The Joshua Tree
U2: The Joshua Tree | |||||
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Genre: | Rock | ||||
Veröffentlichung: | 9. März 1987 | ||||
Formate: | Schallplatte, Kassette und CD | ||||
Titelanzahl: | 11 | ||||
Laufzeit: | 50'11″ | ||||
Label: | Island Records | ||||
Produzent: | Brian Eno, Daniel Lanois | ||||
Studio: | Windmill Lane Studios, Dublin, Irland (1986) | ||||
Besetzung: |
Bono (voc, harm) | ||||
Zusätzliche Besetzung: | |||||
Titel | |||||
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U2 Album Chronologie | |||||
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The Joshua Tree ist das fünfte Studioalbum der irischen Rockband U2 und wurde am 9. März 1987 von dem Label Island Records veröffentlicht. Produzenten waren Brian Eno und Daniel Lanois. Bei den Grammy Awards 1988 gewann es den Grammy für das beste Album des Jahres. Es wird von vielen als ihr endgültiger kommerzieller Durchbruch gesehen, und gilt als eines der erfolgreichsten Alben der Musikgeschichte. Der Band gelingt es, den selbstbewusst-agressiven Ton der Alben Boy und War [1] , sowie den eher stimmungsvoll und verästelten Ansatz von October und The Unforgettable Fire mit einer erhöhten Expermimentierfreudigkeit sowie bewährt eingängigen, massenkompatiblen Melodien und musikalischen Strukturen zu verbinden.[2].
Geschichte
Laut Aussage des Managers von U2, Paul McGuinness, ging die Band sehr selbstbewusst an die Arbeit des neuen Albums herran, da sie wusste, dass es von Brian Eno und Daniel Lanois, die schon das vorherige Album The Unforgettable Fire herausgebracht hatten, produziert werden würde. Um eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen, wurde das Album nicht in einem gewöhnlichem Tonstudio aufgenommen, sondern in einem abgelegenen Haus, in dem heute Bassist Adam Clayton lebt.
Bereits 1985, am Ende der Unforgettable Fire Tour, begann die Band sich Gedanken über das kommende Album zu machen. Zu dieser Zeit empfanden die Bandmitglieder die Entwicklung der Musik der 1980er Jahre als allgemein eher negativ. Deshalb wollten sie ihrem neuen Album ein anderes, neuartiges Klangbild geben.
Bassist Adam Clayton äußerte sich wie folgt dazu:
„Ich denke, wir zu dieser Zeit… wir fühlten uns dem, was musikalisch passierte, überhaupt nicht angehörig, ich meine, es war… die Zeit des Synthesizer-Pops, und ich denke… New Wave, so wie die Amerikaner es verstehen, hatte in Amerika noch gar nicht so richtig eingeschlagen, aber… na ja, vielleicht waren A Flock of Seagulls gerade am Start,… jedenfalls gab es kleine Versuche, musikalisches Neuland zu erreichen.[3]“
Das Album führt die akustischen Experimente von The Unforgettable Fire fort. So beginnt beispielsweise der erste Album-Titel, Where the Streets Have No Name, mit einer sanften Orgeleinleitung (ähnlich dem Ende des Songs MLK, der das letze Lied des Albums The Unforgettable Fire ist), über die der Gitarrist The Edge ein einfaches, echogeladenes Arpeggio spielt. Dabei lässt er jede einzelne Note zwei- bis dreimal erklingen, was ein sehr dichtes Klangbild zur Folge hat. Dies wird durch eine Aufteilung (Splitting) des Eingangssignal in mehrere Einzelsignale, welche dann mittels Verzögerungstechniken (Delay) zwischen 200 bis 600 ms gegeneinander versetzt aufgenommen werden, erreicht. Die einzelnen Echos wechseln dabei im Stereopanorama zusätzlich abwechselnd von rechts nach links. [4]

(

Bono sagte später in einem Interview Folgendes zu dem neuen Klang des Albums:
„Unsere Musik in den 80er Jahren, wenn ich jetzt darauf zurückblicke, kann ich es sehen… das ist so aus dem Gleichschritt mit allen außen herum geraten. […] Etwas was heute die Hauptware für das Radio ist, wie With or Without You… Sie müssen verstehen, das ist ein sehr komisch klingender Song, es klingt nur normal, weil sie es so oft gehört haben. Es flüstert auf eine Weise seine Art in die Welt hinaus… dieser komische Gitarrenteil der auf Edges „infinite guitar“ gespielt wurde. Es war eine ungewöhnlich klingende Aufzeichnung.[5]“
With or Without You, die erste Single des Albums und einer der bekanntesten Songs der Band, nutzt, wie oben schon erwähnt wurde, eine Technik namens „infinite guitar“, die von Michael Brook entwickelt wurde, und die Noten in ein „erschreckendes Klagen“ verzerrt, was die melancholische Stimmung des Liedes verstärkt.
Darüber hinaus werden auch die politischen Themen, die im Album War nicht angesprochen wurden, in einigen Songs aufgenommen. Bullet the Blue Sky ist ein heftiger Angriff auf die US-amerikanische Politik, Rebellen in El Salvador mit Waffen auszurüsten. Das Lied nutzt zur Unterstützung der textlichen Aussage einen aggressiven Schlagzeugrhythmus, eine donnernde Bassline, und einen klagenden Gitarrensound, der an das Geräusch fallender Bomben erinnert ( Hörbeispiel). Dies liegt wohl auch daran, dass das Lied aus zwei Aufnahmen besteht, die - auf The Edges Wunsch - ineinander übergehen, was in der damaligen Zeit (ohne Sampler) technisch nur schwer zu realisieren war. Die Intentionen der Band werden auch an der Tatsache ersichtlich, dass sie diesen Titel auf der folgenden Tour mit einer Einspielung von Jimi Hendrix’s Version von The Star-Spangled Banner begannen.
Der Song Mothers of the Disappeared ist eine Klage für die Mütter der Plaza de Mayo, den Müttern von tausenden los desaparecidos (aus dem Spanischen, wörtlich: „Die Verschwundenen“)— Leute, die sich Videla und Galtieri, die 1976 Argentinien übernahmen, widersetzten, und schließlich entführt und nie wieder gesehen wurden. In späteren Konzerten in Südamerika wurden, als Protest gegen die erneute Wahl General Pinochets in den Senat, einige der Mütter auf die Bühne geholt, die Bilder ihrer verschwundenen Angehörigen und Freunde hochielten.
Zusätzlich zu der politischen Thematik gibt es auch viele rein persönliche Songs. Zum Beispiel I Still Haven’t Found What I’m Looking For, in dem es um Bonos innere Kämpfe in Bezug zu Glaube und Versuchung geht, oder One Tree Hill, eine Elegie die für Greg Carroll, einem Freund der Band, der 1986 verstarb, geschrieben wurde.
Musikalisch begann die Band amerikanischen Folk und Blues in ihr Songwriting miteinzubeziehen. Diesen Einfluss erkennt man vor allem in der Ballade Running to Stand Still, in der es um Drogenmissbrauch geht [6], und im Blues Trip Through Your Wires. In dem folgendem Album Rattle and Hum (1988) werden diese Einflüsse noch deutlicher spürbar.
The Joshua Tree wird nicht nur von vielen als eines der besten Alben der Band, sondern oft sogar als eines der bedeutendsten Alben der Musikgeschichte, angesehen. Es wurde vom Rolling Stone Magazin als eines der „drei Meisterwerke“ der Band (neben Achtung Baby und All That You Can't Leave Behind) bezeichnet, und tauchte auch in der Rolling-Stone-Liste der „500 besten Alben aller Zeiten“ auf Platz 26 auf. 2001 wurde The Joshua Tree auf Platz 6 der CCM Magazine’s Liste der "Bedeutendsten zeitgenössischen christlichen Musikalben aller Zeiten" gewählt.
Dem Album folgte die weltweit erfolgreiche Joshua Tree Tour.
Die Videos zu With or Without You und Where the Streets Have No Name (Regie: Meiert Avis), sowie zu I Still Haven’t Found what I’m Looking For (Regie: Barry Devlin) wurden auf MTV ausgestrahlt, und erschlossen der Musik der Band neue Hörerschichten.
Themen
Wasser und Wüste

Zahlreiche Aspekte des Albums umkreisen die Themen Wasser und Wüste.
- Auf dem Cover des Albums ist beispielsweise eine Schwarz-weiß-Fotografie der Band im Death Valley National Park in der Wüste von Kalifornien [1], die vom Langzeitfotografen der Band, Anton Corbijn, gemacht wurde, zu sehen.
- Auch der Titel "The Joshua Tree" selber verweist auf die Thematik der Wüste.
- Darüber hinaus gibt es im ganzen Alben eine Vielzahl von lyrischen Bezügen zu Wasser und Wüste. Zu den Wörtern "rain", "raining", "rainin'", "rainfall", "flood", "water", "well", "sea", "ocean", und "river" sind es 46, und zu den Begriffen "desert", "dry", "plain", "heat", "dust", "sunlight", und "sun" 17. Am auffälligsten sind diese lyrischen Bezüge bei dem Song "In God's Country". Alleine schon in den ersten vier Versen gibt es eine Vielzahl an Anspielung auf das Thema Wasser und Wüste:
- Desert sky, dream beneath the desert sky
- The rivers run but soon run dry
- We need new dreams tonight
- Desert rose, dreamed I saw a desert rose
- ...
Wasser und Wüste, poetische Symbole für Leben und Tod, Verlust und Erlösung, und andere diametral entgegengesetzte, aber dennoch verknüpften Begriffe, werden also zur Darstellung verschiedenster Inhalte, die im folgenden aufgelistet sind, verwendet.
- Die Aussöhnung mit Greg Carrolls Tod;
- Die Darstellung der Dualität der amerikanischen Mentalität und seiner, aus Sicht der Band, oft daraus resultierenden skrupellosen Außenpolitik.
- Der Bezug zum amerikanischen Südwesten, der eine filmhafte Kulisse für die Musik bildet - wie Bono sagte, eine Leinwand auf die gemalt wird.
- Die Erschaffung einer Stimmung der Ländlichkeit, Reinheit, Erdverbundenheit, Frömmigkeit und die Verwurzelung und Ergänzung der Blues/Country-Stimmung.
Amerika
Zu Beginn der Arbeitsphase an dem Album, als die Band anfing ihre Songtexte zu schreiben, kam das Gespräch auf Amerika und im besonderen auf die Wüste im Südwesten Amerikas. Schließlich beschlossen die Bandmitglieder, den Schauplatz ihres Albums dorthin zu verlegen, und sprachen im Detail auch mit dem Produzenten Brian Eno über den "filmhaften Aspekt von Musik, durch den die Musik an sich eine Landschaft oder einen Ort [in den Gedanken des Hörers] hervorrufen kann...einen wirklich dort hinbringen kann." [7]
Außerdem hatte zu dieser Zeit auch die amerikanische Literatur einen großen Einfluss auf die Bandmitglieder. The Edge erklärte in einem Interview, dass sie damals Kurzgeschichten von Raymond Carver, Norman Mailers "The Executioner's Song" und andere amerikanische Werke lasen, welche die Band zu eigenen literarischen Anstrengungen animierte. [8]
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Darüber hinaus begannen die Bandmitglieder sich mit den amerikanischen Musiktraditionen, wie Blues, Gospel,Soul, Rhythm & Blues, und Countrymusik auseinanderzusetzen - Genres, mit denen sie bis zu dieser Zeit kaum Kontakt gehabt hatten. So erinnert folgende Stelle aus dem Song "Running to Stand Still" mit ihrer schlichten Begleitung und der melodieführenden Mundharmonika an, wiederum auf ältere Vorbilder zurückgehende, zur selben Zeit zum Beispiel von Bruce Springsteen aufgenommene Titel. Erst der Produzent Daniel Lanois brachte Bono den Geist der Gospelmusik näher. In einem Interview sagte er dazu:
- "Ich habe immer Gospelmusik gemocht und ich habe Bono dazu ermutigt es dahin zu bringen, wohin er es brachte. Es war sehr, eine sehr Non-U2-Sache für die damalige Zeit ...die Straße des Gospels empor zugehen, aber ich denke es öffnete ihnen ein bisschen die Tür [...]"[9]
Nach diesen anfänglichen Streifzügen in die Vielfalt amerikanischer Musik, Literatur und Geographie, erkannten die Bandmitglieder, dass sie widersprüchliche Gefühle für das Land hegten. Sie empfanden es gleichzeitig als befreiend und beklemmend. "Befreiend" als eine Idee und als Platz zum Leben. "Beklemmend" durch seine Machtfülle, seinen Einfluss, und seine kontrovers wertbare Außenpolitik. Ein Namensentwurf für das Album war "Die zwei Amerikas", beeinflusst durch die Faszination und den starken Zweifel an Amerika, und auch durch Bonos Reise nach El Salvador, wo er Augenzeuge eines amerikanischen Bombardements wurde. .[10].
Verlust
Viele der Songs drücken einen großen Schmerz aus. Bono sagte dazu folgendes:
- "Ich denke "The Joshua Tree" ist nicht irisch auf irgendeine offensichtliche Art und Weise ... aber auf eine viel geringere ... auf eine viel mysteriösere Weise, ist es sehr irisch. Der Schmerz und die Melancholie ist einmalig irisch." [11]
Eine oberflächliche Prüfung des Inhalts der Songs offenbart, dass diese hauptsächlich von der Erkenntnis des Verlustes oder des Fehlens eines Ortes, eines Menschen oder einer Sache handelt. Bonos offenkundig mehrdeutige Texte tragen hierzu das Gefühl des Fehlens eines Etwas bei.
Laut dem Co-Produzenten Daniel Lanois singt Bono bei den meisten Songs des Albums „[...] an seiner oberen Grenze. Da ist etwas sehr bezwingendes, wissen sie, an Leuten, die sich selbst pushen...Es ist fast wie, wenn man Aretha Franklin hört[...]." [12]
Bonos Gesang ist im Vergleich zu den vorherigen Alben spürbar robuster und gebremster.
Des weiteren unterstützt The Edges Gitarrenspiel das Gefühl des Fehlens eines Etwas, da er bei einigen Liedern, wie zum Beispiel "With or Without You", die Terz jedes Akkordes, die für die Bestimmung des Tongeschlechts (Dur- oder Mollklang) entscheidend ist, weglässt. Dadurch entsteht ein Gefühl der Ungewissheit, der Mehrdeutigkeit und des Fehlens.

Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Strophe des Songs "I Still Haven't Found What I'm Looking For", in dem die Gitarrenbegleitung hauptsächlich auf Quinten beruht, und die Terz meidet. Als umso "befreiender" wird danach der in klarer Tonalität (Tonika Des-Dur , Dominante As-Dur, Subdominante Ges-Dur und Tonika Des-Dur) und zusätzliche Keyboardklänge verstärkte Refrain ( Hörbeispiel) empfunden.
Auch die ausdifferenziertere Rhythmik eröffnet ungewohnte, neue musikalische Perspektiven. Dies liegt wohl auch daran, dass Larry Mullen Junior stark von Daniel Lanois gefördert und ermutigt wurde, wurde neue musikalische Wege zu gehen.
All diese Aspekte - Bonos doppeldeutige Texte und sein die Musik zusammenhaltender Gesang, Edges dünnes und ätherisches Gitarrenspiel, und Adam Claytons und Larry Mullen Juniors Rhythmusbasis, erschaffen ein Gefühl des Mysteriösen, Doppeldeutigen und Unsicheren.
Greg Carroll
Greg Carroll (ein Māori aus Neuseeland) war Bonos persönlicher Assistent und enger Freund, und kann in vielen Videos der Konzerte der Unforgettable Fire Tour in Europa, im Videoclip zu dem Song "Bad", und bei der Vorstellung der Band beim Live Aid Event 1985, gesehen werden. Die Band traf ihn zu Beginn ihrer Tour, und lud ihn ein, sich ihrer Tournee anzuschließen. Nach Beendigung der Tour zog Carroll nach Irland um, und half der Band während der Aufnahme ihres Albums. Bei einem Motorradunfall kam er während Besorgungen für die Band ums Leben. Sein Tod ist ein weiterer Faktor, der die Band bei der Realisierung des Albums beeinflusst hat. Das Album ist dem Andenken Greg Carrolls gewidmet.
Der Joshua Tree
Wie die Band im Film "Rattle and Hum" scherzhaft anmerkt, ist der Titel des Albums, "The Joshua Tree", nicht ganz ohne Bedeutung.
Der hebräische Name Joshua (יְהוֹשֻׁעַ), der als der Name von Moses Nachfolger als Führer der Israeliten im alten Testament erwähnt ist, bedeutet in griechischer Bibelübersetzung Jesus (Ιησους). Dadurch wird schon auf den christlichen Kontext des Albuminhaltes verwiesen. Diese Bilder hallen dem Thema des Albums nach, da sie das Bild eines leidenden Mannes hervorrufen, der einen großen Verlust erleiden musste, oder ein großes Opfer gebracht hat, und nun auf eine Hilfe von göttlichen, transzendenten Mächten hofft, oder sich mit dem Verlust abfindet und aussöhnt.
Den Namen erhielt der Joshua Tree von durchziehenden Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ("Mormonen"), welche die dünnen ausgestreckten Äste des Baumes mit den zum Himmel emporgestreckten Armen des alttestamentlichen Volksführers Josua verglichen.
Zusammenfassung
Jedes dieser Themen kann unabhängig voneinander oder miteinander vernetzt betrachtet werden. Auf einer unteren, handfesten Ebene handelt das Album von der Aussöhnung mit dem Tod von Bonos engem Freund Greg Carroll. Auf einer anderen, eher politisch-sozialen Ebene, lobt und kritisiert das Album seine Heimat sowohl ideel als auch in seinen realen Erscheinungsformen als ein eher "fragwürdiges Land". Eine anderes geartete Betrachtungsweise des Albums stellt es als eine Meditation über Verlust und Erlösung dar. Aber wie Brian Eno relativierend sagt: "Das Ergebnis ist einfach eine reiche und dicht verflochtene Hülle, die Album genannt wird." [13]
Das Cover
Für die Gestaltung des Covers wurde der Langzeitfotograf der Band, Anton Corbijn, engagiert. Die Band reiste mit dem holländischen Fotografen für drei Tage in die Wüste von Kalifornien, um ein passendes Motiv für das Cover zu finden. Am Abend des ersten Tages erzählte Corbijn Bono von seiner Idee, auf dem Cover im Vordergrund einen Joshua Tree abzubilden, und im Hintergrund die Band zu zeigen.
- Am nächsten Morgen "kam [Bono] mit einer Bibel herunter [...] und suchte die Stelle [über Joshua] in der Bibel und es bedeutete eine Menge für ihn. Er dachte es sollte möglicherweise der Titel eines Albums sein [...] "[14]
Danach machten sich die Band und der Fotograf auf die Suche nach einem Joshua Tree. Schließlich fanden sie einen allein stehenden Baum, was insofern erstaunlich ist, da diese Art von Bäumen eigentlich nur in Gruppen, und nicht alleine wächst. Wohl um ein gewisses Numinosum zu bewahren, verraten weder die Band noch der Fotograf bis heute, wo der besagte Baum zu finden ist. Dennoch machten sich einige Fans der Band auf die Suche, und entdeckten schließlich auch den Baum, der mittlerweile wegen seiner Größe und seinem hohen Alter gestorben und umgefallen ist.
Neben dem Cover, das den Joshua Baum zeigt, gibt es auch ein Cover, auf dem eine schwarz-weiß Fotografie der Band im Death Valley National Park in der Wüste von Kalifornien abgebildet ist.
Veröffentlichungen
Am 9. März 1987 wurde das Album The Joshua Tree veröffentlicht. In den folgenden Monaten erschienen international die Singles With or Without You, I Still Haven’t Found What I’m Looking For, und Where the Streets Have No Name. Darüber hinaus wurde In God’s Country als vierte Single in Nordamerika und One Tree Hill als vierte Single in Neuseeland veröffentlicht.
Ursprünglich wurde auch der Song Red Hill Mining Town als Single benutzt, bis die Band während Proben für die Joshua Tree Tour feststellten, dass Bono die hohen Noten des Songs nicht treffen konnte. Dies führte dazu, dass dies der einzige Song des Albums ist, der während der Tour nicht gespielt wurde.
Die originale CD-Pressung des Albums indizierte fälschlicherweise das Ende von One Tree Hill auf 4′43″ und den Anfang von Exit auf 4′53″. Dies wurde durch eine abschließende, ruhigere Strophe von One Tree Hill („Oh, great ocean…“) verursacht, welche dem verstummenden und scheinbar endenden Lied angehängt ist. In Folge wurde diese Strophe lange Lied Exit zugerechnet, obwohl dies in starkem Widerspruch mit dem Klang dieses Songs steht. Dieser Fehler wurde in neueren Editionen korrigiert.
1996 brachte das Mobile Fidelity Sound Lab eine Special Gold CD des Albums heraus. Diese Edition hat leicht abgeänderte Laufzeiten. 1999 erschien die DVD The Joshua Tree aus der Reihe Albums Classics, die sich mit der Entstehung des Albums beschäftigt, und viele Interviews enthält.
Rezensionen
Der Rolling-Stone Kritiker Steve Pond lobt The Joshua Tree als abwechlungsreichstes, differenziertes und trotzdem am leichten zugänglichstes Album der Band, und erkennt ein starke Spiritualität. Bei With or Without You wird die behutsame Steigerung bis zum Höhepunkt im Sinne von Ravels Bolero gelobt. Metaphern wie Feuer, Regen und Wüste verlören jedoch durch allzu häufige Verwendung ihre Eindringlichkeit. Der Gefahr eines Plagiats von Springsteens Born in the USA und einer Entwicklung zum martialischen Stadionrock sei die Band aus dem Weg gegangen.[2].

Jay Cocks, ein Kritiker des Time Magazines, bezeichnet The Joshua Tree als das bisher beste Album von U2, und lobt insbesondere das innovative Klangbild sowie das politische und soziale Engagement, das sich in Songs wie Bullet the Blue Sky oder Mothers of the Disappeared zeigt. Wie im Rolling-Stone wird die sich durch das ganze Album ziehende Spiritualität hervorgehoben, die sich in vielen Songzeilen wie „See the thorn twist in your side“ (With or Without You) oder „I stand with the sons of Cain“ (In God’s country) spiegele. Der britische Musiker Elvis Costello sagte folgendes dazu: „U2 is what church should be.“ Bei I Still Haven’t Found What I’m Looking For wird vor allem die eingängige Melodie gelobt. Abschließend lobt Jay Cocks etwas überschwenglich U2s Musik als eine „Rettungsleine“, deren Melodien die Bewusstseinschwelle des Publikums überschreiten und sich in den Träumen der Zuhörer einnisten.[10].
Der Boston Globe Kritiker Steve Morse hebt die neuen musikalen Richtungen und Stilmittel, wie die Einbindung von Orchestermusik/instrumenten oder auch Countryklängen, hervor. Bonos Gesang und The Edges vielseitige Gitarrensoli werden ebenfalls positiv hervorgehoben. Einziger Kritikpunkt ist die zu offensichtliche christliche Symbolik, die allerdings durch das gute Zusammenspiel zwischen Musik und Text zum Teil wieder entschuldigt wird. Das Ende des Titels One Tree Hill erinnert den Kritiker an die Soul-Musik von Otis Redding und die Inbrunst religiöser Hymnen wie Amazing Grace. [1].
Eine negative Bewertung erfährt das Album in Eric Waggoners parodistischem Buch Hall of Shame, in dem Bonos Gesang mit dem Gejaule einer Katze verglichen wird, der man gerade auf dem Schwanz getreten ist.
Coverversionen
Der große Erfolg des Albums führte dazu, dass in den darauffolgenden Jahren eine Vielzahl von Coverversionen der einzelnen Songs erschienen. So wurde Where the Streets Have No Name 1991 von den Pet Shop Boys in einer tanzbareren Version veröffentlicht. Eine Liveversion des Titels von U2 und Bruce Springsteen wurde 1987 aufgenommen.
Auch die zweiten Single I Still Haven’t Found What I’m Looking For wurde von vielen Künstlern gecovert. Im Jahr 2003 wurde sie von Cher, sowie von Bonnie Tyler erneut veröffentlicht. Darüber hinaus wurde das Lied auch von Gregorian, einer Gruppe von Sängern, die moderne Pop- und Rocksongs im mittelalterlichen Musikstil bearbeiten, vertont.
With or Without You, der am zweithäufigsten gecoverte U2 Song überhaupt, wurde von Bands wie Keane und Gregorian neu verarbeitet. Erwähnenswert ist auch die Liveversion des Songs, an dem neben U2 auch Sting und Peter Gabriel mitgewirkt haben.
Doch auch in der klassischen Musikszene fand das Album Anerkennung, was sich an den Vertonungen einiger Songs durch das London Symphony Orchestra, das Royal Philharmonic Orchestra und dasSavitri String Quartet zeigt.
Charts
Sowohl das Album, als auch die später veröffentlichten Singles, besetzten schon kurz nach ihrem Erscheinen weltweit die Spitzen verschiedener Charts. Alleine The Joshua Tree erreichte Platz #1 in vielen verschiedenen Länder, und konnte sich ungewöhnlich lange in den Charts halten. In der Schweiz belegte The Joshua Tree 33 Wochen lang ersten Platz in den Albumcharts. In Großbritannien blieb das Album für 129 Wochen in den Charts, und kehrte erstaunlicherweise noch zweimal, nach dem Ausscheiden aus den UK Top 40, zurück. Im Jahr 1992 stand das Album erneut auf Platz #19. 1993 befand es sich immerhinn noch auf Platz #27.
Dieses „Wiedereintreten“ in die Hitlisten war nicht nur in den UK Top 40 der Fall. In den irischen Charts gesehen erreichte es nach zwei Konzerten von U2 im Slane Castle noch einmal die Top 5.
Titel Veröffentlichung |
Chart-Position | ||||||||||||||||||||||||||
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D | Ö | CH | NL | FR | S | NZ | US | US BAC | US BMRT | US TCC | N | FI | B | E | KA | DK | I | IS | MEX | CZ | POR | AUS | UK | IR | GR | UN | |
Album | |||||||||||||||||||||||||||
The Joshua Tree 9. März. 1987 |
1 | - | 1 | 1 | - | 7 | - | 1 | - | - | 36 | 4 | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | 1 | 1 | - | - | - |
Singles | |||||||||||||||||||||||||||
With or Without You März 1987 |
7 | - | 11 | - | - | - | - | 1 | 23 | 1 | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | 1 | 1 | - | - |
I Still Haven’t Found What I’m Looking For Mai 1987 |
13 | - | 18 | - | - | - | - | 1 | 16 | 2 | - | - | - | - | - | 11 | - | - | - | - | - | - | - | 6 | 1 | - | - |
Where The Streets Have No Name August 1987 |
44 | - | - | - | - | - | 1 | 13 | - | 11 | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | 4 | 1 | - | - |
In God’s Country November 1987 |
- | - | - | - | - | - | - | 44 | - | 6 | - | - | - | - | - | 28 | - | - | - | - | - | - | - | 48 | - | - | - |
One Tree Hill 1988 (Nur in Neuseeland) |
- | - | - | - | - | - | 1 | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - | - |
Auszeichnungen
Gold- und Platinschallplatten
The Joshua Tree verkaufte sich so gut, dass es schon nach wenigen Monaten eine Vielzahl von Gold- und Platinschallplatten erhielt. Insgesamt wurden über 20 Millionen Exemplare des Album weltweit verkauft, alleine 10 Millionen Stück davon in den Vereinigten Staaten. Des weiteren ging es als das am schnellsten verkaufte Album in der Geschichte Großbritanniens ein, und erhielt bereits 28 Stunden nach der Veröffentlichung die erste Platinschallplatte. Dies alles trug dazu bei, dass The Joshua Tree das am meisten verkaufte Album von U2 ist.
Land | Gold | 3× Gold | Platin | 2× Platin | 3× Platin | 4× Platin | 5× Platin | 6× Platin | 10× Platin |
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Deutschland vergeben von IFPI |
1987 | 1994 | 1987 | 1994 | - | - | - | - | - |
Vereinigtes Königreich vergeben von BPI |
1. März 1987 | - | 12. März 1987 | 13. April 1987 | 7. Juli 1987 | 12. November 1987 | 12. Juli 1988 | 1. März 1992 | - |
Vereinigte Staaten vergeben von RIAA |
13. Mai 1987 | - | 13. Mai 1987 | 13. Mai 1987 | 30. September 1987 | 22. Dezember 1987 | - | 12. Juni 1995 | 11. September 1995 |
Österreich vergeben von IFPI Austria |
- | 11. Dezember 1990 | - | - | - | - | - | - | - |
Preise
- MTV Awards 1987
- With or Without You (Single): Viewer's Choice Award
- Rolling Stone Magazine 1987
- The Joshua Tree (Album): Best Album, Best Album Cover, Best Producer (Daniel Lanois / Brian Eno), Best Songwriter (Bono)
- With or Without You (Single): Best Single, 2nd Best Video
- Where The Streets Have No Name (Single): 2nd Best Single, Best Video
- I Still Haven’t Found What I’m Looking For (Single): 3rd Best Single
- Grammy Awards 1988
- The Joshua Tree (Album): Best Album
- I Still Haven’t Found What I’m Looking For (Single): Best Rock Performance by a Duo or Group
- Where The Streets Have No Name (Single): Best Video Performance
Nominierungen
- MTV Awards 1987
- With or Without You (Single): Best Video, Best Group Video, Best Overall Performance, Best Director, Best Editing, Best Cinematographie
- MTV Awards 1988
- Where the Streets Have No Name (Single): Best Video, Best Stage Performance
- I Still Haven’t Found What I’m Looking For (Single): Best Group Video, Concept
Fußnoten
- ↑ a b vgl. Steve Morse: U2’s 'The Joshua Tree': A spiritual progress report; Boston Globe; 8. März 1987
- ↑ a b vgl. Steve Pond: The Joshua Tree Review; Rolling Stone Magazine; 9. April 1987
- ↑ Adam Clayton auf der DVD - The Joshua Tree, 1999, TDK Mediaactive in der Serie Classic Albums
- (orig. engl. "I think for us at that time… we felt very disconnected with what was happening musically I mean it was… the time of synthesizer pop and I think… new wave as the Americans refer to it hadn’t really hit in America but… I think maybe A Flock of Seagulls were around… so there’d been a little bit of experimentation sonically.")
- ↑ Tim Darling zu Edge’s Delaytechnik
- ↑ Bono auf der DVD - The Joshua Tree, 1999, TDK Mediaactive in der Serie Classic Albums
- (orig. engl. "Our music, looking back on it now, in the eighties it I can see… that would be so out of step with everything around.[…] Something which is a staple on the radio now like With Or Without You… you’ve got to understand it’s a very odd sounding song, it just sounds normal because you’ve heard it so many times. It kind of whispers its way into the world and… this odd guitar part that played on Edge’s infinite guitar. It was and unusual sounding record." )
- ↑ vgl. Niall Stokes: "The World About Us", Hot Press, March 26, 1987
- ↑ The Edge auf der DVD - The Joshua Tree, 1999, TDK Mediaactive in der Serie Classic Albums
- (orig. engl. "[…] about the cinematic aspect of music where...where music can actually evoke a landscape and a place and... can really bring you there." )
- ↑ vgl. DVD - The Joshua Tree, 1999, TDK Mediaactive in der Serie Classic Albums
- ↑ Daniel Lanois auf der DVD - The Joshua Tree, 1999, TDK Mediaactive in der Serie Classic Albums
- (orig. engl. "I've always liked gospel music and...I encouraged Bono to take it to that place which he did. It was very, a very non - U2 thing to do at that time...to go up the street of gospel, but I think it opened a bit of a door for them [...]")
- ↑ a b vgl. Jay Cocks: Band on the Run; Time Magazine; 27. April 1987
- ↑ Bono auf der DVD - The Joshua Tree, 1999, TDK Mediaactive in der Serie Classic Albums
- (orig. engl. "I think The Joshua Tree is not Irish in any of the obvious senses...but in a much less...in a much more mysterious way, its very Irish. The ache and the melancholy is uniquely Irish." )
- ↑ Daniel Lanois auf der DVD - The Joshua Tree, 1999, TDK Mediaactive in der Serie Classic Albums
- (orig. engl. "he's singing at the top of his range and...there's something very compelling, y'know, about somebody pushing themselves...it's like hearing like Aretha Franklin almost. […]" )
- ↑ vgl. Brian Eno auf der DVD - The Joshua Tree, 1999, TDK Mediaactive in der Serie Classic Albums
- ↑ Anton Corbijn auf der DVD - The Joshua Tree, 1999, TDK Mediaactive in der Serie Classic Albums
- (orig. engl. "[...] he came down with the Bible [...] and...Iooked it up in the Bible and he meant a lot to him and...he thought it should be probably a title for an album [...]" )
Teile des Artikels basieren auf dem Artikel The Joshua Tree der englischsprachigen Wikipedia in der Version vom 2. September 2006.
Literatur
- Niall Stokes: U2 - Into The Heart. Die Story zu jedem Song, Rockbuch Verlag Buhmann & Haeseler, 2003, ISBN 3927638129
- Steve Stockman: Walk on. Die geistliche Reise von U2, ASAPH, 2002,ISBN 3935703074
- Colm O'Hare :"U2" and the Making of "The Joshua Tree", Unanimous Ltd, 2006, ISBN 1903318815
- Mark Wrathall: U2 and Philosophy, Open Court Publishing Company, 2007, ISBN 0812695992
Externe Links
- Discographie Eintrag auf U2 Wanderer - Details zu verschiedenen Editionen, Covern, Lyrics und mehr.
- In God's Country: Die Musik, die The Joshua Tree inspiriert hat - Eine spezielle Zusammenstellung von Künstlern, die von der Band als Einflüsse für den Klang des Albums genannt wurden.
- U2 Tour Überblick auf U2-Vertigo-Tour.com -Beinhaltet Setlisten für jede Station der Joshua Tree Tour.
- Zitate und Informationen - Detailierter Hintergrund für jeden Song