Anastilosis
Anastylose (von griech.: ana = "wieder", "zurück" und stylos = "Säule"; also etwa: "Wiedererrichtung von Säulen") ist eine Methode zur Restaurierung beziehungsweise Wiedererrichtung verfallener historischer Bauwerke.
Methode
Ansatz der Anastylose ist, dass bei den Restaurierungsarbeiten soweit wie möglich die originalen Elemente (Steine, Ziegel etc.) des Bauwerkes verwendet werden. In Fällen, wo Bauwerke einsturzgefährdet sind, werden sie mitunter Stein für Stein abgetragen, die Einzelteile analysiert, nummeriert und katalogisiert und danach wieder aufgebaut; mitunter auf einem neuen Fundament. Zusätzliche neue Elemente und Materialien (Beton, Stahlträger u.ä.) werden nur in Ausnahmefällen, aus statischen Gründen, also um die Struktur zu stärken, oder weil sonst die originalen Teile nicht wieder aufgebaut werden könnten, verwendet - und dabei möglichst "unsichtbar", also verdeckt durch Originalteile, eingebaut.
Entwicklung
Entwickelt und zuerst angewandt wurde die Methode im frühen 20. Jahrhundert. Der griechische Architekt Nicolas Balanos restaurierte auf diese Weise in den 1920ern einige Säulen der Akropolis in Athen. Wobei er allerdings Metallklammern zur Sicherung der Säulen verwendete, die zwar die Struktur stützten, das ursprüngliche Material aber im Verlauf der folgenden Jahrzehnte durch Rost beschädigten. Diese Klammern wurden bei Restaurierungsarbeiten während der 1980er Jahre wieder entfernt.
Niederländischen Archäologen setzten die Anastylose zwischen 1907 und 1911 bei der Restaurierung der buddhistischen Tempelanlage Borobudur auf Java ein. Der französische Archäologe Henri Marchal von der Ecole française d’Extrême-Orient (EFEO) wurde dort von Dr. Van Stein Callenfels in die Vorgehensweise eingeführt und begann sie ab den 1930ern bei den Restaurierungsarbeiten in Angkor einzusetzen. Der erste so wieder aufgebaute Tempel war der Banteay Srei.