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Gedenkstätte für die in der Shoah ermordeten Jüdischen Kinder, Frauen und Männer aus Österreich

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Die Shoah Namensmauern in Wien, wenige Tage vor der feierlichen Eröffnung

Gedenkstätte für die in der Shoah ermordeten Jüdischen Kinder, Frauen und Männer aus Österreich, kurz: Shoah Namensmauern, ist der Name der Gedenkstätte der Republik Österreich für die im Zuge der Shoah ermordeten jüdischen Kinder, Frauen und Männer. Die Gedenkstätte wurde bereits fertig gestellt und soll am 9. November 2021 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eingraviert sind alle Namen der Opfer der Shoah aus Österreich. Standort ist der Ostaricchipark im IX. Wiener Gemeindebezirk, dem Alsergrund. Auf englisch heißt das Denkmal Shoah Wall of Names Memorial. Initiiert wurde das Projekt im Jahr 2000 von Kurt Yakov Tutter, einem aus Österreich stammenden Holocaust-Überlebenden.

Gedacht wird der über 64.000 Menschen, die vom NS-Regime ermordet wurden.

Initiator, Verein

Kurt Yakov Tutter, geboren 1930 in Wien, flüchtete 1939 mit seiner Familie nach Belgien. Seine Eltern wurden 1942 in Brüssel verhaftet, von den deutschen Besatzern nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Der 12-jährige Kurt und Kurt und seine Schwester Rita wurden von einer belgischen Familie in Gent beherbergte und so gerettet. 1948 wanderte Kurt Tutter nach Kanada aus, er wurde Künstler. Er lebt seither in Toronto.

Der Verein Gedenkstätte Namensmauern wurde von ihm im Jahr 2000 gegründet. Dem Proponentenkomitee von 2005 gehörten die damaligen ÖVP- und SPÖ-Nationalratsabgeordneten Ulrike Baumgartner-Gabitzer, Caspar Einem, Harald Himmer, Kai Jan Krainer und Erwin Niederwieser an sowie die Bundesräte Albrecht Konecny und Vincenz Liechtenstein.[1]

Konzept

Nationaal Monument voor de Joodse martelaren van België

Bedeutung der Namen

Die Nennung der Namen der Opfer der Shoah ist für die Gemeinschaft der Juden aus zwei Gründen wesentlich:

Teil der Tragik ist, dass die Opfer der Shoah keine Grabstätten haben. Das Verscharren von Leichen gilt als Charakteristikum der Barbarei, die Pflege der Grabstätten als Errungenschaft der Zivilisation. Die Leichen der Shoah wurden nicht einmal verscharrt, sie wurden verbrannt und die Asche wurde größtenteils in die Soła, einen Nebenfluss der Weichsel, geschüttet. Daher übernehmen auf individueller Ebene oft Stolpersteine und Namensdenkmäler die virtuelle Funktion von Grabstätten. Darin unterscheiden sich Juden in keinerlei Hinsicht von Nichtjuden. In jeder deutschen, in jeder französischen Stadt wurden beispielsweise Kriegerdenkmäler für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen errichtet, das Vietnam Veterans Memorial in Washington ist Pilgerstätte für Abertausende Hinterbliebene der US-amerikanischen Opfer des Vietnam-Kriegs.

Im kollektiven Bewusstsein tief verankert ist auch der langwährende Streit um die Opferzahlen. Nicht nur von Revisionisten und Neonazis wurden immer wieder die „sechs Millionen“ angezweifelt, wurde das Leid der jüdischen Bevölkerungsgruppen zu minimieren versucht, indem man die Opferzahlen nach unten drückte. Fakt ist, dass die deutschen Häscher bemüht waren, das von ihnen konstruierte „jüdische Volk“ auszurotten, dass sie keinerlei Skrupel hatten, Kinder und Greise ins Gas zu schicken, dass es sich um einen genuinen Genozid handelte. Die Kränkung der Verharmlosung kann nur durch den Faktenbeweis geheilt werden, weshalb die Namensdenkmäler eine derart wichtige Rolle spielen – 102.000 waren es in den Niederlanden, nachgewiesen, 59.000 in Griechenland, ebenfalls nachgewiesen, und 64.000 in Österreich, wiederum nachgewiesen, Name um Name.[2]

Standort

Ursprünglich geplant war der Standort Aspangbahnhof, der Ort, von dem aus 50.000 Juden gen Osten deportiert wurden. Danach war der Schmerlingplatz, gleich neben dem Parlament, schon als fix als Standort.angesehen[3] Schließlich adoptierte die österreichische Bundesregierung, damals bestehend aus ÖVP und FPÖ, im März 2018 das Projekt und legte als Standort den Ostarrichipark am Otto-Wagner-Platz fest. Der Park liegt ebenfalls zentral, zwischen Landesgericht und Nationalbank, bietet jedoch mehr Platz für großzügige Anordnung der Namensmauern.

Zitat

Kurt, I am old and sick, but now I am living for just one dream: that I can travel to Vienna with my daughter to see my father’s name engraved on the memorial walls when the memorial is complete. Then I can bid farewell to this life

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Magistrat der Stadt Wien: Gedenkstätte für den deportierten Nachbar, 12. Januar 2005, abgerufen am 23. September 2021
  2. Juden und Judentum in Literatur und Film des slavischen Sprachraums, Tomaš Glanc, 22
  3. Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus: Webseite der zukünftigen Shoah Namensmauern-Gedenkstätte am Schmerlingplatz in Wien, abgerufen am 23. September 2021

Koordinaten: 52° 21′ 57″ N, 4° 54′ 18″ O


Kategorie:Holocaustgedenkstätte Kategorie:Judentum in Österreich Kategorie:Alsergrund Kategorie:Denkmal in Wien Kategorie:Erbaut in den 2020er Jahren