Jean Bodin
Jean Bodin (* 1529 (oder 1530) in Angers als Joannes Bodinus Andegavensis; † 1596 in Laon) war ein französischer Staatsphilosoph und Hexentheoretiker. Er gilt als Begründer des modernen Souveränitätsbegriffes und Theoretiker des Absolutismus.
Biografie
Bodin wurde wahrscheinlich im Jahre 1529 in Angers als Sohn einer bürgerlichen Familie geboren. In seiner Jugend erhielt er eine Ausbildung in den Karmeliterklöstern von Angers und Paris, war jedoch spätestens seit 1549 von seinem dort ursprünglich abgelegten Mönchsgelübde entbunden. In Paris musste der wohl hochbegabte Bodin nicht nur mit der üblichen orthodoxen Scholastik in Berührung gekommen sein, sondern auch mit der ramistischen Philosophie. Ein unbewiesenes Detail in seiner Biographie ist eine mögliche Verwicklung in Häresieprozesse 1547/48 und ein Aufenthalt im calvinistischen Genf. Sicher scheint dagegen, dass er an der Toulouser Universität das Studium des römischen Rechts aufnahm und hier später als akademischer Lehrer tätig wurde. Seit 1561 ging er dann zur praktischen juristischen Arbeit über und war als Advokat im Parlement von Paris tätig. Hier kommt er mit der damals herrschenden allgemeinen Hexenfeindlichkeit in unmittelbaren Kontakt, was sich bei ihm später auch im schriftstellerischen Bereich niederschlagen sollte. Er tritt in der Folgezeit auch als Berater König Karls IX. von Frankreich auf und nimmt verschiedene öffentliche Aufgaben wie etwa die eines königlichen Ratgebers bei den 1569 versammelten Generalständen von Narbonne wahr. Seine konkreten Forderungen für Toleranz auch den Hugenotten gegenüber hätten ihn beinahe das Leben gekostet - wahrscheinlich im Zuge der Hugenottenverfolgung in der berühmten Bartholomäusnacht 1572. Nachdem er sich zeitweilig im Dienst des Herzogs von Alençon-Anjou und in dem des französischen Königs Heinrich III. befand, geht er nach Laon und wird dort 1577 Staatsanwalt am Präsidialgericht von Laon. In dieser Zeit veröffentlicht er eine Reihe von Werken, darunter auch sein Hexentraktat Daemonomania. 1590 muss er sich dann jedoch selbst vor Gericht wegen des Verdachts auf Magie verantworten. Die Pest beendet 1596 dann das Leben dieses durchaus widersprüchlichen Gelehrten.
Werke
Politische Philosophie
Solange Bodin sich im politischen Leben befand, schrieb er staatstheoretische, politische Schriften wie z.B. das 1568 erschienene Werk Les paradoxe du seigneur de malestroit, in dem er eine Erklärung der Inflation gibt, oder seine wohl bekannteste Schrift Les six livres de la Republique, wobei es sich empfiehlt republique mit Staat (lat. res publica) zu übersetzen, da er hier für den Absolutismus und keineswegs für eine Republik im modernen Sinne eintritt. Ähnlich wie die anderen politischen Denker seiner Zeit (z. B. Thomas Hobbes) war Bodin mit dem Problem der religiösen Bürgerkriege konfrontiert, die Europa seit der Reformation heimsuchten - in seinem Heimatland Frankreich waren dies die Hugenottenkriege. Die einzige Lösung war in einer souveränen, den Konfessionen übergeordneten Instanz zu suchen: Im neuzeitlichen Staat, zu dessen theoretischer Grundlegung Jean Bodin einen entscheidenden Beitrag geleistet hat. Bodin verstand den Staat ganz nach der traditionellen, auf Marcus Tullius Cicero zurückgehenden Definition als Menge von Familien und ihnen gehörenden Gütern, aber er macht eine entscheidende Erweiterung, wenn er dieser Definition hinzufügt, daß das Gemeinwesen durch eine oberste Gewalt und Vernunft gelenkt werde ("summa potestate ac ratione moderata"). Damit führt Bodin die Idee der Souveränität (Souveränitätsthese) in die politische Philosophie ein. Souveränität ist eine beständige und unbedingte Gewalt über alle Bürger, mit dem Recht, Gesetze zu geben oder aufzuheben. Der souveräne Herrscher ist dabei keiner anderen irdischen Instanz gegenüber verantwortlich - er ist jedoch an das göttliche Recht oder Naturrecht gebunden, das in den scholastischen Diskussionen des Mittelalters definiert wurde.
Paradoxon, Heptaplomeres und De Magorum Daemonomania
Nachdem sich Bodin in einer späteren Phase seines Lebens immer mehr zurückgezogen hatte, widmete er sich nicht mehr weltlichen, sondern metaphysischen Dingen. In dieser Zeit entstanden Bücher wie das Paradoxon oder vor allem das Heptaplomeres, in welchem er in Dialogform darstellt, wie sich sieben weise Männer über die verschiedenen Weltanschauungen in freundschaftlichem Gespräch tauschen und zu dem Schluss kommen, alle seien im Sinne einer Abwandlung der Naturreligion gleichwertig. Hier offenbart Jean Bodin also durchaus tolerante Grundeinstellungen. Es ist wichtig, an dieser Stelle nachzutragen, daß Bodins Autorschaft für das Heptaplomeres seit längerem bestritten wird. Faltenbacher seit langem und David Wootton seit etwa 1999 sind der Überzeugung, daß Jean Bodin keinesfalls der Autor dieses Textes sein kann. Auch Jean Céard und Isabelle Pantin in Paris bestreiten diese Zuschreibung (Näheres in dem von F. herausgegeben Tagungsband "Magie, Religion und Wissenschaften im Coll. heptaplomeres. Darmstadt 2002).
Bodin ist schon früh mit Hexenprozessen in Berührung gekommen, wie er selbst in seinem Buch verrät, wenn er anführt, dass er bereits 1549 einem Prozess beigewohnt habe, bei dem sieben Menschen der Zauberei angeklagt worden seien. Ohne Zweifel hat er jedoch vor allem durch seine juristische Tätigkeit als Anwalt am Pariser Parlament und am Präsidialgericht von Laon mit Zaubereidelikten zu tun. Er selbst führt den Prozess gegen Johanna Harwilerin aus dem Jahr 1579 als ausschlaggendes Moment für das Entstehen dieses unter Hexentheoretikern sehr hochgeschätzten Werkes an: Dies " hat mir Anlaß unnd Ursach geben / die Feder inn die Hann zunemmen / um die Matery von den Hexen und Unholde / welche heutigs tags jedermann so verwunderlich frembd fürkommet / auch bey vielen keinen glauben gewinnet / nunmal ausßführlich zu erklären."Über die hier formulierte erste Zielsetzung seines Buches hinaus betont er, dass er sein Hexenbuch schreibe, "damit man sich darvor [vor der Hexerei] zu hüten habe / und der sachen alsdann / wann man von disen / so solche stuck brauchen / urtheilen solle / ein gründliches wissen möge haben" Dies sei besonders für Richter wichtig, die Hexenprozesse führen müssten, damit sie nicht "der blauen Brillen nach urtheilten".
Bodin nahm bereits Ideen der Quantitätstheorie vorweg, wie sie später auch von David Hume geäußert wurden.
Werke
- Colloquium heptaplomeres de rerum sublimium arcanis. Olms, Hildesheim 1970 (Repr. d. Ausg. Schwerin 1857)
- De Magorum Daemonomania. Libri IV. Olms, Hildesheim 2003, ISBN 3-487-11794-0 (Repr. d. Basel 1581)
- Sechs Bücher über den Staat. Beck, München
- 1/3. - 1983, ISBN 3-496-30703-5
- 4/6. - 1986, ISBN 3-406-08060-X
- Vom ausgelasnen wütigen Teuffelsheer. ADEVA, Graz 1973, ISBN 3-201-00821-4 (Repr.d. Ausg. Straßburg 1591=
Literatur
- Henri Baudrillart: Jean Bodin et son temps. Tableau des théories politique et des idées économique au 16 éme siècle.Scientia-Verlag, Aalen 1964 (Repr. d. Ausg. Paris 1853)
- Elisabeth Feist: Weltbild und Staatsidee bei Jean Bodin. Niemeyer, Halle/Saale 1930
- Gottschalk E. Guhrauer: Die Heptaplomeres des Jean Bodin. Zur Geschichte der Cultur und Literatur im Jahrhundert der Reformation. Slatkine, Genf 1971 (Repr. d. Ausg. 1841)
- Peter C. Mayer-Tasch, Jean Bodin. Eine Einführung in sein Leben, sein Werk und seine Wirkung, Parerga 2000
- Claudia Opitz-Belakhal, Das Universum des Jean Bodin. Staatsbildung, Macht und Geschlecht im 16. Jahrhundert, Franfurt am Main/New York: Campus 2006
Weblinks
- Vorlage:PND
- Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
- Jean Bodin. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Bodin, Jean |
| ALTERNATIVNAMEN | Bodinus Andegavensis, Joannes |
| KURZBESCHREIBUNG | Französischer Staatsphilosoph und Hexentheoretiker |
| GEBURTSDATUM | 1529 |
| GEBURTSORT | Angers |
| STERBEDATUM | 1596 |
| STERBEORT | Laon |