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Nathan Sally Stern

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Nathan Sally Stern (* 28. Mai 1879 in Frankfurt am Main; † 18. Dezember 1975 in New York City) war ein deutscher Ingenieur, Unternehmer und Autor technischer Schriften. Er hat die technische Weiter-Entwicklung des Automobils und die frühe Automobil-Industrie des 20. Jahrhunderts mitgeprägt.

Leben

Nathan Sally Stern wurde als 2. Kind einer Frankfurter jüdischen Familie des gehobenen Bürgertums geboren, sein Vater Moses Stern war Privatsekretär des Frankfurter Bankiers und Sozialreformers Charles Hallgarten.

1896 begann Nathan Sally Stern ein Studium des allgemeinen Maschinenbaus an der Technischen Hochschule Darmstadt, das er 1901 mit dem Diplom-Ingenieur abschloss. 1903 trat er als Konstrukteur in die Adler Fahrradwerke vorm. H. Kleyer AG in Frankfurt am Main ein, wo er 1908 Abteilungsleiter des Automobil-Konstruktions-Bureaus wurde. 1910 wechselte er zur Hansa-Automobil Hansa-Automobil-Gesellschaft mbH in Varel, wo er als Leiter des Konstruktionsbüros und später als Betriebsleiter des Werks in Bielefeld tätig war.

Nach einem einjährigen Zwischenspiel als Herausgeber bei der Leipziger Verlagsbuchhandlung B.G. Teubner wurde er von Alfred Teves, den er aus seiner Zeit bei den Adlerwerken kannte, engagiert als Technischer Leiter der 1912 gegründeten Alfred Teves Maschinen- und Armaturenfabrik, diese Position behielt er über das starke Wachstum der Firma bis 1936.

1936 floh Nathan Sally Stern vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach England, wo er als beratender Ingenieur Firmen tätig war, bevor er 1940 in die USA emigrierte. In New York gründete er die American Measuring Instruments Corporation, die er als Präsident bis 1960 leitete.

Schaffen

Nathan Sally Stern begann sein Wirken in der Automobilindustrie zu einem Zeitpunkt, als Handwerk und Erfahrung vorherrschten. Mit der konsequenten Anwendung wissenschaftlicher Ansätze zur Produktverbesserung und - entwicklung steht er stellvertretend für den Übergang der Automobil-Industrie vom Manufakturbetrieb zur Großserienproduktion moderner Prägung.

Als Technischer Direktor bei Teves perfektionierte er Kolbenringe und hydraulische Bremsen, führte Fertigungsverfahren wie den Schleuderguss erstmals in Deutschland ein und entwickelte sie weiter.

Nathan Sally Stern wirkte an zahlreichen Patenten mit, nur wenige davon weisen ihn - wie es dem damaligen Erfinderecht entsprach - namentlich als Erfinder aus.

Werke

Nathan Sally Stern veröffentlichte zwischen 1904 und 1960 zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften, schrieb auch populärwissenschaftliche und feulletonistische Aufsätze wie die „Kritischen Bemerkungen“ zur Autobiografie Henry Fords.

Im Ruhestand veröffentlichte er Erinnerungen an die Zeit seiner Tätigkeit in Deutschland.

Literatur

  • Erik Eckermann: Nathan S. Stern: Ingenieur aus der Frühzeit des Automobils. Düsseldorf VDI-Verlag,1985 [Technikgeschichte in Einzeldarstellungen;42], ISBN 3-18-150042-9
  • Paul Erker: Zulieferer für Hitlers Krieg. Der Continental-Konzern in der NS-Zeit. De Gruyter Verlag, Berlin, 2020, ISBN 978-3-11-064220-9
  • Eisenbach, Ulrich, Teves, Alfred in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 60-61 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz131405.html
  • Adelheid Voskuhl: Engineering Philosophy: Theories of Technology, German Idealism, and Social Order in High-Industrial Germany. Technology and Culture, Volume 57, Number 4, Johns Hopkins University Press, 2016, S. 721-752, https://muse.jhu.edu/article/637923/pdf