Kirche Zehlendorf (Oranienburg)
Kirche Zehlendorf | |
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![]() Kirche von Südosten gesehen | |
Baujahr: | 1870–1972 |
Einweihung: | Vorlage:SortDate ist seit 2010/2020 obsolet; Alternativen siehe dort |
Architekt: | Friedrich August Stüler[1] |
Bauherr: | Kirchengemeinde |
Dimensionen: | 24 × 11 × 5,8 m |
Lage: | 52° 47′ 1,84″ N, 13° 23′ 11,43″ O |
Anschrift: | Alte Dorfstraße 53a Zehlendorf (Oranienburg) Brandenburg, Deutschland |
Zweck: | evangelisch-lutherischer Gottesdienst |
Gemeinde: | Kirchensprengel Liebenwalde |
Webseite: | Evangelische Kirche Zehlendorf |
Die evangelische Kirche Zehlendorf ist ein Baudenkmal im Oranienburger Ortsteil Zehlendorf. Sie wurde in den Jahren 1870 bis 1872 an der Stelle erbaut, wo bereits im 14. Jahrhundert ein erstes Kirchengebäude stand. In den folgenden Jahrzehnten brannte das Sakralgebäude mehrfach ab und wurde stetig erneut aufgebaut. Zuletzt wurde das Gotteshaus zu Anfang der 1870er Jahre komplett nach vorhandenen Bauplänen von Friedrich August Stüler errichtet.[2][1]
Lage
Das nunmehr fünfte Gotteshaus[2] steht mitten auf dem historischen Dorfanger und trägt die Adresse Alte Dorfstraße 53a. Es wird umgeben von der Kirchhofmauer und dem Kirchhof. Sowohl die Mauer als auch die auf dem Kirchhof erhaltenen Grabmale und dort gepflanzte Linden gehören zum Denkmalschutzensemble der Kirche.
Die Mauer besteht aus behauenen großen Feldsteinen. Jeweils ein Portal auf der Nord- und der Südseite bildet den Zugang zum Kirchhof und zum Kirchengebäude. Das zugehörige Pfarrhaus befindet sich in der Rosengasse 16.[3]
Geschichte
Die erste kleine Kirche des damaligen Dorfes wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Kurfürstin Luise Henriette von Oranien-Nassau ließ sie über den von ihr eingesetzten Pfarrer Andreas Heinzius bis zum Jahr 1668 erneuern.[2] Die Finanzierung des Wiederaufbaus erfolgte auf Basis von Kollekten, Kirchensteuern und Fördergeldern der kurfürstlichen Familie.[4]
Der neue Kirchenbau fiel im Jahr 1685 einem Brand zum Opfer, bis zum Jahr 1694 wurde er wieder aufgebaut und um einen Fachwerk-Kirchturm ergänzt. In den Turm kam 1704 ein neues Geläut, bestehend aus drei (oder vier) Kirchenglocken.[2] Aus der Formulierung folgt, dass die Dorfkirche schon vorher Glocken gehabt hat.[4]
Bereits 1730 brannte die Kirche wieder ab. Nun ließ die Gemeinde die frühere Holzkonstruktion durch ein Feldstein-Gebäude ersetzen, das teilweise sogar verputzt wurde. Das Kirchenschiff erhielt ein Ziegeldach, der Turm wurde mit Schindeln und Schiefer gedeckt.[2]
Das vierte Gotteshaus konnte nun bis 1868 genutzt werden, am 16. Mai des Jahres vernichtete ein weiterer Brand die Scheune und den Stall des Pfarranwesens, die Kirche brannte aus.[2]
Mit der Grundsteinlegung am 16. Juni 1870 entstand das heutige fünfte Kirchengebäude auf den Resten der Vorgängerbauten. Das heißt, die Außenmaße blieben weitestgehend erhalten, sie sind wie folgt angegeben: 84 Fuß lang, 38 Fuß breit, 20 Fuß hoch (Kirchenschiff) und rund 90 Fuß hoch (Turm) (entspricht etwas mehr als 24 m). Die Kircheneinweihung nahm General-Superintendent D. Hoffmann am 8. Juli 1872 vor.[2] Die Bauarbeiten wurden mit den Reparationszahlungen nach dem Ende des deutsch-französischen Krieges finanziert.[1]
In den folgenden Jahren und Jahrhunderten wurden etliche kleinere Erhaltungsmaßnahmen und Umbauarbeiten durchgeführt. Im Jahr 1908 konnte eine größere Sanierung erfolgen.[1] In den beiden Weltkriegen mussten die Bronzeglocken bis auf die kleinste als Metallspende des deutschen Volkes abgeliefert werden („Zur Sicherung der Metallreserve der Kriegsführung auf lange Sicht“). Größere bauliche Schäden sind nicht bekannt geworden. Nach dem Krieg und während der DDR-Zeiten fristete die schrumpfende Kirchengemeinde ein unauffälliges Dasein. Erst mit der deutschen Wiedervereinigung erstarkte die evangelische Gemeinde im Ort, es erfolgten Zuwanderungen von gläubigen Personen. Die Neuzuordnung zum Liebenwalder Kirchensprengel ermöglichte Erhaltungs- und Ausbesserungsmaßnahmen am Kirchengebäude.
Schließlich fand in den Jahren 2019 und 2020 eine umfangreiche Kirchen- und Turmsanierung statt. Den Abschluss der Arbeiten beging die Gemeinde im Januar 2021 mit einer kleinen Andacht. Dabei wurden zwei Kupfer-Zeitkapseln verlötet, eine gefüllt mit den aufgefundenen alten Materialien, die andere gefüllt mit aktuellen Dokumenten. Die Kapseln kamen in je eine Turmkugel, die ihren Platz auf dem Kirchendach erhielten.[5]
Die Zeiger der Kirchturmuhr wurden in dieser Zeit ebenfalls erneuert, auch das Gemeindehaus konnte in den Jahren 2019 bis 2021 repariert, umgebaut und modernisiert werden.[3]
Architektur
Außen
Die Saalkirche wurde aus gelben Birkenwerderer Ziegelsteinen errichtet und blieb größtenteils unverputzt. Auf der Ostseite ist eine Halbrund-Apsis angebaut, in welcher der Altarraum platziert ist. Dieser erhält durch fünf kleine Spitzbogen-Fenster in Höhe der zweiten Etage etwas Tageslicht.[4]
Die Nord- und Südseite des Kirchenschiffes werden durch zwei Reihen Fenster durchbrochen, die oberen sind spitzbogig und mehrsprossig. Als Schmuck dient eine girlandenartige Ausführung der Ziegelsteine, die auf beiden Längsseiten unterhalb des Dachrandes verläuft. Die Apsis erhielt als Zierde unter dem Dachrand einen kreuzförmigen Ziegelfries.[6]
Der Kirchturm mit einem quadratischen Grundriss wird von einem achteckigen Spitzhelm abgeschlossen, auf dem ein großes Metall-Kreuz montiert ist. Je ein dreieckiger Ziergiebel setzt die Turmfassade über den Dachrand hinaus fort. Darunter ist auf jeder Seite ein großes Spitzbogenfenster mit dreifach gestaffelter Nische eingearbeitet, hinter der sich die Glockenstube befindet. Eine Etage darunter ist eine Kirchturmuhr mit runden Zifferblättern installiert.
Die girlandenartige Ziegelbetonung um die Schallfenster und unterhalb des Dachrandes bildet optisch eine Querteilung des Turmes nach. Der Haupteingang zur Kirche befindet sich im Turmfuß und ist ein in die Tiefe gestaffelter Rundbogen.
Innen
Die Saalkirche verfügt im Inneren über eine auf drei Seiten umlaufende hölzerne Empore. Die Apsis ist gegenüber dem Kirchenraum um drei Stufen erhöht, ihre Wand ist mit aufgemalten floralen Ornamenten geschmückt.
Das Kreuzrippengewölbe endet in einem zentralen runden Schlussstein, der mit den Buchstaben „IHS“ in Frakturschrift versehen und von einem Sonnenkranz umgeben ist. Die Flächen der Gewölbe sind an ihren zulaufenden Spitzen leicht ornamentiert.[7]
Ausstattung
Altar, Kanzel
- Der Altar ist ein massiver, wohl aus Sandstein gearbeiteter Tisch, der im Zentrum der Apsis steht. Über ihm hängt ein zwölfarmiger Messing-Kronleuchter.[6]
- An der nordöstlichen Ecke des Altarraumes ist eine Hochkanzel platziert, die aus naturfarbenem dunklem Holz besteht. Der achteckige Kanzelkorb ruht auf einer Holzsäule. In gleicher Machart sind dahinter quer an der Längswand einige Patronatsstühle zu sehen.[6]
Empore, Gestühl
- Die hölzerne Empore wird von kräftigen Querbalken gehalten, ihre Balustrade ist getäfelt und mit leichten Ausarbeitungen verziert.[6] An der Galerie sind kleine Holzkreuze angebracht, die als Gedenkorte für die Toten der letzten Kriege und auch im Ort verstorbenen Zwangsarbeitern dienen. Soweit ermittelt werden konnte, sind auch die Namen angegeben.[1]
- Die rund 10 Bankreihen lassen einen Mittelgang frei. Die Seitenwangen der Bänke sind gerundet und mit kleinen geschnitzten Ornamenten versehen. Der Mittelgang und die Apsis sind mit Teppichboden bzw. einem Kokosläufer ausgelegt.[6][1]
Orgel und Geläut
Hinter dem Kirchenportal ist eine kleine Orgel installiert.[1]
Im Kirchturm befindet sich ein dreistimmiges Geläut.(Ob es das aus dem 18. Jahrhundert ist oder ein neueres, ist unklar.) Ebenfalls hinter der Tür findet sich die Läuteordnung, aus der Besucher Details zum Geläut entnehmen können.
Veranstaltungen und Seelsorge (Auswahl)
- Jährlich findet ein Erntedankfest statt.[8]
- Das Kirchengebäude wird auch zu Kulturzwecken genutzt, beispielsweise trat am 14. Juli 2007 der Carl-von-Ossietzky-Chor Berlin e.V. mit den Liedern zur Nacht hier auf.[1]
- Die Gemeinde führt regelmäßige Kinder-Kirchenlehre durch und unterhält einen Flöten- und Gitarrenkreis.[3]
- Die Pfarrer organisieren Frauenstunden.[9]
- Im Gemeinderaum Zehlendorf werden einmal monatlich Gemeindenachmittage veranstaltet.[3]
- Die Corona-Pandemie führte dazu, dass zwischen April 2020 und Sommer 2021 einige kirchliche Veranstaltungen nur eingeschränkt stattfanden. Hier sind in den Kirchengemeindenachrichten (Sprengelbote) insbesondere die Christenlehre, Kirche für Kinder, Andachten, Oster- und Weihnachtsgottesdienste genannt, die entweder online oder im Freien vor der Kirche durchgeführt wurden. Mit der Organisierung von Advent in Tüten (kleine Geschenktüten aus Spenden zusammengestellt) erwies sich das Pfarrerehepaar besonders kreativ. Die gefüllten Geschenktüten wurden vor der Kirche aufgestellt und die Gemeindemitglieder zum kostenlosen Mitnehmen aufgefordert.[10]
- Pfarrer
- - 17. Jahrhundert: Andreas Heinzius[4]
- - 2017–2020: Michaela Jecht und Matthäus Monz
- - seit Januar 2021: Friedemann Humburg, Vakanzverwaltung
Literatur
- Kirchenbuchfund für Zehlendorf (Niederbarnim). In: Archiv für Sippenforschung 13 (1936), S. 346 [Buch für Zehlendorf und Zühlsdorf, begonnen 1731] \ *Brandenburg DStA: D 676 (zitiert in Uwe Czubatynski: Bibliographie zur Kirchengeschichte in Berlin-Brandenburg. Band II: Kreise und Orte im Land Brandenburg.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09165323 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Kirche Zehlendorf auf www.golocal.de; abgerufen am 18. September 2021.
- ↑ a b c d e f g Aus der Geschichte der Zehlendorfer Kirche, Teil 1, S. 18.
- ↑ a b c d Sprengelbrief 2019, S. 5: Arbeit mit Kindern, (Zehlendorf).
- ↑ a b c d Kirche Zehlendorf: Geschichte und weiteres, abgerufen am 14. September 2021.
- ↑ Ein großer Tag für Zehlendorf. Abschluss des ersten Bauabschnitts der Kirchensanierung, Fotos von Stefan Determann; abgerufen am 14. September 2021.
- ↑ a b c d e vier Fotos der Dorfkirche Zehlendorf, Fotograf Detlev Lachner, Dezember 2020. Abruf am 14. September 2021.
- ↑ Innenfoto der Oranienburg-Zehlendorfer Kirche, abgerufen am 14. September 2021.
- ↑ Zum Erntedankfest 2020, abgerufen am 14. September 2021.
- ↑ Gruppen in der Gemeinde Zehlendorf, abgerufen am 14. September 2021.
- ↑ Sprengelbrief Mai–Juli 2020, Zehlendorf, S. 11/12 und Sprengelbote November 2020–Januar 2021, Zehlendorf, S. 7. und S. 26.