Sozialticket

Kosten für reguläre Monatskarten und Sozialtickets im ÖPNV in einigen deutschen Städten, 2020. Quelle: Infrastrukturatlas 2020

Ein Sozialticket ist ein im Preis ermäßigter Zeitfahrausweis zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel durch sozial bedürftige Menschen (z. B. Empfänger von Arbeitslosengeld II, Sozialgeld oder von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung). Mitunter gibt es auch Einzel-, 4-Fahrten- oder Tageskarten als Sozialticket. Der Fahrschein ist meist nicht übertragbar.

Überwiegend erhalten die regionalen oder überregionalen Verkehrsunternehmen hierfür einen Zuschuss von den betreffenden Städten, Landkreisen und/oder Bundesländern.

Sozialtickets nach Bundesländern

Die alphabetisch nach Bundesländern sortierte Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Baden-Württemberg

Ein Sozialticket gibt es in allen großen Städten und einigen Landkreisen. Sozialtickets gibt es unter verschiedenen Bezeichnungen, bzw. in Verbindung mit speziellen Karten in:

• Konstanz Sozialticket seit 2000
• Karlsruhe mit Karlsruher Pass seit 2009. Die Umweltmonatskarte 2 Waben, die 9Uhr-Karte 3 Waben, die Karte für Schüler und Auszubildende 2 Waben, das Schülerferienticket sowie die „Karte ab 65“ (im Abo) sind etwa 50 % ermäßigt.
• Villingen-Schwenningen seit 2009
• Tübingen mit KreisBonus Card seit 2011
• Mannheim mit Sozialpass seit Juli 2012
• Heidelberg Rhein-Neckar-Ticket mit Heidelberg Pass seit Januar 2014
• Ulm mit Lobbycard seit Juli 2014
• Stuttgart für Zone 1 und 2 mit BonusCard seit 2015
• Heilbronn in Stadt- und Landkreis seit April 2015
• Freiburg im Breisgau seit 2016
• Baden-Baden seit 2020

Bayern

• In Augsburg gibt es ein Sozialticket für 43,60 Euro. Der Absatz ging jedoch zurück, nachdem die Verkehrsbetriebe ein von Montag bis Freitag ab 9 Uhr gültiges Monatsticket (am Wochenende ganztags gültig) im Abonnement eingeführt haben, welches nur 31,50 Euro kostet.
• In Erlangen haben Inhaber des ErlangenPass ab dem 1. Juli 2021 die Möglichkeit, eine 9-Uhr-Monatskarte zum halben Preis (zunächst also für 12,70 Euro im Monat) zu erwerben.
• Mit dem München Pass erhält man in die Möglichkeit zum Erwerb vergünstigter Monatskarten für den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund. Die IsarCard S entspricht im Umfang der IsarCard9Uhr (gilt also Montag bis Freitag nicht von 6–9 Uhr), kostet aber nur knapp zwei Drittel des regulären Preises (Stand 2021: 30 Euro, ab Dezember 2021 31,10 Euro). Die Fahrkarten sind nicht im Abo erhältlich. Es können bis zu 3 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren mitgenommen werden. Zusätzlich kann man monatlich bis zu 15 Tageskarten ohne Sperrzeit in den Sozialbürgerhäusern kaufen.
• Inhaber eines Nürnberg-Passes erhalten seit Januar 2021 das neue Sozialticket Solo 31 Nürnberg-Pass für das Stadtgebiet von Nürnberg und Fürth zum Preis von 15 Euro. Im Gegensatz zum bis 2020 existierenden Sozialticket ist das Ticket rund um die Uhr gültig.
• In Straubing können Inhaber des Sozial-Passes vergünstigte Einzelfahrscheine und Tageskarten erwerben.

Berlin und Brandenburg

• Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg bietet für Personen mit Wohnsitz in Berlin das Berlin-Ticket S zum Preis von € 27,50 und das Mobilitätsticket an, welche einer Monatskarte entsprechen (jedoch ohne Mitnahmeregelung oder Übertragbarkeit). Sie bestehen aus einer Kundenkarte mit Lichtbild, auf der die Berechtigung bescheinigt wird, und einem Wertabschnitt für den jeweiligen Gültigkeitszeitraum. Das Mobilitätsticket für Potsdam kostet 21,70 Euro.

Seit dem Februar 2018 haben auch Berliner Wohngeldempfänger einen Anspruch auf den Berlinpass, der zum Kauf eines Berlin-Ticket S berechtigt.

Bremen

• In Bremen gibt es ein im Stadtgebiet von Bremen gültiges Sozialticket, das StadtTicket Bremen, welches 25 Euro kostet. Kinder und Jugendliche, die von Sozialleistungen leben, erhalten das Sozialticket kostenfrei. Mit dem Ticket für Erwachsene können montags bis freitags ab 19:00 Uhr sowie ganztägig an Wochenenden und Feiertagen ein weiterer Erwachsener und bis zu vier Kinder (6 bis 14 Jahre) mitgenommen werden. Im ebenfalls zum Bundesland Bremen gehörenden Bremerhaven gibt es kein Sozialticket.

Hamburg

• Im Hamburger Verkehrsverbund berechtigt die Ausstellung einer Sozialkarte zum Erwerb von (fast allen) Monatskarten mit einer Ermäßigung von 22,60 € (Stand 2021). Dies entspricht bei den günstigsten Zeitkarten einer Ersparnis von 40 %. Der Rabatt wird von der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz getragen.

Hessen

• In Darmstadt wurde am 9. Juni 2019 ein Sozialticket eingeführt, welches jeweils ab 9 Uhr gilt.
• In Frankfurt am Main gibt es mit dem Frankfurt-Pass beim Rhein-Main-Verkehrsverbund ermäßigte Monatskarten, welche nicht übertragbar sind.
• In Kassel existiert seit Juli 2020 das MittendrinTicket. Es kostet 35 Euro im Monat. Von Montag bis Freitag ab 19 Uhr sowie an Wochenenden und hessischen Feiertagen gilt das Ticket im gesamten Gebiet des Nordhessischen Verkehrsverbundes und eine weitere erwachsene Person und alle zum Haushalt gehörenden Kinder unter 18 Jahren fahren dann kostenfrei mit.

Mecklenburg-Vorpommern

• Bei der Rostocker Straßenbahn AG erhalten Inhaber des Warnowpasses Einzelfahrkarten und Tageskarten zum ermäßigten Preis. Seit dem 1. August 2020 können Warnow-Pass-Inhaber auch Wochen- und Monatskarten des Verkehrsverbundes Warnow (VVW) für die Tarifzone Rostock ermäßigt erwerben. Damit wurde der bislang nur für Einzelfahrten und Tageskarten geltende Rabatt erweitert. Die Monatskarte Warnow-Pass-Mobil kostet 38,33 Euro im Abo (Laufzeit 6 Monate). Ohne Abonnement kostet sie 46 Euro. Die Monatskarte enthält eine Mitnahmeregelung – ab 19 Uhr und am Wochenende ganztägig können ein Erwachsener und zwei Kinder oder insgesamt drei Kinder (von 6 bis 14 Jahren) mitgenommen werden. Die ermäßigte Wochenkarte kann zum Preis von 17 Euro erworben werden.
• Die Stadtwerke Greifswald bieten für Inhaber des Kultur- und Sozialpasses 6-er Tickets und Monatskarten mit einer verhältnismäßig geringen Ermäßigung (Erwachsene ca. 15 %, Kinder ca. 30 %) an.

Niedersachsen

• In Salzgitter gibt es seit Januar 2019 ein Sozialticket zum Preis von 25 Euro (Kinder 15 Euro). Seit Februar 2021 ist es zeitlich uneingeschränkt gültig.
• Im Verbund des Großraum-Verkehr Hannover (GVH) wird der GVH-Sozialtarif angeboten. Die Berechtigung hierzu nennt sich im gesamten Gebiet der Region Hannover die Region-S-Karte. Damit kann man die Tageskarte S oder die Monatskarte S erwerben. Der Preis ist abhängig von der Zahl befahrener Zonen. So kostet die Monatskarte S für die Zone A (Stadtgebiet Hannover) 39,40 Euro.
• Im Landkreis Wolfenbüttel wurde am 1. August 2018 ein Sozialticket zum Preis von 25 Euro eingeführt. Kinder vom 6. bis einschließlich 14. Lebensjahr zahlen 15 Euro.
• Im Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen wurde am 1. Januar 2021 ein verbundweites Sozialticket VSNCard-E für 35 Euro eingeführt.

Nordrhein-Westfalen

• Im gesamten Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) wird seit dem 1. Januar 2013 ein Sozialticket angeboten. Es gilt für das jeweilige Kreisgebiet bzw. in größeren Städten für das Stadtgebiet und kostete bei der Einführung 29,90 €; nach mehreren Erhöhungen stieg der Preis auf 39,35 €. Für darüber hinaus führende Fahrten innerhalb des VRR muss ein Zusatzticket zu je 3,60 € gelöst werden. Von rund 1,35 Millionen Berechtigten nutzten 2017 ca. 166.000 (12,3 %) das Sozialticket. 2022 soll der Preis auf 39,80 € steigen.
• Im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (Köln, Bonn, Leverkusen) sind seit März 2012 vergünstigte Monatstickets und 4er-Fahrkarten unter dem Namen MobilPass erhältlich. Diese werden direkt am Fahrscheinautomaten verkauft und sind deutlich günstiger als reguläre Fahrkarten, z. B. Monatsticket Preisstufe 1b Köln 42,80 € statt 89,40 € (Stand 2021). Die Fahrkarten sind auf andere MobilPass-Berechtigte übertragbar.
• Ostwestfalen: In Bielefeld können Inhaber des Bielefeld-Passes seit dem 1. Dezember 2011 ein Monatsticket für Busse und Bahnen im Stadtgebiet in zwei Varianten erwerben. Ab 2022 soll das Ticket deutlich günstiger und auf andere Bielefeld-Pass-Inhaber übertragbar sein. Weitere ostwestfälische Gemeinden mit einem Sozialticket sind Detmold, Bünde, Löhne, Enger, Spenge und Gütersloh. Die Kreise Paderborn und Höxter bieten gemeinsam das Fair Ticket für 36,00 € an welches in beiden Kreisen gültig ist. Zusätzlich bietet die Stadt Paderborn ein ermäßigtes Fair Ticket für 24,90 € an, welches auf das Stadtgebiet beschränkt ist.
• Im Bereich der Verkehrsgemeinschaft Westfalen-Süd (VGWS) gibt es seit 2013 ein MobilitätsCard genanntes Sozialticket zum Preis von 29,90 € monatlich. Werktags ab 19 Uhr und ganztags an Wochenenden und Feiertagen können ein Erwachsener und bis zu drei Kinder mitgenommen werden.

Rheinland-Pfalz

• In Koblenz soll laut eines Beschluss des Stadtrates von Mai 2021 ein Sozialticket eingeführt werden.

• Mainz: Seit Januar 2019 haben Menschen mit geringem Einkommen die Möglichkeit, für 35 Euro eine ab 9 Uhr gültige Sondermonatskarte des Verkehrsverbundes Mainz-Wiesbaden zu erwerben. Es gibt auch eine rund um die Uhr gültige Variante für 63,40 Euro.

Sachsen

• Bei den Dresdner Verkehrsbetrieben kann man bei Vorlage eines Dresden-Passes vergünstigte Fahrscheine erwerben. Die Vergünstigung richtet sich nach dem Fahrschein und beträgt bis zu 50 %.
• Die Leipziger Verkehrsbetriebe bieten die Leipzig-Pass-MobilCard an. Diese kostet 35 Euro, im Abo 32,02 Euro. Der Leipzig-Pass ist nicht an den Bezug von Sozialleistungen gebunden, sondern nur an die Unterschreitung bestimmter Einkommensgrenzen.

Sachsen-Anhalt

• Inhaber des Sozial- und Familienpasses des Landkreises Harz können ermäßigte Einzelfahrscheine der Verkehrs- und Tarifgemeinschaft Ostharz nutzen. Diese gelten nur bis zur Landkreisgrenze und nicht auf allen Linien.

Schleswig-Holstein

In Flensburg ist die Einführung eines Sozialtickets zum Preis von 35 Euro geplant (Stand Juni 2021).

Thüringen

• In Erfurt erhalten Alg-2-Empfänger einen Zuschuss von 20 Euro zu der 62 Euro kostenden Monatskarte der Erfurter Verkehrsbetriebe. Der monatliche Zuschuss wird nur für einen berechtigten Sozialausweisinhaber pro Bedarfsgemeinschaft gezahlt.
• In Jena können Inhaber einer Jenabonus-Karte eine Monatskarte für 47 Euro zu erwerben (Schüler und Azubis 21,50 Euro).
• In Weimar ist ein Sozialticket zum Preis von 23 Euro erhältlich.

Abgelehnte Sozialtickets

• In Chemnitz wurde 2008 ein Sozialticket wegen der finanziellen Mehrbelastungen durch den Stadtrat abgelehnt. 2018 wurde ein solcher Vorschlag erneut abgelehnt.
• Bei der Hallesche Verkehrs-AG (HAVAG) sollte 2009 zeitgleich mit Leipzig auf Stadtratsbeschluss ein Sozialticket eingeführt werden. Auf Grund der finanziellen Situation der Stadt Halle (Saale) wurde das Vorhaben jedoch gekippt.
• In Landau in der Pfalz wurden Pläne für einen Landau-Pass, mit dem u. a. die Benutzung des ÖPNV günstiger werden sollte, im September 2021 gestoppt.

Alternativmodelle

Andere praktizierte Modelle zur Mobilitätsteilhabe sind ein generelles Bürgerticket (mit Sozialermäßigung) oder das diskriminierungsfreie und bedingungslose Mobilitätskonzept des kostenfreien Nahverkehrs.

Ähnliche Vergünstigungen

• Der Wuermeling-Pass war ein Berechtigungsausweis zur „Fahrpreisermäßigung für kinderreiche Familien“

Österreich

Oberösterreich

Inhaber eines Aktivpass der Stadt Linz oder Leonding erhalten eine Monatskarte für die Kernzone Linz für 14 bzw. 13 Euro.

Steiermark

Inhaber einer Sozialcard der Stadt Graz erhalten eine Jahreskarte für den ÖPNV für 50 Euro (bzw. 60 Euro einschließlich Nutzung der Grazer Schloßbergbahn).

Wien

Inhaber eines Mobilpass der Stadt Wien erhalten eine Monatskarte für die Wiener Linien für 18 Euro. Auch ermäßigte Einzelfahrkarten für 1,20 Euro können von Inhabern des Mobilpass erworben werden.