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Litauische Sprache

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(Litauisch) (lietuvių kalba)

Gesprochen in

Nordeuropa (Litauen, Weißrussland, Lettland, Polen, Russland)
Sprecher 4 Millionen (2,9 Mio. in Litauen)
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Litauen, Europäische Union
Sprachcodes
ISO 639-1

lt

ISO 639-2 (B) lit (T)

Die litauische Sprache (Litauisch) (litauisch: lietuvių kalba) gehört zur östlichen Gruppe der baltischen Sprachen innerhalb der indogermanischen Sprachen. Litauisch ist Amtssprache in Litauen. Minderheiten gibt es im Nordwesten Weißrusslands und in Polen (um Suwałki). Diese Dialekte gelten als archaisch und sind in ihrer Existenz bedroht.

Der Language Code ist lt bzw. lit (nach ISO 639).

Geschichte

Frühgeschichte

Das Litauische entstammt einem Dialektbereich der indogermanischen Ursprache dem i.A. noch das Slawische und Germanische zugerechnet werden. Möglicherweise gab es eine länger währende Spracheinheit des Urbaltischen und Urslawischen. Von den baltischen Sprachen lebt neben dem Litauischen nur noch die lettischen Sprache. Die Trennung des Lettischen und Litauischen voneinander wird für das frühe Mittelalter (7./8. Jh.) datiert. Von der verwandten ausgestorbenen altpreußischen Sprache gibt es immerhin beachtliche Schriftdenkmäler. Das Litauische zeichnet sich durch viele erhaltene altertümliche grammatische Formen aus, die sich zum Teil auch im Sanskrit oder in anderen alten Sprachen wiederfinden. Unter allen lebenden europäischen Sprachen ist Litauisch am nächsten mit dem indischen Zweig der indogermanischen Sprachen verwandt.

Die Ankunft der Balten im heutigen Siedlungsgebiet wird in das dritte Jahrtausend vor Christus datiert. Die Untersuchung von Gewässernamen hat gezeigt, dass das baltische Siedlungsgebiet sich einst von Weichsel bis Moskau und Kiew erstreckte - allerdings darf man von dünner Besiedlung ausgehen. Baltische Völkerschaften wurden hier später von den expandierenden Slawen assimiliert.

Die Gründung eines litauischen Staates erfolgte im Mittelalter durch Mindaugas. Über die Rolle des Litauischen in diesem Staat ist wenig bekannt. Als Schriftsprache diente eine ostslawische Sprache, das sogenannte Kanzleislawische, in Kyrillica, allerdings angereichert mit litauischem Vokabular.

Überlieferung

Schriftliche Überlieferung

Das älteste handschriftliche Glosse, ein Vaterunser, stammt aus dem Jahr 1503. Das erste Buch ist der Katechismus des Martynas Mažvydas (Martinus Mossuid), gedruckt 1547 in Königsberg. Das erste Wörterbuch erscheint 1620: Dictionarium trium linguarum von Konstantinas Sirvydas (Constantin Szyrwid) in den Sprachen Polnisch - Latein - Litauisch.

Älter sind nur einzelne Orts- oder Personennamen in fremdsprachigen Dokumenten, die zudem oft entstellt sind, aber trotzdem wichtig für die Namenforschung sind.

In Folge des polnisch-litauischen Aufstands von 1863 wurde im zum Zarenreich gehörigen Teil Litauens 1864 der Satz von litauischen Büchern mit lateinischen Lettern verboten - stattdessen durften nur kyrillische Lettern verwendet werden. Erst 1905 wurde dieses Verbot wieder aufgeboben. (Auch in Litauen wird dieses Verbot bis heute sehr oft falsch dargestellt und suggestiv von einem "Verbot litauischer Literatur" gesprochen) Während dieser zudem noch durch Zensur geprägten Zeit wurden Bücher u.a. oft im benachbarten Ostpreußen gedruckt und durch die sogenannten knygnešiai ('Bücherträger') ins Land geschmuggelt.

Mündliche Überlieferung

Mündliche Überlieferung spielt bis heute eine große Rolle in der Entstehung und Erhaltung der Dialektvielfalt. Trotz des heute kleinen Sprachraumes lassen sich mehrere Idiome unterscheiden, die in zwei Großgruppen unterschieden werden: Aukštaitisch (Oberlitauisch) und Žemaitisch (mitunter auch Schameitisch geschrieben, Niederlitauisch). Der geschriebenen Sprache liegt das dem Aukštaitischen zuzurechnende Idiom der Region Suvalkija zugrunde.

Als historisch kann man indessen die mündliche Überlieferung von Lied- und Erzählgut bewerten - hier gibt es aber nunmehr riesige Sammlungen an Liedtexten, Märchen, Legenden etc., die zumeist im 20. Jh. notiert wurden. In diesem Material finden sich viele archaische Relikte des Litauischen.

Jüngste Geschichte, Normierung

Um die Herausbildung einer litauischen genormten Schriftsprache haben sich besonders Kazimieras Būga und Jonas Jablonskis verdient gemacht. Im Wesentlichen erfolgte diese Normierung während der Unabhängigkeit zwischen den Weltkriegen (1918-1941).

Das Litauische war während der Zeit der sowjetischen Okkupation einer subtilen Politik der Sprachunterdrückung und -ersetzung unterworfen, die möglicherweise langfristig zum Linguizid geführt hätte, wenn Litauen nicht 1990 erneut unabhängig geworden wäre. Durch gezielte Förderung der Einwanderung wurde das Litauische fast zur Minderheitensprache im östlichen Republikteil (1990 gab es gerade etwa 51% Litauischsprachige in der Hauptstadt Vilnius - mehr allerdings als 1939, als Polnischsprachige dominierten).

Über die Reinheit der litauischen Sprache in der Republik Litauen wacht die parlamentarische Kommission der litauischen Sprache (Lietuvių kalbos komisija), die insbesondere das Eindringen von Fremdworten durch Bildung neuer Begriffe zu bekämpfen sucht und die Aussprache von Fernseh- und Rundfunkmoderatoren kontrolliert. Die Vorschläge, bzw. gesetzlichen Vorgaben dieser Kommision sind nicht unumstritten und oft Gegenstand vonb Spötteleien.

Seit dem 1. Mai 2004 ist Litauisch eine der Amtssprachen in der EU.

Forschungsgeschichte

Besondere Verdienste um die Erforschung des Litauischen erwarb sich im 19. Jahrhundert August Schleicher, der als Philologieprofessor an der Prager Universität 1856/57 das erste wissenschaftliche Handbuch der litauischen Sprache in 2 Bänden veröffentlichte. Schleicher beschreibt darin das von ihm in Ostpreußen erlernte preußische Litauisch.

Aufgrund der Altertümlichkeit des Litauischen ist es eine wichtige Quelle in der Indogermanistik. Baltistik und Lithuanistik erforschen das Litauische im engeren Kontext, zudem ist es von Interesse in der Finn-Ugristik, da viele Lehnworte im Finnischen u.a. sich gut anhand von baltischen, insbesondere litauischem, Material deuten lassen.

Auffälliges

Typisch für die normierte litauische Schriftsprache ist der Umstand, dass ausländische Lehnwörter und auch Eigennamen der Aussprache folgend „litauisch“ transkribiert werden (z. B. Gerhardas Šrederis für Gerhard Schröder, Džordžas Bušas für George Bush oder Haris Poteris für Harry Potter - eine entsprechende phonetische Adaption findet man auch im Deutschen, wenn es sich um Begriffe, die in anderen Schriftsystemen geschrieben werden, handelt: Al Dschasira gegenüber englisch Al Jazeera), sowie das Anhängen der Endung -as, -is oder -us an maskuline, und eines -a oder an feminine Substantive, auch wenn es sich um ausländische Worte handelt (z. B. šlagbaumas, ananasas, vunderkindas – aber: taksi, lėdi - beide indeklinabel). Aktuell in der Diskussion ist die Umbenennung des Euro, der unter diesem Namen in allen bisherigen EU-Mitgliedsstaaten bekannt ist, in die grammatisch verwendbare Form Euras. Allerdings wird die „Lituanisierung“ von weniger bekannten Eigennamen nicht immer vorgenommen - die Sprachnormierung findet nicht ungeteilte Zustimmung. So etwa bleiben im Sportteil der Zeitung viele Namen in ihrer Originalschreibweise und werden lediglich um die Endung „korrigiert“, zum Beispiel O’Neil’as. Dieses Hinzufügen der Endung ist rein grammatikalischer Natur und keine Entstellung - denn das Litauische kennt im Gegensatz zum Deutschen eine Nominativendung. Man kann den Endungszusatz mit dem deutschen Genitiv vergleichen, wo man statt Nominativ Ute im Genitiv Utes hat.

Das Litauische ist in gewissem Maße eine Tonsprache, d.h. untererschiedliche Betonung kann bedeutungsrelevant sein. Daher werden litauische Belege in Lehrwerken auch oft mit den entsprechenden Akzenten versehen.

Substantive werden - mit Ausnahme von Eigennamen - immer klein geschrieben.

Alphabet, Phonetik

Konsonanten

Litauisch Deutsch IPA
b b [b]
c z [ts]
č tsch []
ch ch [x]
d d [d]
f f [f]
g g [g]
h h [h]
j j [j]
k k [k]
l l [l]
m m [m]
n n [n]
p p [p]
r r [r]
s s [s]
š sch [ʃ]
t t [t]
v w [v]
z s [z]
ž sch [ʒ]

Vokale

Litauisch Deutsch IPA
a a [a]
ą a []
e ä [ɛ]
ę ä [ɛː]
ė e []
i i [i]
į i []
y i []
o o []/[ɔ]
u u [u]
ų u []
ū u []


  • Dass ą, ę, į und ų (historisch aus nasalisierten Vokalen entstanden) sowie ū längere Vokale sein sollen ist im Gesprochenen kaum hörbar, sondern dient vielmehr im Geschriebenen zur Unterscheidung zwischen Nominativ und Akkusativ u.a. Ebenso ist das e einem kurzen ä (wie das e in dt. Dreck) ähnlich, das ė hingegen entspricht eher dem deutschen e.
  • Das o wird fast überwiegend lang ausgesprochen, Ausnahmen hiervon sind hauptsächlich in Fremdworten anzutreffen, wie z. B. kokonas 'Kokon' oder fokusas 'Fokus'.
  • z und ž sind stimmhaft wie in frz. Balzac bzw. Orange.
  • Das r wird stark gerollt (dental!), wie in den slawischen Sprachen – schwierig zum Beispiel bei trys broliai 'drei Brüder'.
  • Das i vor a, o und u wird nicht ausgesprochen; es markiert nur, dass der davorstehende Konsonant weich gesprochen wird.
  • Die Buchstaben q, w und x sind dagegen in litauischen Wörtern unbekannt und werden in litauischen Wörtern als kv, v und ks dargestellt, z.B. taksi 'Taxi'.
  • Der Buchstabe f kommt nur in neuen Fremdwörtern, wie z. B. filmas oder futbolas vor, in älteren Entlehnungen fand Ersetzung durch p statt, z.B. Prancūzija 'Frankreich'.

Grammatik

Das Litauische ist eine hochflektierende Sprache und darin dem Lateinischen ähnlich, insbesondere in seiner Fixierung auf die Endungen zur Angabe des Kasus und in der unbeschränkten Voranstellung von bestimmenden Adjektiven und Substantiven vor dem eigentlichen Substantiv und deren Verschränkung.

Das Litauische kennt keine Artikel und kommt im Wesentlichen mit drei Zeiten aus (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft; zudem wird die mehrmalige Vergangenheit verwendet: ėjo 'er ging' : eidavo 'er ging regelmäßig'). Es gibt die Numeri Singular und Plural, historisch und in einzelnen Dialekten, sowie in der Literatur ist auch der Dual anzutreffen. Verwendete Genera sind männlich und weiblich; sächliche Formen sind nur sehr vereinzelt anzutreffen und nur historisch als solche zu erkennen. Neben Indikativ und Imperativ gibt es den Konjunktiv, der in der Vergangenheit mit Partizipien kombiniert wird. Auffällig sind die zahlreichen Partizipformen. Für jede Zeitform existiert ein aktives und passives Partizip; lediglich für die dem Litauischen eigene Zeitform der mehrmaligen Vergangenheit existiert nur ein aktives Partizip. Mit Hilfe dieser Partizipien lassen sich auch zusammengesetzte Zeitformen im Aktiv und Passiv bilden. Allerdings ist darauf zu achten, dass diese Partizipien nach Zahl, Genus und Kasus des Handlungsträgers gebeugt werden. Hinzu kommen spezielle Formen des Gerundiums sowie verschiedene Adverbialpartizipen.

Morphologie

Substantiv

Das Litauische Substantiv besitzt fünf Beugungsklassen:

  • 1. Klasse: Endung auf -as, -ias, -ys oder -jas
  • 2. Klasse: Endung auf -a, -ia oder
  • 3. Klasse: Endung auf -is
  • 4. Klasse: Endung auf -us oder -ius
  • 5. Klasse: Endung auf -uo, in Ausnahmefällen auf

Substantive, die auf -is enden, stellen eine Schwierigkeit bei der Beugung dar, da sie entweder zur 1. Klasse gehören können, oder zur 3. Klasse und entweder männlich oder weiblich sein können. Bei der Beugung erhalten die Substantive, je nachdem, welcher Beugungsklasse sie angehören, in jedem der sieben litauischen Fälle eine charakteristische Endung:

1. Beugungsklasse (männlich)
Kasus Numerus Endung
Nominativ Singular -as -ias -is -ys -jas
Plural -ai -iai -iai -iai -ja
Genitiv Singular -o -io -io -io -jo
Plural -ių -ių -ių -jų
Dativ Singular -ui -iui -iui -iui -jui
Plural -ams -iams -iams -iams -jams
Akkusativ Singular -ią -ją
Plural -us -ius -ius -ius -jus
Instrumental Singular -u -iu -iu -iu -ju
Plural -ais -iais -iais -iais -jais
Lokativ Singular -e -yje -yje -yje -juje
Plural -uose -iuose -iuose -iuose -juose
Vokativ Singular -e, -ai -e -i -y -jau
Plural -ai -iai -iai -iai -jai
2. Beugungsklasse (weiblich)
Kasus Numerus Endung
Nominativ Singular -a -ia
Plural -os -ios -ės
Genitiv Singular -os -ios -ės
Plural -ių -ių
Dativ Singular -ai -iai -ei
Plural -oms -ioms -ėms
Akkusativ Singular - ią
Plural -as -ias -es
Instrumental Singular -a -ia -e
Plural -omis -iomis -ėmis
Lokativ Singular -oje -ioje -ėje
Plural -ose -iose -ėse
Vokativ Singular -a -ia -e
Plural -os -ios -ės
3. Beugungsklasse (meist weiblich)

Einige wenige männliche Substantive sind auch in dieser Beugungsklasse zu finden: dantis (Zahn), debesis 'Wolke', vagis 'Dieb', žvėris 'Tier' und wenige andere.

Kasus Numerus Endung
Nominativ Singular -is
Plural -ys
Genitiv Singular -ies
Plural -ių
Dativ Singular -iai (m), -iui (w)
Plural -ims
Akkusativ Singular
Plural -is
Instrumental Singular -imi
Plural -imis
Lokativ Singular -yje
Plural -yse
Vokativ Singular -ie
Plural -ys
4./5. Beugungsklasse

Nach der seltenen 4. und 5. Klasse werden oft alte, originär litauische (baltische) Wörter dekliniert.

Kasus Numerus Endung
4. Klasse 5. Klasse
Nominativ Singular -us (m) -ius (m) -uo (m) -uo/-ė (w) mėnuo
Plural -ūs (m) -iai (m) -(e)nys (m) -erys (w) mėnesiai
Genitiv Singular -aus -iaus -(e)ns -ers -esio
Plural -ių -(e)nų -erų -esių
Dativ Singular -ui -iui -(e)niui -eriai -esiui
Plural -ums -iams -(e)nims -erims -esiams
Akkusativ Singular -ių -(e)nį -erį -esį
Plural -us -ius -(e)nis -eris -esius
Instrumental Singular -umi -iumi -(e)niu -eria -esiu
Plural -umis -iais -(e)nimis -erimis -esiais
Lokativ Singular -uje -iuje -(e)nyje -eryje -esyje
Plural -uose -iuose -(e)nyse -eryse -esiuose
Vokativ Singular -au -iau -(e)nie -erie -esi
Plural -ūs -iai -(e)nys -erys -esiai

Beispielvokabeln:

  • 1. Klasse: vakaras (vakaro) 'Abend'; tarnautojas (tarnautojo) 'Bediensteter'; butelis (butelio) 'Flasche'; niežulys (niežulio) 'Juckreiz'
  • 2. Klasse: užeiga (užeigos) 'Einkehr; Gasthof'; šakutė (šakutės) 'Gabel'
  • 3. Klasse: akis (akies) 'Auge'; ausis (ausies) 'Ohr'; dalis (dalies) 'Teil'
  • 4. Klasse: alus (alaus) 'Bier'; sūnus (sūnaus) 'Sohn'
  • 5. Klasse (konsonantische Deklination): vanduo (vandens) 'Wasser'; akmuo (akmens) 'Stein'; šuo (šuns) 'Hund'; sesuo (sesers) 'Schwester'; duktė (dukters) 'Tochter'; mėnuo (mėnesio) 'Monat'
Sekundäre Lokalkasus

Die ostbaltischen Sprachen haben unter finno-ugrischem Einfluss vier sekundäre Lokalkasus entwickelt: Inessiv (z. B. miške = „im Wald“), Illativ (z. B. miškan = „in den Wald (hinein)“, Adessiv (z. B. miškiep = „am Wald“), Allativ (z. B. miškop = „zum Wald“). Heute stehen jedoch nur Inessiv und Illativ in Verwendung, wobei der Illativ fast immer mit einer Präpositionalphrase paraphrasiert wird (z. B. į mišką statt miškan). Der Allativ ist relikthaft in Adverbien erhalten, z. B. galop = „am Ende“, velniop = „zum Teufel“ und vakarop = „zum Abend hin (auf die Nacht)“. Der alte indogermanische Lokativ ist ebenfalls nur relikthaft erhalten, z. B. in namie = „zu Hause“ (vgl. Inessiv name = „im Haus“). Auch der Instrumental kann teilweise eine Lokalbedeutung innehaben, z. B. mišku = „durch den Wald“. Allativ und Adessiv werden zum Teil noch in litauischen Dialekten in Weißrussland verwendet (in Gervėčiai mit der Endung -k statt -p(i)).

Der Adessiv kann in einigen archaischen Mundarten einen Besitz ausdrücken, z. B. manip šuo (Aš turiu šunį. = „Ich habe einen Hund“, wörtlich „Bei mir [ist] ein Hund.“), ein Agens, z. B. jamp mašina nupirkta (Jis nusipirko mašiną. = „Er hat ein Auto gekauft.“, wörtlich „Bei ihm [ist] ein Auto gekauft.“) oder für eine andere Form (Kasus/Präposition) stehen, z. B. paklausk tėviep (Paklausk tėvo. = „Frag den Vater.“, wörtlich „Frag beim Vater.“) oder pasiskolinau jaip knygą (Pasiskolinau iš jos knygą. = „Ich habe mir ein Buch von ihr geborgt.“, wörtlich „Bei ihr …“). Die Phrasen tėvo perskaityta knygą und tėviep perskaityta knygą („vom Vater (durch)gelesenes Buch“) sind in Dialekten, wo das Agens durch den Adessiv ausgedrückt werden kann, insofern distinkt, als letztere nur prädikativ gebraucht werden kann; Erstere kann als eine Nominalphrase aufgefasst werden und man kann z. B. yra ant stalo = „ist auf dem Tisch“ hinzufügen.

Der Illativ kann auch einen Zeitraum ausdrücken, z. B. vasaron (vasarą = „im Sommer“).

Adjektiv

Das litauische Adjektiv steht vor dem Substantiv und stimmt in Genus, Numerus und Kasus mit dem Substantiv, das es begleitet, überein. Mögliche männliche Endungen von Adjektiven sind -as, -ias, -us und -is; mögliche weibliche Endungen sind -a, -ia, -i und . Beim Steigern eines litauischen Adjektivs wird für den Komparativ -esn- und für den Superlativ -(i)aus- zwischen den Wortstamm und den männlichen bzw. weiblichen Endungen eingefügt:

Grundform 1. Stufe 2. Stufe
Ez. m. -(i)as / -us -esnis -iausias
Ez. w. -(i)a / -i -esnė -iausia
Mz. m. -i / -ūs -esni -iausi
Mz. w. -(i)os -esnės -iausios

Die Beugung des Adjektivs:

  • 1. Klasse Singular:
Nom. -as (m.) -is (m.) -a (w.)
Gen. -o -io -os
Dat. -am -iam -ai
Akk.
Instr. -u -iu -a
Lok. -ame -iame -oje
  • 1. Klasse Plural:
Nom. -i -i -os
Gen. -ių
Dat. -iems -iems -oms
Akk. -us -ius -as
Instr. -ais -iais -omis
Lok. -uose -iuose -ose
  • Die Beugung der Adjektive mit der Endung -is nach der 1. Klasse gilt nur für das Adjektiv didelis groß und für die Komperativformen auf -esnis; ansonsten gehören alle Adjektive mit der Endung -is der 3. Klasse an.
  • 2. Klasse Singular:
Nom. -us (m.) -i (w.)
Gen. -aus -ios
Dat. -iam -iai
Akk. -ią
Instr. -iu -ia
Lok. -iame -ioje
  • 2. Klasse Plural:
Nom. -ūs -ios
Gen. -ių -ių
Dat. -iems -ioms
Akk. -ius -ias
Instr. -iais -iomis
Lok. -iuose -iose
  • 3. Klasse Singular:
Nom. -is (m.) ė (w.)
Gen. -io -ės
Dat. -iam -ei
Akk.
Instr. -iu -e
Lok. -iame -ėje
  • 3. Klasse Plural:
Nom. -iai -ės
Gen. -ių -ių
Dat. -iems -ėms
Akk. -ius -es
Instr. -iais -ėmis
Lok. -iuose -ėse

Adjektive lassen sich leicht in Adverbien umwandeln. Dabei werden die männlichen Adjektiv-Endungen durch folgende Endungen ersetzt:

  • aus -as wird -ai
  • aus -us wird -iai

Beim Steigern der Adverbien wird an den Adjektiv-Stamm (= Adjektiv ohne Endung) die Endung -iau für die 1. Stufe und die Endung -iausiai für die 2. Stufe angehängt.

Vokabeln:

  • geras = gut
  • blogas = schlecht
  • didelis = groß
  • mažas = klein
  • stiprus = stark
  • silpnas = schwach
  • įdomus = interessant
  • nuobodus = langweilig
Bestimmte Adjektive

Die meisten Adjektive haben auch eine Langform (auch: definite, bestimmte, pronominalisierte Form), die zusätzlich das Merkmal der Bestimmtheit (Kontextgebundenheit) aufweist. Die Langformen sind durch Anhängen des persönlichen Pronomens jis/ji an die Kurzform entstanden (z.B. geras - gerasis (< geras-jis) "gut", maža - mažoji (< maža-ji) "klein"). Ähnliches gilt auch für Lettisch und Prussisch.

Zahlen

Zahl Nominativ Genitiv Dativ Akkusativ Instrumental Lokativ
1 vienas (m)<br\>viena (w) vieno<br\>vienos vienam<br\>vienai vieną<br\>vieną vienu<br\>viena viename<br\>vienoje
2 du (m) / dvi (w) dviejų dviem du (m) / dvi (w) dviem dviej(u)ose
3 trys trijų trims tris trimis trij(u)ose
4 keturi<br\>keturios keturių keturiems<br\>keturioms keturis<br\>keturias keturiais<br\>keturiomis keturi(u)ose
5 penki<br\>penkios siehe 4
6 šeši<br\>šešios
7 septyni<br\>septynios
8 aštuoni<br\>aštuonios
9 devyni<br\>devynios
10 dešimt wird nicht gebeugt
11 vienuolika vienuolikos vienuolikai vienuolika vienuolika vienuolikoje
12 dvylika siehe 11
13 trylika
14<br\>bis<br\>19 keturiolika<br\>bis<br\>devyniolika
20 dvidešimt wird nicht gebeugt
21<br\>bis<br\>29 dvidešimt vienas/dvidešimt viena<br\>bis<br\>dvidešimt devyni/dvidešimt devynios siehe 1–9, wobei dvidešimt unverändert bleibt
30 trisdešimt wird nicht gebeugt
40 keturiasdešimt
50 penkiasdešimt
60 šešiasdešimt
70 septyniasdešimt
80 aštuoniasdešimt
90 devyniasdešimt
100 šimtas šimto šimtui šimtą šimtu šimte
101<br\>bis<br\>109 šimtas vienas/šimtas viena<br\>bis<br\>šimtas devyni/šimtas devynios siehe 1–9, wobei šimtas unverändert bleibt
111 šimtas vienuolika siehe 11, wobei šimtas unverändert bleibt
155 šimtas penkiasdešimt penki<br\>šimtas penkiasdešimt penkios siehe 5, wobei šimtas und penkiasdešimt unverändert bleiben
200<br\>bis<br\>900 du šimtai<br\>bis<br\>devyni šimtai siehe Substantive 1. Klasse im Plural, wobei du bis devyni unverändert bleiben
1000 tūkstantis tūkstančio tūkstančiui tūkstantį tūkstančiu tūkstantyje
2000<br\>bis<br\>9000 du tūkstančiai<br\>bis<br\>devyni tūkstančiai siehe Substantive 1. Klasse im Plural, wobei du bis devyni unverändert bleiben
1.000.000 milijonas milijono milijonui milijoną milijonu milijone

Pronomen

Die Beugung der Personalpronomina erfolgt auf diese Weise:

Singular 1. Person 2. Person 3. Person (m.) 3. Person (w.)
Nom. tu jis ji
Gen. manęs tavęs jo jos
Dat. man tau jam jai
Akk. mane tave
Instr. manimi tavimi juo ja
Lok. manyje tavyje jame joje
Plural 1. Person 2. Person 3. Person (m.) 3. Person (w.)
Nom. mes jūs jie jos
Gen. mūsų jūsų
Dat. mums jums jiems joms
Akk. mus jus juos jas
Instr. mumis jumis jais jomis
Lok. mumyse jumyse juose jose
Demonstrativpronomen
  • 1. männliche Demonstrativpronomen
  • šitas dieser hier
  • tas der da
  • anas jener
  • kitas der andere
  • 2. weibliche Demonstrativpronomen
  • šita diese hier
  • ta die da
  • ana jene
  • kita die andere
  • 3. šis dieser hier und ši diese hier
  • 4. Unveränderliche Demonstrativpronomen (werden nicht gebeugt)
  • tai dieses/das
  • šitai dies hier
  • Tai ... Das ist ...

Die Beugung der Demonstrativpronomen:

1. 2. šis ši
Gen. -o -os šio šios
Dat. -am -ai šiam šiai
Akk. šį šią
Instr. -uo -a šiuo šia
Lok. -ame -oje šiame šioje

Verb

Bei der Beugung litauischer Verben sollte man wissen, zu welcher Beugungsklasse sie gehören. Erkennen kann man das nur an der Endung der 3. Person Singular. Anhand dieser Endungen in der 3. Person Singular werden in der Gegenwart drei und in der einmaligen Vergangenheit zwei Beugungsklassen unterscheiden. In der Gegenwart enden Verben der ersten Klasse auf -a oder -ia, der zweiten Klasse auf -i, der dritten Klasse auf -o. In der einmaligen Vergangenheit lautet die Endung der ersten Beugungsklasse -o, die der zweiten Klasse . Ist das Verb reflexiv, wird an die Endsilbe die Endung -si angehängt. In der Grundform enden Verben immer mit -ti, reflexive Verben immer mit -tis.

Beugungsklassen Präsens
Person Numerus Endung
1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse
-a -asi (reflexiv) -ia -iasi (reflexiv) -i -isi (reflexiv) -o -osi (reflexiv)
1. Person Singular - u -uosi -iu -iuosi -iu -iuosi -au -ausi
Plural -ame -amės -iame -iamės -ime -imės -ome -omės
2. Person Singular -i -iesi -i -iesi -i -iesi -ai -aisi
Plural -ate -atės -iate -iatės -ite -itės -ote -otės
3. Person Singular -a -asi -ia -iasi -i -isi -o -osi
Plural -a -asi -ia -iasi -i -isi -o -osi

Vokabeln:

  • 1. Klasse: dirbti = arbeiten; džiaugtis = sich freuen; klausti = fragen; įlipti = einsteigen; imti = nehmen
  • 2. Klasse: apžiūrėti = besichtigen; linkėti = wünschen; norėti = wollen; mylėti = lieben
  • 3. Klasse: aplankyti = besuchen; maudytis = baden; statyti = bauen
Beugungsklassen der einmaligen Vergangenheit
Person Numerus Endung
1. Klasse 2. Klasse
-o -osi (reflexiv) -jo -josi (reflexiv) -ėsi (reflexiv)
1. Person Singular -au -ausi -jau -jausi -iau -iausi
Plural -ome -omės -jome -jomės -ėmė -ėmės
2. Person Singular -ai -aisi -jai -jaisi -ei -eisi
Plural -ote -otės -jote -jotės -ėtė -ėtės
3. Person Singular -o -osi -jo -josi -ėsi
Plural -o -osi -jo -josi -ėsi

Vokabeln:

  • 1. Klasse: dirbti 'arbeiten'; įlipti 'einsteigen'; apžiūrėti 'besichtigen'; linkėti 'wünschen'; norėti 'wollen'; mylėti 'lieben'
  • 2. Klasse: džiaugtis 'sich freuen'; klausti 'fragen'; imti 'nehmen'; aplankyti 'besuchen'; maudytis 'baden'; statyti 'bauen'

Mehrfache Vergangenheit, Zukunft

In der mehrmaligen Vergangenheit und in der Zukunft gibt es keine Beugungsklassen. Die Beugung ist bei diesen Zeitformen bei allen regelmäßigen Verben gleich:

mehrmalige Vergangenheit mehrmalige Vergangenheit (reflexives Verb) Zukunft Zukunft (reflexives Verb)
1. Person Singular -davau -davausi -siu -siuos
2. Person Singular -davai -davaisi -si -sies
3. Person Singular -davo -davosi -s -sis
1. Person Plural -davome -davomės -sime -simės
2. Person Plural -davote -davotės -site -sitės
3. Person Plural -davo -davosi -s -sis
Unregelmäßige Verben

Das Verb būti (sein):

  • aš esu - ich bin
  • tu esi - du bist
  • jis/ji yra - er/sie ist
  • mes esame - wir sind
  • jūs esate - ihr seid
  • jie/jos yra - sie sind

Das Verb turėti (haben, aber auch müssen i.S.v. ich habe etwas zu tun):

  • aš turiu - ich habe
  • tu turi - du hast
  • jis/ji turi - er/sie hat
  • mes turime - wir haben
  • jūs turite - ihr habt
  • jie/jos turi - sie haben

Die Höflichkeitsform "Sie" wird mit dem Personalpronomen der 2. Person Plural ausgedrückt. Allerdings wird in diesem Fall dieses Personalpronomen groß geschrieben:

  • Jūs esate - Sie sind
  • Jūs turite - Sie haben

Syntax

Eigenwillig ist die Verwendung des Numerus:

  • 1 = Nominativ Singular
  • 2-9 = Nominativ Plural
  • 10 und größer sowie unbestimmte Mengenangaben = Genitiv Plural
  • 21 aber (da Zwanzig und 1!) wieder Nominativ Singular usw.

Beispiele:

  • 1 vyras = 1 Mann
  • 2 vyrai = 2 Männer
  • 10 vyrų = 10 Männer
  • keleta vyrų = einige Männer

Bei Zählungen werden einige Substantiv in den Genitiv gesetzt. Beispiel: Ein Bier im Restaurant bestellt man mit vieną alaus. vieną bedeutet hierbei ein (im Akk.); alaus bedeutet wörtlich übersetzt des Bieres. Entsprechend bestellt man zwei Bier mit du alaus - zwei (Gläser) des Bieres. Es ist dasselbe Phänomen, das auch im Deutschen auftritt, wenn man zum Beispiel sagt "zwei Millionen unschuldiger Kinder" (wobei Kinder ebenfalls im Genitiv ist).

Zur näheren Bestimmung eines Substantives ist dabei der Genitiv von Bedeutung. Zwei Beispiele:

  • naujas vyrų ir moterų drabužių salonas = neues Damen- und Herrenkleidergeschäft, wörtlich jedoch: neues der Männer und der Frauen der Kleidung Geschäft
  • nacionalinis dramos teatras = Nationales Dramatheater, wörtlich jedoch: Nationales des Dramas Theater

Wortschatz

So heißt beispielsweise das Wort metas im Singular etwa „Zeit(punkt)“, im Plural metai aber Jahr, das Wort vakaras heißt „Abend“ und aus diesem Ursprung synonym im Plural vakarai auch „Westen“, vakar dementsprechend gestern. Im Gegensatz zum Lettischen hat das Litauische nur wenige Fremdwörter übernommen, vorwiegend Lehnwörter aus dem Russischen und einige wenige aus dem Polnischen und dem Hoch- wie auch Niederdeutschen. Eine eigene Kommission, die direkt bei der Regierung angesiedelt ist, wacht über die „Reinheit“ der litauischen Sprache. Teilweise werden auch neue Wörter kreiert, um keine Anglizismen zu übernehmen. Ein populäres Beispiel ist das Wort žiniasklaida für „Medien“ (wörtlich: Nachrichtenausbreiter), das sich im Alltagsgebrauch durchgesetzt hat. Der Computer heißt dagegen schlicht kompiuteris. Ein lustiges Beispiel eines älteren Lehnwortes aus dem Deutschen ist das Wort biški für deutsch 'bisschen'.

Floskeln

  • Labas! = „Hallo!“
  • Laba diena. = „Guten Tag.“
  • taip = „ja“
  • ne = „nein“
  • Atia! = „Tschüss!“
  • Gero apetito! (Gen.) = „Guten Appetit!“
  • Į sveikatą! (Akk.) = „Prost!“ oder „Gesundheit!“
  • Atsiprašau! = „Entschuldigung!“ (wörtlich: Ich entschuldige mich.)
  • Prašom! = „Bitte!“
  • Ačiū! = „Danke!“
  • (labai) gerai = „(sehr) gut“

Familiennamen

Anhand des Familiennamens kann das Geschlecht der Person ersehen werden sowie, bei Frauen der Familienstand. Zu dem Familiennamen Kazlauskas (der Mann) gehört Kazlauskienė (dessen Frau) und Kazlauskaitė (deren Tochter). Seit Kurzem gibt es auch die Möglichkeit der Beibehaltung des Mädchennamens bei Heirat, für Doppelnamen oder eine familienstandsneutrale Namenswahl, die sich indessen keiner großen Beliebtheit erfreuen.

Da ein Teil des litauischprachigen Gebietes zu Ostpreußen und somit zum Deutschen Reich gehörte und hier spätestens seit dem 19. Jh. eine intensive Germanisierung einsetzte, kann man viele Familiennamen litauischen Ursprungs heute auch in Deutschland antreffen. Zu den bekanntesten dürfte Wowereit aus lit. Voveraitis 'Sohn des Eichhörnchens' gehören.

Dialekte

Litauische Mundarten in Weißrussland

Im nordwestlichen Weißrussland gibt es einige kleinere litauische Sprachinseln (Zietela, Gervėčiai, Lazūnai), deren Mundart besonders archaisch ist. Die dortigen Dialekte bewahrten beispielsweise alle vier Lokalkasus und teilweise auch den Dual. Andererseits wurden sie in hohem Maß vom dortigen slawischen Idiom beeinflusst. Sowohl der litauischen als auch der slawischen Mundart Nordwestweißrusslands liegt ein jatwingisches Substrat zugrunde. Die Zietelaer Mundart, die südlichste überhaupt, unterscheidet sich auffällig von den anderen in Weißrussland (z. B. kein dz-Lautwandel) und weist viele westbaltische Züge auf (z. B. oft z statt ž).

Beispiele

Zietelaer Mundart Schriftsprache Deutsch Anmerkung
Kana einava vasaron? Kur (mudu) eisime vasarą? Wohin fahren wir beide im Sommer? Anstelle von kur (wo?) steht der Illativ von kas (wer?/was?)
Čia kiba meškaip eita. Čia gal meška ėjo. Hier ist vielleicht ein Bär gegangen.  
Ana savamp tėviep prašo. Ji savo tėvo prašo. Sie fragt ihren Vater. Anstelle von ji (sie) steht ana (jene)
Diev(i)ep visi lygūs. Prieš dievą visi lygūs. Vor Gott sind alle gleich.  
Manamp broli(e)p nėra žmonos. Mano brolis neturi žmonos. Mein Bruder hat keine Frau.  
Anas aiti/aima tėvop. Jis eina pas tėvą. Er geht zum Vater. Man beachte die athematische Konjugation (die alternative Endung -ma ist eine Neuerung)
Anas yra tėviep. Jis yra pas tėvą. Er ist beim Vater.  
Ona buvoja dažnai namie. Ona būna namie. Anna ist oft daheim.  
Aš eičap namop, jei tu eitai. Aš eičiau namo, jei tu eitum. Ich ginge heim, wenn du gingest.  
Kaimyniep nusipirkau arklį. Pas kaimyną nusipirkau arklį. Ich habe ein Pferd beim Nachbarn gekauft.  
1. Manip knyga perskaityta.
2. Mana knyga perskaityta.
Perskaičiau knygą. 1. Mir ist das Buch durchgelesen.
2. Das Buch ist von mir durchgelesen.
 

Die Verbformen yra (Präsens von sein) und bit (Perfekt von sein) werden für alle Personen aller Numeri gebraucht, z. B. aš yra čia = „ich bin da“, mes bit ten = „wir waren dort“ (in der Schriftsprache nur für die dritte Person, vgl. aš esu čia; mes buvome ten).

Die meisten Sprachinseln in Weißrussland schrumpfen, oft sprechen nur mehr ältere Menschen litauisch, die Jüngeren assimilieren sich ans Weißrussische.

Niederlitauische Mundarten

Eine große Gruppe litauischer Mundarten bildet das Schamaitische in Niederlitauen. Diese Dialekte weisen relativ große Unterschiede zum Aukštaitischen (Oberlitauischen) auf und sind für Oberlitauer meist nur schwer zu verstehen.

Es gibt erhebliche Unterschiede auf allen sprachlichen Ebenen. Die Zwielaute ai, ei werden oft als a:, e: ausgesprochen, die Laute ą, ę, į, ų werden oft nasal realisiert (wie früher allgemein üblich). Die Betonung wechselt (phonologisch bedingt, in einigen Regionen auch allgemein) von der Endung an den Anfang des Wortes (im Ostoberlitauischen auf die Pänultima). Die iterative Vergangenheitsform auf -davo gibt es nicht, dafür eine periphrastische Konstruktion, z.B. liuoba skaityti/skaitys "er pflegte zu lesen". Große Unterschiede bestehen auch in der Lexik.

Literatur

  • Rainer Eckert: Litauisch, in: Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens [1]umfassender Lexikonartikel zur litauischen Sprache
  • August Schleicher: Handbuch der litauischen Sprache. (2 Bde. 1856/57)
  • Gertrud Bense u. a.: Deutsch-litauische Kulturbeziehungen: Kolloquium zu Ehren von August Schleicher an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Mayer Verlag GmbH, Jena/Erlangen (1994), ISBN 3925978380
  • Katrin Jähnert: Litauisch - Wort für Wort. REISE KNOW-HOW Verlag Peter Rump GmbH, Bielefeld (2003), ISBN 3-89416-244-9
  • Juozas Algirdas Križinauskas: Vokiečių-lietuvių lietuvių-vokiečių kalbų žodynas. Deutsch-litauisches litauisch-deutsches Wörterbuch. TEV Verlag, Vilnius (2003), ISBN 9986-546-94-X
Wikibooks: Litauisch – Lern- und Lehrmaterialien

Litauische Wörterbücher

Litauische Sprachkurse

Litauische Musik

Sonstiges