Benutzer:Mussklprozz/Baustelle
Die Pfarrkirche St. Gallus und und Ulrich in Kißlegg im Allgäu ist eine katholische Barockkirche.
Geschichte
Im 8. Jahrhundert gründete der Missionar Ratpot am Ufer des Sees ein Klause. 824 wurde der Ort als Patpoticella (Klause des Ratpot) schriftlich erwähnt. Im 9. Jahrhundert kam der Ort in Besitz des Klosters St. Gallen. Augrund dieser Zugehörigkeit wurde St. Gallus zum Schutzpatron der später gegründeten Pfarrgemeinde.[1] Wann die erste Kirche erbaut wurde, konnte nicht ermittelt werden. Für das 9. Jahrhundert wurde jedoch eine Martinsmesse erwähnt, woraus geschlossen werden kann, dass bereits zu dieser Zeit eine Kirche bestand. Im Unterbau des Turmes finden sich romanische Reste, vermutlich aus dem 12. Jahrhundert.[2]
1548 ereignete sich eine Feuersbrunst, der der gesamte Ort einschließlich des romanischen Kirchenbaus zum Opfer fiel. Nur der Turm aus dem 13. Jahrhundert hielt stand. Danach wurde eine gotische Kirche neu erbaut. 1734–1738 wurde diese durch den Füssener Baumeister Johann Georg Fischer im barocken Stil umgebaut. Fischer ließ den alten Chor abbrechen und einen neuen Chor mit zwei Emporen für die beiden am Ort herrschenden Fürstenhäuser erbauen. 1736 begannen die Stuckateure unter dem Meister Johann Schütz damit, den Stuck zu schaffen. 1737 begannen Franz Anton Erler und Benedikt Gambs mit der Ausmalung.[3]
1736–1737 fertigte der Schreiner Michael Bertele den Hochaltar. 1738–1741 malte Judas Thaddäus Sichelbein die fünf Altarbilder. Die beiden Seitenaltäre entstanden 1743 in der Werkstatt von Hans Michael Weißenhorn.[4]
Am 9. und 10. Mai 1742 wurde die Kirche durch den Konstanzer Domherrn Johann Ferdinand von Wolfegg geweiht. 1781 erhielt der Turm eine neue Glockenstube, und sein Satteldach wurde durch die geschweifte, für die Barockzeit typische Haube ersetzt. 1795–1796 fand die erste umfassende Renovierung statt.[3]
1841–1847 wurde ein neuer Boden aus Sandsteinplatten eingebaut. Ein Betchor für die Klosterfrauen auf der hinteren Empore wurde 1843 abgerissen. 1883–1884 wurde der barocke Hochaltar mit seinem wertvollen Drehtabernakel demontiert und durch einen neogotischen Altar mit Renaissance-Elementen ersetzt. Die Stuckverzierungen wurden mit kräftigen Farben angestrichen, die Wände und Deckenfresken mit sattfarbigen Tapeten und Übermalungen versehen. Bei den Renovierungen 1899–1900 und 1936–1938 wurde der barocke Originalzustand weitgehend wiederhergestellt. Unter Verwendung der Reste des alten Barockaltars wurde ein Neobarocker Hochaltar geschaffen. 1974–1975 erfolgte eine Außenrenovierung mit Drainage, Putz und Anstrich. Die schadhaften Fenster wurden ersetzt. Die zugemauerten Nischen am Ostgiebel wurden geöffnet und mit neu geschaffenen Statuen von Maria und Johannes dem Täufer bestückt.[5]
1977–1978 wurden die Fresken von oben her isoliert und gereinigt, sodass die Farben kräftiger leuchten. Der Boden wurde entsprechend der alten Dokumente durch einen Ziegelboden ersetzt. Ferner wurden die Stationen des Kreuzweg von 1735 sowie die Seitenaltäre und die Kanzel restauriert. Der Hochaltar wurde farblich dem Gesamtbild angepasst.[6] 1987–1988 schließlich wurden Kirchplatz, Kirchenmauer und Treppen erneuert, die zuvor in einem gefährlich schlechten Zustand waren.[7]
2011 und 2012 wurden das Dach und die Vierungskuppel saniert.[8]
Architektur
Es handelt sich um einen dreischiffigen Bau mit dem Charakter einer Basilika. Beiderseits am Langhaus sind zwei halbrunde Seitenkapellen angesetzt. Große Rundbogenfenster bringen Licht ins Langhaus und in den Chor. Dem barocken Zeitgeschmack entsprechend dominieren Rundbögen den Raum. Ein Tonnengewölbe bildet die Decke des Mittelschiffs. Beiderseits des Chors im Osten befindet sich rechts und links eine Sakristei. Oberhalb der beiden Sakristeiräume befinden sich die beiden Emporen für die Fürstenhäuser. Überdeckt wird der Chor von einer fast 8 m weiten Flachkuppel.[9]
Der 49,5 m hohe Turm schließt sich mittig an die Westfassade an. Er nimmt somit den Platz ein, wo sich an Kirchengebäuden meist das Hauptportal befindet. [9][10] Die beiden Haupteingänge finden beiderseits im westlichen Teil des Langhauses Platz.[10]
Die Innenmaße betragen:[9]
- Gesamtlänge ohne Turm: 45,2 m
- Breite des Langhauses: 17,2 m
- Höhe der Chorkuppel: 14,9 m
- Höhe des Tonnengewölbes: 11,7 m
- Höhe der Seitenschiffe: 8,5 m
Innenausstattung
Stuck
Der Stuck wurde in der Werkstatt von Johann Schütz, einem Schüler von Domenikus Zimmermann, gefertigt. In Weiß, Ocker, Grau, zweierlei Rottönen und Türkis gefasst, ist er neben den Fresken prägend für den Gesamteindruck des Innenraums. Er ist reich vergoldet, und stellenweise auch versilbert, was als Besonderheit gilt. Bestandteile der reichen Ornamentik sind unter anderem ausgeziertes Bandelwerk, teils frei hängende Rosengirlanden, stilisierte Lilien, unterschiedliche Blumengittergewebe in den Flächen sowie Blattranken und Rocaillen an den Übergängen zur Deckenmalerei.[11]
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Anton Schmid: Kirchen der Katholischen Pfarrgemeinde Kißlegg im Allgäu. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2009, ISBN 978-3-89870-557-8, S. 1.
- ↑ Anton Schmid: Kirchen der Katholischen Pfarrgemeinde Kißlegg im Allgäu. S. 2.
- ↑ a b Anton Schmid: Kirchen der Katholischen Pfarrgemeinde Kißlegg im Allgäu. S. 2–3.
- ↑ Anton Schmid: Kirchen der Katholischen Pfarrgemeinde Kißlegg im Allgäu. S. 8–9.
- ↑ Anton Schmid: Kirchen der Katholischen Pfarrgemeinde Kißlegg im Allgäu. S. 3–4.
- ↑ Anton Schmid: Kirchen der Katholischen Pfarrgemeinde Kißlegg im Allgäu. S. 4–5.
- ↑ Anton Schmid: Kirchen der Katholischen Pfarrgemeinde Kißlegg im Allgäu. S. 4.
- ↑ Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt zum zweiten Mal die Sanierung der St. Galluskirche in Kißlegg. In: Deutsche Stiftung Denkmalschutz. 12. Juni 2012, abgerufen am 13. Oktober 2021.
- ↑ a b c Anton Schmid: Kirchen der Katholischen Pfarrgemeinde Kißlegg im Allgäu. S. 10.
- ↑ a b Anton Schmid: Kirchen der Katholischen Pfarrgemeinde Kißlegg im Allgäu. S. 41.
- ↑ Anton Schmid: Kirchen der Katholischen Pfarrgemeinde Kißlegg im Allgäu. S. 12.