Bahnstrecke Erlangen–Eschenau
Die Sekundärbahn von Erlangen nach Gräfenberg ist eine ehemalige Bahnstrecke, von der heute nur noch der Abschnitt zwischen Eschenau und Gräfenberg als Teil der Gräfenbergbahn in Betrieb ist. Die Bahn wurde von den Bevölkerung Seku oder liebevoll Seekuh genannt.
Der Maler, der an der Bahnhofswirtschaft den Schriftzug "Restauration zur Sekundärbahn" anbringen sollte, wurde abends nicht ganz fertig und so stand über ein Wochenende "Restauration zur Seku ..." am Haus. Vorbeikommende Studenten machten sich über das Fragment lustig und sorgten für eine rasche Verbreitung des neuen Spitznamens.
Die Besonderheit der Strecke lag aber an ihrer Streckenführung, die nicht wie sonst bei Vollbahnen üblich, auf eigenem Gleiskörper, sondern auf bzw. direkt neben der Straße erfolgte. Die Gleise führten mitten durch das Stadtgebiet von Erlangen und durch teils sehr enge Ortsdurchfahrten. Lediglich in Neunkirchen am Brand verbot der eng bebaute alte Ortskern mit seiner Stadtbefestigung eine solche Trassenführung.
Geschichte
Die Stadt Gräfenberg versuchte schon seit 1873, in die Linienführung der Strecke Nürnberg - Bayreuth einbezogen zu werden, was aber wegen der Mehrkosten scheiterte. Im Jahr 1882 beschloss der bayerische Landtag das Sekundärbahngesetz, das die Voraussetzung für den Bau der Bahn schuf. Der Baubeginn erfolgte 1885. Der erste Probezug fuhr am 8.November 1886, feierliche Eröffnung war am 17. November 1886.
Der Bahnbau erfolgte aus Kostengründen größtenteils auf oder neben der Straße und führte mitten durch mehrere Orte. Eingesetzt wurden Lokomotiven der Baureihe D VII. Die Bahn etablierte sich und erwirtschaftete in den ersten Jahren Überschüsse. Mit dem Bau der Gräfenbergbahn, also dem Abschnitt Nürnberg-Nordost nach Eschenau 1908 liefen die Züge von Gräfenberg nach Nürnberg-Nordost durch, Fahrgäste von Erlangen nach Gräfenberg mussten in Eschenau umsteigen.
1932 wurden erstmals Triebwagen eingesetzt, die wieder bis Gräfenberg durchliefen. Die Fahrzeit von Erlangen nach Eschenau konnte in den 30er Jahren zunächst von 85 auf 60 Minuten verkürzt werden. Täglich verkehrten sechs, sonntags sogar sieben Zugpaare.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Seku mit dem Aufkommen des Autoverkehrs an Bedeutung, nicht zuletzt da sie an Vorfahrtsstraßen anhalten musste. Nach den immer häufiger werdenden Unfällen war die Höchstgeschwindigkeit per Gerichtsbeschluss schließlich auf 15 km/h festgelegt worden.
Am 1. Mai 1961 wurde der Abschnitt von Neunkirchen am Brand nach Eschenau für den Gesamtverkehr stillgelegt. Am 17. Februar 1963 fuhr der letzte Personenzug auf der restlichen Strecke. Obwohl der Landkreis den Fortbestand gefordert hatte, hatte das Bundesverkehrsministerium die Stillegung beschlossen. Der letzte Güterzug verkehrte am 31. Dezember 1963. Die Strecke bis Eschenau wurde bald darauf abgebaut.
Stationsverzeichnis

Omnibusverkehr als Nachfolger
Die Nachfolge der Seku trat eine Omnibuslinie vom Bahnhof Erlangen nach Eschenau an, wo Anschluss an die Gräfenbergbahn besteht. Die frühere Bahnbus-Verbindung wird heute vom OVF als Linie 209 betrieben und unterliegt dem VGN-Verbundtarif. Leider lassen insbesondere die Verbindungen in den Abendstunden und am Wochenende sehr zu wünschen übrig, obwohl der Osten Erlangens heute ein sehr dicht besiedeltes Gebiet ist.
Spuren der „Seku“ heute
Auch heute noch ist beim genaueren Hinsehen die eine oder andere Spur der früheren Sekundärbahn-Strecke ausfinding zu machen:
- ein breiter, heute begrünter Mittelstreifen in der Werner-von-Siemens-Straße in Erlangen
- zum Wohnhaus umgebautes, ehemaliges Bahnhofsgebäude in Uttenreuth gegenüber der Metzgerei/Gasthaus Fürsattel
- weitgehend originalgetreu restauriertes, früheres Bahnhofsgebäude in Neunkirchen am Brand
- Radweg zwischen Neunkirchen und Kleinsendelbach auf der früheren Bahntrasse
- ehemaliger Güterschuppen in Steinbach; heute befindet sich das "Sozialkaufhaus Erlangen-Höchstadt" an der Stelle des früheren Haltepunkts.
- am Ortsende von Brand Richtung Eschenau sieht man links einen Damm von der Hauptstraße abzweigen. Auf diesem Damm verließen früher die Gleise der „Seku“ die Straße und verliefen in einer Linkskurve weiter in Richtung Bahnhof Eschenau.
Stadt-Umland-Bahn
In den 90er Jahren gab es Planungen für eine als "Stadt-Umland-Bahn" bezeichnete Stadtbahn für den Raum Erlangen. Dabei würde der Ostast der Ost-West-Strecke von Herzogenaurach nach Neunkirchen am Brand einem Teilstück der alten Seku-Route folgen. Dazu bedarf es aber erst des Baus der Strecke von Erlangen nach Nürnberg-Thon, wo die Bahn Anschluss an das bestehende Netz der Nürnberger Straßenbahn erhalten würde, da die Strecke ansonsten ein Inselbetrieb würde und ein eigener Erlanger Betriebshof erforderlich wäre.
Literatur
- Günther Klebes, "Die Seekuh - Sekundärbahn Erlangen - Gräfenberg", Freiburg 1978 ISBN 3-88255-852-0
- Amtliches Kursbuch Sommer 1949, Nachdruck Freiburg 1984, ISBN 3-88255-949-7