Roms Orientprovinzen war derart ernst, dass sich Kaiser Valerian, der 253 an die Macht gekommen war, genötigt sah, persönlich in den Osten zu begeben. Valerian sammelte dort ein größeres Heer und zog gegen Schapur ins Feld. Im Frühsommer 260 kam es bei Edessa zur Schlacht, in der Valerians Heer vernichtend geschlagen wurde. Allein das wäre schlimm genug gewesen, wenn der Kaiser im Verlauf der Schlacht nicht auch noch in persischer Hand gefallen wäre. Die Gefangennahme Valerians – ein einmaliger und schmachvoller Vorgang in der römischen Geschichte – wurde von Schapur in seinem Tatenbericht sowie auf Felsreliefs festgehalten:

Im dritten Feldzug, als wir gegen Karrhai und Edessa vorstießen und Karrhai und Edessa belagerten, da marschierte Kaiser Valerian gegen uns, und es war mit ihm, eine Heeresmacht von 70.000 Mann. Und auf der jenseitigen Seite von Karrhai und Edessa hat mit Kaiser Valerian eine große Schlacht für Uns stattgefunden, und Wir nahmen Kaiser Valerian mit eigenen Händen gefangen und die Übrigen, den Prätorianerpräfekten und Senatoren und Offiziere, alle welche auch immer Führer jener Heeresmacht waren, alle diese ergriffen Wir mit den Händen und deportierten sie in die Persis.[15]

Einige der westlichen Quellen berichten, die Gefangennahme des Kaisers sei das Ergebnis eines Verrats von Seiten der Perser gewesen, die Valerian während laufender Verhandlungen überwältigt hätten,[16] doch bestätigen andere Autoren eher die Darstellung Schapurs.[17] Valerian beschloss sein Leben in persischer Gefangenschaft, ebenso wie die überlebenden Römer, die von Schapur in das Sassanidenreich verschleppt wurden, wo sie in den vom Großkönig neugegründeten Stadt angesiedelt wurden. Nach der Schlacht nahm Schapur mehrere Städte ein, vor allem aber wurde Antiochia zum zweiten Mal geplündert. Rom war außer Stande, den Persern effektiven Widerstand zu leisten. Somit fiel die Verteidigung der römischen Orientprovinzen Odaenathus von Palmyra zu, der bei der Erfüllung dieser Aufgabe einigen Erfolg hatte und die persischen Truppen auf dem Rückmarsch schlagen konnte (Ende 260) und in der Folgezeit sogar bis Ktesiphon vordringen konnte.

Es sollte mehr als 20 Jahre dauern, bevor Rom wieder gegen die Perser in die Offensive gehen konnte.[18] Schapur hingegen, der sich stolz „König von Iran und Nicht-Iran“ nannte, hatte unter Beweis gestellt, dass das Sassanidenreich für Rom ein ebenbürtiger Gegner war. Dass er in den Jahren nach 260 im Westen eher defensiv agierte (palmyrenische Truppen drangen 262 sogar bis nach Ktesiphon vor), dürfte vor allem mit den Operationen Schapurs an der Ostgrenze Persiens zu tun haben. Dort machten sich die Kuschan bemerkbar, die Schapur einige Probleme bereiten sollten.[19]

Der Perserkrieg Diokletians

In den Jahren nach dem Tod Schapurs (ca. 272) herrschte an der römisch-persischen Grenze zumeist Ruhe. Dies lag zum einen an der Wirren im römischen Reich, die erst unter Kaiser Aurelian weitgehend überwunden werden konnten. Zum anderen hatten auch die Sassanidenkönige genug mit inneren Problemen zu kämpfen, wie dem Aufkommen des Manichäismus, der von Bahram I. und Bahram II. energisch bekämpft wurde. Als Bahram II. zusätzlich damit beschäftigt war, eine Rebellion im Osten seines Reiches niederzukämpfen, nutzten die Römer unter Kaiser Carus die Gunst der Stunde und fielen 283 in Mesopotamien ein; sie gelangten bis zur Hauptstadt Ktesiphon, doch dort verstarb Carus, sodass dieser Einfall eine Episode blieb.

Follis Diokletians; Quelle: CNG Coins.

Unter Kaiser Diokletian, der 284 an die Macht kam, endete endgültig die Krisenzeit des römischen Reiches, das in der Folgezeit von Diokletian und den von ihm ernannten Mitkaisern (siehe Römische Tetrarchie) tiefgreifend reformiert und gestärkt wurde. Diokletian beabsichtigte auch, an der römischen Ostgrenze für Ruhe zu sorgen. Es kam 287 zu Verhandlungen mit Bahram II., die mit einer Friedensgarantie für die Grenze endeten. Doch sollte diese Lösung nur vorübergehend sein, denn sobald Diokletian im Inneren des Reiches für Ruhe gesorgt hatte – neben der Grenzssicherung gegen die Germanen mussten auch lokale Aufstände niedergeworfen werden –, wandte er sich wieder den Persern zu. Den vertriebenen armenischen König Trdat III. setzte er 290 wieder in sein Königreich ein, womit aber auch sassanidische Interessen tangiert wurden. Narseh, seit 293 persischer König, reagierte denn auch schließlich auf das römische Vorgehen und griff, wohl auch das Vorbild seines Vaters Schapur I. vor Augen, 296 in Armenien ein. Diokletian, der damit beschäftigt war, in Ägypten einen Aufstand niederzuschlagen, hatte seinen Caesar (Unterkaiser) Galerius mit der Aufgabe betraut, den persischen Angriff abzuwehren. Zwischen Kallinikos und Karrhai in Mesopotamien erlitt Galerius jedoch eine schwere Niederlage.

Diokletian eilte aus Ägypten nach Syrien herbei und war derart erzürnt über die Niederlage seines Caesars, dass er den mit einem Purpurmantel bekleideten Galerius eine Meile vor seinem Wagen herlaufen ließ.[20] 298 (oder vielleicht noch 297) gingen die Römer wieder in die Offensive. Galerius rückte in Armenien ein, wo das Gelände eine wirksame Entfaltung der gefürchteten persischen Panzerreiterei nicht erlaubte, während Diokletian, auch als Flankendeckung, in Mesopotamien einfiel. Beim armenischen Satala wurde Narseh von Galerius entscheidend geschlagen.[21] Sogar der Harem Narsehs fiel den Römern in die Hände, sodass der Großkönig, auch in Sorge um seine Verwandten, um Frieden bitten musste. Im so genannten Frieden von Nisibis im Jahr 298 (vereinzelt wird in der Forschung aber auch für das Jahr 299 plädiert) verloren die Sassaniden fünf Provinzen jenseits des Tigris sowie das strategisch und wirtschaftlich bedeutende Nisibis, das auch als einziger Ort bestimmt wurde, an dem in Zukunft Handel zwischen den beiden Großmächten betrieben werden durfte.[22]

Der Sieg Diokletians bedeutete für Rom einen ungeheuren Prestigegewinn. Von den Persern wurden manche der Vertragsbestimmungen, wie die Übergabe von Nisibis, jedoch als Erniedrigung empfunden. Der persische Unterhändler hatte Galerius erklärt, dass Persien und Rom die beiden großen Mächte der Welt seien und es nicht nötig wäre, auf die Vernichtung des jeweils anderen hinzuarbeiten. Die Römer sollten daher das Glück nicht herausfordern. Galerius geriet darüber in Rage und erinnerte an den Tod Kaiser Valerians in der Gefangenschaft (siehe oben).[23] Letztendlich sollte der Vertrag nicht dazu beigetragen, die bestehenden Spannungen zwischen den beiden Großmächten zu beseitigen, sondern konnte diese höchstens überdecken. Der Ausbruch neuer Kampfhandlungen war somit nur eine Frage der Zeit.

Rom und Persien zur Zeit Konstantins des Großen: Die Folgen der konstantinischen Wende

Diokletian dankte, als einziger römischer Kaiser überhaupt, im Jahre 305 freiwillig ab. Das von ihm erdachte Regierungssystem der Tetrarchie, das zwei Senior- (Augusti) und zwei Juniokaiser (Caesares) vorsah, brach jedoch bereits zu seinen Lebzeiten zusammen. 306 wurde Konstantin, Sohn des gerade verstorbenen Augustus Constantius I., von den Truppen in Britannien, entgegen den Bestimmungen der tetrarchischen Ordnung, zum Kaiser ausgerufen. Bis 312 hatte er den gesamten Westteil des römischen Reiches unter Kontrolle und vollzog eine religionspolitische Entscheidung von weltgeschichtlicher Bedeutung: Die Privilegierung des nur wenige Jahre zuvor verfolgten Christentums. Bis 324 hatte Konstantin seinen letzten Rivalen besiegt und war nun Alleinherrscher des römischen Reiches.[24]

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Follis Konstantins des Großen

Die so genannte Konstantinische Wende, also die Begünstigung des Christentums, hatte aber auch Auswirkungen auf das Verhältnis Roms zu Persien. Dort war 309 Schapur II. schon als Säugling zum König erhoben worden. Mitte der 30er Jahre des 4. Jahrhunderts konnte Schapur nun endlich selbstständig die Regierungsgeschäfte führen. Die Entwicklungen im römischen Reich mussten den Großkönig beunruhigen, denn mehrere seiner Untertanen, vor allem in Mesopotamien, waren Christen. Solange die Christen im römischen Reich verfolgt worden waren, konnte sich der Großkönig ihrer Loyalität weitgehend sicher sein. Nun aber befürchtete er eine Kollaboration der Christen in seinem Reich mit dem römischen Kaiser, der sich nun als Schutzherr der Christenheit verstand und sein Kaisertum mit christlichen Ideen sakral zementierte. Konstantin hatte sein neues Selbstverständnis auch in einem Brief an Schapur zum Ausdruck gebracht.[25]

Nun, wo auch noch zusätzlich Armenien und Iberien unter christlichem Einfluss standen, fühlte sich Schapur, wohl auch nicht ganz zu Unrecht, bedroht. Eine innenpolitische Maßnahme war der Beginn einer Christenverfolgung, die aus politischen, nicht aber aus religiösen Gründen motiviert war. Zusätzlich sammelte er Truppen in Mesopotamien, um die Bestimmungen des Friedensvertrags von Nisibis zu revidieren, und drang in Armenien ein, wo er einen Marionettenkönig auf den Thron setzte. Konstantin reagierte dementsprechend und entsandte 335 seinen Sohn Constantius nach Antiochia und seinen Neffen Hannibalianus nach Kleinasien. Das Jahr 336 wurde damit zugebracht, gegenseitige Gesandtschaften auszutauschen; ein Vermittlungserfolg blieb freilich aus, sodass Konstantin zum Perserkrieg rüstete.[26]

Konstantins Pläne für den Fall eines Sieges sind nicht ganz eindeutig. Hannibalianus sollte wohl als rex regum et Ponticarum gentium Klientelkönig von Armenien werden; vielleicht beabsichtigte Konstantin aber auch, das ganze Perserreich zu erobern und es ebenfalls zu einem römischen Klientelstaat zu machen. Unabhänigig davon, welche Pläne Konstantin der Große hatte (ganz zu schweigen davon, wie realistisch sie waren) – sein Tod am 22. Mai 337 machte alle Überlegungen überflüssig. Konstantins Söhne sollten nach der Säuberung von 337 in einen blutigen und Jahre andauernden Machtkampf verwickelt werden. An dessen Ende sollte Constantius ab 353 das Gesamtreich regieren. Er musste sich seine gesamte Regierungszeit hindurch vor allem mit einem Gegner beschäftigen: Schapur II., der nach dem Tod Konstantins die Kampfhandlungen fortsetzte und Rom Jahrzehnte in Atem halten sollte.

Krieg zwischen „Brüdern“: Constantius II. und Schapur II.

Schapur II. nutzte die Wirren im römischen Reich nach dem Tod Konstantins aus und drang in das römische Mesopotamien ein. Sein Ziel war Nisibis wiederzugewinnen, doch scheiterte die erste Belagerung (zwei weitere sollten folgen) im Jahr 337 (oder 338). Gleichzeitig intervenierte der Großkönig in Armenien. 338 ging Constantius II., nunmehr Kaiser im Osten des römischen Reiches, gegen Schapur vor.[27]

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Constantius II.

Offenbar vermied Constantius soweit es ging offene Feldschlachten. Sein Plan war vielmehr, dass sich Schapurs Angriffe an dem Festungsring brechen sollten, der Roms orientalische Provinzen schützte. Das römische Festungssystem basierte auf das Halten strategisch wichtiger Städte, die die umliegenden Festungen versorgten.[28] Eine Schlüsselrolle in diesem System hatte Nisibis inne, woraus sich auch Schapurs wiederholte (erfolglose) Versuche erklären, die Stadt zu erobern.[29]

344 kam es bei Singara doch zu einer Feldschlacht. Constantius, der Panzerreiterei nach persischem Vorbild einsetzte, schien zu siegen, als seine Soldaten undiszipliniert nach vorne stürmten und geschlagen wurden. Allerdings fiel in der Schlacht auch ein persischer Prinz.[30] Die Niederlage dürfte den Kaiser in seinem defensiven Vorgehen nur noch bestärkt haben. Dabei ist auch zu beachten, dass Constantius nur über einen Teil des römischen Gesamtheeres verfügte; der Rest wurde von seinen beiden Brüdern im Westen beansprucht und blieb ihm somit vorenthalten. Doch auch Schapur hatte mit Problemen zu kämpfen: Im Osten seines Reiches brachen Barbaren aus der Steppe Mittelasiens ein, die Chioniten. Deren Invasion bewirkte eine Waffenpause von mehreren Jahren, die Constantius aunutzte, um sich nach dem Tod seines letzten lebenden Bruders 353 die Herrschaft über das Gesamtreich zu sichern.

357 kam es zu Verhandlungen zwischen Constantius und Schapur. Über deren Inhalt sind wir durch den Historiker Ammianus Marcellinus recht gut informiert. Ammianus, der als Offizier an den folgenden Kämpfen teilnahm, verfasste gegen Ende des 4. Jahrhunderts sein Geschichtswerk (Res Gestae), welches das letzte große lateinische Geschichtswerk der Antike darstellt. Es beinhaltet eine detaillierte und zuverlässige Beschreibung des letzten Perserkriegs Constantius’, und ebenso einen bemerkenswerten Bericht über die Verhandlungen:

Ich, König der Könige, Sapor [Schapur], Gefährte der Sterne, Bruder von Sonne und Mond, entbiete dem Caesar Constantius, meinem Bruder, alles Gute.
Antwort des römischen Kaisers: Ich, Sieger zu Wasser und zu Lande, Constantius, immer der erhabene Augustus, entbiete meinem Bruder, dem König Sapor, alles Gute.[31]

Schapur forderte den Kaiser in dem Schreiben auf, auf weite Teile Mesopotamiens sowie auf Armenien, wo sich die pro-römische Partei wieder durchgesetzt hatte, zu verzichten. Constantius dachte verständlicherweise gar nicht daran, freiwillig römisches Territorium aufzugeben. Am Ende bedeutete dies, dass es wieder zum Kampf kommen würde. Doch die überlieferten Bruderanreden machen auch eines überdeutlich: Obwohl Rom und Persien teils erbittert gegeneinander kämpften, so war das gegenseitige Denken doch von einer prinzipiellen Gleichwertigkeit bestimmt. Man war zwar Gegner, achtete den anderen aber dennoch. Dies hielt Schapur freilich nicht davon ab, 359 die Kampfhandlungen erneut zu eröffnen.[32]

Schapur, in dessen Gefolge nun chionitische Hilfstruppen auftauchen, hatte aber aus den vergangenen Kämpfen eines gelernt: Einen direkten Angriff auf die Festungen im römischen Mesopotamien würde wenig Aussicht auf Erfolg haben. So umging er sie mit seinem Heer (angeblich 100.000 Mann) und stieß gegen Amida vor. Diese Festung musste er einnehmen, denn dort standen wenigstens sieben Legionen mit Hilfstruppen, die ihm ansonsten erhebliche Probleme bereiten konnten. Die Belagerung erwies sich jedoch schwieriger als erwartet; die Festung fiel erst nach 73 Tagen, in deren Verlauf Schapur ebenfalls hohe Verluste zu beklagen hatte.[33] Nun gelang Schapur auch die Einnahme der Städte Singara und Bezabde. Weitere Vorstöße hatten jedoch keinen Erfolg, sodass sich Schapur, vielleicht auch durch einen ungünstigen Orakelspruch beeinflusst, 360 zurückzog.

Constantius konnte aufatmen, sah aber auch, dass die Bedrohung noch nicht vorbei war. So forderte er aus Gallien von seinem Verwandten Julian, der seit 355 dort als Caesar fungierte, zusätzliche Truppen an. Bei Eintreffen der betreffenden Befehle weigerten sich jedoch die gallischen Truppen und erhoben Julian zum neuen Kaiser, wobei der Verdacht nicht ganz unbegründet ist, dass die Erhebung von Julian, der ohnehin kein gutes Verhältnis zu Constantius hatte, inszeniert worden ist.[34] Julian rüstete nun zum Bürgerkrieg, der dem Reich aber durch den Tod Constantius’ II. am 3. November 361 in Kilikien erspart wurde.

Julians Perserkrieg: Ein Abenteuer endet in der Katastrophe

Solidus des Julian um das Jahr 361. Auf der Rückseite wird die militärische Stärke des römischen Imperiums dargestellt.

Julian trat die Nachfolge des Constantius an und war bald schon bestrebt, die christliche Religion, für die sich Constantius stark engagiert hatte, zugunsten der traditionellen Götterkulte zurückzudrängen. „Julian der Abtrünnige“ (Apostata) wurde er dafür später von seinen christlichen Gegnern genannt, obwohl Julians an sich bereits anachronistische Vorhaben keinen Erfolg hatte. Julian hatte jedoch noch einen anderen Plan: Er wollte einen Persienfeldzug unternehmen und damit jegliche Gefahr, die von den Sassaniden ausging, ausschalten. Zu diesem Zweck reiste Julian im Sommer 362 nach Antiochia am Orontes, um dort den Feldzug vorzubereiten. Im Gegensatz zu Constantius standen ihm alle verfügbaren Truppen des Reiches zur Verfügung.

Welche Gründe Julian nun zum Perserkrieg trieben, sind in der Forschung immer wieder debattiert worden. Eine wirkliche Notwendigkeit für eine derartige Offensive war jedenfalls nicht gegeben: Die Perser wollten sogar mit Julian in Verhandlungen treten, was dieser jedoch ablehnte.[35] Ein oft angeführtes Argument ist die von Julian beabsichtigte Alexander-Imitatio, also die Nachahmung des großen Alexander. Tatsächlich berichtet Ammianus über ein solches Motiv,[36] zumal Alexander ohnehin für jeden General, der gegen Persien aufbrach, ein unausweichliches Vorbild darstellte.[37]

Aber auch ein ganz realpolitisches Motiv käme für Julian in Frage, nämlich sich den Zusammenhalt der Armee zu sichern. Dieser war ganz und gar nicht gewährleistet, schließlich hatten sich die Soldaten des gallischen Feldheeres den Truppen aus dem Osten beinahe im Bürgerkrieg gegenübergestanden. Mehrere der führenden Offiziere des gallischen Heeres waren Heiden, wie etwa Dagalaifus oder Nevitta, während die Mehrzahl der Offiziere aus dem Osten bereits Christen waren. Man mag auch darüber spekulieren, inwiefern die Offiziere des Ostheeres, die schließlich bereits ausgiebig Erfahrung gegen dem Kampf gegen die Perser hatten, skeptisch bezüglich einer offensiven Kriegsführung waren. Die Kriegsbegeisterung Julians wurde jedenfalls nicht von all seinen Soldaten geteilt. Dies beweisen die Hinrichtungen von Offizieren und die Dezimierungen ganzer Truppenteile, die während des späteren Feldzugsverlaufs notwendig wurden.[38]

Julians Persienfeldzug

Julian brach jedenfalls am 5. März des Jahres 363 von Antiochia nach Osten auf. Über die Stärke des Heeres existieren in den Quellen unterschiedliche Angaben: Zosimos, dem meistens gefolgt wird, gibt 65.000 Mann an, was auch im Hinblick auf die Gesamtstärke des römischen Heeres realistisch sein dürfte. Es handelte sich jedenfalls um eine der größten römischen Militäraktionen der Spätantike.[39] Der Kaiser hatte den König von Armenien beauftragt, ihn mit Vorräten und Hilfstruppen zu versorgen. In Hierapolis nahm Julian auch Kontakt zur den Arabern auf. Anschließend täuschte er einen Vorstoß nach Nordmesopotamien vor, marschierte dann aber den Fluss Euphrat entlang nach Süden. In seiner Begleitung war auch Hormisdas, ein Mitglied der persischen Königsfamilie, der vor Jahren schon nach Rom geflohen war und der als Ratgeber Julians diente.

Über den Verlauf des Feldzugs liegt uns mit dem Bericht des Ammianus (Buch 23 bis 25) eine detaillierte und zuverlässige Darstellung vor. Ammianus berichtet uns auch von bösen Vorahnungen, die den Kaiser geplagt hatten, als er in Karrhai Station machte.[40] Julian beschloss, einen Teil seines Heeres unter der Führung des Heermeisters Sebastianus und Julians Verwandten Procopius dem armenischen König Arsakes zur Unterstützung zu schicken, während er mit der Hauptmacht weiter auf Ktesiphon zumarschieren wollte. Im weiteren Verlauf des Feldzugs eroberte Julian mehrere feindliche Städte und Festungen. Beunruhigen musste den Kaiser jedoch, dass vom persischen Feldheer noch keine Spur war. Die Perser beschränkten sich darauf, mit Überfällen das römische Heer nicht zur Ruhe kommen zu lassen und den Römern den Zugriff auf größere Vorratslager zu verwehren.

Ende Mai 363 erreichte das römische Heer endlich Seleukia-Ktesiphon, die persische Doppelhauptstadt. Bald wurde den Offizieren aber klar, dass ein Angriff auf die befestigte Stadt keine Aussicht auf Erfolg hatte, zumal irgendwann auch Schapur mit dem persischen Hauptheer eintreffen würde. Julian traf nun eine folgenschwere Entscheidung: Da den Römern das nötige Belagerungsgerät fehlte, um Ktesiphon in absehbarer Zeit einzunehmen, und man andererseits nicht auf der ursprünglichen Route nach Hause zurückkehren konnte – nun rächte es sich, dass die Römer auf dem Hinweg geplündert und die Perser eine Politik der verbrannten Erde betrieben hatten –, wollte er ins Binnenland ausweichen, um sich so mit der in Nordmesopotamien stehenden römischen Armee zu vereinen. Würde Schapur ihnen nachsetzen, könnte er ihn immer noch vernichten und würde nicht Gefahr laufen, zwischen dem persischen Heer und der Festung Ktesiphon eingekesselt zu werden. Die römischen Offiziere waren von dem Plan nicht überzeugt, aber der Kaiser hatte das letzte Wort, sodass man Anfang Juni das Lager abbrach und sich auf machte ins Landesinnere. Auch die begleitende Flotte wurde verbrannt, was sich im Nachhinein als ein schwerer Fehler Julians erweisen sollte, denn nun konnte an einen Flussübergang nicht mehr gedacht werden. Ammianus beschreibt eindringlich die Strapazen des Rückzugs, der noch durch die hohen Temperaturen, Stechmücken und die mangelhafte Versorgungslage erschwert wurde. Die Stimmung im Heer war an einem Tiefpunkt angelangt.[41]

Auf dem Rückmarsch tauchte nun das persische Hauptheer auf, das sich endlich gesammelt hatte. In der Schlacht von Maranga konnten sich die Römer noch behaupten, doch Julian verstarb am 26. Juni aufgrund einer in der Schlacht erlittenen Verwundung. Daraufhin wählte ein Offizierskollegium nach längeren Debatten den Gardeoffizier Jovian zum neuen Kaiser; die Zeit drängte, denn die Versorgungslage verschlechterte sich immer mehr, während die Perser ihre Angriffe intensivierten. Das römische Heer drohte, völlig aufgerieben zu werden. Da bequemte sich Schapur II. plötzlich zu Verhandlungen; offenbar wollte er die günstige Situation ausnutzen. Jetzt gelang ihm auf dem Verhandlungsweg das, was ihm im Krieg misslungen war. Die Römer traten notgedrungen im Frieden von 363 Nisibis, Singara und 15 Festungen an Persien ab; die Erwerbungen Diokletians (siehe oben) gingen wieder an Persien über, und Schapur sah sich am Ziel. Für die Römer hingegen stellte der Vertrag einen Schmachfrieden dar. Vor allem ging ihnen mit Nisibis ein wichtiger Grundpfeiler ihres Verteidigungssystems verloren.

Julians Perserkrieg war in einer Katastrophe geendet. Der Kaiser hatte offensichtlich die klimatischen und geographischen Verhältnisse im Perserreich völlig unterschätzt und sich zusätzlich zu einigen wenig klugen Entscheidungen hinreißen lassen. Persien war eben nicht Gallien, wo Julian seine militärischen Erfolge gefeiert hatte, und die sassanidischen Panzerreiter waren ein ganz anderer Gegner als die Alamannen. Obwohl die Beziehungen zwischen Rom und Persien sich in den folgenden Jahren etwas entspannten und es zu einer Phase der friedlichen Koexistenz kam – vergessen sollten die Römer den Frieden von 363 nie. Bei allen nachfolgenden Kampfhandlungen galt daher auch der Rückeroberung von Nisibis die höchste Priorität.

Intermezzo: Die römisch-persischen Kriege im 5. Jahrhundert

In der Regierungszeit von Julians Nachfolger Valens kam es ab 369/70 zu Kämpfen in Armenien, wo Schapur II. versuchte, die persische Oberhoheit durchzusetzen. Eine römische Armee drang in Armenien ein und setzte den alten König Pap wieder ein. In den folgenden Jahren flachten die Kampfhandlungen ab. Dies war zum einen darauf zurückzuführen, dass Valens auch gegen die Goten zu kämpfen hatte (gegen die er 378 fiel), zum anderen verstarb Schapur 379; seine Nachfolger regierten nur kurze Zeit. Um 400 herrschte dann zwischen Rom und Persien eine seltene Eintracht. Der Hauptgrund dafür war, dass das „Armenienproblem“ vorläufig gelöst worden war. In der Regierungszeit Kaiser Theodosius’ I. war es zu einer Vereinbarung gekommen, wonach Persien den Großteil Armeniens erhielt, während sich Rom mit rund einem Fünftel des Landes begnügte. Der Vertrag sorgte für eine Grenzbereinigung, die auch für Rom vorteilhaft war.[42]

Die gegenseitigen Beziehungen schienen nun so gut zu sein, dass der Historiker Prokopios von Caesarea im 6. Jahrhundert eine Anekdote überliefert, wonach der oströmische Kaiser Arcadius im Jahr 408 angeblich auf dem Totenbett seinen kleinen Sohn Theodosius II. dem Schutz des persischen Großkönigs Yazdegerd I. anvertraut haben soll.[43] Der Kirchenhistoriker Sokrates, der eine nicht unwichtige Quelle für das 5. Jahrhundert darstellt, beschrieb Yazdegerd als einen toleranten und den Christen freundlich gegenüberstehenden Monarchen.[44] Yazdegerds tolerante Religionspoltik hatte denn wohl auch einen maßgeblichen Anteil an den guten Beziehungen der beiden Großmächte.

Theodosius II. (Benennung unsicher)

Dennoch brach 421 erneut ein Krieg zwischen Rom und Persien aus. Der Hauptgrund stellte die Verfolgung von Christen im Perserreich dar: Die dortigen Christen hatte eine recht umfassende Missionierung begonnen, die den zoroastrischen Priestern ein Dorn im Auge war. Hinzu kam, dass sogar ein zoroastrischer Feuertempel zerstört worden war, woraufhin Yazdegerd I. eingreifen musste. Mehrere Christen flohen jedoch auf römisches Territorium, wo ihnen Kaiser Theodosius II. Schutz gewährte. Yazdegerd verstarb 420; in dem nachfolgenden Thronkampf setzte sich schließlich sein Sohn Bahram V. durch, der den Kampf fortsetzte. Bahram, eine der schillernsten Persönlichkeiten auf dem sassanidischen Thron, führte das persische Heer gegen die römische Festung Theodosiopolis in Armenien, doch scheiterte sein Angriff. Dafür konnte er aber mit Hilfe seiner arabischen Verbündeten, den Lachmiden, die römische Belagerung von Nisibis aufheben. Dann erlitten die Araber beim Vorstoß auf Antiochia jedoch eine schwere Niederlage. Die Römer blieben schließlich siegreich, wobei der römische General Areobindus einen persischen General im Zweikampf tötete und die Römer die sassanidische Garde „der Unsterblichen“ schlagen konnten. 422 kam es zu einem Friedensvertrag, wonach sich beide Seiten verpflichteten, Angehörigen der jeweils anderen Religionsrichtung die freie Ausübung ihres Glaubens zu gestatten. Zusätzlich sollten die Römer den Persern Hilfsgelder für die Sicherung der Kaukasuspässe gegenüber den Hunnen, die beide Seiten als Feinde ansahen, zahlen.[45]

440/41 brach Bahrams Nachfolger Yazdegerd II. den Vertrag, möglicherweise aufgrund des Ausbleibens der römischen Jahresgelder, und fiel in römisches Gebiet ein, doch trat ihm bald der Heermeister Anatolius entgegen. Es kam in diesem Zusammenhang zu keinen größeren Kampfhandlungen, sodass man zum Status quo zurückfand, zumal sich Yazdegerd II. auch der Bedrohung durch die Hephthaliten an seiner Nordostgrenze ausgesetzt sah. Allerdings wurde im Friedensvertrag von 442 wohl auch festgelegt, dass beide Seiten keine Festungen an der gemeinsamen Grenze errichten durften.[46] Beide Kriege blieben eher eine Episode in den friedlichen Beziehungen Roms und Persiens im 5. Jahrhundert.[47] Das 6. und frühe 7. Jahrundert hingegen sollte von einem fast permanenten Kriegszustand geprägt sein, wobei der im Jahr 603 ausbrechende Krieg beide Mächte an den Rand des Zusammenbruchs führen sollte.

Das 6. Jahrhundert

Die Kriege Kavadhs I.

Die langandauernde Friedenszeit des 5. Jahrhunderts fand 502 ein Ende, als der persische Großkönig Kavadh I. auf römisches Gebiet vorstieß.[48] Der Hauptgrund für das kriegerische Vorgehen Kavadhs stellte unter anderem die angespannte innenpolitische Lage in Persien dar. Dort hatte Kavadh gegen erhebliche Widerstände zu kämpfen gehabt und seinen Thron nur mit Hilfe der Hephthaliten behaupten können, zumal die sozial-revolutionäre Gruppe der Mazdakiten einige Probleme bereitete. Kavadh hatte, unter anderem nach Josua Stylites, der detailliert über den Krieg berichtete, vom oströmischen Kaiser Anastasios I. Gelder gefordert, die der Kaiser aber nicht gewillt war zu zahlen.[49] Kavadh eroberte Theodosiopolis in Armenien und begann mit der Belagerung von Amida, das ebenfalls fiel.

Anastasios I.

Kaiser Anastasios, der zunächst verhandeln wollte, entsandte 503 Truppen gegen die Perser. Ein Heer von nur 15.000 Mann wurde aber in Mesopotamien geschlagen, während ein zweites Heer von 40.000 Mann bei Amida zurückgeschlagen wurde. Das römische Edessa wurde bald darauf von Kavadh ohne Erfolg belagert. Anastasios ernannte nach den Rückschlägen einen neuen Oberkommandierenden für die Ostgrenze. Dabei handelte es sich um den Illyrer Celer. Er fiel in die Landschaft Arzanene ein, während ein weiteres römisches Heer Persarmenien verwüstete. 505 konnte sogar Amida zurückgewonnen werden. Kavadh, der im Osten wieder mit den Hephthaliten zu kämpfen hatte, schloss 506 einen Waffenstillstand mit dem Kaiser, der gut 20 Jahre halten sollte. Für die Römer waren die Operationen in Mesopotamien eine Lehre gewesen, dass die Perser mit dem Besitz der starken Festung Nisibis dort im Vorteil waren. So ließ der Kaiser nun mit Dara-Anastasiupolis ein ähnlich starkes Bollwerk errichten, was den Perser freilich wenig gefiel und mit ein Grund für den Krieg war, der 525/26 ausbrach.

Der zweite Krieg Kavadhs gegen Ostrom entsprang aber auch Machtansprüchen der beiden Großmächte im Kaukasusraum. Dort wurde das kleine Königreich Lazika von Konstantinopel, wo inzwischen Justin I. regierte, umworben, was die persische Interessenspähre empfindlich tangierte, zumal sich die Römer auch als Schutzherren der Christen im persischen Iberien verstanden. Als der lazische König Tzath sogar in Konstantinopel getauft und mit einer Christin verheiratet wurde, was durchaus zu Recht von den Persern als Zeichen einer Verbundenheit mit Rom ausgelegt wurde, kam es zum Krieg, der sich vor allem auf den Kaukasusraum sowie auf den mesopotamischen Grenzraum konzentrierte. Er dauerte auch nach dem Tod Justins 527 weiter an.

Justins Nachfolger, sein Neffe und Vertrauter Justinian, gilt als einer der bedeutendsten spätantiken Herrscher. Er sollte Ostrom noch einmal zu Glanz verhelfen, wenn auch die langen Kriege dem Reich viel Kraft kosteten.[50] Für Justinians „Perserkriege“ steht uns zudem mit der Kriegsgeschichte des Historikers Prokopios von Caesarea eine hervorragende Quelle zur Verfügung. Justinians Generale Sittas (im Kaukasusraum) und Belisar (in Mesopotamien) operierten zwar recht erfolgreich – Belisar etwa siegte 530 bei Dara, unterlag aber im folgenden Jahr bei Kallinikon –, doch letztlich konnte keine Seite die Oberhand gewinnen. Da verstarb 531 Kavadh, der im selben Jahr noch seine arabischen Verbündeten gegen die Römer mobilisiert hatte. Ihm folgte sein Lieblingsohn Chosroes (auch Husrav oder Chosrau genannt) nach.[51]

Chosroes I. schloss auch 532 den mit der hohen (aber einmaligen) römischen Zahlungen von 11.000 Goldpfund verbundenen so genannten ewigen Frieden mit Justinian ab, welcher dafür den Sitz des römischen magister militum per Orientem, der für die Verteidigung der Ostgrenze verantwortlich war, von Dara nach Constantia verlegt werden sollte; die Perser gaben den Römern dafür einige Festungen in Lazika und in Armenien zurück.[52] Dieser nutzte die Gelegenheit und engagierte sich im Westen, wo Belisar in den folgenden Jahren das Vandalenreich in Nordafrika vernichtete und in das ostgotische Italien einfiel. Wie trügerisch die Ruhe an der Ostgrenze in Wirklichkeit war, zeigte sich 540, als Chosroes den Friedenvertrag brach und mit einem großen Heer in Syrien einfiel.

Chosroes I. Anuschirvan − Ostrom in der Defensive

Chosroes I. war wohl der bedeutendste Herrscher auf dem Thron von Ktesiphon. Er sollte sich zum großen Gegenspieler Justinians entwickeln und war ein an Philosophie und Kunst ebenso interessierter Monarch wie ein teils skrupelloser Feldherr. In vielerlei Hinsicht führte er das Sassanidenreich auf seinen Höhepunkt: Der Großkönig ließ griechische und indische Werke ins (Mittel-)Persische übersetzen. Selbst von Feinden respektiert, verdiente er sich den Beinamen Anuschirvan („mit der unsterblichen Seele“). Er schlug auch die Bewegung der Mazdakiten nieder und führte militärische und innere Reformen durch, die die Macht des Königs stärkten und den Adel schwächten; sie garantierten dem Großkönig nun auch größere fließende Einnahmen und ermöglichten ein expansives Vorgehen.

Justinian I., Mosaik aus San Vitale in Ravenna

540 sah Chosroes die Gelegenheit gekommen, um Ostrom anzugreifen. Als Vorwand dienten nicht gelöste Probleme zwischen den arabischen Vasallen Roms und Persiens, den Ghassaniden und den Lachmiden. Im Frühjahr rückte Chosroes mit einem gewaltigen Heer in Syrien ein.[53] Bei Kirkesion wurde der Euphrat überschritten, anschließend rückte das Heer auf Antiochia zu. Justinian, wohl durch Angriffe der mit Persien verbündeten Araberstämme alamiert, berief seinen Verwandten Germanos, einen fähigen General, nach Antiochia, um die Verteidigung der bedeutenden Stadt zu organisieren. Germanos verfügte aber nur über lächerlich anmutende 300 Mann. Nachdem er die Verteidigungsanlagen der Stadt inspeziert hatte, kam er zu dem Schluss, dass eine Verteidigung sinnlos sei, zumal die versprochenen Verstärkungen nicht eingetroffen waren. So reiste er wieder ab, während Chosroes auf seinem Weg nach Antiochia von mehreren römischen Städten Geld erpresste, wollten sie denn nicht dem Risiko einer persischen Belagerung ausgesetzt werden. Andere Städte konnten sich erfolgreich verteidigen oder konnten die geforderte Summe nicht aufbringen, wie Beroia, das erobert und geplündert wurde; die Bevölkerung der Stadt Sura war sogar massakriert worden. Im Fall von Antiochia verbot ein kaiserlicher Gesandter kategorisch jede Zahlung. Die Stadt wurde denn von auch von Chosroes belagert und schließlich gestürmt. Der Großkönig machte gewaltige Beute; er ließ auch Teile der Bevölkerung nach Persien deportiere, während Verhandlungen des Großkönigs mit den Römern keine Einigung brachten. Chosroes besuchte auch den Hafen von Antiochia, Seleukia, nahm ein rituelles Bad im Meer und ließ dem Sonnengott opfern.[54] Anschließend kehrte der König nach Persien zurück, wobei eine Belagerung Daras scheiterte.

Der Fall Antiochias hatte eine deutliche Schockwirkung auf die Römer. Nun hatte es sich gerächt, dass Justinian weitere Truppen nach Italien verlagert hatte, um dort die Goten zu bekämpfen. Ostrom führte nun faktisch einen Zweifrontenkrieg. Doch reagierte der Kaiser auf die persische Bedrohung. Er entsandte Belisar in den Osten, um der Gefahr zu begegnen; zusätzlich wurden starke Truppenverbände an die Ostgrenze verlegt. 541 stießen die Perser nach Lazika vor, während Belisars Versuch, Nisibis zu belagern, scheiterte. 542 fiel Chosroes wieder in römisches Gebiet ein; doch gelang es Belisar, die Rückzugswege des Königs zu gefährden, sodass dieser den Feldzug abbrach, allerdings nicht ohne zuvor Kallinikon zu erobern. Dennoch war vorerst wenigstens das stets gefährdete römische Edessa gerettet. Hinzu brach im selben Jahr die so genannte Justinianische Pest aus, die auch den Perser schwer zu schaffen machte.

Das Restaurationswerk Justinians I.

Die folgenden Kampfhandlungen sind allesamt von dem gleichen Muster von Vorstoß und Gegenschlag geprägt gewesen. 543 griffen die Römer Persarmenien an, im folgenden Jahr fiel Chosroes wieder in Mesopotamien ein und belagerte Edessa. Edessa hatte vor allem eine hohe symbolische Bedeutung, denn dort befand sich das Mandylion, ein Tuch, auf dem angeblich das Bild Christi abgebildet war. Die großangelegte Belagerung scheiterte jedoch. Bald darauf kam es zu Verhandlungen, deren Ergebnis ein Waffenstillstand war; Justinian, der freien Handlungsspielraum im Westen brauchte, zahlte dafür einen beträchtlichen Preis.[55] 549 brachen die Kampfhandlungen erneut aus, doch wurde 551 wieder ein Waffenstillstand geschlossen. Dieser bezog Lazika jedoch ausdrücklich nicht mit ein, da Chosroes nicht bereit war, auf seine dort errungene Machtstellung einfach zu verzichten. Obwohl die Römer in der restlichen Regierungszeit Justinians von persischen Einfällen verschont blieben, ging der Krieg in Lazika weiter.[56] Besonders erbittert wurde um die strategisch wichtige Festung Petra am Schwarzen Meer gekämpft. Um 556 waren die Perser nach schweren Niederlagen aus Lazika fast vollständig vertrieben, sodass 557 ein weiterer Waffenstillstand, diesmal mit Bezug auf Lazika, geschlossen wurde. Dieser bereitete den Boden für den Friedensvertrag, den beide Seiten nach langen Verhandlungen, die auf römischer Seite von Petros Patrikios geführt wurden, schließlich 562 schlossen, zumal sowohl Rom als auch Persien sich an ihren anderen Grenzen anderen Bedrohungen ausgesetzt sahen.[57]

Der Vertrag wurde auf 50 Jahre geschlossen. Den Vertragsbestimmungen zufolge blieb Lazika Teil der römischen Interessensspähre, die arabischen Vasallen beider Seiten hatten sich an den Frieden zu halten. Die Perser sollten die Kaukasuspässe für die Hunnen und andere Barbaren sperren. Weiterhin beinhaltere der Vertrag unter anderem Bestimmungen im Umgang mit Überläufern, dass keine weiteren Festungen an der römisch-persischen Grenze errichtet werden sollten – ein durchaus entscheidender Punkt – und handelspolitische Bestimmungen. Letztere waren nicht ganz unbedeutend, denn handelspolitische Interessen spielten für beide Seiten eine Rolle. In diesem Kontext ist auch das von Ostrom unterstützte Eingreifen des christlichen Königreichs Aksum in Südarabien, genauer gesagt im Jemen, zu sehen, wo sowohl Rom als auch Persien vitale Interessen verfolgten. Das Enagegement Aksums blieb allerdings eine Episode, da Chosroes auch in diesem Raum aktiv wurde und schließlich die Perser die Oberhand gewannen.

Letztlich hatte Justinian die Ostgrenze also halten können, wenn auch freilich nur unter größten Anstrengungen. Ein Passus des Vertrags erhitzte auf römischer Seite jedoch die Gemüter: Demnach musste Ostrom den Sassaniden jährlich Tribut in Höhe von etwa 500 Goldpfund entrichten. Von dem nachfolgenden Kaiser Justin II., der Justinian nach dessen Tod im Jahre 565 nachfolgte, wurde diese Bestimmung als unehrenhaft angesehen. Justins Ziel war es, wenn auf gleicher Augenhöhe zu einer Einigung zu kommen.[58] 572 kam es daher wieder zum Krieg, wobei als Vorwand Streitigkeiten in der Kaukasusregion sowie Übergriffe der Lachmiden diente. Der Krieg verlief für Ostrom jedoch alles andere als günstig: Ein Bündnis mit den Türken brachte nicht den erhofften Erfolg, und 573 fiel das strategisch wichtige Dara, ein Eckpfeiler der römischen Orientverteidigung seit Anastasios, an die Perser. Die schlechten Nachrichten von Ostgrenze nahmen kein Ende und machten dem Kaiser derart zu schaffen, dass er einen Nervenzusammenbruch erlitt. Die restliche Regierungszeit übernahm der General Tiberios, Ende 574 zum Caesar erhoben, die Leitung der Staatsgeschäfte und die Führung der Armee.[59]

Der Perserkrieg des Maurikios

Solidus des Maurikios

Hoffnungslos war die Lage der Römer, die auch in Italien mit den Langobarden und bald darauf auf dem Balkan mit den Awaren und Slawen zu kämpfen hatten, freilich nicht. Denn 575 errang der General Justinian, ein Verwandter Justins, bei Melitene einen überwältigenden Sieg über Chosroes. Dieser hatte Melitene erobert und sich nun absetzen wollen, als Justinian ihn abfing und den Großteil des persischen Heeres vernichtete; der Großkönig selbst war nur mit knapper Not entkommen. Dennoch brachte der Sieg keine Entscheidung. Als Chosroes 579 verstarb, folgte ihm sein Sohn Hormizd IV. auf den Thron. Hormizd wird in den Quellen übereinstimmend negativ beschrieben. Tiberios, nunmehr Kaiser, hatte dem neuen Großkönig ein Friedensangebot unterbreitet, was dieser jedoch ablehnte, woraufhin Tiberios den überaus fähigen General (und zukünftigen Kaiser) Maurikios mit der Kriegsführung im Osten betraute. Römische Truppen stießen weit nach Mesopotamien vor; die Perser reagierten darauf, indem sie den römischen Teil Mesopotamiens angriffen und damit die Nachschubswege Maurikios’ gefährdeten. Maurikios konnte den persischen Vorstoß schließlich am Euphrat stoppen und den Sassaniden empfindliche Verluste beibringen (581). 582 bestieg Maurikios, nach dem Tod des Tiberios, dann den Kaisertrhon.[60]

Der Krieg wurde weitergeführt, wobei jedoch keine Seite einen Vorteil erringen konnte. 585 lehnte Maurikios ein Friedensangebot des Großkönigs ab. Im folgenden Jahr konnten die Römer einen Sieg erringen, nur um kurz darauf von den Persern geschlagen zu werden. Da kam die Wende: 589 wurde der persisch kontrollierte Teil Armeniens von barbarischen Stämmen überfallen. Der persische General Bahram Chobin schlug sie zurück, doch trieb ihn Hormizds Undankbarkeit in die Rebellion. Hormizd, ohnehin unbeliebt, verlor schließlich Anfang 590 Krone und Leben. An seiner Stelle wurde sein Sohn Chosroes II. König, doch auch mit ihm wollte sich Bahram nicht einigen. Chosroes musste fliehen. Er entschloss sich, Kaiser Maurikios um Hilfe zu bitten. Dieser kam der Aufforderung nach und zum ersten (und einzigen Mal) marschierten römische und persische Truppen gemeinsam in die Schlacht. Bahram wurde geschlagen und Chosroes II. bestieg 591 erneut den Thron.

Maurikios forderte und erhielt einige umstrittene Gebiete in Mesopotamien, den von den Römern gehaltenen Teil Armeniens sowie Territorien in Iberien (Georgien). Insgesamt verhielt sich der Kaiser maßvoll und tatsächlich waren die Beziehungen zwischen ihm und Chosroes, den er sogar adoptiert hatte, ausgesprochen gut. Rom und Persien schienen auf dem Weg zu einer friedlichen Koexistenz zu sein.

Pax Persica? Chosroes II. und der Gegenschlag des Herakleios

Sowohl Rom als auch Persien nutzten die Friedenszeit aus. Kaiser Maurikios verlegte die nun frei gewordenen Truppen auf dem Balkan, wo er gegen die Awaren und Slawen Krieg führte. Chosroes II. wiederum konsolidierte seine Herrschaft und sanierte die Staatsfinanzen. Um 600 war Persien denn auch finanziell und militärisch wieder erstarkt. 602 spielte sich im oströmischen Reich ein Drama ab, welches die Bühne für den letzten Krieg zwischen Rom und Persien bereiten sollte – ein Krieg, der erbitterter als alle vorangegangenen geführt werden sollte und beinahe den Zusammenbruch Ostroms bewirkt hätte. Ausgangspunkt war der Donauraum, wo Kaiser Maurikios erfolgreich operiert hatte, nun aber von seinen Truppen forderte, am linken Donauufer zu überwintern. Dies führte schließlich zu einer Meuterei der Truppen, die einen rangniedrigen Offizier namens Phokas zum Kaiser ausriefen. Maurikios floh, wurde aber gefangen. Phokas marschierte auf Konstantinopel, wo er in seiner Stellung als Kaiser bestätigt wurde. Maurikios und seine gesamte Familie fanden in einem regelrechten Blutbad ihr Ende und Phokas errichtete den Quellen zufolge eine grausame Schreckensherrschaft.

Chosroes nutzte den Tod seines Gönners Maurikios aus und fiel 603 in römisches Territorium ein.[61] Armenien und Dara wurden regelrecht überrant. Manch einer begrüßte sogar die Invasion, da die religiösen Streitigkeiten in Ostrom, welche sich um das Wesen Jesu Christi drehten (vgl. Monophysitismus), die Bevölkerung in Syrien von der Reichszentrale entfremdet hatte. Außerdem präsentierte Chosroes einen angeblichen Sohn des Maurikios, der die Säuberung des Phokas überlebt haben sollte. Phokas fiel 610 einer Konspiration oppositioneller Kreise zum Opfer; Herakleios, der Sohn des Exarchen von Karthago bestieg den Thron, hatte aber noch einige Zeit mit phokastreuen Truppen zu kämpfen, was den Widerstand gegen die Perser wohl erschwerte. Wie auch immer der wahre Charakter von Phokas’ Regime gewesen sein mag – uns stehen nur spätere Quellen aus der Zeit des Herakleios zur Verfügung –, völlig frei von Schrecken war es wohl offensichtlich nicht gewesen. Herakleios, ohne Zweifel einer der bedeutendsten Kaiser des oströmisch/byzantinischen Reiches, wurde als Retter gefeiert, doch auch er vermochte zunächst nicht, den Persern effektiv entgegenzutreten.

Solidus des Herakleios mit seinen Söhnen Konstantin III. und Heraklonas.

611 unterlagen die Römer bei Emesa, woraufhin die Perser in Kleinasien eindrangen. 613 begann dann die römische Gegenoffensive. Ein Teil des Heeres unter dem General Philippikos sollte in Armenien eindringen und so die Perser dazu zwingen, Truppen aus Syrien abzuziehen. Dies gelang, sodass Herakleios zum Angriff antreten konnte; in Syrien unterlag das römische Heer jedoch. Herakleios musste das Land preisgeben, Damaskus fiel noch im selben Jahr. Wesentlich schlimmer für die Römer war jedoch der Verlust von Jerusalem, das von dem persischen General Shahrabaraz – offenbar mit Hilfe der Juden in der Stadt, die sich von den Perser mehr Freiheiten erhofften – 614 erobert wurde. Eines der Beutestücke war das angebliche Heilige Kreuz, welches der General der christlichen Lieblingsfrau Chosroes’, Schirin, zum Geschenk machte. Die Schockwirkung auf die Christen blieb nicht aus. Ostrom, das auch weiterhin auf dem Balkan bedroht wurde, verlor bis 619 auch Ägypten, die Kornkammer des Reiches, während die Perser weite Vorstöße bis tief nach Kleinasien unternahmen. Der gesamte römische Orient stand nun unter persischer Herrschaft, womit das alte Achämenidenreich wiedererwacht schien. In Konstantinopel soll man sogar überlegt haben, den Regierungssitz in das sicherere Karthago zu verlegen.

In dieser Situation, die in der Tat aussichtslos schien, fasste Herakleios einen Plan, der überaus gewagt schien. Er wollte mit einem Heer die Hauptstadt verlassen und die Perser im Hinterlang angreifen. Am 5. April 622 verließ der Kaiser die Stadt auf dem Seeweg und begab sich wohl in die Nähe von Issos im äußersten Südosten Kleinasiens. Die Rekonstruktion der nachfolgenden Ereignisse wird durch die überaus problematische Quellenlage extrem erschwert; weder ist die genaue Route des Kaisers bekannt noch die exakte Größe der Armee. Herakleios, der in den nachfolgenden Jahren insgesamt drei Feldzüge gegen die Perser unternahm, verfügte aber wohl über eine recht beachtliche Streitmacht.[62] Herakleios drillte die Armee zunächst, wobei im Heer bald eine seltsame Stimmung entstand. Der Kaiser hatte nämlich seinen Soldaten eingeimpft, dass dies kein gewöhnlicher Feldzug sei. Man kämpfe nicht einfach gegen einen Feind des Reiches, sondern gegen einen Feind der Christenheit. Dies sei ein heiliger Krieg, im gewissen Sinne ein „Kreuzzug“ gegen die Mächte der Finsternis, wenn auch freilich der Krieg insgesamt vor allem ein Ziel hatte: Ostrom von der persischen Bedrohung zu befreien.[63] Dazu passend wurden Bilder von Christus im Feldlager aufgestellt. Diese psychologischen Maßnahmen zeigten offenbar Wirkung und motivierten die Soldaten, was aufgrund der angespannten Lage wohl auch nötig war; denn wenn Herakleios scheitern würde, würde wohl auch das Reich mit ihm untergehen.

Doch konnten die Römer 622 (oder 623) die Perser in Kappadokien schlagen. 623 kehrte der Kaiser zwischenzeitlich in die Hauptstadt zurück und nahm anschließend Kontakt zu der christlichen Bevölkerung im Kaukasus auf. Herakleios konnte seine Truppen verstärken und kämpfte in den folgenden Jahren vor allem in dieser Region. Er unternahm einen Vorstoß nach Armenien. Die Stadt Dvin fiel in seine Hand, vor allem aber die Stadt Ganzdak in Aserbaidschan. In der Stadt befand sich ein berühmter zoroastrischer Feuertempel, den der Kaiser zerstören ließ – und damit ein deutliches Signal an Chosroes schickte. Dieser mobilisierte nun alle verfügbaren Truppen, doch gelang es nicht, Herakleios zu schlagen. Dieser zog sich 625 zunächst nach Kilikien zurück. 626 setzten sich die persischen Truppen aber erneut in Marsch. Das Ziel war, die kaiserlichen Truppen zu stellen und zu vernichten. Vor allem aber sollte Konstantinopel fallen. Zu diesem Zweck waren die Perser in Verhandlungen mit den Awaren getreten. Im Sommer 626 wurde die Hauptstadt des oströmischen Reiches von einem gewaltigen Heer bestehend aus Awaren und Slawen belagert. Die Stadt konnte sich aber Dank der Flotte halten, die zudem verhinderte, dass die Perser übersetzen konnten. Die Awaren mussten die Belagerung schließlich abbrechen und das persische Heer unter Shahrabaraz zog sich aus Chalkedon nach Syrien zurück.

In Konstantinopel wurde die Rettung der Hauptstadt der Gottesmutter zugeschrieben; jedenfalls war damit der Zenit der persischen Berohung überschritten, die Initiative ging jetzt völlig an die Römer über. Herakleios konnte sich noch über einen weiteren Sieg freuen: Sein Bruder Theodoros hatte in Mesopotamien ein persisches Heer unter dem Befehl des Generals Shahin schlagen können, was Chosroes in rasende Wut versetzt haben soll; viele am Hof fürchteten um den Geisteszustand des Großkönigs, der seinen Generalen inzwischen zutiefst misstraute. Dies erklärt auch, weshalb sich Shahrabaraz aus den weiteren Kampfhandlungen heraushielt und den Lauf der Dinge abwartete. Herakleios sammelte inzwischen weitere Truppen in Lazika am Schwarzen Meer und nahm Kontakt mit den Chasaren auf. Obwohl er damit die noch Jahrzehnte andauernde byzantinisch-chasarische Zusammenarbeit begründete, hatte das Bündnis keine großen Auswirkungen auf das Ende des Krieges, da die chasarischen Hilfstruppen den Kaiser bald verließen. Dieser marschierte im September 627 von Tiflis aus nach Süden. Am 12. Dezember 627 kam es bei den Ruinen von Ninive zur Entscheidungsschlacht. Der persische General Rhazates fiel im Kampf und die Römer, die wohl überlegen manövrierten, vernichteten das persische Heer. Herakleios besetzte anschließend die Lieblingsresidenz des Großkönigs in Dastagird, wo sich Chosroes noch kurz zuvor aufgehalten hatte. Dieser floh in Panik nach Ktesiphon. Auf eine Belagerung der persischen Hauptstadt hatte Herakeios absichtlich verzichtet, da er wohl befürchetete, dann von seinen Nachschubswegen abgeschnitten zu werden.

Doch auch so brachte die Schlacht von Ninive die Entscheidung im jahrelangen Ringen der beiden Großmächte. Chosroes verlor bei den Großen des Reiches jeden Rückhalt und wurde entmachtet und im Februar 628 im Gefängnis ermordet. Ihm folgte Kavadh II. Siroe auf den Thron, der seine nur kurz Regierungszeit mit einem Mord an seinen Geschwistern einleitete. Er nahm aber auch sofort Kontakt zu Herakleios auf, um mit ihm über einen Friedensvertrag zu verhandeln. Der Kaiser hielt sich zu diesem Zeitpunkt in Gandzak auf. Der Text des an Herakleios gericheteten Briefes, in der Kavadh Siroe um Frieden bittet und den Kaiser als „...den mildesten Kaiser der Römer, unseren Bruder...“ bezeichnet (vgl. auch den oben im Text erwähnten Auszug aus Ammianus Marcellinus), ist uns durch die so genannte Osterchronik (Chronicon Paschale) überliefert.[64] Es kam schließlich tatsächlich ein Friedensvertrag zustande. Dessen Bestimmungen orientierten sich am status quo ante bellum. Persien gab alle Eroberungen auf und erstattete das Heilige Kreuz zurück, wofür Herakleios den Persern freien Abzug garantierte. Der Truppenabzug vollzog sich jedoch nur schleppend, während Persien im Chaos versank. Kavadh Siroe starb schon nach wenigen Monaten, und alle bis 632 nachfolgenden Herrscher sollten sich nur wenige Monate halten können. Wenigstens wurde 630 von Shahrabaraz, der nun selbst Ambitionen im Hinblick auf den Thron entwickelte, zurückerstattet werden. Dies stellte zweifellos den Höhepunkt in der Regierungszeit des Herakleios dar. Aus mehreren christlichen Königreichen erhielt er Glückwunschschreiben, der Prestigegewinn für den Kaiser war gewaltig. Persien war gebrochen, während Ostrom über den alten Erzfeind endgültig triumphiert zu haben schien.

Rom und Persien: Eine Bilanz

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Die islamische Expansion

Herakleios konnte sich nur wenige Jahre über das Erreichte freuen. Kurz nach dem Sieg über Persien setzte die Islamische Expansion ein. Bis 642 hatte Ostrom alle Orientprovinzen verloren; dem sollte einige Jahrzehnte später auch das römische Nordafrika folgen. Auf dem Balkan überschwemmten derweil die Slawen oströmisches Gebiet und setzten sich dort fest. Ostrom war auf Kleinasien, die Hauptstadt mit dem Umland sowie auf einige Inseln und befestigste Ort in Griechenland reduziert worden. Auch der Staat veränderte sich: Unter Herakleios nahm die Gräzisierung von Verwaltung und Militär zu, Latein wurde als Amtssprache noch während des Perserkriegs abgeschafft. Das spätrömische Reich fand endgültig ein Ende, und es begann die Geschichte des mittelalterlichen Byzanz, das noch bis 1453 das griechisch-römisch und christliche Erbe hochhalten sollte – bis in den Untergang.

Das Sassanidenreich hingegen verschwand bereits 642 von der Bühne der Weltgeschichte. Nach der Niederlage bei Kadesia 636 (oder 637), schlugen die hereinbrechenden Araber 642 bei Nehawend das persische Heer vernichtend. Der letzte Großkönig, Yazdegerd III., fand 651 ein unrühmliches Ende, als er im äußersten Nordosten seines zusammenbrechenden Reiches von einem Statthalter ermordet wurde. Auch wenn das Erbe das Sassaniden kulturell in der arabischen Welt nachwirkte, so endete mit ihnen doch die letzte Phase der altorientalischen Geschichte.

Gut 400 Jahre hindurch waren Rom und Persien die beiden wichtigsten Machtfaktoren der alten Welt gewesen. Obwohl oft feindlich gesonnen und nicht selten in einen erbittert geführten Krieg gegeneinander verwickelt, litt darunter doch nie ernsthaft die gegenseitige Anerkennung. Beide Mächte beeinflussten sich auch kulturell, letztlich bestimmenten doch vor allem die militärischen Auseinandersetzungen das gegenseitige Verhältnis, das sich um die Vormachtstellung im Vorderen Orient drehte. Am Ende jedoch waren beide Staaten vom jahrelangen Kräftemessen derart erschöpft, dass die hereinbrechenden Araber leichtes Spiel hatten – genutzt hatten alle Anstrengungen keinem von beiden. So mag man denn auch nicht zu Unrecht zu dem Schluss kommen, dass die fruchtbarsten Zeiten für beide Reiche die Phasend er friedlichen Koexistenz gewesen waren. Einer dauerhaften Lösung standen aber die Machtansprüche beider Seiten im Wege. Byzanz sollte auch den Rest seiner Geschichte fast permanent in einen Existenzkampf verwickelt sein; die Ära der römisch-persischen Kriege fand aber mit dem (letztlich nur scheinbaren) Erfolg des Herakleios ein Ende.

Zeittafel

  • 224: Das Sassanidenreich wird begründet
  • ab 230: Vorstöße Ardaschirs I. auf römisches Territorium
  • 242–44: Perserfeldzug Gordians III.; nach ersten Erfolgen wird er bei Mesiche (Misik) geschlagen und stirbt kurz darauf. Schapur I. schließt einen Friedensvertrag mit Rom
  • 252: Schapur erobert Armenien. Im folgenden Jahr stößt er nach Syrien vor
  • 260: Valerian gerät während seines Perserfeldzugs in Gefangenschaft. Zusammenbruch der römischen Orientverteidigung, die nun weitgehend von Palmyra übernommen wird. Deren Königin Zenobia entwickelt bald eigene Ambitionen
  • 283: Perserkrieg des Carus
  • ab 296: Der persische König Narseh fällt in römisches Gebiet ein. Galerius schlägt ihn, nach anfänglichem Rückschlag, bei Karrhai.
  • 298: Frieden von Nisibis. Der römische Kaiser Diokletian gewinnt mehrere Territorien in Mesopotamien und fünf Provinzen jenseits des Tigris
  • 338: Beginn eines Jahrzehnte andauernden Krieges zwischen Rom und Persien. Weder Schapur II. noch Constantius II. können jedoch die Oberhand gewinnen. In Persien kommt es zudem zu Christenverfolgungen
  • 359: Schapur II. fällt mit einem großen Heer in Mesopotamien ein. Die wichtige Festung Amida fällt nach langer Belagerung an Persien
  • 363: Perserkrieg Julians. Das römische Heer stößt bis nach Ktesiphon vor, wird dann aber abgedrängt. Nach dem Tod Julians schließen Römer und Perser den Frieden von 363. Rom gibt die Eroberungen Diokletians wieder auf
  • wohl 387: Teilung Armeniens
  • 395: Tod Theodosius’ I. und so genannte „Reichsteilung“ (siehe Westrom und Ostrom)
  • 410: Die persischen Christen wird auf der Synode von Seleukia-Ktesiphon die freie Religionsausübung gestattet
  • 421/22: Krieg zwischen Rom und Persien. Dieser Konflikt stört jedoch, ebenso wie der deutlich begrenztere von 440/41, kaum die guten zwischenstaatlichen Beziehungen im 5. Jahrhundert
  • 476: Absetzung des letzten (in der traditionellen Zählung) weströmischen Kaisers Romulus Augustulus. Ende des Westreichs
  • 484: Die Assyrische Kirche des Ostens konstituiert sich endgültig unabhängig von der Reichskirche in Konstantinopel
  • 502: Beginn eines neuen Krieges zwischen Rom und Persien. Nach einem Waffenstillstand im Jahre 506, flammen die Kämpfe 526 wieder auf
  • 532: „Ewiger Frieden“ zwischen Rom und Persien. Kaiser Justinian I. beginnt seine „Restaurationspolitik“ im Westen
  • 540: Chosroes I. bricht den Friedenvertrag. Plünderung von Antiochia und anderen römischen Städten. Der Krieg wird erst 562 beendet.
  • 572: Justin II. forciert einen neuen Krieg mit Persien. Der Krieg wird erst unter Maurikios 591 entschieden
  • 603: Beginn des letzten und größten römisch-persischen Krieges. Chosroes II. beginnt mit der Eroberung der römischen Orientprovinzen und deren Integration in das Sassanidenreich
  • 627: Sieg des Kaisers Herakleios bei Ninive. 628 bittet der neue persische König Kavadh II. um Frieden
  • 630er Jahre: Beginn der Islamischen Expansion. Byzanz verliert den Großteil seiner Besitzungen, kann sich aber letztendlich behaupten. Persien fällt dem Ansturm der Araber zum Opfer

Literatur

Um die Literaturliste nicht ausufern zu lassen, werden nur einige grundlegende oder besonders empfehlenswerte Werke genannt. Eine recht erschöpfende Darstellung der römisch-persischen Kriege liefert die Quellensammlung von Dodgeon bzw. Greatrex und Lieu. In den Anmerkungen finden sich auch weiterführende Angaben, die teils nicht speziell im Literaturverzeichnis aufgeführt wurden. Zusätzlich sein auf die Literaturangaben hingewiesen, die in den jeweiligen im Text genannten Einzelartikeln aufgeführt sind; als Überblick sei auf die Artikel Spätantike und Sassanidenreich aufmerksam gemacht.

Quellen

  • Michael H. Dodgeon und Samuel N. C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars (AD 226–363). London und New York 1991.
  • Geoffrey B. Greatrex und Samuel N.C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars. Part II AD 363–630. A narrative sourcebook. London und New York 2002.
  • Engelbert Winter und Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Berlin 2001 (Quellenausschnitte in deutscher Übersetzung).

Sekundärliteratur

  • Roger C. Blockley: East Roman Foreign Policy. Formation and Conduct from Diocletian to Anastasius (ARCA 30). Leeds 1992.
  • E. Dabrowa (Hrsg.): The Roman and Byzantine Army in the East. Krakau 1994.
  • Geoffrey B. Greatrex: Rome and Persia at War, 502–532. Cairns, Leeds 1998, ISBN 0-905205-93-6 (wichtige Darstellung für die Kampfhandlungen zur Zeit Kavadhs I.).
  • Geoffrey B. Greatrex: Byzantium and the East in the Sixth Century. In: Michael Maas (Hrsg.), The Cambridge Companion to the Age of Justinian. Cambridge Uni. Press, Cambridge 2005, S. 477–509 (knappe Zusammenfassung der römisch persischen Beziehungen im 6. Jahrhundert mit Hinweisen auf die aktuelle Literatur).
  • Walter E. Kaegi: Heraclius – Emperor of Byzantium. Cambridge Uni. Press, Cambridge 2003 (Biographie, in der auch ausführlich auf den Perserkrieg des Herakleios eingegangen wird).
  • Erich Kettenhofen: Die römisch-persischen Kriege des 3. Jahrhunderts. n. Chr. Nach der Inschrift Sāhpuhrs I. an der Ka‘be–ye Zartošt (ŠKZ). Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients B 55. Wiesbaden 1982.
  • Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. AD 284 – 641. Blackwell, London 2006, ISBN 1-40510-856-8 (aktuelle Gesamtdarstellung, in der auch auf die römisch-persischen Kriege eingegangen wird).
  • David S. Potter: The Roman Empire at Bay. Routledge, London und New York 2004, ISBN 0-415-10057-7 (aktuelles Überblickswerk für die Zeit von 180 bis 395 n. Chr.).
  • Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990, ISBN 3-534-07826-8.
  • Martin Schottky: Parther- und Perserkriege. In: Der Neue Pauly. Bd. 9 (2000), Sp. 375–377 (sehr knapper Überblick).
  • Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Aktual. Neuaufl., Albatros, Düsseldorf 2005, ISBN 3-491-96151-3 (Standardwerk zum antiken Persien).

Anmerkungen

  1. Eine Erläuterung zu den Literaturangaben: Grundlegende Sekundärliteratur wird im Literaturverzeichnis vollständig aufgeführt, dafür in den Anmerkungen aber nur abgekürzt zitiert; spezielle Literatur wird nur in den Anmerkungen genannt. Die antiken Quellen werden absichtlich nicht abgekürzt aufgeführt, sodass sie auch für den Laien nachvollziehbar sind.
  2. Cassius Dio 72,36,4.
  3. Zur „Reichskrise“ vgl. die Literaturangaben im entsprechenden Artikel. Einen knappen, teils aber problematischen Überblick bietet Michael Sommer, Die Soldatenkaiser, Darmstadt 2004.
  4. Einen aktuellen und umfassenden Überblick über die Zeit nach Mark Aurel, einschließlich des Untergangs des severischen Kaiserhauses und der Bedeutung des Sassanidenreichs, bietet Potter, The Roman Empire at Bay. Bzgl. spezieller Literaturhinweise sei auf die Bibliographie im Artikel Sassanidenreich verwiesen; einen empfehlenswerten Überblick stellt Schippmann, Grundzüge, dar.
  5. Herodian 6,2 und Cassius Dio 80,4,1.
  6. Vgl. dazu Erich Kettenhofen, Die Einforderung des Achämenidenerbes durch Ardašir: eine interpretatio romana, in: Orientalia Lovaniensia Periodica 15 (1984), S. 177–190.
  7. Die Chronologie vieler Sassanidenkönige ist aufgrund nur schwer datierbarer Quellenzeugnisse problematisch. Die folgenden Regierungsdaten orientieren sich an Josef Wiesehöfer, Das antike Persien.
  8. Grundlegend zum Tatenbericht Schapurs ist Philip Huyse, Die dreisprachige Inschrift Šabuhrs I. an der Ka'ba-i Zardušt (ŠKZ), 2 Bde., London 1999. Für den Verlauf der Kampfhandlungen sei vor allem auf Kettenhofen, Die römisch-persischen Kriege, hingewiesen.
  9. Einen Überblick hinsichtlich der Quellenlage für das 3. Jahrhundert, der Zeit der „Reichskrise“, bieten unter anderem Bruno Bleckmann, Die Reichskrise des III. Jahrhunderts in der spätantiken und byzantinischen Geschichtsschreibung. Untersuchungen zu den nachdionischen Quellen der Chronik des Johannes Zonaras, München 1992, sowie David S. Potter, Prophecy and History in the Crisis of the Roman Empire. A Historical Commentary on the Thirteenth Sibylline Oracle, Oxford 1990 (welches wesentlich mehr Informationen biete, als der Name der Monographie vermuten läßt).
  10. HA Vita Gordiani, 26f.
  11. Vgl. David MacDonald, The death of Gordian III – another tradition, in: Historia 30 (1981), S. 502–508.
  12. Bzgl. des Feldzugs Gordians und seines Todes vgl. Christian Körner, Philippus Arabs. Ein Soldatenkaiser in der Tradition des antoninisch-severischen Prinzipats, Berlin u.a. 2002, S. 75ff.; zum Vertrag: ebd., S. 120ff. (mit recht ausführlicher Erörterung der Quellen und der Forschungsprobleme) sowie Engelbert Winter, Die sasanidisch-römischen Friedensverträge des 3. Jahrhunderts n. Chr. Ein Beitrag zum Verständnis der außenpolitischen Beziehungen zwischen den beiden Großmächten, Frankfurt a. M. 1988.
  13. Zur Problematik der Datierung vgl. Udo Hartmann, Das palmyrenische Teilreich, Stuttgart 2001, S. 71f.
  14. Wann genau Antiochia von Schapur erobert wurde, ist nicht sicher. In der Forschung wird entweder das Jahr 253 oder 256 angenommen.
  15. SKZ, §§ 18–22, griechische Fassung; Übersetzung entnommen aus: Engelbert Winter/Beate Dignas, Rom und das Perserreich, Berlin 2001, S. 98. Um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten, wurde auf die Ergänzungs- und Auslassungszeichen verzichtet.
  16. Zosimos 1,36,2; Aurelius Victor, De Caesaribus, 32,5
  17. Vgl. etwa Eutropius 9,7 sowie Zonaras 12,23.
  18. Dabei spielte auch der Umstand eine Rolle, dass sich Gallien und andere Gebiete im Westen von der römischen Zentralgewalt loslösten, während im Osten bald darauf Palmyra Roms Schwäche versuchte auszunutzen. Erst Kaiser Aurelian konnte das Imperium wieder stabilisieren; zusammenfassend vgl. dazu Potter, Roman Empire at Bay, S. 251ff..
  19. Vgl. Schippmann, Grundzüge, S. 24f.
  20. Eutropius 9,24 und Ammianus Marcellinus 14,11,10. Lactantius, der die Abhängigkeit Diokletians von Galerius betonen will, verschweigt diese Episode. Möglich ist freilich auch, dass Diokletian seinen Caesar mit dieser Aktion nicht demütigen, sondern vielmehr anstacheln wollte.
  21. Der Galeriusbogen in Thessaloniki stellt sowohl den Perserkrieg als auch den Triumph des Galerius dar.
  22. Zum Perserkrieg Diokletians vgl. Wilhelm Enßlin, Valerius Diocletianus, in: RE 7 A, 2 (1948), Sp. 2442ff. Die wichtigste Quelle für den Vertrag von 298 stellt Petros Patrikios dar (Fragment 13f.); zu den Details vgl. Winter/Dignas, Rom und das Perserreich, S. 144ff.
  23. Petros Patrikios, Fragment 13.
  24. Einen guten und knappen Überblick bietet Bruno Bleckmann, Konstantin der Große, 2. Aufl., Reinbek 2003.
  25. Eusebius von Caesarea, Vita Constantini, 4,9–13. Vgl. dazu Miriam Raub Vivian, Eusebius and Constantine's Letter to Shapur: Its Place in the Vita Constantini, in: Studia Patristica 29 (1997), S. 164–169.
  26. Vgl. dazu Timothy D. Barnes, Constantine and the Christians of Persia, in: Journal of Roman Studies 75 (1985), S. 126–136, sowie Wilhelm Enßlin, Zu dem vermuteten Perserfeldzug des rex Hannibalianus, in: Klio 29 (1936), S. 102–110.
  27. Zu Constantius vgl. Pedro Barceló, Constantius II. Die Anfänge des Staatskirchentums, Stuttgart 2004. Zu den Kämpfen vgl. Dodgeon/Lieu, Persian Wars, Bd. 1, S. 164ff.
  28. Vgl. dazu zusammenfassend Potter, Roman Empire at Bay, S. 467f.
  29. Zur Rolle von Nisibis siehe M. Maróth, Le Siège de Nisibe en 350 ap.J.-Ch. d'après des Sources Syriennes, in: Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae 27 (1979), S. 239–243.
  30. Eutropius 10,10. Zur Schlacht von Singara siehe auch Karin Mosig-Walburg, Zur Schlacht bei Singara, in: Historia 48 (1999), S. 330–384; zur Identität des persischen Prinzen siehe Dies., Zu Spekulationen über den sasanidischen 'Thronfolger Narsê' und seine Rolle in den sasanidisch-römischen Auseinandersetzungen im zweiten Viertel des 4. Jahrhunderts n.Chr., in: Iranica Antiqua 35 (2000), S. 111–157.
  31. Ammianus Marcellinus, 17,5. Übersetzung entnommen aus: Ammianus Marcellinus, Das Römische Weltreich vor dem Untergang. Bibliothek der Alten Welt, übersetzt von Otto Veh, eingeleitet und erläutert von Gerhard Wirth, Zürich und München 1974. Von Ammianus’ Geschichtswerk sind uns die Bücher 14 bis 31 erhalten, die den Zeitraum von 353 bis 378 behandeln; in den verlorenen 13 Bücher wurde der Zeitraum ab dem Jahr 96 wohl nur sehr knapp geschildert.
  32. Siehe Roger C. Blockley, Ammianus Marcellinus on the Persian Invasion of A. D. 359, in: Phoenix 42 (1988), S. 244–260.
  33. Ammianus, der selbst in Amida anwesend war und nur mit knapper Not entkommen konnte, schildert die Belagerung eingehend: Ammian 19,1–9.
  34. Vgl. Klaus Rosen, Julian. Kaiser, Gott und Christenhasser, Stuttgart 2006, S. 178ff.
  35. Libanios, orat. 18,164. Ammianus weist darauf hin, dass Julian begierig auf Siege über die Perser gewesen sei, vgl. Ammian 22,12,1f.
  36. Ammian 24,4,27.
  37. Vgl. dazu Robin Lane Fox, The Itinerary of Alexander: Constantius to Julian, in: Classical Quarterly, New Series, 47 (1997), S. 239–252.
  38. Vgl. dazu vor allem den Aufsatz von Gerhard Wirth, Julians Perserkrieg. Kriterien einer Katastrophe, in: Julian Apostata, hrsg. von Richard Klein, Darmstadt 1978, S. 455ff.
  39. Zosimos 3,12,5. Die Literatur bzgl. Julians Perserkrieg ist recht umfassend; in jeder Biographie des Kaisers wird darauf eingegangen. Im Folgenden wurde vor allem Glen Warren Bowersock, Julian the Apostate, London 1978, S. 106ff.; Rosen, Julian, S. 333ff. und Wirth, Julians Perserkrieg, gefolgt. Vgl. daneben auch M. F. A. Brok, De perzische expeditie van keizer Julianus volgens Ammianus Marcellinus, Diss. Leiden, Groningen 1959 sowie François Paschoud, Zosime. Histoire Nouvelle (Les Belles Lettres/Bude), Bd. 1ff., Paris 1971ff.; Paschouds Kommentar zu Zosimos bietet auch wertvolle Informationen bzgl. Julians Kampagne.
  40. Ammian 23,3,3.
  41. Vgl. Ammian 24,7f. und zum weiteren Rückzug Ammian 25,1ff. Siehe auch Rosen, Julian, S. 353ff. mit Belegen; vgl. dazu auch Wirths Überlegungen: Wirth, Julians Perserkrieg, S. 484ff.
  42. Wann genau der Vertrag geschlossen wurde, ist in der Forschung umstritten. Viele Historiker plädieren für 387, aber es ist auch möglich, dass die Vereinbarung ein paar Jahre früher oder später zustande kam. Vgl. dazu Geoffrey Greatrex, The Background and Aftermath of the Partition of Armenia in A.D. 387., in: The Ancient History Bulletin 14 (2000), S. 35–48.
  43. Prokopios, de bello Persico, 1,2. Die Historizität ist allerdings umstritten.
  44. Sokrates, Kirchengeschichte, 7,8.
  45. Vgl. dazu Winter/Dignas, Rom und das Perserreich, S. 160ff.
  46. Prokopios, de bello Persico, 1,2, verwechselt möglicherweise den Frieden von 422 mit dem von 442.
  47. Zum Verlauf der beiden Kriege vgl. Greatrex/Lieu, Persian Wars, Bd. 2, S. 36ff. sowie Geoffrey Greatrex, The two fifth-century wars between Rome and Persia, in: Florilegium 12 (1993), S. 1–14.
  48. Zu den Hintergründen des Krieges von 502 vgl. Greatrex/Lieu, Persian Wars, Bd. 2, S. 62ff.; Greatrex, Rome and Persia at War sowie John B. Bury, History of the Later Roman Empire, Bd. 2, New York 1958 (ND von 1923), S. 10–15.
  49. Andreas Luther, Die syrische Chronik des Josua Stylites, Berlin 1997, Übersetzung mit einem recht umfangreichen historischen Kommentar. Zu den Kampfhandlungen: ebd., S. 64ff.
  50. Zu Justinian vgl. Michael Maas (Hrsg.), The Cambridge Companion to the Age of Justinian, Cambridge 2005.
  51. Prokopios berichetet auch davon, dass Kavadh Justin vorgeschlagen haben soll, den jungen Chosroes zu adoptieren, um ihn so den Thron zu sichern. Justin und Justinian seien dazu bereit gewesen, da hätte aber ein Jurist Einspruch erhoben: Die Perser hätten so auch Anspruch auf das römische Reich erheben können; derart ernüchtert, wies Justin das persische Angebot ab, woraufhin sich die Beziehungen der beiden Reiche verschlechterten [Prokopios. de bello Persico, 1,11].
  52. Prokopios. de bello Persico, 1,22; Johannes Malalas, Chronographia, 18,76.
  53. Vgl. dazu Greatrex/Lieu, Persian Wars, Bd. 2, S. 102ff.; Greatrex, Byzantium and the East, S. 488ff; Berthold Rubin, Das Zeitalter Justinians, Bd. 1, Berlin 1960, S. 324ff. (teils überholt, dennoch recht detailliert).
  54. Dazu Prokopios, de bello Persico, 2,11; Prokopios berichtet auch eingehend von der Belagerung Antiochias, wobei er Chosroes, im Gegensatz zu orientalischen Quellen, wie etwa Tabari, sehr negativ darstellt.
  55. Prokopios, de bello Persico, 2,28.
  56. Dazu vgl. Rubin, Das Zeitalter Justinians, Bd. 1, S. 345ff.
  57. In dieser Zeit fiel auch die Vernichtung des Hephthalitenreichs durch Perser und Türken, wenngleich die Türken bald an Stelle der Hephthaliten traten. Zum Vertrag von 562 siehe Menander Protektor, Fragment 6,1; übersetzt und kommentiert bei Winter/Dignas, Rom und das Perserreich, S. 164–177.
  58. Vgl. Vgl. Greatrex/Lieu, Persian Wars, Bd.2, S. 141f.; siehe auch Greatrex, Byzantium and the East, S. 503f.
  59. Zum weiteren Kriegsverlauf: Greatrex/Lieu, Persian Wars, Bd. 2, S. 151ff.
  60. Für die Kriege des Maurikios steht uns mit dem Werk des Theophylaktos Simokates eine hervorragende Quelle zur Verfügung.
  61. Vgl. zum Folgenden Kaegi, Heraclius, passim, sowie Greatrex/Lieu, Persian Wars, Bd. 2, S. 182ff.
  62. Vgl. neben Kaegi, Heraclius, S. 122ff. auch James Howard-Johnston, Heraclius’ Persian Campaigns and the Revival of the East Roman Empire 622–630, in: War in History 6 (1999), S. 1–44.
  63. Vgl. Kaegi, Heraclius, S. 126 und 146.
  64. Winter/Dignas, Rom und das Perserreich, S. 177–181; Zitat: ebd., S. 178.