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Schloss Rundāle

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Die Gartenfront des Schlosses
Blick über den Schlossgarten
Innenhof und Haupteingang
Innenhof

Schloss Rundāle (auch: Schloss Ruhenthal, Schloss Ruhental und Schloss Ruhendahl, lettisch Rundāles pils) ist ein seit 1920 im Staatsbesitz befindliches Barockschloss in der lettischen Region Semgallen, 10 Kilometer westlich der Stadt Bauska im Ort Rundāle gelegen. Es wird oft als das Versailles des Baltikums bezeichnet.

Architektur

Das Schloss Rundāle gehört neben dem Schloss Jelgava (auch: Schloss Mitau) zu den bedeutendsten Baudenkmälern des Barocks und des Rokoko in Lettland. Es wurde nach dem Vorbild des französischen Schlosses Versailles gestaltet. Das dreiflüglige und zweistöckige Schloss beherbergt auf fast 7000 m² 138 Zimmer und Säle. Der Schlosspark ist ebenfalls im französischen Stil angelegt.

Geschichte

Der Bau des Schlosses wurde von der russischen Zarin Anna Iwanowna veranlasst und sollte als Sommerresidenz des kurländischen Herzogs Ernst Johann Biron dienen. Mit dem Entwurf wurde der russisch-italienische Architekt und Baumeister am Zarenhof Bartolomeo Francesco Rastrelli beauftragt, der bereits die Pläne für den Winterpalast der Eremitage in St. Petersburg erstellt hatte. Der Grundstein wurde 1735 gelegt, die Bauarbeiten dauerten zunächst bis 1740. 1739 werden auch Elemente des friderizianischen Rokoko übernommen (Höhepunkt: Rosenzimmer; Holzarbeiten von Johann Baptist Eger). Der Schlosspark wurde ebenfalls nach Rastrellis Vorgaben im französischen Stil angelegt und mit 328.185 Linden bepflanzt (Gärtner: Christopher Weiland). Biron nutzte das Schloss nur drei Jahre lang, da er nach dem Tod der Zarin Anna (1740) nach Sibirien verbannt wurde. Erst mit der Machtübernahme (1662) durch Zarin Katharina II. konnte Biron nach Kurland zurückkehren. Zwischen 1763 und 1768 wurden wieder Bauarbeiten am Schloss durchgeführt und vor allem die Inneneinrichtung fertiggestellt. Die Gestaltung der Innenräume lag in den Händen der in St. Petersburg ansässigen italienischen Barock-Maler Francesco Martini und Carlo Zucchi (die zuvor in Dresden und St. Petersburg arbeiteten) sowie des Berliner Bildhauers Johann Michael Graff. Nach dem Tode Birons nutzte dessen Sohn, Herzog Peter von Biron, das Schloss bis 1795. Nachdem das Herzogtum Kurland und Semgallen 1795 vom Russischen Reich annektiert und das Herzogshaus Biron von Curland finanziell abgefunden worden war, übergab die Zarin das Schloss ihrem Günstling Graf Platon A. Subow. Damit gelangen Elemente des russischen Klassizismus in den Baukörper. Zuvor hatte Peter von Biron den größten Teil des Inventars bereits beiseitegeschafft (zu seinen Besitzungen in Böhmen und Niederschlesien). Später kam das Schloss in den Besitz der Familie Schuwalow. 1915 errichtete die deutsche Armee ein Krankenhaus im Schloss, und 1919 erfolgten Verwüstungen bei politischen Aufständen. Im Rahmen der lettischen Agrarreform wurde das nach dem Ersten Weltkrieg beschädigte Schloss 1920 enteignet und ging in den Besitz des lettischen Staates über. Wohnungen und eine Grundschule wurden in den Gebäuden eingerichtet. 1933 wurde es dem Lettischen Historischen Museum übergeben, und es wurden einige Renovierungsmaßnahmen begonnen. Den Zweiten Weltkrieg überstand Rundāle äußerlich unbeschädigt, es wurde jedoch in den Nachkriegsjahren als Kornspeicher genutzt, und damit ging ein Großteil der wertvollen Inneneinrichtung zugrunde. 1972 wurde das Schlossmuseum Rundāle gegründet und mit umfangreichen Restaurierungsarbeiten begonnen.

Aktuelle Nutzung

Das Schlossmuseum Rundāle ist eine Forschungsstelle für die ältere Kunstgeschichte Lettlands. Es beherbergt die Ausstellung „Kunstschätze im Schloss Rundāle“. Diese enthält Exponate der Kunst Europas und des Ostens aus der Zeit von vier Jahrhunderten. Ausgestellt sind Möbel, Porzellan, Silber, Gemälde und Hinterlassenschaften der kurländischen Herzöge. Die Sonderausstellung „Haus Biron im Ausland“ beschäftigt sich speziell mit der Familie des ersten Schlossherren. Nach den umfangreichen Renovierungen, bei denen auch die ursprünglichen und wertvollen Seidentapeten erneuert wurden, sind der eindrucksvolle Goldene und der Weiße Saal in ihrem ursprünglichen Prunk der Öffentlichkeit zugänglich. Im Küchentrakt befindet sich ein Schloss-Restaurant. Und im „Grünen Theater“ (Boskett nach Gartenplänen des 19. Jahrhunderts) können seit 2004 auch Opern aufgeführt werden. Leiter des Museums ist Imants Lancmanis.

Literatur

Commons: Schloss Rundāle – Sammlung von Bildern

Koordinaten: 56° 24′ 46,4″ N, 24° 1′ 31,8″ O