Wikipedia:Archiv/Anonymität auf dem Server
Hallo, Wikipedianer! Der Titel wiki-war ist natürlich nicht bitterernst gemeint. Er soll das Thema bekannt machen.
Dies ist eine Diskussionsseite zu dem Thema Anonymität auf dem Server. Ich (Bo), habe schon erfahren, dass es auf der internen Mailing-Liste bereits des öfteren diese Diskussion gab, ich habe hier auf den Diskussionsseiten aber noch keine systematische Übersicht zu den Inhalten und (vorläufigen) Ergebnissen gefunden. Deswegen rege ich diese Seite als Archiv an.
Jeder, der mit dem Phänomen „anonyme Störung“ schon einmal konfrontiert war, ist herzlich eingeladen, sich an der Argumentation zu beteiligen. Natürlich auch und gerade Freunde der „schwarzen Maske“ im Internet. Es ist nicht erforderlich, hinter jedes Argument sein Namenszeichen zu setzen, denn das ist wiederum durch Jeden hier zu verändern oder zu verfeinern ;-) Die Schilderung von Beispielen ist unter den jeweiligen Blöcken möglich.
Die Frage:
Sollten User der Wikepedia sich mit Klarnamen und Anschrift anmelden müssen, oder ist die Möglichkeit zur anonymen Mitarbeit weiterhin die bessere Lösung für das Projekt?
Dabei ist mit "anonym" alles gemeint, was der einfachsten Missachtung Tür und Tor öffnet. Also auch Angabe von "festem" Synonym, einer "festen" E-Mail sowie eines "realen" Namens ohne Postanschrift. Nur die, gem. Teledienstgesetz für Unternehmen vorgeschiebene, "ladungsfähige Postanschrft" würde hier einen tatschlichen Unterschied zur "de fakto Anonymität" machen. Nicht gemeint, ist eine Pflicht zur Veröffentlichung auf Bentutzerseiten (für die netten Agents im Callcenter), sondern natürlich eine geschützte Hinterlegung, z.B. zugänglich nur für Sysops.
Die Frage ist also auch, ob das Projekt sich so ernst nehmen sollte, wie ein Unternehmer seine Aussagen gegenüber der Öffentlichkeit.
Da es unterschiedliche Möglichkeiten zur Strukturierung dieser Diskussion gibt, rege ich an, Argument und Erfahrung zu trennen sowie in Pro und Conta Anonymität aufzuteilen. So ist die Diskussion sowohl sachlich, als auch durch Erfahrungsberichte (bitte kurz) zu beleben.
Ich halte es für wichtig, ein Argument auch als solches zu formulieren, d.h. These(n) und Konklusion (Schlussfolgerung) in einem, maximal zwei Sätzen zu formulieren. Sag es treffend! Die Prosa (mit emotionaler Bedeutung) bitte im Anschluss darunter posten!
Argumente pro Anonymität
- Die Anzahl der Mitarbeiter ist höher, da man sich auch zu Themen äußert, von denen man zwar etwas versteht, mit denen man jedoch nicht in Verbindung gebracht werden möchte.
- Es fällt der „Laufkundschaft“ sehr leicht, sich mal eben als Lektor zu beteiligen. Das macht die Sache sympathisch.
- Der neutrale Standpunkt kann auch unter anonymen Mitarbeitern gefunden werden.
- Die anderen Wikis sind genauso offen, die deutsche Wiki würde sich ggf. isolieren.
- Die Qualität der meisten Artikel steigt schneller, als die Störungen durch Angriffe.
- Es gibt immer genug achtsame Mitarbeiter, die Störungen rückgängig machen.
- Es dauert meistens nie lange, bis eine Störung behoben wird, deswegen verlieren Störer auch schnell die Lust an ihrem Spiel.
- Es herrscht eine, im großen und ganzen, funktionierende Sozialhygiene. User, die unbedingt stören wollen würden einfach eine falsche Identität angeben (kaum nachzuprüfen)
- Flammen und Trollen gehören zum Internet, wie Betrunkene zum Oktoberfest. Das ist eine akzeptierte Form des Umgangs und ein Stück Eigenkultur im web.
- Bei wirklich üblem Vorsatz, wird der User eine gefälschte Adresse und eine gefakte IP verwenden und kann also auch mit Anmeldezwang nie identifiziert werden.
- Störungen kommen vor allem bei Themen aus der Grenzwissenschaft, Religion, Politik und Minderheiten-Diskussionen vor. Die Mehrzahl der Artikel ist davon nicht betroffen.
- Artikel, wie „Sexbombe“ oder „Hardcoreporno“ würden sicher nicht so schnell entstehen. Es kennen sich viele Leute mit Themen aus, mit denen sie nicht in Verbindung gebracht werden wollen. Vor allem, wenn auch am Arbeitsplatz mit der WIKI gearbeitet wird (“Hey, guck mal, der Müller ist ja nicht nur ein Controller, der ist ja auch ein Porno-Spezi!“)
Erfahrungen, Berichte, Entwicklungen, Visionen pro Anonymität
Ich sehe nicht, dass das unten angesprochene ("aufgrund einer vielleicht einseitigen Haltung"..."generell attakiert werden") ein Problem der Anonymitaet waere. Die (andere) Meinung unter Umstaenden auch mal zu hart gegeigt zu bekommen kann auch von Angemeldeten passieren. Man muss auch in "eigenen" Artikeln Dinge hinnehmen koennen, mit denen man nicht einverstanden ist, ganz besonders zu Themen mit stark kontroverser Substanz (Glauben, Politik etc.). NPOV ist nicht notwendigerweise Konsens. "Stoerer" (und man beachte ausdreucklich die Anfuehrungszeichen!) um der Sache willen werden sich auch IDs zulegen, weil sie von ihrer Meinung ueberzeugt sind (ein Beispiel weiss ich selbst), und die paar echten Vandaelchen hin und wieder gehen meist nach zehn Minuten. Eine harte Identifikationspflicht wie sie hier vorgeschlagen wird wuerde mich mit Sicherheit zum Rueckzug verleiten, auch wenn interessierte Geister nur 5 Minuten googeln muessen, um meine Identitat zu finden. -- Rivi
Ich bin vehement für Anonymität. Also so, wie sie bisher gehandhabt wird. Ich z.b. bin hier herein gestolpert, weil ich Information zu Frankfurt am Main gesucht habe und dann darin einige Dinge, die ich nicht so gut fand. Also Wikipedia:Sei mutig beim Ändern der Seiten geändert. Wenn ich mich zuerst registrieren hätte müssen, wär ich wahrscheinlich nicht hier. Die englische Wikipedia kann mit dem gleichen Konzept über fünfmal soviele Seiten aufweisen, ohene dass die Störer überhand nehmen. Dass Registrierung vor Trollen etc. nicht schützt, zeigt ja auch z.B. der Heise Newsticker [1]. Allerdings: eine Spezialseite, die alle vollständig anonymen Eintragungen (also nur mit IP-Adresse) auflistet könnte hilfreich sein. Für registrierte Benutzer geht das ja mit <benutzername> Dieser Abfrage. Bei anonymen Nutzern ist es IMHO nicht sehr sinnvoll, alle möglichen IP-Adressen durchzugehen. --nd 13:39, 25. Jul 2003 (CEST)
Argumente contra Anonymität
- Störungen fallen leichter, man wird quasi verführt, wenn man anonym posten kann.
- Übertreibungen und Angriffe werden i.d.R. von anonymer Seite betrieben. Eine konstruktive Arbeitsatmosphäre erleichtert jedoch die Konsensfindung. Der neutrale Standpunkt wird somit besser zu finden sein, wenn die Beteiligten für ihre Standpunkte einstehen.
- Die Tatsache auch „heikle Themen“ schneller zu füllen, ist nicht gleichzeitig ein Garant für eine hohe Qualität der Artikel. Ein Redakteur, der hier z.B. subtile Entstellungen findet, wird so schnell nicht mehr wiederkommen und die Seite sicher auch nicht weiterempfehlen. Das Projekt macht sich aber vor allem mit Qualität einen Namen, ab einer gewissen Masse.
- Die Sozialhygiene wird unterstützt, wenn das System Hindernisse für Vandalen einbaut.
- In vielen sozialen Gefügen hat sich die Identifizierbarkeit Einzelner bewährt. So ist es im Straßenverkehr, bei Brief- und E-Mailverkehr, in Bildungseinrichtungen oder Behörden üblich, sich auszuweisen. Dies dient der Vorbeugung von „Geisterfahrern“.
- Je mehr Artikel hier sind, desto mehr Details in den Artikeln müssen überwacht werden. Das, was in den einzelnen Sätzen Sinn macht kann sich, auf die Entwicklung hin, keiner mehr für seine ganze Beobachtungsliste merken. Das wird zu Frustration, gerade bei guten Leuten mit vielen Artikeln führen.
- Wer etwas zu sagen hat, der kann auch dazu stehen. Das hat sich bei allen demokratischen Meinungsbildungsprozessen seit dem antiken Griechenland gut bewährt ist von der Familie bis zur Politk akzeptiert. Freigiebigkeit bedingt nicht gleichzeitig Anonymität.
- Das relative Verhältnis von Mitarbeitern die korrigieren und Störern mag zwar stabil bleiben, der absolute Verlust an Arbeitszeit und Energie im Projekt summiert sich allerdings mit steigender Artikelanzahl beachtlich. Diese Zeit und Energie lässt sich sicher produktiver nutzen.
- Die Tatsache, dass sich viele Mitarbeiter nicht mehr mit Klarnamen an „Schmuddelthemen" (guck mal, unser Herr Controller...), beteiligen würden, wäre für das Gesamtprojekt kein Schaden, da diese Artikel entweder schon gut gefüllt sind oder es sicher genug Freigeister, Rentner, Arbeitssuchende oder Künstler, etc. gibt, die sich auch mit wahrem Namen dieser Themen annehmen.
- Die Tatsache, dass Vandalen mit sehr hoher destruktiver Energie eine (oder mehrere) gefälschte Identitäten (und gefakte IP´s) verwenden können, ist kein Argument gegen die Anmeldepflicht an sich. Auch im Straßenverkehr gibt es Leute, die sich ein Nummernschild borgen.Dennoch hat es sich bewährt. Die normalen Störungen würden sicher abnehmen.
- Es werden sich gerade die Mitarbeiter vehement gegen eine Verpflichtung zur Preisgabe ihrer Identität wehren, die in Diskussionen gerne mal die Regeln der Höflichkeit vergessen. Das wäre ein Indiz dafür, dass sich mit der Änderung der Ton hier verbessern wird.
- Hochqualifizierte Mitarbeiter (Universitätskräfte, Privatforscher, Unternehmer mit Spezialwissen), die keine Zeit haben ihre Arbeiten selbst zu überwachen (evtl. auf Jahre hinweg), werden kaum in größerer Anzahl Vertrauen in ein Projekt finden, bei dem jeder Depp alles sabotieren kann. Es ist nicht attraktiv bei einem Projekt mitzumachen, wenn besonders gutes Wissen besonders leicht zu sabotieren ist.
- Im Internet ist es (zumindest in Deutschland) für Unternehmen vorgeschrieben, eine Adresse im Impressum anzugeben. Kurt Janson hat das hier für uns getan. Es gibt keinen Grund, warum die Menschen, die die Inhalte füllen, es ihm nicht nachmachen sollten.
- Die Möglichkeit sich mal zu treffen und evtl. echte Freundschaften zu knüpfen wären viel größer, wenn man sieht, wo die Leute wohnen. Wobei dadurch niemand gezwungen wäre auf Treffen zu gehen oder seine Telefonnummer preiszugeben.
- Das Projekt ließe sich PR-mäßig besser vermarkten, weil jetzt schon so viele Artikel vorhanden sind, dass ein mehr an Qualität sicher diese Profis anzieht (Redakteure etc.)
- Es gibt eine andere WiKi mit Anmeldezwang und Lektorat durch andere User. Dort kann niemand mal schnell mitmachen. Mit Anmeldepflicht würde weiterhin hier Jedermann sofort mitarbeiten können.
- “Heikle“ Themen aus Politik, Kultur, Grenzwissenschaft oder Soziologie (mit hohem emotionalen Potential) lassen sich sachlicher diskutieren, wenn nur Beteiligte daran arbeiten, die zu ihren Aussagen stehen.
Erfahrungen, Berichte, Entwicklungen, Visionen contra Anonymität
Also habe die Vision (Befürchtung), dass immer mehr Artikel hier reinkommen und immer mehr Leute, die gute Artikel geschrieben haben frustriert wieder weggehen, weil iher Arbeiten aufgrund einer vielleicht einseitigen Haltung in einem Thema (z.B. zur Politik) hier generell attakiert werden. Ihre Arbeit müssen dann andere beobachten und u.U. arbeitet eine Zeit lang gar keiner um solche Artikel oder sie werden subtil entstellt, ohne dass jemand das merkt. Das fände ich schade und ich selbst hätte am liebsten wegen so einer Sache auch hier mal hingeworfen. Das muss nicht sein. Bo
Derzeitiges Resumé der Benutzer:
(Allgemeine KURZFASSUNGEN zum eigenen Standpunkt. Erfahrungen bitte unter pro-contra posten)
Derzeitiges Resumé der Sys-Ops:
(Stand der Entscheidungsfindung):