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Rudolf Borchardt

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Rudolf Borchardt (* 9. Juni 1877 in Königsberg; † 10. Januar 1945 in Trins bei Steinach in Tirol) war ein deutscher Schriftsteller, Lyriker und Übersetzer.

Leben

Borchardt war Sohn einer alteingesessenen jüdischen Familie, die Anfang des 19. Jahrhunderts zum Calvinismus konvertiert war. Er verbrachte seine Kindheit in Moskau und seine Jugend in Berlin. Von 1895 bis 1901 studierte er in Berlin, Bonn und Göttingen zuerst Theologie, dann Archäologie und Klassische Philologie. Es folgten Studienaufenthalte in England und Italien, das er so sehr lieben lernte, dass er dort fast die gesamte Zeit seines Lebens verbrachte. Am 1. Weltkrieg nahm er als Kriegsfreiwilliger teil; er war Infanterieoffizier, seit 1917 Stabsoffizier in Italien. Nach einem kürzeren Aufenthalt in Deutschland siedelte er 1922 endgültig nach Italien über und kam nach Deutschland nur noch für Vortragsreisen und um Besuche zu machen. Das selbstgewählte "Exil" wurde ab 1933 durch die Übernahme der politischen Gewalt in Deutschland durch die Nationasozialisten zum echten Exil. 1944 wurde Borchardt von der Gestapo verhaftet und nach Innsbruck gebracht. Er konnte aus der Haft fliehen und lebte bis zu seinem Tod im Januar 1945 illegal im Tiroler Ort Trins.


Das Werk

Borchardt war Lyriker, Erzähler, Dramatiker, Übersetzer, Essayist und Kulturhistoriker. Er stand ursprünglich dem George-Kreis nahe, von dem er sich aber bald wieder entfernte. Prägend waren seine Freundschaft zu Hugo von Hofmannsthal und Rudolf Alexander Schröder, mit denen er 1909 das Jahrbuch für Dichtung Hesperus und von 1922 bis 1927 die Zeitschrift Neue deutsche Beiträge herausgab. Borchardt vermittelte durch Übersetzungen und Nachdichtungen viele Werke aus der Antike und dem Mittelalter, hier vor allem von Dante, und knüpfte in seinen eigenen Werken an diese Traditionen an. Er veröffentlichte aber auch zeitkritische Schriften, vor allem in Reden und Essays.

Werke (eine Auswahl)

  • Zehn Gedichte, 1896
  • Rede über Hofmannsthal. 1905
  • Villa. Prosa. 1908
  • Jugendgedichte. 1913
  • Der Krieg und die deutsche Selbsteinkehr. Rede 1915
  • Ewiger Vorat deutscher Poesie. Anthologie., hrsg. von Borchardt 1926
  • Das hoffnungslose Geschlecht. Erzählungen. 1929
  • Pamela. Komödie. 1934
  • Volterra. Prosa 1935
  • Vereinigung durch den Feind hindurch. Roman. 1937
  • Gesammelte Werke in Einzelausgaben. 14 Bände. Stuttgart (Klett-Cotta) 1956-1990


Literatur

  • Rudolf Borchardt - Verzeichnis seiner Schriften. Bearbeitet von Ingrid Grüninger. München (Hanser Verlag) 2002 ISBN 3-446-18033-8
  • Franck Hofmann: Sprachen der Freundschaft : Rudolf Borchardt und die Arbeit am ästhetischen Menschen. München (Fink Verlag) 2004 ISBN 3-7705-3935-4
  • Kai Kauffmann: Rudolf Borchardt und der "Untergang der deutschen Nation" : Selbstinszenierung und Geschichtskonstruktion im essayistischen Werk. Tübingen (Niemeyer Verlag) 2003 ISBN 3-484-18169-9