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Opus Dei

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Das Opus Dei (lateinisch: Werk Gottes, vollständiger Name: Prälatur vom Heiligen Kreuz und Opus Dei) ist eine Personalprälatur in der katholischen Kirche, deren Inhalte und Praktiken für heftige Kontroversen gesorgt haben. Es wurde 1928 vom spanischen Priester Josemaria Escrivá de Balaguer y Albás gegründet, ist weltweit aktiv und hat 80.000 Mitglieder. Ziel der Vereinigung ist nach eigenem Bekunden, den Mitgliedern zu helfen, Gott in der Arbeit und im täglichen Leben zu suchen. Allerdings gibt es auch erhebliche Vorwürfe bezüglich absoluten Machtstrebens über die Mitglieder und unangemessener Einflussnahme auf katholische staatliche Amtsträger und Kircheneinrichtungen. Opus Dei gilt als äußerst konservativ.

Geschichte

Der Gründer entstammte einer bürgerlichen Familie in Spanien. Er suchte nach Möglichkeiten, den christlichen Glauben Studenten und Angestellten näherzubringen. Schon immer sind daher Intellektuelle Hauptzielgruppe von Opus Dei gewesen.

Gegründet wurde das "Werk", wie es von den Mitgliedern genannt wird, im Jahr 1928 in Madrid, als der Gründer Besinnungstage hielt. Den Namen erhielt es aber erst in den 1930ern. Seit 1930 steht es auch Frauen offen, wobei allerdings bei den Angeboten nach Geschlechtern getrennt wird. 1934 erschien "der Weg", eine Aphorismensammlung von Josemaria Escrivá, die die Spiritualität des Opus Dei zusammenfasste. Im Spanischen Bürgerkrieg musste der Gründer 1937 in den nationalen Teil des Landes fliehen, weil im republikanischen Teil die katholische Kirche verfolgt wurde. Seit den 1950er Jahren waren einige Mitglieder des Opus Dei unter dem spanischen Diktator Francisco Franco politisch engagiert, im Übergangskabinett nach dem Tod Francos waren einige der Minister Mitglieder des Werkes. Jedoch waren unter den Verfolgten des Franco-Regimes auch Mitglieder des Opus Dei.

Der Gründer selbst enthielt sich direkter politischen Einmischung, war jedoch ein Bewunderer Francos und legte mit seinem Werk Der Weg die Grundlage für die ideologische Nähe zum Faschismus. Er forderte jedoch, dass alle Mitglieder nach bestem Wissen und Gewissen im christlichen Sinn handelten. 1950 ermöglichte das Opus Dei als erste Einrichtung der katholischen Kirche auch Nicht-Katholiken die Mitarbeit. 1952 wurde die erste Niederlassung des Opus Dei in Deutschland eröffnet. Im Jahr 1982 wurde das Opus Dei vom Heiligen Vater als Personalprälatur, eine im zweiten Vatikanum eingeführte Rechtsform, errichtet, nachdem alle Bischöfe zu dieser Entscheidung konsultiert wurden. Damit wurden die Mitglieder sowohl an die Vorgaben des Prälaten als auch an die des Ortsbischofs gebunden. Das Opus Dei beginnt seine Arbeit in keiner Diözese ohne die Zustimmung des zuständigen Bischofs. Diese wird jedoch zumeist erteilt.

Kanonisation

Josemaría Escrivá wurde im Mai 1992 durch Papst Johannes Paul II. selig und im Oktober 2002 heilig gesprochen.

Organisation

Inzwischen zählt die Organisation ca. 80.000 Mitglieder in über 90 Ländern.

An der Spitze steht der Prälat des Opus Dei, seit 1994 Bischof Javier Echevarría. Er ist nach Alvero del Portillo der zweite Nachfolger des Gründers Josémaria Escrivá.

Das Opus Dei ist in zwei Abteilungen unterteilt - eine männliche und eine weibliche.

Die Mitglieder sind größtenteils Laien, aber auch Kleriker. Ca. 80-90% der Mitglieder sind verheiratet und leben in ihren Familien (Supernumerarier). Unverheiratete Mitglieder leben entweder in den Opus Dei Bildungszentren (Numerarier, die allerdings Akademiker sein müssen), in eigenen Häusern oder bei ihren Familien (Assoziierte, die nicht Akademiker sein müssen). Die in den Bildungszentren lebendenden Numerarier (Laien und Priester der Prälatur) sind für die streng katholische Bildung der Mitglieder hauptverantwortlich. Unterstützt werden können sie dabei von ausgewählten Supernumerariern. Alle Mitglieder sind aufgerufen, - auch und gerade in den unscheinbaren Dingen des Alltags - nach Heiligkeit zu streben, also nach der christlichen Forderung nach dem Leben in Fülle (vgl. Zweites Vatikanisches Konzil).

Überwiegend leben und arbeiten die Mitglieder in ihren selbstgewählten Lebensumständen und Berufen. Von Seiten der Prälatur werden in der Regel keine Vorgaben gemacht, welcher Beruf beispielsweise ausgeübt werden soll, im Gegensatz zu der Praxis in den Orden, wo durchaus von Oberen Einfluss auf die Berufsausübung genommen wird. Es kann jedoch bei Numerariern vorkommen, dass von ihnen verlangt wird, einen Beruf aufzugeben, um sich ganz der Bildungs- oder Leitungsarbeit des Opus Dei zu widmen.

Die einzelnen Mitglieder beziehungsweise mehrere Mitglieder gemeinsam errichten mit Spenden, die zum Teil unter erheblichem persönlichen Einsatz lukriert werden, eigene Ausbildungszentren (z.B. für Landwirtschaft), Schulen, Studentenheime, Wirschaftsschulen (z. B. Iese, Barcelona), Kulturzentren und sogar zwei Universitäten (in Navarra, Spanien und eine weitere in Piura, Peru). Diese Zentren sind so genannte kooperative Werke, sie entstehen auf Eigeninitiative der Mitglieder des Opus Dei, die religiöse Bildung in diesen Zentren ist dem Opus Dei anvertraut. Weitere Initiativen sind im Aufbau begriffen.

Kritik

Das Opus Dei ist einerseits umstritten, genießt andererseits eine hohe Wertschätzung und Unterstützung vor allem aus erzkonservativen Kreisen des Vatikans.

Die Kritik am Opus Dei ist sehr vielfältig. Kritisiert werden sowohl die extrem rechte politische Ausrichtung, der sektenhafte Charakter, Geheimnisskrämerei und Machtstreben und die anachronistischen Praktiken der Selbstgeisselung.

Geheimnisskrämerei

Das Opus Dei taucht oft in Zusammenhang mit Verschwörungstheorien auf. Die Ursache dafür muss wohl in der Geheimnisskrämerei des Opus Dei selbst gesucht werden. Im ideologischen Hauptwerk Der Weg wird der "Tugend" der Diskretion ein ganzes Kapitel gewidmet. Dort heißt es unter anderem:

655 Ich kann dir die Bedeutung der Diskretion nicht genug ans Herz legen. Vielleicht ist sie nicht die Spitze deiner Waffe, aber zumindest der Griff.

Es sollte nicht verwundern, dass jemand, der so viel Wert auf Diskretion legt, den Verdacht provoziert, er hätte etwas zu verbergen. Aus christlicher Sicht kann dieses Übermaß an Diskretion auch als Mangel an Ehrlichkeit interpretiert werden.

Machtstreben

Das Machststreben des Opus Dei ist sowohl auf den kirchlichen als auch auf den weltlichen Bereich gerichtet. Im ersteren Falle ist man hier schon sehr Erfolgreich. Das Opus Dei sitzt an Schlüsselpositionen im Vatikan, viel Bischöfe und Kardinäle sind Mitglieder oder Freunde des Opus Dei und es ist daher nicht augeschlossen dass der nächste Papst ein Opus Dei Mitglied sein könnte.

Im weltlichen Bereich versucht das Opus Dei seine Mitgliederwerbung vorallem auf den Bereich einflussreicher Personen und vorallem junger Akademiker zu konzentrieren die später einflussreiche Positionen in der Gesellschaft einnehmen könnten. In einem geheimen Bericht des Opus Dei an den Papst aus dem Jahre 1979, der durch eine Indiskretion öffentliche wurde, berichtet Alvaro Del Portillo stolz dass Opus Dei bereits in 479 Universitäten und Hochschulen auf fünf Kontintenten vertreten war. Weiters in 604 Zeitungen und Zeitschriften, 52 Radio und TV-Anstalten, in 38 Nachrichten- und Werbeagenturen und in 12 Filproduktions- und Vertriebsgesellschaften.

Sektenhafter Charakter

Im strengen Sinne des Wortes kann Opus Dei keine Sekte sein, da es ja offizieller Teil katholische ist und keine Abspaltung dieser. Kritiker sehen jedoch das Opus Dei mit seiner eigenwilligen Ideologischen und Theologischen Ausrichtung als eine Art von Sekte in der Kirche. Mit der zunehmenden Machtergreifung des Opus Dei innerhalb der katholischen Kirche wird die Opus Dei Richtung jedoch zunehmend zum katholischen Mainstream.

Im umgangssprachlichen Sinne meint man mit Sekte das was im englischen als Cult bezeichnet wird: Eine Gruppe die mit manipulativen Methoden versucht neue Mitglieder anzuwerben und diese in einem totalitären Schema zu Kontrollieren. Kritiker sehen das Opus Dei nachgerade als Musterbeispiel für diese Art von Sekte. Im Bereich der Mitgliederrekrutierung wird dies Vorallem über vorgeteuschte Freundschaften gemacht (Apostolat der Freundschaft). Das beginnt oft mit einer Einladung zum Essen (Apostolat des Mahles, Vergl. Der Weg #970 u.a.). Laut Berichten von Ex-Mitgliedern werden Leute dazu angehalten Freundschaften dazu zu benutzen um Mitglieder zu werben. Zur Kontrolle der Mitglieder gibt es wöchentliche Gespräche mit einem Geistigen Leiter. Damit es dort auch genügend Ansatzpunkte für schlechtes Gewissen und Kurskorrekturen gibt, legt das Opus Dei besonderen Wert auf Reinheit. Ehemalige Mitglieder berichten von einer rückhaltloser Gehorsamspflicht gegenüber Vorgesetzten, gesundheitsgefährdender Leidensbereitschaft und zwanghafter Moral innerhalb der Bewegung. Das Opus Dei pflegt einenIndex von Verbotenen Büchern. Sollte jemand eines dieser Werke für eine Wissenschaftliche Arbeit benötigen so bekommt er nur eine vom Opus Dei bearbeitet Zusammenfassung. Enthalten sind nicht nur unliebsame theologische Werke sondern auch politische, wie etwa von Heinrich Böll oder Karl Marx.

Die Völlige Auslieferung an die geisten Leiter des Opus dei wird in den Werken ideologisch vorbereitet. So heisst es unter anderem im Weg:

62: Ein Leiter. - Du brauchst ihn. - Um dich hinzugeben, um dich zu verschenken..., im Gehorsam. ..
617: Gehorcht, wie ein Werkzeug in der Hand des Künstlers gehorcht, das nicht danach fragt, warum es dies oder jenes tut. Seid überzeugt, daß man euch nie etwas auftragen wird, das nicht gut ist und nicht zur Ehre Gottes gereicht.

Rechte Politische Ausrichtung

Die extreme politische Ausrichtung des Opus Dei ist nicht nur daran erkennbar dass es für Opus Dei Mitglieder kein Problem darstellte im faschistischen Franco Regime mitzuarbeiten oder das Pinochet Regime zu unterstützen (Engeste Berater von Pinochet waren Opus Dei Mitglieder), sondern vorallem auch in der ideologischen Ausrichtung der Werke Escrivás. Im Buch Der Weg, wird direkte Kritik an den liberalen Ideen der Aufklärung geübt und es wird blinder Gehorsam gegenüber vorgesetzten Leiter gepredigt. Zusammen mit der Tatsache dass sogar Zensur von Bückern geübt wird gibt dies eine Mischung die durchaus als faschistoid bezeichnet werden darf.

Praktiken der Selbstgeisselung

Cilice - Bußgürtel des Opus Dei

Numerarier z.B. tragen nach Absprache mit dem geistlichen Leiter täglich zwei Stunden einen schmerzhaften Bußgürtel (Cilice), und führen wöchentliche Selbstgeißelungen durch, die an die Geißelung Jesu erinnern sollen. Theologisch ist jedoch umstritten wie weit die im Opus Dei gepredigte Verherrlichung von Schmerz noch etwas mit Christlichen Ideen zu tun hat.

Zusammenfassung

In einer immer komplexer werdenden Welt suchen Menschen oft nach einfachen Rezepten. Selbst Entscheidungen treffen zu müssen und dabei nicht zu wissen was richtig und falsch wird von vielen Menschen als Last empfunden. Das Opus Dei bietet hier eine einfache Lösung: sich den Anordnungen des Opus Dei und seiner Leiter unterzuordnen und schon wird einem versprochen am besten Weg ein Heiliger oder eine Heilige zu werden.